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Remarque, Erich Maria - Der schwarze Obelisk

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08.06.2015
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«Dasweißichnicht.AnhänglichkeitgehtsonderbareWege.Sie könnten ihm den Magen auspumpen lassen.»

«Er wird dagegen so kämpfen, daß ihn der Schlag trifft oder daß ihm die Leber platzt. Aber telefoniere dem Arzt, wenn es dein Gewissen beruhigt.Hirschmann.»

Ich erreiche den Arzt.«Der alte Knopf hat gerade eine kleine FlascheKornausgetrunken»,sageich.«WirhabenesvomFenster aus gesehen.»

«In einem Zug?»

«In zwei Zügen,glaube ich.Was hat das damit zu tun?» «Nichts.Es war nur Neugierde.Er ruhe in Frieden.» «Kann man nichts tun?»

«Nichts», sagt Hirschmann. «Er würde so und so eingehen. Mich wundert, daß er überhaupt bis heute durchgehalten hat. Setzen Sie ihm einen Grabstein in Form einer Flasche.»

«Sie sind ein herzloser Mensch»,sage ich.

«Nicht herzlos, zynisch. Sie sollten den Unterschied kennen! Sie sind ja aus der Branche! Zynismus ist Herz mit negativem Vorzeichen,wennSiedaströstet.TrinkenSieeinenGedächtnisschluck auf die heimgefahrene Schnapsdrossel.»

IchlegedasTelefonauf.«Ichglaube,Georg»,sageich,«eswird wirklich höchste Zeit,daß ich unsern Beruf verlasse.Er verroht zu sehr.»

«Er verroht nicht.Er stumpft ab.»

«Noch schlimmer. Er ist nichts für ein Mitglied der Werdenbrücker Dichterakademie. Wo bleibt das tiefe Erstaunen, das Grauen,dieEhrfurchtvordemTode,wennmansiekassenmäßig oder in Denkmälern auswertet?»

«Es bleibt genug davon»,sagt Georg.«Aber ich verstehe dich. Laß uns jetzt zu Eduard gehen und dem alten Zwölfender ein stilles Glas weihen.»

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Wir kommen nachmittags zurück. Eine Stunde später tönt Lärm und Geschrei aus der KnopfschenWohnung.

«FriedeseinerAsche»,sagtGeorg.«Komm,wirmüssenrübergehen und die üblichen Trostworte sagen.»

«Ho entlichhabensiealleihreTrauerkleidungfertig.Daswird der einzige Trost sein,den sie imAugenblick brauchen.»

Die Tür ist unverschlossen.Wir ö nen sie, ohne zu klingeln, und bleiben stehen. Ein unerwartetes Bild empfängt uns. Der alte Knopf steht im Zimmer, seinen Spazierstock in der Hand, angezogen, um auszugehen. Hinter den drei Nähmaschinen drängensichseineFrauundseinedreiTöchter.Knopfschlägtmit dem Stock auf sie ein.Mit einer Hand hält er sich am Hals der vorderenNähmaschinefest,umeinengutenStandzuhaben,mit der anderen prügelt er.Die Schläge sind nicht besonders stark, aber Knopf tut, was er kann. Rundum liegen die Trauerkleider am Boden.

Es ist einfach,die Lage zu übersehen.Anstatt ihn zu töten,hat derKornschnapsdenFeldwebelsobelebt,daßersichangezogen hat,umwahrscheinlichaufdieüblicheRundedurchdieKneipen zu gehen.Da niemand ihm gesagt hat,daß er todkrank sei,und seineFrauausAngstvorihmauchkeinenGeistlichengeholthat, derihnaufdieewigeSeligkeithättevorbereitenkönnen,istKnopf garnichtaufdenGedankengekommen,zusterben.Erhatschon vieleAnfälle überstanden,und dies ist für ihn einer von vielen. Daß er jetzt wütend ist, ist zu begreifen – kein Mensch jubelt, wennersieht,daßseineFamilieihnschonsovölligabgeschrieben hat,daß sie teures Geld für Trauerkleider ausgibt.

«VerfluchteBande!»krächzter.«Habteuchwohlschongefreut, was? Ich will euch lehren!»

Er verfehlt seine Frau und zischt vor Wut. Sie hält den Stock fest.«AberVater,wir mußten uns doch vorsehen,derArzt –»

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«Der Arzt ist ein Idiot! Laß den Stock los, du Satan! Laß den Stock los,sage ich,du Bestie!»

Die kleine, runde Frau läßt den Stock tatsächlich los. Der zischende Enterich vor ihr schwingt ihn und trifft eine seiner Töchter.DiedreiFrauenkönntendenschwachenAltenmühelos entwa nen;aber er hat sie unter der Fuchtel wie eben ein FeldwebelseineRekruten.DieTöchterhaltenjetztdenStockfestund versuchen tränenvolle Erklärungen.Knopf hört nicht zu.«Laßt den Stock los,ihr Satansbrut! Geld verschwenden und aus dem Fenster werfen,ich werde euch lehren!»

Der Stock wird losgelassen,Knopf haut aufs neue ein,vorbei, undfälltdurchdenSchwunginsLeereaufdieKnie.DerSpeichel steht ihm in Blasen in seinem Nietzscheschnurrbart,als er sich aufrichtet,umnachZarathustrasGebotseinenHaremweiterzuprügeln.«Vater,dustirbst,wenndudichsoaufregst!»schriendie TöchterunterTränen.«Beruhigedichdoch!Wirsindglücklich, daß du lebst! Sollen wir dir Ka ee machen?»

«Ka ee?IchwerdeeuchKa eemachen!Totschlagenwerdeich euch Satansbrut! So viel Geld herauszuschmeißen –»

«AberVater,wir können die Sachen doch wieder verkaufen!» «Verkaufen! Ich werde euch verkaufen, ihr verdammten Lu- der–»

«Aber Vater,es ist doch noch gar nicht bezahlt!» schreit Frau Knopf in höchster Seelennot. – Das dringt durch. Knopf läßt den Stock sinken.

«Was?»

Wir treten vor. «Herr Knopf», sagt Georg. «Meinen Glückwunsch!»

«Lecken Sie mich amArsch!» erwidert der Feldwebel.«Sehen Sie nicht,daß ich beschäftigt bin?»

«Sie überanstrengen sich.»

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«So?Was geht Sie das an? Ich werde hier ruiniert von meiner Familie.»

«IhreFrauhateinglänzendesGeschäftgemacht.Wennsiedie Trauerkleidermorgenverkauft,wirdsieeinigeMilliardendaran verdient haben durch die Inflation – besonders, wenn sie den Sto noch nicht bezahlt hat.»

«Nein, wir haben ihn noch nicht bezahlt!» schreit das Quartett.

«Da sollten Sie froh sein,Herr Knopf! Der Dollar ist während IhrerKrankheiterheblichgestiegen.Siehaben,ohneeszuwissen, im Schlaf an Sachwerten verdient.»

Knopf horcht auf.Daß eine Inflation besteht,weiß er aus der Tatsache, daß der Schnaps immer teurer geworden ist. «So, verdient»,murmelt er.Dann wendet er sich zu seinen vier aufgeplustertenSpatzen.«HabtihrauchschoneinenGrabsteinfür mich gekauft?»

«Nein,Vater!» schreit das Quartett erleichtert, mit einem beschwörenden Blick auf uns.

«Und warum nicht?» krächzt Knopf wütend. Sie starren ihn an.

«IhrGänse!»schreiter.«Wirhättenihnjetztwiederverkaufen können! MitVerdienst,was?» fragt er Georg.

«Nur, wenn er bezahlt gewesen wäre. Sonst hätten wir ihn lediglich zurückgenommen.»

«Ach was! Dann hätten wir ihn an Hollmann und Klotz verkauft und Sie davon ausgezahlt!» Der Feldwebel wendet sich wieder seiner Brut zu. «Ihr Gänse! Wo ist das Geld? Wenn ihr nicht bezahlt habt für den Sto , habt ihr doch noch Geld! Her damit!»

«Komm», sagt Georg. «Der emotionelle Teil ist vorbei. Beim geschäftlichen haben wir nichts zu suchen.»

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Erirrtsich.EineViertelstundespäterstehtKnopfimBüro.Ein würzigerDuftvonKornumschwebtihn.«Ichhabeallesrausgekriegt»,sagt er.«Lügen nützt nichts.Meine Frau hat gestanden. Sie hat bei Ihnen einen Grabstein gekauft.»

«Sie hat ihn nicht bezahlt.Vergessen Sie es.Jetzt brauchen Sie ihn doch nicht mehr.»

«Sie hat ihn gekauft»,erklärt der Feldwebel drohend.«Es sind Zeugen da. Versuchen Sie nicht, sich rauszuwinden! Ja oder nein?»

Georg sieht mich an. «Also gut. Ihre Frau hat sich allerdings eher erkundigt als gekauft.»

«Ja oder nein?» schnauzt Knopf.

«Weilwirunssolangekennen,könnenSieesnehmen,wieSie wollen,Herr Knopf»,sagt Georg,um denAlten zu beruhigen. «Also ja.Geben Sie mir das schriftlich.»

Wirsehenunswiederan.Deralte,ausgedienteMilitärknochen hat rasch gelernt.Er will uns hochnehmen.

«Wozu schriftlich?» sage ich.«Bezahlen Sie den Stein,und er gehört Ihnen.»

«SeienSieruhig,SieBetrüger!»fährtKnopf michan.«Schriftlich!» krächzt er. «Für acht Milliarden! Viel zu teuer! Für ein Stück Stein!»

«Wenn Sie ihn haben wollen,müssen Sie ihn auch sofort bezahlen»,sage ich.

Knopf kämpft heldenhaft. Erst nach zehn Minuten ist er geschlagen. Er holt acht Milliarden von dem Geld, das er den Frauen abgenommen hat,heraus und zahlt.«Schriftlich,jetzt!» knurrt er.

Er bekommt es schriftlich. Durch das Fenster sehe ich die Damen seiner Familie in der Tür stehen.Verschüchtert blicken sieherüberundmachenZeichen.Knopf hatsiebisauf dieletzte

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lausige Million ausgeraubt. Er hat inzwischen seine Quittung bekommen. «So», sagt er zu Georg. «Und was zahlen Sie jetzt für den Stein? Ich verkaufe ihn.»

«Acht Milliarden.»

«Was?SieGauner!AchtMilliardenhabeichdochselbstbezahlt. Wo bleibt die Inflation?»

«DieInflationistda.DerSteinistheuteachteinhalbMilliarden wert.Acht zahle ich ihnen als Einkaufspreis,eine halbe müssen wir verdienen amVerkaufspreis.»

«Was?SieWucherer!Undich?WobleibtmeinVerdienst?Den stecken Sie ein,was?»

«Herr Knopf»,sage ich.«Wenn Sie ein Fahrrad kaufen und es eine Stunde später weiterverkaufen, bekommen Sie nicht den vollenEinkaufspreiszurück.DasisteineSachevonKleinhandel, Großhandel und Käufer;darauf beruht unsereWirtschaft.» «Die Wirtschaft kann mich am Arsch lecken!» erklärt der aufrechte Feldwebel.«Ein gekauftes Fahrrad ist ein gebrauchtes Fahrrad,auch wenn man es nicht fährt.Mein Grabstein aber ist neu.»

«Eristtheoretischauchgebraucht»,sageich.«Gewissermaßen wirtschaftlich.Außerdem können Sie nicht verlangen, daß wir daran verlieren,nur weil Sie weiter am Leben geblieben sind.» «Gaunerei! Nichts als Gaunerei!»

«Behalten Sie doch den Grabstein», rät Georg. «Es ist ein schöner Sachwert. Irgendwann werden Sie ihn schon noch gebrauchen können.Keine Familie ist unsterblich.»

«Ich werde ihn an Ihre Konkurrenz verkaufen.An Hollmann und Klotz, wenn Sie nicht sofort zehn Milliarden dafür geben!»

IchhebedasTelefonab.«KommenSie,wirnehmenIhnendie Arbeit ab.Hier,rufen Sie an.Nummer 624.»

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Knopf wird unsicher und winkt ab. «Ebensolche Gauner wie Sie!Was ist der Stein morgen wert?»

«Vielleicht eine Milliarde mehr.Vielleicht zwei oder drei Milliarden.»

«Und in einerWoche?»

«HerrKnopf»,sagtGeorg.«WennwirdenDollarkursimvoraus wüßten, säßen wir nicht hier und schacherten um Grabsteine mit Ihnen.»

«Esistleichtmöglich,daßSieineinemMonatBillionärsind», erkläre ich.

Knopf überlegt das. «Ich behalte den Stein», knurrt er dann. «Schade,daß ich ihn schon bezahlt habe.»

«Wir kaufen ihn jederzeit wieder.»

«DasmöchtenSiewohl!Ichdenkenichtdaran,ohneVerdienst! Ich behalte ihn als Spekulation. Geben Sie ihm einen guten Platz.» Knopf schaut besorgt aus dem Fenster. «Vielleicht gibt es Regen.»

«Grabsteine halten Regen aus.»

«Unsinn! Dann sind sie nicht mehr neu! Ich verlange, daß meiner in den Schuppen gestellt wird.Auf Stroh.»

«Warum stellen Sie ihn nicht in IhreWohnung?» fragt Georg. «Da ist er imWinter auch vor Kälte geschützt.»

«Sie sind wohl verrückt,was?»

«Nicht im geringsten. Es gibt viele hochachtbare Leute, die sogar ihren Sarg in derWohnung haben.Heilige hauptsächlich und Süditaliener. Viele benutzen ihn sogar jahrelang als Bett. WilkeobenschläftimmerinseinemRiesensarg,wennersoviel getrunken hat,daß er nicht nach Hause gehen kann.»

«Gehtnicht!»entscheidetKnopf.«DieWeiber!DerSteinbleibt hier. Tadellos! Sie sind verantwortlich.Versichern Sie ihn! Auf Ihre Kosten!»

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IchhabegenugvondiesemFeldwebelton.«Wiewärees,wenn SiejedenMorgeneinenAppellmitIhremGrabsteinabhielten?» frageich.«ObdiePoliturerstklassigist,obergenauinRichtung und auf Vordermann steht, ob der Sockel wie ein Bauch gut eingezogenist,obdieBüscherundumstrammstehen,undwenn Sie darauf bestehen,könnte Herr Heinrich Kroll jeden Morgen inUniformIhrenGrabsteinangetretenmelden.Demwürdedas sicher Spaß machen.»

Knopf schaut mich finster an. «Es würde besser in der Welt aussehen,wenn mehr preußische Zucht herrschte»,erwidert er und rülpst furchtbar. Der Geruch nach Rothschem Korn wird durchdringend.DerFeldwebelhatwahrscheinlichtagelangnicht gegessen. Knopf rülpst ein zweites Mal, diesmal weicher und melodischer, starrt uns noch einmal mit den erbarmungslosen Augen eines etatsmäßigen Feldwebels im Ruhestand an, dreht sich um,fällt beinahe,fängt sich und wandert dann zielbewußt zumHof hinausnachlinks–indieRichtungdererstenKneipe, in der Tasche die restlichen Milliarden der Familie.

Gerda steht vor ihrem Kocher und macht Kohlrouladen.Sie ist nackt,hat ein Paar grüne ausgetretene Panto eln an den Füßen und ein rotkariertes Küchenhandtuch über die rechte Schulter geworfen.EsriechtnachKohl,Fett,PuderundParfüm,draußen hängen die Blätter des wilden Weins rot vor dem Fenster, und der Herbst starrt mit blauenAugen herein.

«Schön,daßdunocheinmalgekommenbist»,sagtsie.«Morgen ziehe ich hier aus.» – «Ja?»

SiestehtunbefangenundihresKörperssichervordemKocher. «Ja»,sagt sie.«Interessiert dich das?»

Sie dreht sich um und sieht mich an. «Es interessiert mich, Gerda»,erwidere ich.«Wohin gehst du?»

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«Ins Hotel ,Walhalla‘.» «Zu Eduard?»

«Ja,zu Eduard.»

SieschütteltdieKohlrouladen.«Hastduetwasdagegen?»fragt sie dann.

Ich sehe sie an.Was kann ich dagegen haben? denke ich. Ich wollte,ichhätteetwasdagegen!EinenAugenblickwillichlügen

aber ich weiß,daß sie mich durchschaut.

«Bleibst du auch nicht mehr in der Roten Mühle?» frage ich.

«IchhabelängstSchlußgemachtinderRotenMühle.Duhast dich nur nicht darum gekümmert.Nein,ich bleibe nicht dabei. Man verhungert in unserem Beruf.Ich bleibe in der Stadt.» «Bei Eduard»,sage ich.

«Ja,beiEduard»,wiederholtsie.«ErgibtmirdieBar.Ichwerde Bardame.»

«Und du wohnst dann im ,Walhalla‘?»

«Ichwohneim,Walhalla‘,obenunterdemDachstuhl,undich arbeiteim,Walhalla‘.Ichbinnichtmehrsojung,wieduglaubst; ichmußsehen,daßichetwasFesteshabe,bevorichkeineEngagementsmehrfinde.MitdemZirkusistesauchnichts.Daswar nur so ein letzterVersuch.»

«Du kannst noch viele Jahre Engagements finden, Gerda», sage ich.

«Davon verstehst du nichts.Ich weiß,was ich tue.»

Ich blicke auf die rotenWeinreben,die vor dem Fenster pendeln.Ich habe keinen Grund dazu,aber ich fühle mich wie ein Drückeberger.MeineBeziehungzuGerdaistnichtmehrgewesen als die eines Soldaten auf Urlaub; aber für einen von zweien ist sie wohl immer etwas mehr als das.

«Ich wollte es dir selbst sagen»,sagt Gerda.

«Du wolltest mir sagen,daß es mit uns vorbei ist?»

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Sienickt.«Ichspieleehrlich.Eduardhatmiralseinzigeretwas Festes angeboten – eine Stellung –,und ich weiß,was das heißt. Ich will keinen Schwindel.»

«Weshalb –» Ich breche ab.

«Weshalbhastdudannjetztnochmitmirgeschlafen,wolltest dufragen»,antwortetGerda.«Weißtdunicht,daßallewandernden Artisten sentimental sind?» Sie lacht plötzlich. «Abschied von der Jugend.Komm,die Kohlrouladen sind fertig.»

SiestelltdieTelleraufdenTisch.Ichseheihrzuundbinplötzlich traurig.«Nun,was macht deine große himmlische Liebe?» fragt sie.

«Nichts,Gerda.Nichts.»

Sie füllt die Teller.«Wenn du mal wieder ein kleines Verhältnis hast», sagt sie, «erzähl dem Mädchen nie etwas von deinen anderen Lieben.Verstehst du?»

«Ja»,erwidere ich.«Es tut mir leid,Gerda.» «Um Gottes willen,halt den Schnabel und iß!»

Ich sehe sie an.Sie ißt ruhig und sachlich,ihr Gesicht ist klar undfest,sieistvonKindheitangewöhnt,unabhängigzuleben,sie kenntihrDaseinundhatsichdamitabgefunden.Siehatalldas, was ich nicht habe,und ich wollte,ich liebte sie,und das Leben wäreklarundübersehbar,undmanwüßteimmerallesdarüber, was man braucht,nicht allzuviel,aber das unanfechtbar.

«Weißtdu,ichwillnichtviel»,sagtGerda.«IchbinmitPrügeln aufgewachsen und dann von zu Hause weggelaufen. Jetzt habe ichgenugvonmeinemBerufundwerdeseßhaft.Eduardistnicht der Schlechteste.»

«Er ist eitel und geizig», erkläre ich und ärgere mich sofort darüber,es gesagt zu haben.

«Dasistbesseralsschlampigundverschwenderisch,wennman jemanden heiraten will.»

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