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1.Регулярно занимайтесь языком. Не допускайте длительных перерывов, так как процесс забывания иноязычной информации происходит быстрее, чем в родном языке.

2.Составляйте собственный план работы над языком на день, неделю, месяц и старайтесь его выполнять.

3.Фиксируйте свои достижения в изучении иностранного языка. Помните, язык – беспредметен и безграничен, и каждое усвоенное слово или явление языка обогащает ваши знания.

4.Старайтесь сделать свои занятия разнообразными и интересными, используя различные виды деятельности: работу над произношением, выполнение упражнений, перевод, чтение вслух, прослушивание аудиокассет, просмотр телепрограмм, видеокассет или дисков с имитацией диктора, составление небольших ситуаций и рассказов, исполнение песен на иностранном языке и др.

5.Старайтесь больше учить наизусть стихов, песен, поговорок, диалогов, выражений речевого этикета, фрагментов текстов. Все это тренирует вашу память, расширяет ваши знания иностранного языка.

6.Будьте настойчивы и терпеливы в изучении языка. Здесь, как нигде, действует принцип перехода количественных изменений в качественные. Будьте активны, участвуйте во всех мероприятиях на иностранном языке, настраивайтесь на успех и добивайтесь его.

ТЕКСТЫ ИЗ ХРЕСТОМАТИИ

Text 1

ÖSTERREICH

Österreich liegt im südlichen Mitteleuropa . Die Fläche beträgt 83.858 km². Österreich grenzt an acht Staaten : Deutschland, Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Italien, die Schweiz und Liechtenstein. Seine größte West- Ost-Erstreckung ist etwa 600 km, seine größte Breite von Norden nach Süden beträgt etwa 300 km.

Österreich besteht aus neun Bundesländern : Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien.

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In Österreich sind verschiedene Landschafts-, Klimaund Vegetationsformen. Die österreichische Landschaft umfasst Hochund Mittelgebirgsregionen ebenso wie Hügelland und Ebene. Der höchste Berg ist der Großglockner (3.797m), der bedeutendste Fluss ist die Donau, die das Land auf einer Länge von rund 350 km durchfließt.

Österreich liegt innerhalb der gemäßigten Zone. Die Vielfalt des Reliefs und des Klimas bewirkt eine artenreiche Flora und Fauna. Österreich ist eines der waldreichsten Länder Europas (47% der Gesamtfläche).

2010 betrug die Bevölkerungszahl laut Statistik 8,3 Millionen, davon sind 11% Ausländer, vor allem slowenische, tschechische, ungarische und türkische Minderheiten. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau beträgt in Österreich 1,4.Die Lebenserwartung betrug 2010 bei Frauen 83,2 und bei Männern 77 Jahre. 73,6 % der Bevölkerung sind römisch-katholisch und 4,7 % Protestanten.

Österreich ist eine demokratische Republik. Die Staatsfarben sind rot-weiß- rot. Das österreichische Parlament besteht aus 2 Kammern: dem Nationalrat und dem Bundesrat. Das Staatsoberhaupt der Republik Österreich ist der Bundespräsident. Er wird vom Volk auf 6 Jahre gewählt.

Österreich ist ein hoch entwickeltes Industrieland. Seine wichtigsten Industriezweige sind Nahrungsund Genussmittel, Maschinenund Stahlbau, Chemie und Fahrzeuge. Pro Jahr werden rund 800.000 Motoren erzeugt, die sich in vielen bekannten Automarken wieder finden. Bei elektronischer Technologie ist Österreich insbesondere bei den Elektronikprodukten wie Chips (Entwicklung von Chips für Airbag, Bauteile für Airbus oder Schnellzüge usw.) weltbekannt. Führende Exportbereiche sind Maschinen und Fahrzeuge, bearbeitete Waren (Leder und Lederwaren, Eisen und Stahl) sowie chemische Erzeugnisse.

Die Alpenrepublik verfügt über reiche Ressourcen. Das sind Eisenerz, Metalle, Erdöl-und Erdgasvorkommen. Außerdem hat Österreich ein großes Wasserkraftpotential. Es ist das Wasserkraftland Nummer eins in der Europäischen Union. Österreichisches Kunsthandwerk ist weltbekannt, insbesondere feine Handarbeiten, Modeschmuck, Keramik und Glasarbeiten.

Der Tourismus spielt eine große Rolle in der österreichischen Wirtschaft. Viele Millionen Gäste besuchen Österreich jährlich. Unter den Österreich-Gästen nimmt Deutschland eine führende Rolle ein. Die Hauptstadt von Österreich ist Wien.

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Texterläuterungen:

umfassen – охватывать

das Hügelland – холмистая местность die Ebene – равнина

gemäßigt – умеренный

sich verfügen über – владеть, иметь в распоряжении erzeugen - производить

Text 2

DIE SCHWEIZ

Die Fläche der Schweiz beträgt etwa 41 km². Das Land bietet auf kleinem Raum – 250 km von Norden nach Süden und 350 km von Westen nach Osten – eine große landschaftliche Vielfalt. Der Jura, das Mittelland, die Voralpen und Alpen bilden die geografischen Haupträume des Landes. Die Schweiz grenzt an fünf Staaten: Deutschland, Österreich, das Fürstenturm Liechtenstein, Frankreich und Italien.

In der Schweiz fließen die großen europäischen Flüsse der Rhein und die Rhone, auch der Ticino und der Inn. Neben zahlreichen Flüssen hat die Schweiz über 1'500 Seen. Die beiden größten Schweizer Seen teilt das Land mit seinen Nachbarn: den Genfersee im Südwesten mit Frankreich, den Bodensee im Nordosten mit Deutschland und Österreich.

In der Schweiz leben 7,7 Millionen Menschen. Die Schweiz ist ein multikultureller Staat. 21% der Bevölkerung, das heißt jeder Fünfte, ist Ausländer. Die größte Ausländergruppe bilden die Italiener. In der Schweiz werden vier offizielle Landessprachen und zahlreiche Dialekte gesprochen. Die Landessprachen sind: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. In der deutschsprachigen Schweiz lebt die Mehrheit der Bevölkerung. Von den 7,7 Mio. Einwohnern sprechen 63,7% Deutsch, 19,2% Französisch, 7,6% Italienisch und 0,6% Rätoromanisch. Die anderen 8,9% sind Gastarbeiter aus Spanien, dem früheren Jugoslawien, der Türkei. Es gibt aber keine große Sprachkonflikte im Land.

Der Anteil der Katholiken beträgt 46,1%, der Protestanten 40%.

Die Schweiz hat 26 Kantone. Die Fahne der Schweiz ist quadratisch, sie zeigt ein weißes Kreuz auf rotem Feld.

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Die Wirtschaft der Schweiz ist in hohem Maße weltwirtschaftlich integriert. Mit 0,1% der Weltbevölkerung stellt das Land immerhin fünf der hundert weltgrößten Firmen. Schweizer Unternehmen sind Weltspitze in verschiedenen Bereichen. Vor allem sind hier Uhrenindustrie, Biotechnologien und Chemie, Umweltschutz, Lebensmittelindustrie zu nennen. Die Schweiz ist eine der größten Uhrenherstellerinnen der Welt. Im Servicebereich sind die Bankund Versicherungsleistungen zu nennen. 70 % der Beschäftigten arbeiten im Dienstleistungssektor.

In der Schweiz gibt es keine Großstädte wie Wien oder Berlin. Als Großstadt bezeichnet man im Land Gemeinden mit mehr als 100 000 Einwohnern. Zu dieser Gruppe gehören Zürich, Basel, Genf und Lausanne. Die Bundeshauptstadt Bern ist zugleich die Hauptstadt des gleichnamigen Kantons. In Bern befinden sich neben dem schweizerischen Regierungsund Parlamentsgebäude (Bundeshaus) auch andere eidgenössische Institutionen wie die Nationalbank. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören neben dem Regierungsund Parlamentsgebäude (Bundeshaus), dem Münster eine Reihe von Brunnen aus dem 16. Jahrhundert.

Texterläuterungen

In hohem Maße – в значительной степени die Weltspitze – зд.: лидер

der Dienstleistungssektor – сфера услуг die Versicherung – страхование eidgenössisch – швейцарский

das Münster – кафедральный собор

Text 3

LIECHTENSTEIN

Das Fürstentum Liechtenstein ist das kleinste deutschsprechende Land. Seine Fläche beträgt 160 Quadratkilometer. Vergleichen wir: Moskau ist innerhalb der Autoringbahn etwa 950 km groß. Der Staat Liechtenstein ist also sechsmal kleiner als die Stadt Moskau. Dieses Miniaturland liegt zwischen der Schweiz und Österreich, am Oberlauf des Rheins. Liechtenstein ist ein Bergland mit einer malerischen Landschaft. Von den 35.789 Einwohnern sind 33%Ausländer, meist Schweizer, Österreicher, Deutsche, Italiener und Türken (in dieser Reihenfolge).

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Die Landessprache ist Deutsch, Umgangssprache ist ein alemanischer Dialekt. Etwa vier Fünftel der Liechtensteiner sind katholisch. Das Fürstentum Liechtenstein ist ein souveräner Staat. An der Spitze dieses Landes steht ein Fürst, es ist also konstitutionelle Monarchie. Der Nationalfeiertag des Landes ist der 15.August.

Die Unabhängigkeit Liechtensteins trägt aber einen scheinbaren Charakter: wirtschaftlich ist Liechtenstein sehr eng mit der Schweiz verbunden. Die Währung ist in Liechtenstein dieselbe wie in der Schweiz, und auch die diplomatischen Vertretungen hat die Schweiz übernommen. Die Wirtschaft von Liechtenstein ist hochtechnisiert. Hier werden Maschinen, Arzneimittel, Fahrzeuge und vieles andere produziert.

Die Hauptstadt heißt Vaduz. Die Stadt entstand im Mittelalter. Man nimmt an: Vaduz entstammt dem Wort „aquaeductus“ – „Wasserleitung“, einer römischen Wasserleitung. Vaduz ist attraktiv. Hier gibt es viele Geschäfte, Restaurants, Hotels. Im Stadtzentrum befinden sich Regierungsgebäude und verschiedene Museen: das Landesmuseum, das Kunstmuseum, das Skimuseum und das PostBriefmarkenmuseum mit liechtensteinischen Raritäten, historischen Dokumenten und Ausstellungen zur Postgeschichte und Briefmarken. Briefmarken aus Liechtenstein sind unter den Philatelisten sehr gesucht: sie stellen in jeder Briefmarkensammlung eine große Seltenheit dar. Die ersten Briefmarken in Liechtenstein wurden 1912 herausgegeben. An dieser Arbeit nahmen damals und nehmen auch jetzt bekannte Künstler teil. Die Briefmarken zeigen schöne Landschaften und einige Episoden aus der Geschichte dieses kleinen Landes.

Sehenswert ist auch das fürstliche Schloss, die Residenz des Fürsten. Das ist ein mächtiges Bauwerk mit seinem alten Turm und mit den grauen Mauern. Das Schloss liegt in den Bergen über die Stadt und fällt sofort jedem ins Auge. Es stammt aus dem 12.Jahrhundert und wurde Anfang des 20.Jahrhunderts restauriert und wieder bewohnbar gemacht.

Texterläuterungen:

das Fürstentum – княжество

die Unabhängigkeit – независимость die Währung – валюта

die diplomatischen Vertretungen übernehmen – брать на себя дипломатическое представительство

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eine Seltenheit darstellen – являться редкостью ins Auge fallen - бросаться в глаза

Text 4

KEINE VORURTEILE?

Franzosen sind elegant, Engländer konservativ und steif, Schweden liberal. Über Schwedinnen will ich hier nichts sagen, außer, dass sie nicht so

temperamentvoll wie die Spanierinnen und nicht so schön wie die Polinnen sind. Jugoslawen, ganz gleich, ob sie aus Slowenien, Kroatien, Serbien oder Mazedonien kommen, sind technisch begabt und fleißig. Griechen sind nicht dumm und sehr geschickt mit den Händen.

US-Amerikaner sind offenherzig und naiv, Iren sind jähzornig, und Holländer sind unheimlich sprachbegabt. Japaner sind diszipliniert. Vietnamesen sind klein, und Russen sind grob und sentimental. Auf Jamaika sind die Leute musikalisch, die Schotten sind geizig und die Spanier stolz. Die Afrikaner sind begabt für rhythmische Musik und Tanz. Alle diese Erkenntnisse habe ich mir durch viele Kontakte mit Leuten aus allen möglichen Ländern angeeignet. Sie helfen mir, fremde Menschen besser zu verstehen und mit ihnen umzugehen.

Ich habe da allerdings ein Problem: zu den Deutschen fällt mir nichts ein. Ich bin nämlich selber Deutscher, und ich muss feststellen, dass wir Deutschen alle ganz verschieden sind. Viele sind faul, andere sind fleißig. Ich selbst bin an einem Tag faul und am nächsten fleißig. Nur eine Eigenschaft habe ich ganz sicher: ich bin tolerant und habe keine Vorurteile.

(Aus deutschen Quellen)

Text 5

GROßE STÄDTE – GROßE PROBLEME

Große Städte haben auch große Probleme. An erster Stelle steht das Problem des Umweltschutzes. Die Luft und das Wasser werden durch Industriebetriebe und Autos verunreinigt. Da auf den Straßen zu viele Fahrzeuge sind, wird der Verkehr durch Staus oft gestört. Es ist ein Paradox, dass die schnellen Autos das Leben ja oft langsamer machen.

Ein anderes Problem besteht darin, dass die Wohnungen und Häuser für viele Menschen sehr teuer sind. Jeden Monat muss ein Bundesdeutscher dafür einige Hundert, häufig mehr als 1000 Mark zahlen. In deutschen Großstädten mangelt es nämlich an billigen Wohnungen. Wenn man ein Einzelhaus gekauft hat,

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so werden monatlich auch bis 1000 Mark oder mehr abgezahlt. Häuser kosten von 300 Tausend bis weit über eine Million Mark.

Für viele Städter, besonders für junge Leute, ist das Problem der Beschäftigung sehr aktuell. Eine Arbeit zu verlieren ist leichter als eine neue zu finden. Manchmal ist man nur halbtags beschäftigt. Die Zahl der Arbeitslosen erreicht mancherorts 13 Prozent. Aber wer in der BRD seine Arbeit gut macht, der kann vieles erreichen.

In den letzten Jahren besteht in Deutschland das Asylantenproblem. Die Asylanten bekommen eine materielle Hilfe, brauchen Wohnungen, Schulund Kindergartenplätze, sie erzeugen öffentliche und finanzielle Probleme.

Die deutschen Städte haben also viele Gesichter. Sie kennenzulernen macht

Spaß.

Texterläuterungen:

verunreinigen – загрязнять

Stau, m – пробка (в уличном движении) es mangelt an+D. – не хватает

abzahlen – выплачивать в рассрочку

Asylant, m – беженец

Text 6

DAS PERGAMONMUSEUM

Der Berliner hat es einfach: Er braucht nicht nach Ägypten zu fliegen, um alte Mumien zu sehen, die zweibis dreitausend Jahre alt sind. Er kann auch durch eines der großen Tore aus dem alten Babylon gehen.

Der Berliner steigt in die S-Bahn ein und fährt bis in die Nähe der Museumsinsel zum Pergamonmuseum. Hier findet er sich unter vielen inund ausländischen Gästen wieder, denn in aller Welt weiß man von den Schätzen des Pergamonmuseums, den Schätzen der antiken Kunst.

In der Vorderasiatischen Abteilung geht er durch die bekannte Prozessionsstraße. Löwen sehen von beiden Seiten auf den Besucher herab. Hoch war das Können der babylonischen Künstler und Handwerker. Dann kommt man in den Saal der römischen Baukunst.

Der Pergamonsaal ist 1500 Quadratmeter groß. Pergamon, das schon vor unserer Zeitrechnung existierte, war eine Stadt der Wissenschaft und Kunst. Hier sieht man den großen Pergamonaltar, der in dieser Stadt errichtet wurde. Nur

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wenige Teile des Altars sind uns erhalten geblieben, aber vieles wurde wiederhergestellt.

Texterläuterungen:

Museumsinsel, f – музейный остров

vor unserer Zeitrechnung – до нашего летоисчисления wiederherstellen – восстанавливать

Text 7

DIE WICHTIGSTEN DEUTSCHEN LEHRSTÄTTEN

Die Universitäten sind seit Jahrhunderten Stätten der Bildung und Kultur in Deutschland. Hier bildete man zunächst die Theologen und Juristen, die Ärzte und Philosophen aus, später auch die Lehrer, Naturwissenschaftler und Techniker. Das Wort «Universität» (lat. «universitas») bedeutete früher die Gesamtheit der Lehrer. Erst später bezeichnete man mit diesem Wort eine Lehranstalt.

Die deutschen Universitäten zählen nicht zu den ältesten in Europa. Deutsche Scholaren (so nannte man damals Studenten) mussten im 12., 13. und 14. Jahrhundert die Universität in Paris, Bologna, Prag oder Wien besuchen. Die erste deutsche Universität wurde im Jahre 1386 in Heidelberg eröffnet. Die nächste Universität gründete man 1388 in Köln. 1409 wurde die Universität in Leipzig gegründet. An der Leipziger Universität studieren jetzt über 14000 Studenten. Nach 10 Jahren im 1419 entstand die Universität in Rostock, die erste im Norden. In Greifswald befindet sich die Ernst-Moritz-Arndt-Universität. Sie besteht seit 1456. Im 1558 eröffnete man die Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Schiller, Hegel und Fichte waren Professoren dieser Universität. Im Jahre 1694 entstand die Martin-Luther-Universität in Halle. In Berlin befindet sich die HumboldtUniversität. Sie wurde 1810 gegründet. Mit ihrer Geschichte sind die Namen vieler berühmter deutscher Wissenschaftler verbunden: die Brüder Alexander und Wilhelm Humboldt, die Philosophen Fichte, Hegel und andere.

Die größte Universität Deutschlands ist die Universität in München mit fast 62000 Studenten. Freie Universität Berlin hat 59000 Studienplätze.

Texterläuterungen:

Stätte, f – место

Gesamtheit, f – совокупность

Lehranstalt, f – учебное заведение entstehen (a, a) – возникать

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Text 8

VOLLJÄHRIG MIT 18

Jobben kann man theoretisch ab 13. Jugendliche dürfen täglich zwei Stunden kleinere Arbeiten erledigen. Sie können zum Beispiel Zeitungen austragen oder babysitten.

Ihre Religion dürfen Jugendliche schon ab 14 selbst bestimmen, d.h. sie können aus der Kirche austreten, wenn sie wollen. Mit 15 darf man in den Ferien täglich acht Stunden (pro Woche 35 Stunden) jobben, vorausgesetzt, man kann seine Schulpflicht erfüllen. Die Minderjährigen dürfen in der Regel nicht am Samstag oder Sonntag arbeiten und abends nicht länger als bis 20 Uhr.

Ab 16 dürfen Jugendliche offiziell Bier und Wein kaufen und trinken. Mit einem Mofa dürfen Jugendliche auch erst ab 16 Jahren fahren. Vom 16. Geburtstag an kann man bis Mitternacht im Kino bleiben. Einen Personalausweis oder Reisepass kann man mit 16 haben. Rauchen in der Öffentlichkeit darf man erst ab 16. Wählen darf man auf kommunaler Ebene schon mit 16, ansonsten mit 18. Den Führerschein bekommt man erst ab 18; Fahrstunden kann man schon vorher nehmen. Mit 18 ist man volljährig und darf ein Konto eröffnen, Arbeitsund Mietverträge abschließen, heiraten usw.

Texterläuterungen:

jobben – работать

babysitten – присматривать за маленьким ребёнком (за плату) vorausgesetzt – при условии

die Minderjährigen – несовершеннолетние

Mofa, n – мотовелосипед

in der Öffentlichkeit – совершенно открыто, гласно

Mietverträge abschließen (o, o) – заключать договоры о найме

Text 9

JOBS ZWISCHEN POPCORN UND KLEIDERSTAND

Viele Schüler und Studenten jobben als Hilfskräfte. In der Ferienzeit ist der Wunsch nach solchen Jobs besonders groß und die Chancen sind nicht schlecht: Die Schüler verdienen sich ihren Lebensunterhalt selbst.

20-jährige Anja muss sehr früh aufstehen. Sie arbeitet als Briefträgerin bei der Post. Schon um 6.00 Uhr sortiert sie Briefe, die sie dann mit dem Postfahrrad austrägt. Dafür ist sie oft schon um 13.00 Uhr; mit der Arbeit fertig. «Ich habe

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einfach angerufen und den Job bekommen», erzählt sie. Zwei Wochen lang hat mich ein Briefträger auf der Tour begleitet und mir alles erklärt. Die ersten drei Tage habe ich gedacht, dass ich es nicht schaffe. Jetzt mache ich die Arbeit schon seit zwei Monaten allein. Mir gefällt, dass ich draußen mit dem Fahrrad unterwegs bin, das ist schöner, als im Büro zu sitzen.» Anja möchte Nachrichtentechnik studieren. Ein Praktikum hat sie auch schon bei der Post gemacht «Das hatte aber nichts mit meinem jetzigen Job zu tun. Den mache ich nur, um Geld zu verdienen. Das Geld brauche ich für mein Studium.»

Robert (18 Jahre) wohnt nicht mehr zu Hause. Er hat ein Zimmer in einem Studentenheim. Seine Mutter gibt ihm ein bisschen Geld, den Rest muss er selbst verdienen. Darum geht Robert neben der Schule zur Arbeit. «Ich arbeite in einer Firma, die Briefe für andere Firmen verschickt», berichtet Robert. Er steht an einer Maschine, die automatisch Briefe in Umschläge steckt. Robert legt die Briefe und die Umschläge in die Maschine. Außerdem sortiert er die fertige Post nach Postleitzahlen. «Die Firma hat Frühund Spätschichten. Ich arbeite meistens nachmittags, wenn ich mit den Schularbeiten fertig bin. Schade, dass ich so wenig Zeit für mein Hobby Zeichnen habe...» Claudia (17 Jahre) hängt Blusen und Hosen auf Kleiderständer, schreibt Preise auf Etiketten und berät Kunden. Seit fünf Wochen jobbt sie in der Modeabteilung eines Warenhauses.

«Ich arbeite von 9.30 bis 18.30 Uhr. Zwischendurch haben wir lange Pausen. Dennoch ist der Job sehr anstrengend.» Claudia ist 17 Jahre alt und besucht nach den Ferien die 12. Klasse. «Ich möchte später im Hotel oder als Reiseverkehrsfrau arbeiten. Vielleicht werde ich auch studieren.» «Verkäuferin» ist nicht ihr Berufsziel. «Ich will später etwas Anspruchs volleres machen.» Jetzt macht ihr der Job jedoch Spaß, «Ich habe sehr nette Kolleginnen, die mir bei Problemen helfen.» Den Job hat ihr ein Bekannter vermittelt. Dass sie in den Ferien arbeiten muss, findet sie nicht schlimm.

Texterläuterungen:

Lebensunterhalt, m – средства к существованию

Postleitzahl, f – почтовый индекс vermitteln – посредничать, способствовать

Text 10

WER BRINGT DIE OSTEREIER?

Das Osterfest ist reich an Traditionen und Bräuchen. Seit dem zweiten Jahrhundert bedeutet es für alle Christen die Auferstehung von Jesus Christus.»

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Symbol des Osterfestes ist seit dem Mittelalter das Ei, ein Zeichen des neuen Lebens in der Natur. Auferstehung und neues Leben – zwei schöne Deutungen für Ostern. Es ist ein alter Brauch, dass die Kinder am Ostersonntag in der Wohnung, im Garten oder beim Spaziergang mit der Familie Ostereier suchen.

Wer diese Eier versteckt, möchten Sie wissen? Der Osterhase natürlich! Sie glauben das nicht?

Bitte, ein Protokoll vom 27. Juli 1758 besagt: «Der Förster Fuhrmann fing 1756 einen Hasen. Er nahm ihn mit nach Hause, und der Hase legte ein Ei, im nächsten Jahr sogar drei Eier.» Dieses Protokoll hat der Forstmeister persönlich unterschrieben. Ob es nun stimmt oder nicht, Humor hatten diese beiden Förster bestimmt.

Etwas humorloser steht es in einer älteren Schrift aus dem Jahr 1682: «Man macht kleinen Kindern weiß, diese Eier lege und verstecke ein Hase.»

So oder so – die Kinder freuen sich über jedes Osterei, ob es nun ein Hase versteckt hat oder nicht.

Texterläuterungen:

Osterfest, n – пасха

Brauch, m - Bräuche – обычай Auferstehung, f – воскрешение Förster, m – лесничий

weismachen – убеждать, заставлять верить

Text 11

WIE ALT SIND DEUTSCHE WEIHNACHTSBRÄUCHE?

Die Deutschen feiern Weihnachten seit 813. Jahrhunderte lang gab es Geschenke nur zu Neujahr. Man berichtet erst ab 1400 von Weihnachtsgeschenken. Doch noch 1660 verbot die Polizei das gegenseitige Beschenken zwischen erwachsenen Personen.

Die erste weihnachtliche Kinderbescherung wird 1568 in Straßburg erwähnt. Die Kinder erhielten die Geschenke in einem Bündel, das fünferlei Dinge enthielt: eine Geldmünze, Näschereien, Spielzeug, ein Kleidungsstück und das Schulbuch. An das Bündel war außerdem eine Rute angebunden. Die gehörte dem Gabenbringer, der zu der Zeit noch Sankt Nikolaus hieß, denn den Weihnachtsmann gab es noch nicht. Der Weihnachtsmann war im Jahre 2000 schon 153 Jahre alt. In 1847 wurde die Zeichnung des Malers Moritz von Schwind vom «Herrn Winter» berühmt. Im Mittelalter erschien der Weihnachtsmarkt. Die

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Leute besuchten Weihnachtsspiele, kauften dort bei Krämern Weihnachtsgeschenke, Kerzen und Honigkuchen oder Striezel (Stollen), wie zum Beispiel seit 1434 in Dresden. Den Weihnachtsbaum erwähnte man erstmals in Selenstat im Jahre 1521. Der Weihnachtsbaum wurde schnell beliebt. Eine Zeitung berichtete: «Manche Leute tragen um die Weihnachtszeit grüne Fichten in die Räume und putzen selbige mit vergoldeten Erdäpfeln.» 1737 stand der erste lichtergeschmückte Baum in Zittau. Der Elektrotechnische Verein präsentierte 1885 in Berlin den ersten elektrisch erleuchteten Weihnachtsbaum mit einem Lichtermeer von Glühlampen.

Texterläuterungen:

Bescherung, f – раздача подарков Näscherei, f – лакомство, сладости

Bündel, n – пакет, пучок

Stollen, m – рождественский пирог erwähnen – упоминать о чем-л.

Text 12

POTSDAMS MUSEEN

Wer nach Potsdam kommt, eilt zum Schloss Sanssouci. Das weltbekannte Sommerschloss von Friedrich II nicht besucht zu haben, bedeutet, nicht in Potsdam gewesen zu sein. Alle zwanzig Minuten beginnt eine Führung, rund eine halbe Million Besucher machen sich jährlich mit den Räumen des Schlosses bekannt.

Das Schloss ist reich an Möbeln, Gemälden, Plastiken und Porzellan aus dem 18. Jh. Einer der schönsten Räume des deutschen Rokoko ist das Konzertzimmer, in dem sich Malerei, Plastik und Kunsthandwerk zu einem Gesamtbild verbinden. Eine Kostbarkeit in diesem Raum ist der Flügel. Er wurde um 1745 vom berühmten sächsischen Orgelbaumeister Gottfried Silbermann gebaut.

Nicht minder sehenswert ist das Neue Palais. Die dreihundert Gemälde des Palais haben vornehmlich italienische, niederländische und französische Künstler geschaffen. Rund 250 Jahre alte Vasen aus der berühmten Meißner Porzellanmanufaktur schmücken die Räume. Der Gartensaal ist faszinierend durch seine Muscheln, Mineralien, Korallen und Fossilien.

Eine historische Bedeutung hat das Schloss Cecilienhof. Im Juli und August 1945 trafen sich hier die Siegermächte der Anti-Hitlerkoalition, um über die

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Zukunft Deutschlands zu entscheiden. Der Konferenzsaal und die Arbeitszimmer der Delegationen sind in der ursprünglichen Form erhalten und wurden Gedenkstätten. Am 17. Juli nahmen Truman, Churchill und Stalin erstmals am Verhandlungstisch Platz.

Texterläuterungen:

Sanssouci – без забот Führung f – кскурсия

Cecilienhof, m – дворец Цецилии

Kunsthandwerk , n – художественное ремесло

Flügel, m – рояль

Fossil, n – ископаемое, окаменелость

Churchill – Черчилль

Text 13

ICH BIN STUDENT/IN

Das erste Semester mit seinen Prüfungen, Vorprüfungen und zahlreichen Tests ist vorbei. DU bist schon ein echter Student geworden, und man darf DICH schon nicht «einen Fuchs» nennen. So nennt man manchmal in Studentensprache neue Studenten. Nach dem 1. Semester bist DU schon ein Brandfuchs! Das Studium ist eine neue und komplizierte Welt für DICH, mit ihren Traditionen und Regeln, mit ihrer besonderen Sprache. In den deutschen Universitäten sind diese Traditionen sehr stark. DU gebrauchst natürlich auch alte lateinische Vokabeln wie: die Universität, die Fakultät, das Semester (das Halbjahr), das Diplom, der Professor, der Dozent. DU kennst schon «die Alma Mater» (nährende Mutter) und hast «Gaudeamus igitur» (Lasst uns fröhlich sein) gehört oder gesungen. DU hast schon Klausuren (schriftliche Prüfungen) geschrieben und Zensuren (Noten) bekommen, in der Mensa (Iat. Tisch, jetzt Studentenspeiseraum) gegessen. Es gibt aber in der Studienwelt noch viel Neues für DICH. Weißt DU, zum Beispiel, dass man das Wort «Student» (Iat. studiorus) erst seit dem XV. Jh. gebraucht? Früher war es «Scholar» (heute «Schüler»). DU kennst gut das Wort «das Abitur», aber DU weisst vielleicht nicht, dass es in Österreich «die Matura» oder «das Matur» (lat. Reife) heisst. Sehr Vieles ist im Studienbereich mit dem griechischen Wort «Akademie» verbunden. Die deutschen Studenten kennen, z.B. «dies academicus» – akademischer Tag (Vorlesungsfreier Tag), akademische Freiheit (die Möglichkeit den Studienplan selbständig zusammenzustellen); das akademische Leben (das Leben der Uni). Interessant ist die Wendung «akademisches Viertel»; das ist eine Viertelstunde,

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um die eine Lehrveranstaltung (z. B. Vorlesung, etc.) später beginnt. Während dieser Viertelstunde können die Studenten das Auditorium verlassen und zur nächsten Unterrichtsstunde gehen. In einigen deutschen Hochschulen beginnen deshalb die Lehrveranstaltungen um 7.15, 8.15, 9.15 usw. Jetzt verstehst DU, warum die akademische Stunde nur 45 Minuten dauert? Das letzte Wort, mit dem wir DICH bekannt machen möchten, ist «der Kommilitone». Das ist auch ein lateinisches Wort, welches «Waffenbruder» bedeutete. Es bezeichnet jetzt DEINE Studienkollegen und Kolleginnen, Mitstudenten und Studentinnen.

Texterläuterungen:

echt – настоящий

Bereich, m – область, сфера Wendung, f – поворот, перемена nähren – питать, кормить

Text 14

FRANKFURT AM MAIN

Von Bonn sind es nur 130 km bis Frankfurt am Main, aber es ist eine andere Welt. Frankfurt wird oft «das deutsche Chicago» genannt - und das nicht nur wegen seiner Wolkenkratzer. Diese Stadt ist eine Bankmetropole. Hier sind über 300 inund ausländische Banken, die deutsche Bundesbank und die wichtigste deutsche Börse. Wegen der Hochhäuser der Banken etc. nennt man sie auch das deutsche «Manhattan».

In der Stadt leben rund 655 Tausend Einwohner. Frankfurt ist seit vielen Jahren auch als Messestadt bekannt, hier finden die größten Ausstellungen und Messen statt. Kein Wunder, die Stadt steht in der Mitte der Verkehrswege. Nach Frankfurt kommen sehr viele Menschen und der Frankfurter Bahnhof ist der größte in Europa. Hier befinden sich auch der zweitgrößte Flughafen Europas und ein großer Binnenhafen.

Wie ist die Industrie von Frankfurt? Im Rhein-Main-Gebiet dominiert die chemische Industrie. In der Stadt werden Maschinen, Fahrzeuge, elektrotechnische Geräte, Bekleidung, Lebensmittel und viel anderes hergestellt.

Frankfurt ist Zentrum des deutschen Buchhandels. Hier gibt es sehr viele Buchverlage, und jedes Jahr findet die große internationale Buchmesse statt.

Die Großstadt Frankfurt ist voller Kontraste und hat Probleme. Eines von ihnen ist das Problem der Kriminalität, das sich in der Bankmetropole besonders ausgeprägt hat. Zu den anderen gehören das Problem der Beschäftigung und das der

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Rauschgiftsucht. Die Zahl der Arbeitslosen ist in der letzten Zeit gewachsen. Unter den Jugendlichen gibt es viele Drogenabhängige, und die Gesellschaft leidet darunter. Auch der Mangel an billigen Wohnungen erschwert das Leben, besonders derer, die wenig verdienen.

Da in Frankfurt wie in anderen großen Städten Deutschlands jetzt sehr viele Ausländer leben, ist es zu einer multikulturellen Stadt geworden. Heutzutage ist das Leben in der Stadt interessanter, aber komplizierter. Die Stammbevölkerung muss der fremden Kultur, den Traditionen anderer Völker gegenüber viel Toleranz zeigen.

Die Kultur der Stadt ist mannigfaltig. Dem interessierten Besucher stehen in Frankfurt insgesamt über 20 Museen offen. Einige von ihnen sind von internationaler Bedeutung. Weltberühmt ist das Naturkundemuseum, wo Tausende Tiere aus früheren Zeiten, Pflanzen und viel Interessantes aus der Geologie zu sehen sind.

Die Hauptstadt Deutschlands Berlin hat eine Museumsinsel, und hier in Frankfurt gibt es ein Museumsufer. Acht Museen nebeneinander liegen am Ufer des Mains. Hierher kommt man nicht nur, um die feinen Sammlungen zu bewundern, sondern auch, um durch die Parks zu promenieren. Unter den acht Museen sind das Architekturmuseum, das Museum für Kunsthandwerk und das Filmmuseum.

Die Main-Metropole ist eine grüne Stadt. Die schöne Mainpromenade, viele gepflegte Parks und der riesige Stadtwald laden zum Spazierengehen ein. Der Palmengarten und der Zoo haben Weltruf. Im Palmengarten finden sich die verschiedensten Pflanzen und Bäume aller Arten, auch tropische Flora.

Frankfurt ist in jeder Jahreszeit sehenswert, und es wird jedesmal ein schönes Stadterlebnis. Sehr beeindruckend ist die Altstadt, interessant das Design in den erneuerten Stadtteilen.

Es lohnt sich wirklich, Frankfurt am Main zu besuchen.

Texterläuterungen:

Wolkenkratzer, m – небоскреб Börse, f – биржа

Binnenhafen , m – речной порт Rauschgiftsucht, f – наркомания

Droge, f – зд. наркотик

Stammbevölkerung, f – коренное население offenstehen (a, a) – быть открытым

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sich lohnen – стоить

Text 15

URLAUB DER DEUTSCHEN

Der Urlaub gehört heute für die meisten zum Jahr wie Ostern oder Weihnachten. Und viele haben sich daran gewöhnt, ihre Ferien für Reise und Erholung zu nutzen.

Historisch gesehen war der Urlaub früher gar kein Begriff. Im Mittelalter bezeichnete das Wort die Erlaubnis für einen Ritter, sich für kurze Zeit aus dem Gefolge seines Fürsten zu entfernen. «Ferien» waren seit dem Römischen Reich die Tage, an denen das Gericht nicht zusammentrat.

Die Möglichkeit zu reisen und sich längere Zeit zu erholen gab es aber nicht immer. Erstmals 1903 bekamen manche Arbeiter einen Jahresurlaub, der bei drei Tagen lag. 1930 hatten die deutschen Arbeitnehmer einen Urlaub zwischen drei bis fünfzehn Tagen. Erst 1974 wurde in der alten Bundesrepublik ein (gesetzlicher) Mindesturlaub von 18 Tagen eingeführt. Dabei wurde und wird meist Urlaubsgeld gezahlt. Natürlich gibt es zur Zeit auch längeren Urlaub. Deutschland gehört nicht nur zu den Ländern, wo man auf seinen Urlaub manchmal verzichtet, sondern auch zu denen, wo man sehr lange die Erholung genießt. Manche Leute teilen ihren Jahresurlaub in kurze Abschnitte (um ihre Arbeit zu behalten), zum Beispiel in Weihnachts-, Osterund Pfingstzeit.

Man erholt sich gern im Inund Ausland. Die Deutschen sind sehr reisefreudig. Mehr als die Hälfte verbringt den Urlaub außerhalb des Wohnortes. Man sagt, Reisefieber ist die schönste aller Krankheiten. Viele Deutsche zieht es in die wärmeren südlichen Länder. Man macht Auslandsreisen nach Spanien, Italien, in die benachbarten Länder wie Österreich, Frankreich, die Schweiz, Belgien, die Niederlande usw. Man reist auch gern nach England, nach Skandinavien und über Europa hinaus nach Nordund Südamerika, auch nach Asien und in manche afrikanische Länder.

Gefragt sind Städtereisen in die Hauptstädte und kulturellen Zentren europäischer Länder, besonders nach Paris, Brüssel, Wien, Amsterdam, Rom u.a.

Heute sind viele Grenzen gefallen, und man reist frei durch die meisten europäischen Staaten. Die Bewohner der alten Bundesländer lernen gern die östlichen Gebiete Deutschlands kennen.

Mit einem Wort, die Menschen ziehen den Aktiv-Urlaub vor.

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Texterläuterungen:

gewöhnen sich an (Akk.) – привыкать Begriff, m – понятие

Ritter, m – рыцарь

verzichten auf (Akk.) – отказаться от чего-л. genießen (o,o) – пользоваться

Text 16

AUF DEM KU'DAMM IST WAS LOS

An dieser Straße wurde seit ihrer Entstehung über 100 Jahre gearbeitet, bevor sie 1886 fertig war. Was zunächst als Reitweg für Kurfürsten gedacht war, entwickelte sich zu einer Prachtstraße, zur ersten Adresse für die Berliner und ihre Gäste. Wer die Straße besucht und den Ku'damm - wie ihn die Berliner respektlos nennen - rauf und runter spaziert ist, hat von Berlin «eigentlich jarnüscht jesehen». Diese breite Flanierund Einkaufsstraße ist 3,5 Kilometer lang und 51 Meter breit. Hier trifft sich die Welt. Tag und Nacht herrscht dichtes Gedränge, sieht man Menschen aller Hautfarben und Nationen. Zum Ku'damm fährt man, um zu shoppen oder zu dinnieren, einen Schaufensterbummel zu machen, ins Kino oder Theater zu gehen oder um einfach bei einem angenehmen Plausch in einem Cafe oder Restaurant zu sitzen. Sehen und gesehen werden das wollen die, die hierher kommen.

Hier gibt es alles: die schicksten Geschäfte, die elegantesten Cafés, die feinsten Hotels. Aber auch Billigläden und Imbissbuden finden hier ihre Kunden. Berühmte Boulevardtheater zeigen die heißesten Shows, und mehr als 20 Kinos ziehen Besucher wie ein Magnet an – eine Straße der Superlative.

Hier bieten Gaukler, Puppenspieler, Musikanten, Maler, Sänger, Zauberkünstler und Artisten ihre Kunst an.

Hier finden Buchlesungen bekannter Schriftsteller und Musikabende klassischer und moderner Musik statt. Zur Weihnachtszeit ist überall warmes gemütliches Licht. Zur Frühlingszeit verwandeln Tausende Osterglocken den Damm und seine Plätze in ein gelbes Blütenmeer. Tag und Nacht herrscht hier Trubel. Das Leben hier ist bunt und interessant, aber auch nervös und hektisch. Hier treffen ganz verschiedene Leute zusammen, und alle lieben ihren Stil: in den Cafés sitzen Reiche neben Armen, Jugendliche neben Rentnern, Deutsche neben Ausländern, Bürger neben Künstlern, Punks neben Geschäftsleuten.

Die Berliner im Westen der Stadt leben jetzt nicht mehr wie auf einer Insel, und das ist auch auf dem Ku'damm zu spüren.

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Texterläuterungen:

Reitweg, m – дорога для верховой езды

Flanier – прогулка

Gedränge, n – толпа, скопление народа dinnieren– обедать

Plausch, m – болтовня, легкая беседа Gaukler, m – фокусник, жонглер Zauberkünstler, m – фокусник, иллюзионист Trubel, m – суета, суматоха

Text 17

WIE WOHNEN STUDENTEN IN DEUTSCHLAND

Die meisten jungen Leute in Deutschland müssen ihr Elternhaus verlassen und in eine andere Stadt ziehen, wenn sie mit dem Studium anfangen. Hier sehen sie sich gleich vor die Frage gestellt, wie sie an ihrem Studienort wohnen wollen. Viele bewerben sich um einen Platz im Studentenwohnheim, was auch die günstigste Variante ist. Ein Zimmer im Wohnheim kostet in der Regel zwischen 150 und 250 Euro. Ein Appartement, d.h. eine kleine Einzimmerwohnung im Studentenwohnheim, kann bis zu 350 Euro kosten. Doch Wohnheim ist nicht gleich Wohnheim.

Die Vorteile des Wohnheim-Wohnens liegen auf der Hand: Man kann günstig wohnen und viele Annehmlichkeiten genießen. Man braucht sich nur das Nötigste anzuschaffen und findet in der neuen Stadt sehr schnell neue Freunde. Die Nachteile dieser Wohnform offenbaren sich meist erst mit der Zeit: Man muss sich mit anderen Menschen und deren Bedürfnissen nach Sauberkeit und Ordnung arrangieren und andere Kochstile respektieren lernen. Hinzu kommt, dass es meistens mehr Bewerber um Plätze als Zimmer gibt und dass man auch nicht unbegrenzt lange in einem Wohnheim wohnen bleiben kann.

Eine WG («Wohngemeinschaft») stellt für viele Studenten die Alternative zu einem Wohnheimzimmer dar. In einer WG mieten in der Regel zwei bis fünf Studenten zusammen eine Wohnung. Die Mitbewohner teilen sich die Miete und die Nebenkosten, d.h. die Kosten für Heizung, Strom, Wasser, Müllabfuhr. Auf diese Weise hat man für relativ wenig Geld ein Dach über dem Kopf und gleichzeitig Kontakt zu anderen jungen Menschen. Eine WG hat gleich zwei Vorteile: Man kann Kosten sparen und das gemeinschaftliche Wohnen macht viel

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Spaß. Gemeinsames Kochen, Partys feiern, oder miteinander fernsehen – das kann ein schöner Ersatz für die eigene Familie in einer fremden Stadt sein.

Wer sich aber mit seinen Eltern gut versteht und für das Studium oder die Ausbildung nicht in eine andere Stadt umziehen muss, bleibt gern zu Hause wohnen. Anders als noch vor 20 Jahren gilt es vor Freunden heute nicht mehr als Schande mit Mitte 20 Jahren noch bei Mama und Papa zu wohnen.

Texterläuterungen:

anschaffen sich (D.) etw. – обзаводиться чем-то respektieren – соблюдать, уважать кого-л. Schande, f – стыд, позор

sich arrangieren mit j-m – принимать во внимание

Wohngemeinschaft (WG), f – коллективная аренда квартиры

Text 18

STUDENTENJOBS IN DEUTSCHLAND

Pizza ausfahren, Babysitten, Cocktails mixen – die meisten Studenten bekommen wertvolle Erfahrungen und leisten dabei nicht zuletzt auch einen wichtigen finanziellen Beitrag zu ihrem Studium. Die meisten Studierenden in Deutschland werden noch von ihren Eltern finanziell unterstützt oder können über das so genannte Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) finanzielle Unterstützung beantragen. Studierende erhalten die BAföG-Leistungen in der Regel zur Hälfte als Zuschuss und zur zweiten Hälfte als ein zinsloses staatliches Darlehen, das erst nach dem Studium zurückgezahlt werden muss.

Dennoch arbeiten viele neben dem Studium ungefähr zehn Stunden pro Woche. In den meisten Universitätsstädten hat sich auch schon die Wirtschaft auf das große Angebot billiger und qualifizierter Arbeitskräfte eingestellt und so bereitet es in der Regel wenige Schwierigkeiten, hier einen Studenten –Job zu finden.

Man trifft kaum einen Studenten in Deutschland, der im Verlauf seines Studiums nicht einmal Kaffee ausgeschenkt, Crêpes gebacken oder Bier gezapft hat. Die Jobs in der Gastronomie bieten Studierenden viele Vorteile, da sich die Arbeitszeiten in Cafés, Bars und Restaurants oder beim Party-Service leicht mit dem Stundenplan an der Uni vereinbaren lassen und durch die in Deutschland üblichen 10 Prozent Trinkgeld auch in finanzieller Hinsicht interessant sind.

Doch auch die Universität bietet Studenten die Möglichkeit noch etwas dazu zu verdienen. Als wissenschaftliche Hilfskraft (kurz «Hiwi») kann man in vielen

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Bereichen der Universität arbeiten. Die Hiwi-Jobs bieten den Studierenden die Möglichkeit, Abläufe innerhalb der Universität kennen zu lernen, an wissenschaftlichen Projekten mitzuarbeiten und vor allem nützliche Kontakte zu knüpfen. Leider werden die Hiwi-Jobs im Allgemeinen relativ schlecht bezahlt: Abhängig von Bundesland, bzw. Universität erhalten Hiwis ungefähr 7 Euro pro Stunde und halten dem Vergleich mit anderen Studenten-Jobs kaum Stand.

Damit die Studierenden neben dem Studium jobben und nicht neben dem Jobben noch ein bisschen studieren, gelten auch hier offizielle Regeln. Für ausländische Studierende, die nicht aus einem EU-Land kommen, gilt, dass sie im Studienjahr offiziell nicht mehr als 180 halbe Arbeitstage, oder 90 ganze Tage arbeiten dürfen. Einschränkungen gibt es auch beim Einkommen. Man darf höchstens 400 Euro im Monat verdienen. Jeder, der mehr als 400 Euro im Monat verdient, muss Steuern an den deutschen Staat zahlen.

Texterläuterungen:

Babysitten – работать няней, сидеть с ребенком

Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG), n – Федеральный закон о поддержке лиц, получающих образование

BaföG-Leistungen Pl. – деньги, выплачиваемые на основании этого закона Zuschuss, m – субсидия, дотация

Crepes – разновидность булочек zapfen – разливать

(kaum) Stand halten – (не) выдерживать конкуренции

Text 19

KULTURELLER VEKTOR IN DEUTSCHLAND

In den meisten deutschen Familien pflegt man Hochdeutsch. Man spricht untereinander auf heimischer Mundart, aber im Umgang mit unbekannten Leuten nicht aus seinem Bundesland versucht man sich an literarische Normen der Bühnensprache zu halten. So erzieht man auch Kinder. Es ist ja keine Schikane, wenn Eltern von ihren kleinen Kindern deutsch gut zu sprechen fordern. Das gehört der deutschen Familienkultur an. Einige Bundesbürger meinen, dass Deutsch besonders in Hannover als Mustersprache dienen kann.

Die deutschen Bürger freuen sich darüber, wenn Ausländer deutsch gut sprechen können. Es geht hier nicht nur um einwandfreie Verständigung, sondern auch um Anerkennung der deutschen Sprache als Sprache der Weltkultur.

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Deutschland als europäischer Staat mit dem kulturellen Erbe und demokratischen Traditionen gibt viel auf einen guten Weltruf.

Deutsch als Muttersprache sprechen weit über 100 Millionen Menschen auf der Erde. Die deutsche Rede hört man nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, in der Schweiz, Luxemburg, Liechtenstein. Deutsch ist als Verkehrssprache die fünfte Sprache auf der Welt nach dem Englischen, Französischen, Russischen und dem Spanischen. Jedes zehnte Buch auf der Welt ist das deutsche. Als Übersetzungssprache ist die deutsche Sprache nach dem Englischen und Französischen die dritte Sprache. Man übersetzt ins Deutsche am meisten.

Man versteht in Deutschland die Rolle der Fremdsprachenkenntnisse sehr gut. Sie verhelfen zum Beispiel Geschäftskontakte herzustellen und zu pflegen. Handelsmessen entstanden in Deutschland aus einzelnen Märkten. Die Bezeichnung zeugt vom Zusammenhang mit kirchlichen Festen. Fürsten nahmen die Messen in Schutz. So war es z.B. mit der Messe in Frankfurt am Main. Sie war in einem Privileg Friedrichs II. und wurde 1240 zum ersten Male erwähnt. Ein Privileg Kaiser Maximilians war die Leipziger Messe. Sie wurde 1507 gegründet. Die bedeutendsten Messestädte sind Berlin, Düsseldorf, Essen, Hannover, Köln, Hamburg, München, Stuttgart, Nürnberg.

Sport zu treiben, Sportanhänger zu sein gehört auch dem kulturellen Leben an. Fast jeder dritte Bundesbürger ist das Mitglied eines Sportvereins.

Deutschland hat tausende Gesangsvereine mit Millionen Mitgliedern. Es gibt tausende Vereine Hundezüchter, Briefmarkensammler, Brieftaubenhalter, Numismatiker, Kleingärtner, Schützen usw.

Polyzentrismus auf dem kulturellen Gebiet ist die deutsche Art. Frankfurt am Main besitzt die zentrale Bibliothek des Staates. In der Stadt ist unter anderem der Verlagsbuchhandel konzentriert.

Hamburg ist die Stadt der meisten deutschen Presseerzeugnisse. Münchener sind auf die beliebsten Bühnen stolz. In Koblenz liegt das zentrale Staatsarchiv. Heidelberg, Düsseldorf, München, Göttingen, Mainz haben ihren guten wissenschaftlichen Ruf, weil hier die Einrichtungen der deutschen Akademie der Wissenschaften sind. Berlin ist die museenreichste deutsche Stadt. In Marbach am Neckar liegt das wichtigste Literaturarchiv.

Den älteren Deutschen sind Lessing, Goethe, Schiller, Heine mehr im Durchschnitt bekannt als den jüngeren BRD-Bürgern. Solcher Sachverhalt hat nichts Gemeinsames natürlich mit dem deutschen Beitrag zur Weltliteratur. Weltbekannt sind solche Schriftsteller wie Thomas und Heinrich Mann, Bertolt

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Brecht, Anna Seghers, Heinrich Böll, Wolfgang Borchert, Günter Grass, Siegfried Lenz. In Deutschland gibt es viele Museen.

Deutschland verfügt über Landes-, Stadt-, Vereins-, Heimat-, Privatmuseen, Schatzkammern, Dom-, Residenz-, Burg-, Schloss-, Freilichtmuseen. Es gibt naturwissenschaftliche und Kunstsammlung unter einem Dach: Die Museen in Hannover und Wiesbaden. Das Münchener Deutsche Museum stellt Originale und Modelle der Technik und Naturwissenschaft aus. Das Nürnberger Germanische Nationalmuseum besitzt die größte deutsche Kunstsammlung von der Vorzeit bis ins 21 Jahrhundert.

Musikangebot in Deutschland begeistert viele Besucher. Sie können eine gute Oper in Hamburg, Berlin, München, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Düsseldorf hören. Sehr beliebt sind die Berliner Philharmoniker. Bemerkenswert, dass Musikangebot in den deutschen Großstädten alle Sparten vertritt.

Theater wird in Deutschland als eine Angelegenheit des Gemeinwesens verstanden. Man verfügt über Staatsund Stadttheater. Sie sind Repertoiretheater mit vielen Stücken im täglichen Wechsel. Die Deutschen benutzen oft fürs Theater das Abonnementsystem. Sie buchen gewöhnlich für die gesamte Spielzeit eine Serie von über 10 Vorstellungen. Manche Bühnen haben bis zu 90 Prozent Abonnenten unter ihren Besuchern. Über die Bühne gehen die Stücke der meistgespielten Autoren Shakespeare, Lessing, Schiller, Goethe. In Deutschland sind solche Dramatiker wie Bernard Shaw, Bertolt Brecht, Jean Anouih sehr beliebt.

Jetzt ein paar Worte über musikalische Festspiele. München ist durch Opernfestspiele bekannt. Kassel verfügt über seine «Musiktage». In Würzburg und Augsburg finden Mozartfeste statt. Bonn demonstriert die Beethovenfeste. Die Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele sind populär. Nach Deutschland kommen viele Ausländer, um auch unter anderem die deutschen und internationalen Kulturveranstaltungen zu besuchen. Während der «Internationalen Filmfestspiele» kommen viele Gäste in die deutsche Hauptstadt, um sich als erste Zuschauer die besten Filme anzusehen, die mit den Berliner Hauptpreisen dem Goldenen Bären und dem Silbernen Bären ausgezeichnet werden.

Texterläuterungen:

Mundart, f – диалект Umgang, m – общение

Schikane, f – придирка, каверза

einwandfrei – безупречный, безукоризненный

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Verkehrssprache, f – язык общения pflegen – поддерживать Banause, f – обыватель, невежда

Sachverhalt, m – обстоятельства дела Gemeinwesen, n – коллектив, общественность

Sparte, f – вид, жанр

Text 20

DAS DEUTSCHE MUSEUM IN MÜNCHEN

Es ist eines der bedeutendsten naturwissenschaftlich-technischen Museen weltweit, mit einer Ausstellungsfläche von über 50.000 Quadratmetern und vielen wertvollen technischen und naturwissenschaftlichen Originalexponaten.

Damit ist es aber nicht nur eines der größten Museen der Welt, sondern mit 1,3 Millionen Besuchern jährlich auch eines der erfolgreichsten. Es vermittelt auf spannende und populäre Weise die technisch-naturwissenschaftlichen Errungenschaften der letzten 100 Jahre und den damit verbundenen gesellschaftlichen Wandel. 1903 wurde das «Deutsche Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik» von dem Ingenieur Oskar von Miller gegründet. 1925 wurde der Neubau des Deutschen Museums auf einer Sandbank des Flusses Isar, der «Museumsinsel», eingeweiht.

Der Aufbau und viele didaktische Erfindungen des Museums gelten als genial. Eine Weltneuheit ist zum Beispiel das Projektionsplanetarium. Großen Eindruck auf die Besucher machen das Bergwerk und die begehbaren Schiffsdecks, die Laboratorien in Originalgröße und die Gemälde. Es werden auch viele Großexponate ausgestellt, so das Unterseeboot Ul, das Flugboot DornierWal und eine Reihe weiterer Schiffe, Lokomotiven und Flugzeuge. 1931 konnte man hier die erste Fernsehsendung sehen. Aus aller Welt kamen Besucher auf die Museumsinsel.

Im zweiten Weltkrieg wurde das Museum zerstört, und es war viel Arbeit alles wieder aufzubauen. 1965 war der Aufbau vorerst abgeschlossen, aber das Museum wird immer wieder dem wissenschaftlichen und technischen Wandel angepasst.

In den letzten Jahren wurde noch eine Flugwerft eröffnet sowie eine Zweigstelle in Bonn zum Thema: «Wissenschaft und Technik nach 1945». In diesem Jahr soll außerdem noch ein Verkehrsmuseum eröffnet werden.

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Das Museum ist sehr groß, und an einem Tag kann man gar nicht alles sehen: alte Autos, Motorräder, Schiffe und Flugzeuge, darunter auch seltsame wie zum Beispiel einen Zeppelin. Auch die Nachbildung des Flugapparats, mit dem Otto Lilienthal seit 1891 seine Flugversuche unternommen hat, befindet sich dort.

Besonders interessant ist die Abteilung Physik. Hier kann man viele Sachen ausprobieren: Wie entsteht Elektrizität, was ist Wasserkraft, wie funktioniert eine Lampe oder eine Batterie? Auf diese und viele andere Fragen bekommt man hier eine Antwort. Man kann an Knöpfen drehen und Versuche anstellen. Besonders beeindruckend ist der «Faradaysche Käfig». Manchmal klettert ein Mann in diesen runden Kasten aus Metall. Dann wird starker Strom auf den Käfig geleitet. Aber dem Mann passiert nichts. Der Strom ist um den Käfig herumgegangen. Das ist auch der Grund, warum man bei einem Gewitter in einem Auto am sichersten ist.

Noch vieles mehr könnte man über das Deutsche Museum erzählen, z. B. über die Sammlung von Musikinstrumenten, alten und neuen Telefonen, Schreibmaschinen und Computern. Man entdeckt, wie interessant Technik und Naturwissenschaft sein können. Ohne die Technik können wir heute fast gar nicht mehr leben. Aber es ist gut, sie besser zu verstehen. Und dafür ist ein Museum ja da.

Texterläuterungen:

Sandbank, f – песчаная отмель еinweihen – открывать

gelten als (a, o) – стоить, цениться Unterseeboot, n – подводная лодка

Flugboot, n – гидросамолёт

Bergwerk, n – рудник

Zweigstelle, f – отделение, филиал Zeppelin, m – дирижабль

Text 21

MUSIKFESTIVALS IM SOMMER

Wenn im Mai die Saison der Musikfestivals beginnt, werden wieder hunderttausend junge Leute ihre Schlafsäcke zusammenrollen und auf die Äcker der Nation pilgern. Sie wollen Livemusik angesagter Bands hören, tanzen und die unvergleichliche Festivalatmosphäre erleben. Einige verbringen sogar den ganzen Sommer auf den Musikfestivals. Musikfestivals finden in Deutschland viele statt. Ungefähr 200 Rockund Popmusikfestivals mit mehr als fünf Millionen Besuchern

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gibt es in allen Regionen des Landes. Da ist für jeden Musikgeschmack das Passende dabei: Festivals für Heavy Metall-Fans, Festivals für Anhänger der Independentmusik und Open-Air-Festivals für Liebhaber der Popmusik. Es gibt sogar Festivals für klassische Musik, doch auf diesen Veranstaltungen darf man nicht mit einem Schlafsack auftauchen. Zu den Giganten der Musikfestivals gehören «Rock am Ring» in Nürburg, «Rock im Park» in Nürnberg und das «Hurri-caneFestival» in Scheeßel. Jeweils über 80000 Menschen kommen zu diesen Open-Air-Festivals. Die Devise heißt: «Drei Tage Musik, drei Tage tanzen, drei Tage feiern und drei Tage wach sein.»

Klar, dass solche Großveranstaltungen auch ihre Schattenseiten haben. Nicht selten müssen die Festivalbesucher tagelang im Regen campen, Nahrung aus Dosen essen und auf verstopften Toiletten sitzen. Doch all diese kleinen Unbequemlichkeiten machen das Festival erst zum Erlebnis. Neben den großen kommerziellen Festivals gibt es viele Kleinund Kleinstfestivals. Die Organisatoren dieser Festivals verzichten bewusst auf hohe Eintrittspreise, populäre Bands und Großsponsoren. Die Bands spielen für eine kleine Gage. Für den Besucher haben diese Festivals den Vorteil, dass sie nicht permanent durch Werbespots gestört werden und ein Bier noch erschwinglich ist. Das «Omas-Teich- Festival» im ostfriesischen Großefehn gehört zu dieser Sorte. Inzwischen spielen dort auch Bands mit internationalem Ruf. Aber die familiäre Atmosphäre ist geblieben. Selbst die Oma des Organisators bringt morgens frische Brötchen, Tee und Kaffee aufs Festivalgelände. Nicht zu vergessen sind die kostenlosen Festivals, von denen es ebenfalls viele gibt. Ganz für «umme» (umsonst) kann man Musik genießen. Das Konzept für diese Festivals heißt «umsonst & draußen». Diese Veranstaltungen finden in ganz Deutschland statt. Die Bands kommen jeweils aus der Region. Ähnlich populär und ebenfalls kostenlos ist die in Frankreich ins Leben gerufene «Fete de la Musique». Das Fest ist ein Ein-Tages- Festival, das sich inzwischen auch in vielen deutschen Städten wachsender Beliebtheit erfreut. Es findet in Berlin und Dresden ebenso wie in Paris und Lyon immer am 21. Juni statt. Die «Fete» bietet Amateurund Berufsmusikern die Möglichkeit, ihre Kompositionen auf öffentlichen Plätzen aufzuführen. Der Sommer der Musikfestivals in Deutschland ist also lang. Man braucht nur einen Schlafsack, ein wasserdichtes Zelt und viel Zeit.

Texterläuterungen:

Acker, m – поле

pilgern – зд. отправляться, идти

angesagt – популярный, модный

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unvergleichlich – ни с чем несравнимый campen – жить в палатке или жилом вагончике verstopft – засоренный

Gage, f – гонорар, вознаграждение erschwinglich – доступный (по цене)

sich wachsender Beliebtheit erfreuen – пользоваться растущей популярностью Amateur, m – любитель

Text 22

WAS KOMMT NACH DEM STUDIUM

Endlich arbeiten. Nach den letzten Prüfungen wollen viele junge Leute in Deutschland natürlich eines: so schnell wie möglich in den Beruf. Aber die Jobsuche ist nicht mehr so leicht.

Bereits seit 2000 steigt die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kontinuierlich. Am stärksten betroffen sind Jugendliche unter 25 Jahren. Rund 16 Prozent von ihnen sind arbeitslos. Insgesamt sind neun Prozent der deutschen Bevölkerung ohne Arbeit, das sind vier Millionen Menschen. Hochschulabsolventen haben zwar noch die besten Chancen, eine gute Stelle zu finden, aber auch sie bekommen die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt zu spüren. Besonders Studenten der Geisteswissenschaften haben es schwer. Wirtschaftsund Naturwissenschaftler finden dagegen schneller einen Arbeitsplatz. Generell herrscht in Deutschland ein «Arbeitgebermarkt», das heißt, dass die Firmen in der Regel aus einer Fülle guter Bewerber ihren «perfekten» Mitarbeiter auswählen können. Immer spezialisierter sollen junge Leute sein, Fremdsprachen sind ein Muss und Praxiserfahrung wird sowieso erwartet.

Den ersten Stolperstein bilden bereits die Bewerbungsunterlagen. «Meine Bewerbungsmappe kam gut an, so hatte ich das Glück, dass ich relativ häufig zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurde», berichtet Kerstin Voss. Nachdem Studium suchte die 26-jährige Juristin zehn Monate nach dem ersten Job. Grundsätzlich gilt: Die Bewerbungsmappe ist die Visitenkarte. Wichtig ist ein ansprechender Lebenslauf und ein überzeugendes Motivationsschreiben. Vom Vorstellungsgespräch berichtet Kerstin: «Das lief meistens gut. Wenn die Entscheidung dann trotzdem gegen mich ausfiel, lag es daran, dass es jemanden gab, der in dem Gebiet mehr Praxiserfahrung hatte.» In anderen Fällen habe sie selbst während des Gesprächs erkannt, dass die Stelle nicht zu ihr passe. Gegen Frust half der jungen Juristin ein Nebenjob, mit dem sie sich während der gesamten Bewerbungsphase finanziell über Wasser hielt. «Dazu Sport und gute

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Gespräche mit Freunden und der Familie und, so hart das war, bei einer Absage anrufen und fragen, woran es gelegen hat. Nur so geht es weiter», rät sie.

Immer beliebter wird bei Arbeitgebern die Besetzung von Praktikumsstellen. So können Firmen potentielle Bewerber erst einmal für wenig Geld austesten. Und nicht selten ist ein Praktikum auch wirklich ein Türöffner. In den letzten Jahren wurde die Lage von vielen deutschen Unternehmen allerdings so ausgenutzt, dass man bereits von der «Generation Praktikum» spricht. Das sind junge, qualifizierte Leute, die sich von einem Praktikum zum anderen hangeln. Trotz aller Schwierigkeiten, verbiegen wollen sich die meisten von ihnen nicht. «Die beste Lektion, die ich bei der Jobsuche gelernt habe: lieber auf einen Job warten, der wirklich zu einem passt, als aus Angst vor weiteren Absagen zu schnell einen Kompromiss einzugehen», meint Kerstin. Andere versuchen Sicherheit und persönliche Verwirklichung zusammen zu bringen. Andreas Pfeil, 28, ist Wirtschaftswissenschaftler. Er entschied sich bereits nach dem zweiten Vorstellungsgespräch. «Vielleicht hätte sich danach noch etwas Besseres oder Spannenderes ergeben, aber das war mir in der damaligen Situation Ende 2002 zu riskant», erinnert er sich. Unglücklich ist er deshalb nicht, nur sein Traumjob, das ist seine Stelle als Unternehmensberater für Banken und Versicherungen eben nicht. «Ein Freund von mir hat das anders gemacht, hat sich 1,5 Jahre mit Praktika durchgeschlagen um dann schlussendlich seine Traumstelle zu finden, in Prag.» Auch das ist nichts Ungewöhnliches. Viele junge Deutsche zieht es auf Grund mangelnder Perspektiven in Deutschland ins Ausland, in die Länder der EU, nach Kanada oder in die USA.

Texterläuterungen:

kontinuierlich – непрерывно

Bewerber, m – претендент, кандидат ein Muss sein – являться необходимостью

Stolperstein, m – подводный камень

Vorstellungsgespräch, n – собеседование при приёме на работу

Geisteswissenschaften, Pl. – гуманитарные науки ansprechend – производящий хорошее впечатление Frust, m – недовольство, разочарованность

sich über Wasser halten – держаться на плаву hangeln – перескакивать, менять

sich verbiegen (o, o) – изменить своим принципам

Absage, f – отказ

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Unternehmensberater, m – консультант по вопросам корпоративного управления

sich durchschlagen (u, a) – сводить концы с концами, перебиваться

Text 23

FAMILIE GRIMM (DIE UNBEKANNTEN BRÜDER)

Dornröschen, Rapunzel, Hansel und Gretel, Schneewittchen, Rumpelstilzchen und wie sie alle heißen – jeder hat schon mal von ihnen gehört. Nicht so bekannt wie ihre Märchen sind die Brüder Grimm, denen wir die berühmte Sammlung der Kinderund Hausmärchen verdanken. Es waren einmal fünf Brüder Grimm. Jacob, Wilhelm, Carl, Ferdinand und Ludwig Emil. Und es war einmal eine Schwester Grimm. Sie war die jüngste und hieß Charlotte.

In aller Munde sind bis heute Jacob und Wilhelm, die beiden ältesten, die Märchenbrüder. Den anderen ist es ergangen wie Rumpelstilzchen. Keiner kennt ihre Namen. Deshalb soll hier einmal von ihnen die Rede sein. Für die unbekannten Brüder Grimm war es nicht immer leicht, zwei so tüchtige Brüder zu haben. Und für das einzige Mädchen, die Lotte, auch nicht. Am leichtesten im Leben zurecht gefunden hat sich noch Ludwig Emil, der jüngste. Er war Maler und hat die ersten Bilder zu den Märchen gemacht. Vielleicht hätte er noch mehr und noch Interessanteres malen können, doch am Ende hat er nur noch wenig Neues gewagt. Aber ein bisschen berühmt war er auch.

Umsomehr standen die beiden mittleren Brüder, Carl und Ferdinand im Schatten. Carl war Kaufmann. Drei Jahre war er in Hamburg, drei Jahre als Weinhändler in Bordeaux. Beide Male kam er wieder nach Hause zurück und musste sich von seinen Brüdern unterstützen lassen. Schließlich verdiente er sich als Sprachlehrer ein wenig eigenes Geld. Unglücklich war Ferdinand. Und sein Unglück bestand darin, dass er ganz ähnliche Interessen hatte wie seine großen berühmten Brüder. Lange Zeit hat er nicht gewusst, welcher Arbeit er nachgehen soll. Durch die Vermittlung der großen Brüder hat er dann 19 Jahre lang als Korrektor in einem Verlag in Berlin gearbeitet. Auch Ferdinand hat Märchen und Sagen gesammelt. Drei Bücher hat er unter falschem Namen veröffentlicht. Aber die Anerkennung blieb ihm versagt. Unverheiratet wie Carl und wie Jacob, ist er einsam unter ärmlichen Verhältnissen gestorben. Es war nun aber nicht so, dass die großen Brüder Grimm sich etwa nicht um die jüngeren gekümmert hätten. Ganz im Gegenteil. Auch als Erwachsene haben sie lange Zeit zusammen gewohnt. Schwester Lotte hat ihnen seit ihrem 15. Lebensjahr den Haushalt geführt. Nicht immer hat sie Jacob und Wilhelm, den Familienoberhäuptern, recht machen

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können. Mit 29 Jahren hat Charlotte Grimm geheiratet, und schon mit 40 Jahren ist sie gestorben.

Texterläuterungen:

Dornröschen, n – Спящая красавица

Rapunzel, m, n – Рапунцель Schneewittchen, n – Белоснежка Rumpelstilzchen, n – карлик, гном

sich zurecht finden (a, u) – найти своё место в жизни wagen – отваживаться, рисковать

nachgehen+Dat. – заниматься ч-либо recht machen – поступать правильно

Text 24

DIE HANSE

Was haben die Städte Brügge und Nowgorod, Lübeck und Bergen, Braunschweig und Reval gemeinsam? – Diese Städte – und noch 200 weitere – gehörten zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert dem Städtebund der Hanse an. Dieser Bund war wirtschaftlich und politisch mächtiger als jeder deutsche Staat vor 1871 und militärisch stärker als manches Königreich seiner Zeit.

Die Hanse war ursprünglich gegründet worden als Zusammenschluss deutscher Kaufleute im Ausland, zum Schutz vor Überfällen, zur Durchsetzung ihrer Interessen und zur gemeinsamen Nutzung von Büros und Lagerhäusern. Aus dieser losen Organisation wurde im Lauf der Zeit ein immer festerer Zusammenschluss von immer mehr Städten, vor allem aus dem Norden Deutschlands. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts kontrollierte dieser Städtebund unter der Führung Lübecks den gesamten Nordund Ostseehandel. Die Hanse konnte als wirtschaftliche, politische und militärische Macht auftreten, weil ihre Mitglieder strenge Regeln zu befolgen hatten, deren Übertretung hart geahndet wurde.

Auf den sogenannten Hansetagen wurden wichtige Beschlüsse über gemeinsam interessierende Fragen gefasst, die für alle bindend waren. Wer sich nicht daran hielt, dem drohte die Verhansung, ein Handelsboykott durch sämtliche Hansemitglieder. Damit steuerte die Hanse aber nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung einer Stadt, sondern auch die politisch-soziale.

Im Lauf der Zeit wurde die Hanse so mächtig, dass sie es 1370 sogar wagen konnte, Krieg gegen den dänischen König um ihre Privilegien und den freien

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Zugang zur Ostsee zu führen. Der Städtebund siegte, zwang Dänemark einen neuen König auf und setzte sämtliche Forderungen durch. Die Hanse schützte so ihren Markt, der sich von Brügge und London im Westen bis nach Nowgorod im Osten erstreckte.

Man transportierte Rohstoffe, wie Pelze, Wachs, Salz, Honig und Bernsteine aus dem Osten und transportierte Metallwaren, Textilien, aber auch Wein und Bier aus dem Westen. Die Hanse unterhielt Handelsrouten zu fast jeder größeren Stadt Nordund Mitteleuropas.

Der Höhepunkt der hansischen Macht war am Ende des 15. Jahrhunderts überschritten. Immer mehr Fürsten gewannen die Kontrolle über die auf ihrem Gebiet liegenden Städte, der Aufstieg der Nationalstaaten (Schweden, Russland, England) engte den Raum weiter ein, die Solidarität der Hansestädte zerbrach. 1598 wurde der letzte ausländische Stützpunkt, London, aufgegeben.

Noch heute zeugen prächtige Gebäude in den norddeutschen Hansestädten und nicht zuletzt der Stolz vieler Bürgerschaften von der mächtigen Vergangenheit.

Texterläuterungen:

Bund, m – объединение, союз

Zusammenschluss, m – объединение, союз

Durchsetzung, f – проведение, осуществление ahnden – карать, наказывать

steuern – управлять, руководить

einengen – суживать(о сфере деятельности)

Text 25

FASCHING­FASTNACHT­KARNEVAL

Fasching, Karneval, Fastnacht: Diese Namen bezeichnen Gebräuche am Winterende, die schon vor dem Christentum entstanden sind. Die Menschen wollten die Kälte und die Geister des Winters vertreiben.

Die Bräuche sind unterschiedlich, aber zwei Dinge sind immer dabei: Lärm und Masken. Besonders schon und intensiv feiert man am Rhein; von der Basler Fastnacht bis hinunter nach Mainz, Köln und Düsseldorf. Aber auch an vielen anderen Orten sind teilweise sehr alte Karnevalsbräuche lebendig geblieben.

Heute ist der Karneval ein Teil des christlichen Jahresablaufs. Da soll noch einmal gefeiert werden, ehe am Aschermittwoch die Fastenzeit beginnt.

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Karneval, auch Fasching genannt, ist die närrische Zeit des Jahres. Sie beginnt am 11.11. um 11:11 Uhr und endet am Aschermittwoch. Die Heimat des deutschen Karnevals ist das Rheinland. Von dort verbreitete sich dieser Volksbrauch über Thüringen und Sachsen. Zahlreiche Karnevalsvereine im ganzen Lande pflegen ihre Tradition. Auf ihren Veranstaltungen wird getanzt, gesungen, gelacht und viel getrunken. In der närrischen Zeit regiert Prinz Karneval, er zieht sogar symbolisch ins Rathaus ein. Ihm zur Seite stehen die Karnevalsprinzessin und der Elferrat.

Äußeres Zeichen ist die Narrenkappe. Wer sie trägt, genießt Narrenfreiheit. Er darf als Büttenredner alles sagen, und keiner ist ihm böse. Natürlich werden bei Karnevalsveranstaltungen vor allem Politiker auf die Schippe genommen.

Am Rosenmontag findet der Karnevalsumzug statt. Die Straßen sind voller Menschen. Stundenlang ziehen geschmückte Wagen vorbei, und die Zuschauer erfreuen sich an deren Dekorationen mit den satirischen, spöttischen Figuren. Von den Wagen werden tonnenweise Bonbons, Schokolade und Blumen in die jubelnden Menschen geworfen.

Am Fastnachtsdienstag wird noch einmal tüchtig gefeiert, und «am Aschermittwoch, da ist alles vorbei», wie es in einem Karnevalslied heißt. Diese Feiertage sind sehr beliebt in Deutschland. Sie sind voller Lebensfreude und Frohsinn.

Die Bezeichnungen für diese Tage werden je nach der Gegend gebraucht: in Bayern sowie im Ort Wasungen (im Thüringer Wald) ist es der Fasching, am Rhein und in Westfalen der Karneval und in Süddeutschland die Fastnacht. (Das Wort «Karneval» mag von «Garne Vale» stammen, was so viel bedeutet wie «Leb wohl, Fleisch»: man meint damit das Fasten. Aber das ist wohl bloß eine scherzhafte Deutung.)

Als altes Vorfrühlingsfest beginnt der Fasching vor Mitte Februar oder schon im Januar. Das Fest bedeutet Freude auf den kommenden Frühling. Darin vermischen sich christliche und weltliche Brauchelemente. Durch Lärm und Masken sollten die bösen Dämonen, die der erwachenden Natur Schaden zufügen könnten, abgeschreckt und vertrieben werden. Zugleich sollen die guten Geister, die Fruchtbarkeit und Segen bringen, aus dem Schlaf geweckt werden. Das macht man mit Schellen, Peitschenknallen, Rummeltopf usw. Es ist Zeit des Übermuts und närrischen Treibens.

Das Fest wird in Stadt und Land gefeiert. Es gibt viele Vergnügungen und Maskenfeste (Maskenumzüge). Es gibt Musik und Tanz, Scherzund Gruppengesang. Es wird ein ganzes Narrenprogramm entwickelt.

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Der Fasching kann auf eine besondere Art gefeiert werden. So findet in Oberwiesenthal im Erzgebirge ein Skifasching statt. Dieser Ort hat beim Fasching einen Skikaiser, der seinen Thron viele Jahre innehat.

Eigentlich beginnt die Karnevalszeit (Faschingszeit) am 11.11. um 11 Uhr 11. Es wird ein Elferrat (also Rat der 11 Teilnehmerpersonen) gewählt, der alle Veranstaltungen vorbereitet und durchführt. An diesem Tag findet eine Sitzung mit lustigen satirischen Reden und Scherzliedern statt. Dann wird eine neue Prinzessin und ein Prinz Karneval gewählt. Um 23 Uhr 11 wird das närrische Amt vom alten an das neue Prinzenpaar übergeben. In den nächsten zwei Monaten gibt es große Vorbereitungen, es werden lustige Zeichnungen und Karikaturen gemacht, Kostüme bestellt bzw. aus anderen Revue-Programmen ausgeliehen oder neu genäht.

Das Fest bereitet den Zuschauern viele Überraschungen. Die fröhliche Atmosphäre erfasst jung und alt. Prinzessin und Prinz Karneval sorgen für die Stimmung der Menschen. Die närrische «Hauspolizei» ist auf Humorwache.

Den Höhepunkt des Festes bilden drei Fastnachtstage: der Rosenmontag (Tag der großen Karnevalsumzüge), der Fastnachtdienstag (Narrenfasnacht, der letzte Karnevalstag – am Tag vor der Fastenzeit) und der Aschermittwoch in der ersten Fastenwoche (die Fastenzeit umfasst 40 Tage vor Ostern).

Der Rosenmontagszug zieht sich kilometerlang hin. Geschminkte Gesichter und Masken ziehen vorbei. Es wird viel Satire zum Alltag und zur Politik gezeigt. Viel Lachen, viel Freude und viel Leben. In Köln, dessen Karnevalstraditionen weit über die Grenzen des Rheingebietes hinaus bekannt sind, nennt man den Karneval die fünfte Jahreszeit. In dieser Zeit wird die tagtägliche Spannung abgeschüttelt, man ist gern Teilnehmer einer lustigen hinreißenden Attraktion und fühlt sich locker und ausgelassen.

Texterläuterungen:

Fasching, m – масленица, карнавал

Fastnacht, f – канун великого поста, масленица vertreiben (ie, ie) – прогонять, изгонять

Aschermittwoch, m – среда на первой неделе великого поста Rosenmontag, m – понедельник перед карнавалом

Umzug, m – процессия, шествие Überraschung, f – неожиданность, сюрприз

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