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ПРАКТИЧЕСКАЯ ГРАММАТИКА.docx
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11.4.2 Die Modalverben müssen und sollen mit Negation

Die Verwendung des Modalverbs müssen in einem Negationssatz hat

bestimmte Besonderheiten. Ein Satz mit müssen + nicht bedeutet, dass

die Handlung nicht unbedingt geschehen muss.

Sie müssen es nicht machen!

(= Sie können es zwar machen, aber es ist gar nicht unbedingt notwendig.)

Sollen bedeutet in einem Negationssatz, dass man eine Handlung lieber

nicht ausführt.

Sie sollen es (lieber) nicht machen!

(= Machen Sie es lieber nicht!)

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In Negationssätzen mit den Modalverben müssen und sollen spielt es keine große Rolle, ob die Entscheidung bei dem Akteur selbst oder bei einer anderen Person liegt.

11.4.3 Das Modalverb brauchen

Brauchen in Modalbedeutung bezeichnet – ähnlich wie müssen oder sollen – die Notwendigkeit. Im Unterschied von müssen und sollen wird brauchen fast immer mit der Negation nicht oder der Partikel nur gebraucht. Bedeutungsunterschiede wie zwischen müssen und sollen spielen dabei keine Rolle.

Beachten Sie!

Nach brauchen steht vor dem Infinitiv des Vollverbs in der Regel die Partikel zu. Die Verwendung des Verbs brauchen ohne zu ist äußerst selten und nur in der Umgangssprache möglich.

Sätze mit brauchen + nur sind den gewöhnlichen Sätzen mit müssen

oder sollen ähnlich. Wenn Sie nur etwas machen sollen oder müssen,

gebrauchen Sie also statt dieser Modalverben lieber das Verb brauchen.

Ich muss heute drei Briefe schreiben

Ich brauche heute nur drei Briefe zu schreiben.

(Müssen ist hier auch möglich)

Peter soll/muss heute seine Wohnung aufräumen. –

Peter braucht nur das Schlafzimmer aufzuräumen.

(Sollen und müssen sind hier auch möglich)

Sätze mit brauchen + nicht (oder einem anderen Negationswort) unterscheiden sich in ihrer Bedeutung von den Sätzen mit müssen + Negation oder sollen + Negation.

Wenn man etwas nicht zu machen braucht heißt es, dass es einfach keine Notwendigkeit besteht, es zu machen. Bedeutungen wie „nicht unbedingt“ (wie bei müssen + nicht) gibt es bei brauchen + Negation nicht. Deshalb ist der Satz mit brauchen + nicht eine „normale“ negative Antwort auf eine Frage mit sollen oder müssen.

Ich brauche diese Prüfung nicht abzulegen.

(= Ich werde diese Prüfung nicht ablegen, weil es nicht notwendig ist.)

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Sie brauchen mir darüber nicht zu erzählen.

(= Erzählen Sie mir nicht darüber, weil ich es auch ohnehin weiß oder ..., weil ich es nicht wissen will.)

Sie brauchen diesen Brief nicht zu beantworten, ich mache es selbst.

Sie brauchen ja keinen Stundenplan zu schreiben, er ist schon fertig.

Muss/soll ich meine Prüfung wiederholen? – Nein, Sie brauchen Ihre Prüfung nicht zu wiederholen, Sie haben sie mit „befriedigend“ bestanden.

11.4.4 Die Modalverben dürfen und können

Beide Verben bezeichnen eine Möglichkeit:

Dürfen bedeutet, dass dem Akteur etwas erlaubt (gestattet) ist. Die

Entscheidung liegt hier nicht bei dem Akteur, sondern bei Dritten, aber die

Handlung selbst wird vom Akteur ausgeführt.

Darf ich fragen, warum Herr Kunze fehlt?

Darf ich heute eine Stunde vor Feierabend gehen, ich muss nämlich

meine Mutter im Krankenhaus besuchen.

In diesem Lokal darf man erst nach 14.00 Uhr rauchen.

Ich wollte dich gestern besuchen, durfte aber meinen Arbeitsplatz

nicht verlassen.

Das hätten Sie niemandem sagen dürfen!

Beachten Sie!

Wenn man das Modalverb dürfen mit einer Negation gebraucht, drückt man damit aus, dass die Handlung verboten ist oder vom Akteur selbst als unzulässig beurteilt wird. Die Entscheidung kann also sowohl beim Akteur als auch bei Dritten liegen.

Sie dürfen hier nicht rauchen, junger Mann, das ist doch ein Nichtrau-cherabteil! Jetzt verstehe ich, dass ich diese Medizin nicht einnehmen durfte.

Können hat zwei objektive (deontische) Bedeutungen:

1. In manchen Fällen bedeutet ein Satz mit können – ähnlich zu einem Satz mit dürfen – eine Erlaubnis. Die Entscheidung liegt dann bei Dritten: Die Stunde ist zu Ende. Sie können/dürfen gehen. Kann/darf ich es noch einmal versuchen?

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2. Häufiger bedeutet aber ein Satz mit können, dass der Akteur imstande ist bzw. die Fähigkeit besitzt, eine bestimmte Handlung auszuführen: Peter kann gut deutsch sprechen;

Ich zweifle nicht daran, dass Sie diese Aufgabe lösen können; Haben Sie Herrn Schmidt gestern noch erreichen können?

Anmerkung:

Die Wendung „Das können Sie/kannst du vergessen!“ bedeutet „Darauf kann man nicht hoffen; Damit kann man nicht rechnen; Das ist so schlecht, minderwertig, dass es nicht der Rede wert ist“.

Ich wollte mir einen Pelzmantel kaufen, aber die sind ja im Kaufhaus KaDeWe

unwahrscheinlich teuer.

Ach, das KaDeWe können Sie vergessen, die Preise sind dort unverschämt hoch.

***

Ich will heute Abend in die Erstaufführung des „Egmont“ ins Burgtheater gehen. – Das Burgtheater kannst du ( umg. kannste) vergessen!

(= Es lohnt sich gar nicht, in dieses Theater zu gehen, ... z. B. weil es dort keine guten Schauspieler gibt.)