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ПРАКТИЧЕСКАЯ ГРАММАТИКА.docx
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11.3 Die Besonderheiten der Formenbildung analytischer Tempusformen mit Modalverben

Die Perfekt-, Plusquamperfekt- und Futurumformen mit Vollverb und Modalverb (Vollverb + müssen, sollen, können, dürfen, wollen, mögen, lassen, brauchen) bildet man mit Hilfe der jeweiligen Hilfsverben (haben bzw. werden) und der Infinitive des Vollverbs und des Modalverbs. Niemand hat es voraussagen können. Das hatten wir gestern mehrmals hören müssen. Der Student wird das Semester wiederholen müssen. Sie haben es mir nicht (zu) sagen brauchen.

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Anmerkung: Die Wortstellung der analytischen Tempusformen mit Modalverben im

eingeleiteten Gliedsatz unterscheidet sich von der Wortstellung im einfachen eingeleiteten

Gliedsatz: das Hilfsverb steht hier nicht am Satzende, sondern vor den Infinitiven. Am

Satzende steht der Infinitiv des Modalverbs.

Peter wusste nicht, dass er diese Aufgabe hatte machen müssen.

Professor Fleischer weiß Bescheid, dass er im Mai zum Kongress wird fahren sollen.

Er hat sich auf die Arbeit sehr gründlich vorbereitet, weil er sie möglichst fehlerfrei hat

schreiben wollen.

Manchmal (recht selten) gebraucht man das Modalverb ohne Vollverb. In diesem Fall bildet man Perfekt- und Plusquamperfekt-Formen mit Modalverb wie mit einem gewöhnlichen Verb, d. h. mit dem Hilfsverb haben und dem Partizip II des Modalverbs: Das habe ich gar nicht gewollt (gemusst, gekonnt, gedurft, gesollt).

aber:

Das habe ich gar nicht machen wollen (müssen, können, dürfen, sollen).

Wenn das Modalverb ohne Vollverb in einer analytischen Tempusform im eingeleiteten Gliedsatz steht, ist die Wortstellung wie in einem gewöhnlichen Gliedsatz (Endstellung des finiten Verbs, d. h. des Hilfsverbs). Ich weiß, dass ich es gar nicht gekonnt habe.

aber:

Ich weiß, dass ich es gar nicht habe machen können.

11.4 Die Modalverben mit deontischer (objektiver) Bedeutung

Die objektive (deontische) Modalbedeutung können folgende Modalverben ausdrücken: können, müssen, sollen, dürfen, brauchen, lassen. Ein Sonderfall der deontischen Modalität ist die so genannte voluntative Modalität, die die Modalverben wollen und mögen (in der Form des Konjunktivs möchte) ausdrücken.

11.4.1. Die Modalverben müssen und sollen

Beide Verben bezeichnen die Notwendigkeit:

Müssen bedeutet, dass sich der Handlungsträger (Akteur) der Notwendig-keit seiner Handlung bewusst ist. Müssen drückt stets einen „inneren Zwang“ aus, der verschiedene Gründe haben kann:

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• jemand empfindet etwas als Pflicht

Ich muss heute unbedingt meinen kranken Freund besuchen.

• jemand empfindet etwas als eine unangenehme, aber unausweichliche Verpflichtung, einen zwingenden Umstand u. dgl.

Ich bin krank und muss leider noch ein paar Tage im Bett bleiben.

• etwas ist eine Regel, Gewohnheit u. dgl. Kinder müssen heute zu Hause bleiben. Freitags muss Kurt gewöhnlich viel arbeiten.

Sollen bedeutet, dass jemand dem Handlungsträger etwas befohlen,

empfohlen bzw. ihn um etwas gebeten hat. Sollen drückt einen „fremden

Wunsch“ aus, dem der Handlungsträger folgt.

Ich soll meinen Bericht bis Freitagabend vorbereiten.

Gestern sollte Herr Kunze seinen Abteilungsleiter sprechen.

Nächstes Mal sollen Sie etwas pünktlicher sein!

Beachten Sie!

1. Wenn Sie über eine Handlung sprechen, die Sie selbst ausführen, können Sie zwischen müssen und sollen wählen. Manchmal ist ein synonymischer Gebrauch möglich – wenn z. B. fremder Wunsch und Ihre eigene Vorstellung zusammenfallen.

Morgen muss/soll ich meinen wissenschaftlichen Betreuer sprechen. (= Morgen habe ich einen Termin mit meinem wissenschaftlichen Betreuer und soll deshalb zu ihm gehen – und gleichzeitig: Ich habe viele Fragen, die ich morgen mit meinem wissenschaftlichen Betreuer besprechen muss.)

2. Wenn Sie aber über eine Handlung sprechen, die eine andere Person in Ihrem Auftrag ausführen wird, ist in jedem Fall sollen zu bevorzugen. Andernfalls können Sie Ihren Gesprächspartner beleidigen.

Herr Weber, Sie sollen diesen Brief möglichst heute noch einstecken, damit er spätestens übermorgen in Berlin ist.

Dieselbe Regel gilt auch für den Fall, wenn Sie jemanden im Auftrag dritter Personen um etwas bitten.

Herr Weber, Frau Kunze hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, dass Sie diesen Brief möglichst heute einstecken sollen.

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3. Wenn Sie jemanden um Ratschlag bitten bzw. seine Meinung wissen wollen, verwenden Sie lieber sollen.

Was meinen Sie, was soll Peter in dieser Situation unternehmen? Können Sie mich daran erinnern, wann ich zu Ihnen kommen soll?

4. Wenn aber die Entscheidung einzig und allein von Ihnen abhängt, ist müssen zu bevorzugen.

Ich muss nun die schnellste, aber auch die beste Lösung dieses Problems finden!

5. Wenn Sie von jemandem erzählen, der etwas tut bzw. sich für etwas entscheidet, wählen Sie zwischen müssen und sollen!

Dabei gilt die allgemeine Regel: Liegt die Entscheidung bei dem Akteur selbst, wird müssen verwendet; hängt dagegen die Handlung von einer anderen Person ab, gebraucht man sollen.

Frau Ebert hat eine Kreislaufstörung und muss regelmäßig Ihren Blutdruck messen.

Der Arzt hat Frau Ebert gesagt, dass sie eine Kreislaufstörung hat und deshalb ihren Blutdruck regelmäßig messen soll.

Auch hier ist synonymischer Gebrauch von müssen und sollen möglich, wenn die eigene Vorstellung des Akteurs und der fremde Wunsch bzw. die fremde Empfehlung zusammenfallen.

Peter musste (sollte) gestern an einer wichtigen Besprechung beim Abteilungsleiter teilnehmen.