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Krieg, Konflikt, Konfliktlösung

Von Krieg als Mittel für politische Ziele, von Kriegspoltik wie auch von Friedenspolitik wird seit der Entstehung von Staaten gesprochen.

Kriege werden zwischen Staaten bzw. Staatenbündnissen (Staatenkrieg) oder innerhalb von Staaten zwischen verfeindeten sozialen, politischen, religiösen oder ethnischen Gruppen (Bürger-krieg) geführt.

Je nach Rechtsstatus, sozialer Basis, auslösendem Konfliktgegenstand, Mitteln oder Ausmaß werden verschiedene Kriegstypen unterschieden:

nach dem Rechtsstatus der Kriegsparteien

zwischenstaatlicher, nationaler, antikolonialer, Befreiungs-, binnenstaatlicher, Antiregime-, Sezessionskrieg

nach der vorherrschenden sozialen Basis

Bauernkrieg, Bürgerkrieg, Volkskrieg

nach dem kriegsauslösenden Konfliktgegenstand

Herrschafts,- Ressourcen, Gesinnungskrieg

nach dem Kriegsausmaß

totaler Krieg, begrenzter Krieg (begrenzt nach Region, Mit­tel, Ziel, Betroffenheit der Bevölkerung)

nach den Mitteln

psychologischer bzw. kalter Krieg, konventioneller Krieg, nuklear-taktischer Krieg, nuklear-strategischer Krieg

Texterläuterung: Staaten stellen Heere und Kriegsflotten auf mit Soldaten – früher auch mit

Söldnern – unter dem Befehl von Anführern, Offizieren, Feldherren. Disziplin, Bewaffnung und das Vorhandensein von Taktik und Strategie gehören zum Krieg­führen.

Definitionen von Krieg

Krieg als gesellschaftliche Erscheinung wird unter verschiedenen Gesichtspunkten – quali-

tativen und quantitativen – bestimmt.

Krieg ist ein organisierter, mit Waffengewalt ausgetragener Machtkonflikt zwischen Völ-kerrechtsubjekten (Staaten, Bündnissen) oder zwischen Bevölkerungsgruppen innerhalb eines Staa-tes zur gewaltsamen Durchsetzung politischer, wirtschaftlicher, ideologischer oder militärischer Interessen (qualitative Definition).

Unter quantitativer Sicht ist Krieg ein gewaltsamer Massenkonflikt mit den Merkmalen:

  • zwei oder mehr bewaffnete Streitkräfte sind beteiligt, mindestens auf einer Seite stehen reguläre Streitkräfte einer Regierung;

  • auf beiden Seiten ist ein Mindestmaß an zentral gelenkter Organisation der Kriegführenden

und des Kampfes gegeben;

- bewaffnete Operationen finden mit gewisser Kontinuität und nach einer planmäßigen Strategie auf beiden Seiten statt.

Ein bewaffneter Konflikt unterscheidet sich von einem Krieg dadurch, dass er diese Krite­rien nicht in vollem Umfang erfüllt.

Die klassische politische Kriegsdefinition, die zumeist herangezogen wird, stammt von Carl von Clausewitz.

  • „Der Krieg ist ... ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen ... Der Krieg geht immer von einem politischen Zustande aus und wird nur durch ein politisches Motiv hervorgerufen. Er ist also ein politischer Akt ...

Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“

Texterläuterungen

  1. Die quantitative Definition des Krieges geht auf die Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegs­ursachenforschung (AKUF) zurück.

  2. Carl von Clausewitz (1780-1831) war preußischer General, Militärreformer und Begründer der modernen Kriegstheorie; in seinem Hauptwerk „Vom Kriege“ entwickelte er die Definition des Krieges. In der Gegenwart wird vielfach die Ansicht vertreten, dass Krieg nicht mehr die Fortsetzung, sondern das Ende der Politik ist.

Kriegsursachen

Allgemeine Kriegsursachen sind Interessengegensätze, unvereinbare Ansprüche und Machtkonkurrenz zwischen Staaten oder gesellschaftlichen Gruppen.

Dabei geht es um Machtvergrößerung durch Gewinn von ökonomischen Ressourcen, Terri-torien und Bevölkerungen (z.B. Anschluss von Minderheiten jenseits der Grenzen) und/oder um den Anspruch, Vormacht (Hegemonialmacht) in einer Region zu sein. Auch die Ablenkung von inneren Spannungen durch außenpolitische Abenteuer kann eine Kriegsursache sein.

Spezifische Kriegsursache ist die politische Entscheidung, solche Konflikte nicht friedlich zu lösen, sondern durch bewaffnete Gewalt zu entscheiden. Die eigenen Machtansprüche sollen so auf Kosten anderer Staaten oder Gruppen durchgesetzt werden.

Die Voraussetzungen für die Kriegführung im Sinne der Kriegsvorbereitungen werden

durch materielle, soziale und geistige Aufrüstung geschaffen.

materielle Aufrüstung

quantitativ:

  • Erhöhung der Truppenstärke

  • Vergrößerung der Zahl der Waffensysteme (Panzer, Raketen, Flugzeuge)

qualitativ:

  • Technische Verbesserung der Systeme (z.B. Automatisierung, Elektronosierung)

  • Neuentwicklungen (z.B. Laserwaffen, Kleinstatombomben)

soziale Aufrüstung

  • Militarisierung und Mobilisierung der Gesellschaft (z.B. im Bildungswesen und in der Jugenderziehung

  • Glorifizierung von Militär

  • Aufstellen paramilitärischer Verbände

geistige Aufrüstung

  • Erzeugen von Feindbildern (z.B. „Frankreich ist Deutschlands Erbfeind“ vor 1914; „Achse des Bösen“, US-Präsident Bush 2002 über Irak, Iran, Nordkorea)

  • Die Kriegsursachenforschung stellt Faktoren der Kriegsentstehung (Rüstungswettläufe, unvereinbare Ziele von Staaten, psychologische und ideologische Massenmobilisierung) und ihre Verflechtungen fest und misst anhand möglichst vieler Kriege deren Dauer, die Art und Zahl der Beteiligten, die Höhe der militärischen und zivilen Opfer, die Kriegskosten sowie den Umfang der Zerstörungen. Auf dieser Basis sind Kriegsstatistiken und auch Kriegswarnungen möglich. Doch sie ersetzen nicht qualitative politische und historische Einzelanalysen von Krie­gen.

Moderner Krieg

Die Art, wie die Menschen Krieg führen, entwickelte sich historisch und lässt sich bestimm­ten Epochen und Kulturen zuordnen. Heeresorganisation, Waffentechnick, Strategie und Kriegs­ziele z.B. der griechischen Stadtstaaten (Poleis), des Römischen Imperiums, der Germanen in der Völkerwanderung und der mittelalterlichen Feudalmächte waren durchaus verschieden, aber immer wurde Mann gegen Mann gekämpft.

Etwa im 17. Jahrhundert begann mit der Einführung der Feuerwaffen (Muskete, Artillerie, Sprengmittel), der Aufstellung stehender Heere und der Kriegsflotte der europäischen Nationen die Entwicklung der modernen Kriegsweise.

Kennzeichen des modernen Krieges sind Verstaatlichung, Massenhaftigkeit, Technisierung, Entgrenzung.

Verstaatlichung

Massenhaftigkeit

Technisierung

Entgrenzug

  • Staat als Kriegs­herr und als Kriegsorganisator

  • Waffen sind Staatseigentum

  • politische Kriegsbegrün-dungen

  • allgemeine Wehrpflicht

  • ökonomische und ideologi-sche Mobilisie-rung der ganzen Gesellschaft

  • Kampfentschei­dungen fallen durch technisch potenzierte und mas­sierte Waffen­wirkung

  • Schnelligkeit und Automatisierung aller Systeme

  • Krieg zu Lande, zu Wasser, unter Wasser, in der Luft und mittels Satelliten/Raketen im erdnahen Kos­mos

  • Vernichtungskraft potenzierts sich in immer kürzeren Zeiträumen

  • höhere zivile als militärische Opfer

Die Entwicklung des modernen verstaatlichten, politisch motivierten Krieges vollzog sich in Etappen. Sie begann mit den Kabinettskriegen des Absolutismus, umfasst die Massenkriege der Nationalstaaten im 19. und 20. Jahrhundert, die beiden Weltkriege 1914-1918 und 1939-1945 und reicht bis zur atomaren Abschreckung und zum Ost-West-Konflikt 1946-1989.

  • Die Massenkriege der Nationalstaaten waren charakterisiert durch Massenaufgebote – die allgemeine Wehrpflicht wurde festgesetzt. Die Technisierung der Kriegführung begann (1866 Erfindung des Dynamits), es wurden strategische Vernichtungsschlachten geführt.

An den beiden Weltkriegen, die um die Hegemonie im internationalen System geführt wurden, nahmen immer mehr Staaten teil; die Zahl der Opfer – vor allem Zivilisten – wuchs um ein Vielfaches, und die Zerstörungen waren langfristig. Der Gegner sollte vernichtet, nicht nur ge­schlagen werden. Die Kriegführung wurde industrialisiert. Masseneinsatz von Maschinenge-wehren und schwerer Artillerie prägten den Ersten Weltkrieg, fortschreitende Entgrenzug den Zweiten Weltkrieg: Flächenbombardements, Massenerschießungen, Vertreibungen, Taktik der „verbrannten Erde“ waren Kennzeichen.

Das atomwaffengestützte Abschreckungssystem zwischen den beiden Militärblöcken NATO und Warschauer Pakt unter der Führung der beiden Weltmächte USA und Sowjetunion beruhte auf dem „Gleichgewicht des Schreckens“. Das Risiko eines Krieges war wegen der „totalen Waffen“ (Atom- und Wasserstoffbomben, ballistische Raketen) und der gesicherten gegen­seitigen Zerstörung unkalkulierbar geworden. Die Kriegführung verschob sich auf kostspielige und existenzbedrohende Rüstungswettläufe, aus strategisch fundierte Drohungen und Gegen­drohungen sowie auf „Stellvertreterkriege“ (z.B. die Kriege in Korea, Vietnam oder Afghanis­tan).

Nach 1990 wurde eine Vielzahl „neuer“ Kriege gezählt, die regional entstanden und in denen es um ethnische und soziale Probleme bis hin zur Zerstörung von Staaten und Gesellschaften geht.

Texterläuterungen

  1. Massenkriege der Nationalstaaten im 19. und 20 Jahrhundert waren u.a. die napoleonischen Kriege, der Deutsch-Französische Krieg 1870/71, die Balkankriege 1910/1912.

  2. Als Reaktion auf das Abschreckungssystem entstand die Friedens- und Konfliktforschung als neue politikwissenschaftliche Disziplin mit kritischem Charakter gegenüber den Strategiekon­zepten eines gewinnbaren Atomkrieges.

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