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Migration weltweit

Menschen in Bewegung

Weltweit sind Tausende von Menschen in Bewegung. Viele von ihnen sind Kinder und jun­ge Menschen unter 25 Jahren. Sie verlegen vorübergehend oder dauerhaft ihren Wohnsitz. Diese Wanderungen wer­den als Migrationen bezeichnet. Wandern Menschen aus einem Land aus, werden sie als Emigranten bezeichnet, wandern sie ein, handelt es sich um Immigranten. Die meisten Menschen hängen an ihrer Heimat und verlassen sie nur aus schwer wiegenden Gründen. Das kön-nen wirt­schaftliche Probleme sein, Arbeitssuche, Krieg, Vertreibung oder Verfolgung.

Auswanderung früher

Ein Blick in die Geschichte zeigt: Wande­rungen hat es schon immer gegeben. So kam es im Laufe der Zeit in Deutschland immer wieder zu Aus- und Einwande­rungen. Bereits im 12. Jahrhun­dert wan­derten viele Menschen aus dem heutigen Deutschland aus. Sie waren auf der Suche nach fruchtbaren Gegenden, in denen sie sich niederlassen konnten. Im 16. und 17. Jahrhundert verließen viele Menschen aus religiösen Gründen das heutige Deutschland. Damals konnten die Könige und Fürsten allein bestimmen, welche Religion in ihrem Staat zugelassen war. Menschen anderer Glau-bensrich­tungen blieb häufig nur die Flucht. Wesentlich mehr Personen verließen aber dann im 19. und 20. Jahrhundert ihre alte Heimat, hauptsächlich mit dem Ziel Nord­amerika. In dieser Zeit wuchs die Bevölke­rungszahl stark an. Gleichzeitig kam es in Deutschland und anderen Teilen Euro-pas durch Missernten immer wieder zu Hun­gersnöten. So waren viele Menschen ge­zwungen, ihre Heimat zu verlassen und sich in der Fremde Arbeit zu suchen und sich niederzulassen.

Aufgaben

  1. Legen Sie ein kleines Lexikon an, in dem Sie die Begriffe Migration, Emi­grant und Immigrant erklären.

  2. Werten Sie M 1 aus: Wo konzentrieren sich die Regionen, aus denen die Menschen abwandern? Wohin wandern Armutsflüchtlinge aus Afrika aus? Begründen Sie, welche Regionen von der Einwanderung profitieren könnten.

  3. Erarbeiten Sie anhand der Materialien M 3 bis M 5 sowie des Textes einen kurzen Vortrag zum Thema „Abwanderung aus Deutschland früher - Zuwanderung heute".

Arbeitskräfte gesucht: Gastarbeiter

Die Welt kennt die Deutschen als eine fleißige Nation. Wenn sie ar­beiten, schweifen sie nicht ab und halten sich genau an das Wort ihres Vorgesetzten. Da die deutschen Ar­beitgeber gehört haben und wissen, dass auch die Türken fleißig und dis­ziplinliebend sind, verlangen sie von uns Ar­beiter.

Ihr dürft nicht zulassen, dass dieses gute Bild des Türken befleckt wird. Arbeitet wie Bienen, seid wachsam und lernt schnell, was ihr noch nicht wisst. Haltet euch an die Betriebsord­nung. Be­ginnt die Arbeit pünktlich und beendet sie pünktlich. Lasst euch nicht krankschreiben, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Werdet eurem Vorarbeiter oder dem Arbeit­geber gegenüber nicht grob und laut. Nehmt die Vermittlung durch die Be­triebsräte, die es in deutschen Firmen gibt, in Anspruch und werdet Mit­glied in den Gewerkschaften.

M 1 Aus einer Informationsbroschüre des türkischen Arbeitsamtes (1963)

Arbeitskräfte gesucht

In den 1950er-Jahren kam es in Deutsch­land zu einem starken Wirtschaftswachs­tum. Es wurden so viele Arbeitskräfte ge­braucht, dass man in Deutschland nicht mehr genug fand. Deshalb beschloss die Bundesregierung, in anderen Staaten um Arbeitskräfte für die deutsche Industrie zu werben.

1961 waren bereits 1,2 Prozent der Ar­beitskräfte in der deutschen Wirtschaft aus dem Aus-land zugewandert, bis 1973 stieg die Zahl auf 6,4 Prozent. Sie wurden als Gastarbeiter bezeichnet, denn die deutschen Politiker waren davon ausge­gangen, dass die Zuwanderer nur eine begrenzte Zeit bleiben und dann wieder in ihre Heimatländer zurückkehren wollten. Die meisten Gastarbeiter kamen in die Großstädte und in die Verdichtungsräu­me, wo sich die Industrie konzentrierte. Zudem warben die einzelnen Bundes­länder in unterschiedlichen Staaten um Arbeitskräfte. Baden-Württem­berg warb z. B. verstärkt um italienische Gastarbeiter, während ins Ruhrgebiet und nach Berlin tür­kische Arbeitnehmer angeworben wurden.

Ausländische Mitbürger kamen

In den 1970er-Jahren verringerte sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland. Es wurden nun keine zusätzlichen Arbeits­kräfte aus dem Ausland mehr benötigt, sodass ein Anwerbestopp erfolgte. Es durf­ten keine Gastarbeiter mehr angeworben werden.

Da sich viele der zugewanderten Arbeit­nehmer inzwischen in Deutschland eine neue Exis-tenz aufgebaut hatten, wollten sie nicht mehr in ihre Heimatländer zu­rückkehren. Stattdessen zogen in den 1980er-Jahren im Zuge der Familienzu­sammenführung weitere Menschen aus dem Aus­land nach Deutschland zu. Inzwi­schen leben die Familien der ehemaligen Gastarbeiter schon in der dritten Genera­tion in Deutschland: die Gastarbeiter (Großeltern), deren Kinder und Enkel­kinder.

Das Herkunftsland mit seiner Religion, seinen Traditionen und Wertvorstellungen hat gro­ßen Einfluss darauf, wie leicht oder schwer es den ausländischen Mitbürgern gelingt, sich möglichst konfliktfrei in ihrem Zielland einzuleben.

M 2 Interview mit dem türkischen Gastarbeiter M. Denisz aus Anlass des 40. Jahres­­- tages des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens:

Wann kamen Sie nach Deutschland?

1964 mit 16 Jahren.

Wohin in Deutschland führte sie ihre Im­migration?

Ich kam nach Münster.

Aus welchen Gründen verließen Sie dieTürkei?

Aus finanziellen Gründen. Ich ging nach Deutschland, um meine Familie zu unter­stützen.

Planten Sie, nur für einen begrenzten Zeit­raum in Deutschland zu bleiben?

Ursprünglich plante ich, nur für eine be­grenzte Zeit in Deutschland zu bleiben. Daraus ist leider ein langer Zeitraum ge­worden.

Hatten Sie schon Vorkenntnisse der deut­schen Sprache?

Ich konnte gar kein Deutsch, als ich nach Deutschland kam. Doch es war nicht schwierig für mich, die deutsche Sprache zu lernen.

Welcher Tätigkeit gingen Sie nach Ihrer Ankunft in Deutschland nach und welchen Beruf haben Sie heute?

Direkt nach meiner Ankunft in Deutsch­land arbeitete ich auf dem Bau, heute habe ich eine Ausbil­dung als Kranführer.

Wie empfanden Sie Ihre Aufnahme durch die deutsche Bevölkerung?

Damals bin ich ausgesprochen freundlich im Berufs- und Sozialleben aufgenommen worden. Aus­länderfeindlichkeit spüre ich erst jetzt.

Haben Sie noch Sehnsucht nach Ihrem Heimatland? Werden Sie in Deutschland bleiben?

Ich sehne mich sehr nach meiner Heimat, aber ich bin auch gerne in Deutschland. Ich würde gerne zurück, habe aber Angst, keinen Anschluss mehr zu finden.

(Jojo - Online-Journal des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften – Fachjournalistik, Universität Gießen)

Texterläuterungen

  1. Anwerbeabkommen: Deutschland hat mit vielen Ländern Anwerbeabkommen geschlossen, weil die deutsche Wirtschaft dringend Arbeitskräfte brauchte:

1955 mit Italien

1960 mit Spanien

1960 mit Griechenland

1961 mit der Türkei

1963 mit Marokko

1964 mit Portugal

1965 mit Tunesien

1968 mi Jugoslawien

  1. Gastarbeiter: Menschen, die von der deutschen Regierung geholt wurden, damit sie in Deutsch­land arbeiten. Mit den Regierungen der Herkunftsländer gab es Verträge (Anwerbeab-kommen)

Aufgaben

  1. Berichten Sie mithilfe der oben stehenden Texte über Gastarbeiter in Deutschland.

  2. Welche Informationen der türkischen Regierung sind wichtig und hilfreich, welche nicht (M 1)?

  3. Werten Sie M 5 aus: Aus welchen Ländern kommen die meisten in Deutschland lebenden Aus­länder? Welche Ausländergruppen leben bereits am längsten in Deutschland?

  4. Fassen Sie zusammen: Warum kam Herr Denisz nach Deutschland, wie erging es ihm hier, möchte er wieder zurück (M 2)?

  5. Diskutieren Sie, ob Sie ein Land, in dem Sie bis zu 20 Jahre gelebt habt, verlassen würden.

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