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Lebensformen und Familie im Wandel

Der soziale Wandel in Deutschland hat die privaten Lebensformen und die Familie als die am weitesten verbreitete Grundform menschlichen Zusammenlebens stark verändert.

In der vorindustriellen Zeit dominierte das Ideal der Großfamilie, die ne­ben Familienmit-gliedern mehrerer Generationen und Verwandten auch familienfremde Personen umfasste (Haus-haltsfamilie mit Produktions­funktion, z. B. Familienbetriebe in Handwerk und Landwirtschaft).

Das Ideal der bürgerlichen Kleinfamilie ist in Europa in der zweiten Hälfte des 18. Jh. Ent­standen. Im 19. Jh. breitete sich dieses Leitbild zu­nehmend in allen Schichten aus.

In der Bundesrepublik der 1950er- und 1960er-Jahre dominierte als Ideal und Lebensform die bürgerliche Kernfamilie mit nicht erwerbstätiger Mutter und zwei Kindern („Normalfamilie"). Geringe Scheidungsraten, hohe Heiratsneigung, frühes Heiratsalter und höhere Geburtenraten wa­ren weitere Merkmale.

Es zeichnet sich ein Strukturwandel der bürgerlichen Familie ab.

Strukturwandel der bürgerlichen Familie

Rückgang der Kin­derzahl

  • Abnahme der Mehrkinder-Familien (vorherr­schendes Modell: Zwei-Kinder-Familien)

  • wachsende Kinderlosigkeit von Frauen, „späte Mutter-schaft"

Geltungs- und Bin­dungsverlust der Ehe

  • starker Rückgang der Eheschließungen bei kontinuier­lichem Anstieg der Scheidungs­quote

  • starker Anstieg (und zunehmende gesell­schaftliche Ak-zeptanz) der nichtehelichen Le­bensgemeinschaften, der Singles und Allein­erziehenden

Pluralisierung der Le-bensformen und ver-änderte Familien- und Haushalts­struk­tu­ren

  • Abnahme von „Normalfamilien"-Haushalten ;

  • Zunahme von neuen Lebensformen: Wohn­gemein­schaften, nichteheliche Lebensge­meinschaften, Paare ohne Kinder, alleinerziehende Mütter, Singles, „Patch-work"-Familien

  • Abnahme der Haushaltsgröße (insbesondere Rückgang der Mehr-Generationen-Haushalte) bei wachsender Haus-haltszahl; starker Anstieg der Einpersonen-Haushalte bzw. von Alleinlebenden, wachsender Anteil von Haus­halten ohne Kinder

Der Wandel der Lebens- und Familienformen steht in engem Zusammen­hang mit

  • dem demografischen Wandel (Geburtenrückgang, steigende Lebens­erwartung),

  • einem Wandel des Geschlechterverhältnisses (veränderte Rollenbilder von Mann und Frau, weibliche Berufstätigkeit, Doppelverdiener-Fami­lien, gleichberechtige Partnerschaft, parti-zipativeres Eltern-Kind-Ver­hältnis, veränderte Erziehungsziele),

  • einem Wandel der Werte in Bezug auf Familie, Ehe, Kinder, Partner­schaft und einer Aus-weitung der „Normalitätsvorstellungen",

  • Tendenzen der Individualisierung und Pluralisierung in entwickelten Gesellschaften (Indi-vidualisierung des Lebenslaufs, Differenzierung der privaten Lebensformen),

  • politischen Reformen im Ehe-, Familien- und Scheidungsrecht.

In Deutschland dominiert nach wie vor das „Normalitätsmuster" der bür­gerlichen Kleinfa-milie, eine Pluralisierung hat vor allem im Nicht-Famili­ensektor – bei den Lebensformen ohne Kin-der – stattgefunden.

  • Abweichungen vom traditionellen Familienmodell und individuali­sierte Lebensformen finden sich überdurchschnittlich stark in Groß­städten und in höheren Bildungsschichten. Dagegen dominieren in sozialen Unterschichten die herkömmlichen privaten Lebensformen. Von Armut bedroht sind vor allem junge Familien, alleinerziehende Mütter, kinderreiche Familien (ver-stärkt in ausländischen Familien).

Die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung gibt an, dass eine Familie zum Lebensglück notwendig ist. Zugleich nimmt die Zahl Al­leinlebender (Singles) zu, wobei viele Singles eine feste Partnerschaft ohne gemeinsamen Haushalt haben bzw. eine Partnerschaft nicht grund­sätzlich ablehnen. Gleichgeschlechtliche Lebensformen haben zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz und eine Grundlage rechtlicher Gleichstellung (Partnerschaftsgesetz vom 1.8.2001) gefunden.

Die tendenziell nachlassende Bindungskraft des traditionellen Familien­modells und die Verstärkung individualisierter Lebensformen eröffnen zwar neue Handlungsmöglichkeiten, führen aber auch dazu, dass durch Verhandlungs- und Abstimmungsprozesse neue Arrangements und Re­gelungen im Zusammenleben von Partnern und Familienmitgliedern, aber auch zwischen Familie und Beruf gefunden werden müssen.

Texterläuterungen

  1. Lebensformen sind relativ stabile Muster privater Beziehungen, die als Formen des Alleinlebens oder Zusammenlebens (mit oder ohne Kinder) beschrieben werden.

Die zentralen Kriterien zur Beschreibung von Lebensformen sind die Haushaltsgröße und Gene-rationenzusammensetzung, die sozialrechtliche Stellung der Personen, der Familienstand (ver-heiratet, verwitwet, geschieden) und die Kinderzahl.

b) In der DDR wurde das „sozialistische Familienideal“ verfolgt, das der bürgerlichen Kleinfamilie

ähnelte, aber die erwerbstätige Mutter einschloss.

  1. Die Darstellung in der Tabelle beruht auf dem Datenreport 2002, die Grafik auf Angaben des Statistischen Bundesamtes.

  1. Die Geburtenrate liegt bei durchschnittlich 1,4 Kindern in den alten Bundesländern und 1,1 Kin­dern in den neuen Ländern pro Frau (2002).

  2. Im Zentrum der Veränderungen in Ehe und Familie steht die veränderte Rolle der Frau (v.a. weibliche Erwerbstätigkeit), die mit einer größeren Wahlfreiheit der Lebensgestaltung verbun-den ist (ökonomische Unabhängigkeit, Option der Scheidung, Leben mit Kindern oder ohne Kinder).

  3. Die Zunahme der Alleinlebenden ist zurückzuführen auf den Anstieg des Durchschnittsalters bei Heirat und Geburt, auf gewachsene Scheidungsraten, gestiegene Lebenserwartung und größere Autonomie der jungen Generation.

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