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Weltpolitische Konflikte

Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hatte sich eine völlig neue internationale Situation herausgebildet: Der Kalte Krieg war beendet, der Ost-West-Konflikt aufgehoben, die Bipolarität der Welt aufgelöst. Eine neue Weltordnung des Friedens und der Gerechtigkeit schien möglich.

Die Welt ist jedoch nicht stabiler geworden. Vielmehr sind neue Instabilitäten entstanden durch weitere Krisenherde, durch die Zunahme von gewaltsamen Auseinandersetzungen, durch Kriege neuer Art und terroristische Anschläge in neuer Dimension.

  • Bereits 1990/91 brach im Nahen Osten der zweite Golfkrieg aus, ihm folgten weitere in fast al­len Teilen der Welt. 1992 gab es 55 Kriege und Bürgerkriege, 2001 schätzungsweise 155 poli­tische Konflikte, von denen 38 gewaltsam ausgetragen wurden. 2002 wurden 42 Gewaltkonflik­te gezählt, die meisten davon in Afrika. Zu den 2003 geführten Kriegen gehörte der Krieg gegen Irak – sein Ende hat das Konfliktpotenzial nicht veringert.

Die Folgen dieser verstärkt auf Waffen und Gewalt setzenden Konfliktaustragungen sind gravierend:

  1. Acht Mio. Menschen starben in den letzten zwei Jahrzehnten durch bewaffnete Konflikte, in der Mehrzahl Zivilpersonen. Allein der so genannte Grenzkrieg zwischen Eritrea und Äthiopien 1989 und 2000 forderte bis zu 100 000 Todesopfer.

  2. An der Jahrtausendwende befanden sich mehr als 20 Mio. Menschen auf der Flucht. Mindestens ebenso viele wurden nach Schätzungen des UNHCR innerhalb ihrer Heimatländer aufgrund in­nerstaatlicher Konflikte bzw. massiver Menschenrechtsverletzungen vertrieben.

Texterläuterung. Der Anteil getöteter Zivilpersonen im Verhältnis zu gefallenen Soldaten ist

zunehmend gewachsen. Außerdem kann beim Einsatz vieler Waffen, z.B. Landmi­nen, oft nicht mehr zwischen militärischen und zivilen Opfern unterschieden werden.

Ursachen und Hintergründe von Konflikten und Kriegen

Die Ursachen der Gewaltkonflikte und Kriege sind vielschichtig. Sie haben historische Wur­zeln, liegen in ökonomischen und machtstrukturellen Verhältnissen begründet, sind ethnisch, reli­giös oder ideologisch geprägt.

Zu wichtigen Ursachen der gegenwärtigen Kriege gehören:

  1. der Zerfall von Staaten,

2. die Ethnisierung von Konflikten,

  1. die Privatisierung militärischer Gewalt,

  2. die Verbreitung des islamischen Fundamentalismus.

Zerfall von Staaten

Die Aufhebung des Ost-West-Konfliktes war mit Zerfall und Umbrüchen in vielen Staaten Osteuropas, aber auch in Staaten der südlichen Weltregion verbunden.

Umbrüche und der Staatenzerfall in Osteuropa hatten dabei Folgen in zweierlei Hinsicht:

  1. Zum einen wurde die stabilisierende Balance zwischen den Machtblöcken, die sich um die USA und die Sowjetunion gruppierten, aufgehoben. Die USA verblieb als einzige Super­macht und als einziger Staat mit weltweiter militärischer Präsenz. Das bringen sie zur Geltung, nicht zuletzt in dem 2003 geführten Hegemonial- und Weltordnungskrieg gegen Irak.

  2. Zum anderen führten die Auflösung des Ostblocks und die Umbrüche in osteuropäischen Staaten zu erheblichen innenpolitischen Destabilisierungen.

Ihr Zerfall war vielfach verursacht durch gewaltsame Ausbrüche jahrzehntelang unter-drückter ethnischer und religiöser Konflikte. Minderheiten forderten ihr Selbstbestimmungs-recht und ihren eigenen Staat. Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien (1991-1995, 1999) liegen z.B. darin begründet, der Gewaltkonflikt zwischen Russland und Tschetschenien ebenso.

In einer Reihe von Ländern der Dritten Welt, vor allem auch in Afrika, wurden seit den 1990er-Jahren zahlreiche Macht- und Herrschaftskämpfe ausgetragen. Schwäche, Scheitern und Zerfall der Staaten waren häufig dabei sowohl Ursache wie auch Folge gewaltsamer Konfliktaustra-gungen. Die nach Abwahl oder Sturz langjähriger Herrscher agierende neue politische Elite schei-terte vielfach. Vetternwirtschaft (Nepotismus), Korruption und private Bereicherung an der Macht traten in Erscheinung. Gewaltanwendung nach innen und Einsatz militärischer Mittel nach außen waren unmittelbar damit verbunden.

  • Der blutige Bürgerkrieg in Somalia begann mit dem Sturz des von außen gestützten Diktators Muhammad Siad Barre 1991. Es war ein Kampf um die Macht, geführt von zwei Clans, die bis dahin relativ gleichgewichtig im Land wirkten. Die 2000 errichtete Übergangsregierung wurde auch von vielen Warlords nicht anerkannt. Alle Einigungsversuche der Konfliktparteien scheiterten bisher.

Texterläuterungen

  1. In einigen Fällen geschah die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechts einer Minderheit friedlich, so z.B. die staatliche Trennung der Slowakei von Tschechien.

  2. Die Ursachen der Konflikteskalation in Somalia liegen nicht in einer Ethnisierung. Somalia ist eines der ethnisch homogensten Länder der Welt. (99 % der Bevölkerung sind Somalis, der Re­ligion nach Sunniten und sprechen die gleiche Sprache.)

Ethnisierung von Konflikten

Viele Konflikte, die gewaltsam ausgetragen werden, sind Ausdruck aufgebrochener ethni­scher und religiöser Widersprüche zwischen Staaten, Gruppen oder Volksstämmen.

Sie wurzeln in Traditionen mit zumeist langer Geschichte und bringen häufig verfestigte und schwer überwindbare Feindbilder hervor. Für diese Ethnisierung von Konflikten gibt es in vielen Ländern Ansatzpunkte. Fast zwei Drittel der 127 größeren Staaten der Welt beheimaten mindestens eine politische Minderheit. In etwa 40 % der Staaten leben sogar mehr als fünf größere ethnische Gruppen, von denen mindestens eine Benachteiligungen und Repressionen ausgesetzt ist.

  • Im ethnisch, religiös und sozial sehr heterogenen Inselstaaat Indonesien prägen seit Jahren ge-waltsam ausgetragene Konflikte und Bürgerkriege die Situation des Landes. In verschiedenen Regionen kämpfen ethnische Gruppen (Aceh, Osttimor, Molukken, Kalimantan, Irian Jaya, Nord-Sulawesi) um die Unabhängigkeit von der Zentralregierung.

Texterläuterung. In Indonesien gibt es neben den Javanern (40 % der Bevölkerung) über zehn ethnische Volksgruppen, die etwa 170 verschiedene Sprachen sprechen.

Privatisierung militärischer Gewalt

In Krisen- und Konfliktregionen der Welt wird Gewalt nicht mehr nur von Staaten und ihren

Institutionen (Armee, Milizen) wahrgenommen, sondern zunehmend auch von nichtstaatlichen Ak­teuren.

Das sind transnationale terroristische Netzwerke, „Gewalt“-Unternehmer, internationale Sicherheitsfirmen und Söldneragenturen, die Form und Zweck zeitgenössischer Kriege beeinflussen und sie aus Eigeninteresse fördern. Diese Akteure verfolgen weniger politische Ziele als vielmehr ökonomische Interessen.

  • In Afghanistan finden trotz UNO-Kontrolle und Stationierung von US- und NATO-Truppen (seit 2002) bewaffnete Auseinandersetzungen statt. Sie werden von rivalisierenden Warlords geführt. Private Milizen nehmen an Militäroperationen gegen die Taliban teil.

Die Durchsetzung des Verbots, Opium anzubauen, scheiterte vor allem, an den ökonomischen Interessen lokaler Warlords, deren militärische Macht vielfach auf der Kontrolle des Drogen­handels beruht.

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