Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Bildungsstand.1.doc
Скачиваний:
142
Добавлен:
08.06.2015
Размер:
20.89 Mб
Скачать

Familie hat viele Gesichter

Das Bild der Familie in der Geschichte

In unserem Kulturkreis gab es - soweit wir darüber verlässliche Daten besitzen - schon im­mer verschiedene Familien­formen nebeneinander. Die Kleinfamilie, die auf vielen Werbefotos zu sehen ist, ist keine Erfindung der heutigen Zeit. Solche Kleinfamilien oder Kernfamilien (Eltern und ihre Kinder) gab es auch schon vor der Industrialisierung. Doch sie besa­ßen kaum Eigentum und zählten zur un­teren sozialen Schicht. Auch wenn diese Form der Familie zahlenmäßig weit ver­breitet war, wurde ihr keine große Bedeu­tung beigemessen. Die Idealfamilie der vorindustriellen Zeit war die große Haus­haltsfamilie: die Bauernfamilie auf dem Land, die Handwerks- oder Kauf­manns­familie in der Stadt.

Typisch für diese Haushaltsfamilien war, dass sie gemeinsam für ihr Auskommen sorgten. Sie bewirtschafteten einen Bau­ernhof, besaßen einen Handwerksbetrieb oder ein Handelsgeschäft. Außer dem Kern der Familie zählten nicht nur engere Verwandte dazu. Auch nicht verwandte Mit-glieder des Haushalts, z.B. Knechte oder Mägde auf dem Bauernhof, gehörten zur Familie und wur-den im Alter durch sie versorgt. Diese Großfamilien bildeten also nicht nur eine Arbeits-, sondern auch eine Versorgungsgemeinschaft.

Ab dem 18. Jahrhundert entstand durch den wirtschaftlichen Aufstieg des Bürger­tums eine Familienform, bei der Wohn- und Arbeitsstätte getrennt waren. Der Mann arbeitete außer Haus, während die Frau für die Haushaltsführung und die Kindererziehung zuständig war. Je nach Wohl-stand gehörte zu diesen bürgerlichen Familien auch entsprechendes Dienst­personal.

Familien heute

Die Familie mit einer nicht erwerbstätigen Mutter war auch in der Arbeiterschaft das Vor­bild. So wurden Lohnforderungen im 19. Jahrhundert auch damit begründet, dass die Ehefrauen der Arbeiter sich dann ganz um die Familien kümmern könnten. Doch diese Wunschvorstellung ließ sich selten umsetzen. Die meisten Frauen in Arbeiterfamilien mussten mitverdienen. Das Ideal der Kleinfamilie mit einer nicht erwerbstätigen Ehefrau und Mutter blieb auch im 20. Jahrhundert be-stehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es vorüber­gehend Wirklichkeit. 1950 waren 76 Pro­zent aller Mütter mit Kindern unter 18 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland Vollzeithausfrauen. Erst Ende der 1960er- Jahre änderte sich allmählich die Einstel­lung. Viele Frauen sahen eine eigen-ständi­ge Berufstätigkeit zunehmend als Chance zur Selbstverwirklichung.

Heute gibt es vielfältige Formen des Zu­sammenlebens: verheiratete und nicht verheiratete Paare mit und ohne Kindern, Alleinerziehende und durch Wiederver­heiratung eines oder beider Elternteile ent­standene so genannte Patchworkfamilien.

M 2 Perspektiven für Familien

„Familie ist, wo Kinder sind", stand in den Koalitionsvereinbarungen der Bundesre­gierung von 1998 und 2002. Der Slogan wurde von vielen Organisationen be­geistert aufgenommen. Von der Umset­zung der Definition in die Realität sind wir noch weit entfernt. Das traditionelle Familien­modell wusste eine männliche Arbeitsbiografie mit einer lebenslangen Hausfrauen- oder Zuverdie­nerinnenexistenz zu verzahnen, nicht aber zwei Erwerbsbiografien. Wie sehr die Ba­lance zwischen Beruf und Familie noch immer auf Kosten der Frauen geht, zeigt, dass in Westdeutschland im Jahr 2003 von den 25- bis 45-jährigen Frauen 84,8 Pro­zent (Ost 76,5 Prozent), die keine Kinder im Haushalt haben, berufstätig waren, aber nur 63,1 Prozent (Ost 75,2 Prozent), die Kinder haben.

Neben der Kernfamilie bestehen bereits vielfältige Lebensformen. Es wäre viel ge­wonnen, wenn Familienpolitik das zur Kenntnis nehmen würde. Für die Zukunft geht es darum, dass keine Lebensform bevorzugt und keine benachteiligt wird und allen Menschen, ob mit oder ohne (eige-

­ne) Kinder, gleiches Recht und Existenzberechtigung für die von ihnen gewählte Lebensform zu. gestanden wird, solange dort niemand ausgebeutet, unter­drückt oder seinen eigenen Interessen wi­dersprechend behandelt wird. Wäre das erreicht, würde es keine Rolle spielen, ob Menschen alleine, zu zweit oder zu mehre­ren, mit oder ohne (eigene) Kinder, zu­sammen leben, und auch nicht, aus wel­chem Land sie kommen und welche Hautfarbe sie haben. Es geht um freie Zu­sammenschlüsse unter freien Menschen.

G. Notz: Impulse für eine Gesellschaft von morgen geben.

Соседние файлы в предмете [НЕСОРТИРОВАННОЕ]