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Remarque, Erich Maria - Der schwarze Obelisk

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08.06.2015
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plötzlich da wieVerschwörer.

«Ihr werdet Eduard bestimmt heute auch noch erschrecken», sagtGerda.«WennermitderRechnungkommt.Ichfühlees.Ich habe das Zweite Gesicht.»

Alles,wassiesagt,hatwiedurcheinenZauberschlageinenneuenKlang.Wasistlos?denkeich.SteigtmirdieLiebeschaudernd in die Schilddrüse,oder ist es eher die alte Freude,einem anderen etwas abspenstig zu machen? Der Speisesaal ist auf einmal nicht mehr eine nach Essen riechende Bude – er ist etwas, das mit ungeheurer Geschwindigkeit wie eine Schaukel durch das Universumfliegt.IchseheausdemFensterundbinerstaunt,daß die Städtische Sparkasse noch immer an derselben Stelle steht. Siesollte,auchohneGerdasKnie,ohnehinlängstverschwunden sein; weggewaschen von der Inflation. Aber Stein und Beton überdauern einen Haufen Menschenwerk und Menschen.

«Ein großartigerWein»,sage ich.«Wie der erst in fünf Jahren sein wird!»

«Älter»,erklärtWilly,dernichtsvonWeinversteht.«Nochzwei Flaschen,Eduard!»

«Warum zwei? Laß uns eine nach der anderen trinken.» «Gut!Trinktihreure!Mir,Eduard,soschnellwiemöglicheine Flasche Champagner!»

EduardschießtdavonwieeingeölterBlitz.«Wasistlos,Willy?» fragtRenée.«Glaubstdu,dukommstumdenPelzmantelherum, wenn du mich betrunken machst?»

«Du bekommst den Pelzmantel! Dieses jetzt hier hat einen höheren Zweck.Erzieherisch! Siehst du ihn nicht,Ludwig?» «Nein.Ich trinke lieberWein als Champagner.»

«Du siehst ihn wirklich nicht? Drüben,drei Tische hinter der Säule? Den borstigen Schweinskopf,die tückischen Hyänenaugen und die vorstehende Hühnerbrust? Den Mörder unserer

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Jugend?»

Ich suche nach dieser zoologischen Merkwürdigkeit und entdeckesiegleichdarauf.EsistderDirektorunseresGymnasiums, älter und ruppiger geworden, aber er ist es. Vor sieben Jahren noch hat erWilly erklärt,er würde am Galgen enden,und mir, lebenslängliches Zuchthaus sei mir sicher. Er hat uns auch bemerkt. Die roten Augen blinzeln zu uns herüber, und ich weiß jetzt,warumWilly den Sekt bestellt hat.

«Laß den Pfropfen knallen, so laut es geht, Eduard!» befiehlt Willy.

«Das ist nicht vornehm.»

«Man trinkt Sekt nicht,um vornehm zu sein; man trinkt ihn, um sich wichtig zu machen.»

WillynimmtEduarddieFlascheausderHandundschütteltsie. DerPfropfenknalltwieeinPistolenschuß.ImLokalentstehteinenAugenblickSchweigen.DerborstigeSchweinskopfrecktsich. WillystehtinvollerGrößeamTisch,dieFlascheinderRechten, und schenkt Glas auf Glas ein. Der Sekt schäumt,Willys Haar leuchtet,undseinGesichtstrahlt.ErstarrtaufSchimmel,unseren Direktor,und Schimmel starrt wie hypnotisiert zurück.

«Es funktioniert», flüstert Willy. «Ich dachte schon, er würde uns ignorieren.»

«Er ist ein leidenschaftlicher Schulmann»,antworte ich. «Erkannunsnichtignorieren.FürihnbleibenwirSchüler,auch wenn wir sechzig sind.Sieh nur,wie seine Nase arbeitet!» «Benehmt euch nicht wie Zwölfjährige»,sagt Renée. «Warumnicht?»fragtWilly.«Älterwerdenkönnenwirimmer noch.»

Renée hebt resigniert die Hände mit demAmethystring. «Und so was hat dasVaterland verteidigt!»

«Hat geglaubt,dasVaterland zu verteidigen»,sage ich.«Bis es

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herausfand,daß es nur den Teil desVaterlandes verteidigte,der gernzumTeufelgehenkonnte–darunterdennationalistischen Schweinskopf da drüben.»

Renée lacht.«Ihr habt das Land der Dichter und Denker verteidigt,vergeßt das nicht.»

«Das Land der Dichter und Denker braucht nie verteidigt zu werden – höchstens gegen den Schweinskopf drüben und seinesgleichen, die Dichter und Denker ins Gefängnis sperren, solangesieleben,undmitihnen,wennsietotsind,Reklamefür sich machen.»

Gerda reckt den Kopf.«Heute wird scharf geschossen,was?» SiestößtmichwiederunterdemTischan.IchkletterevomRednerpult herunter und sitze sofort aufs neue in der Schaukel, die überdieErdehinwegfliegt.DerSpeisesaalisteinTeildesKosmos, undselbstEduard,derdenSektsäuftwieWasser,umdieZechezu erhöhen,hateinenstaubigenHeiligenscheinumseinenKopf.

«Kommst du nachher mit?» flüstert Gerda. Ich nicke.

«Er kommt!» wispertWilly entzückt.«Ich wußte es!»

DasWarzenschweinhatesnichtausgehalten.EshatsichhochgewuchtetundnähertsichzwinkerndunseremTisch.«Hohmeyer,nicht wahr?» sagt es.

Willy sitzt jetzt.Er steht nicht auf.«Bitte?» fragt er. Schimmelistbereitsirritiert.«SiesinddochderfrühereSchüler Hohmeyer!»

WillystelltdieFlaschevorsichtighin.«VerzeihenSie,Baronin», sagt er zu Renée. «Ich glaube, der Mann dort meint mich.» Er wendetsichzuSchimmel.«WomitkannichIhnendienen?Was möchtenSie,meinguterMann?»SchimmelisteinenAugenblick perplex. Er hat wohl selbst nicht genau gewußt, was er sagen wollte. Schlichte, überquellende Empörung hat den biederen

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Schulfuchs an unseren Tisch geschwemmt.

«EinGlasChampagner?»fragteWillyzuvorkommend.«Auch mal kosten,wie die andere Hälfte lebt?»

«Was fällt Ihnen ein? Ich bin keinWüstling!»

«Schade»,erklärtWilly.«AberwaswollenSiewirklichhier?Sie stören,sehen Sie das nicht?»

Schimmel schießt einen Wutblick auf ihn ab. «Ist es absolut nötig»,krächzter,«daßehemaligeSchülermeinesGymnasiums am hellichten Tage Orgien feiern?»

«Orgien?» Willy sieht ihn erstaunt an. «Entschuldigen Sie nochmals,Baronin»,sagt er dann zu Renée.«Dieser manieren- loseMann–einHerrSchimmelübrigens,jetzterkenneichihn»

– stellt er graziös vor – «die Baronin de la Tour» – Renée neigt huldvoll das Lockenhaupt – «glaubt,wir feiern eine Orgie,weil wir an Ihrem Geburtstag ein Glas Sekt trinken –»

Schimmel ist, soweit es bei ihm möglich ist, etwas verwirrt. «Geburtstag?»knarrter.«Nunja–immerhin,diesisteinekleine Stadt – als ehemalige Schüler könnten Sie –»

Es sieht aus,als wolle er uns eine widerwillige Absolution erteilen. Die Baronin de la Tour hat auf den alten Kastenanbeter ihreWirkungnichtverfehlt.Willygreifteiligein.«Alsehemaliger SchülervonIhnensolltenwirschonmorgenseinenSchnapsoder zweizumKa eenehmen»,erklärter,«damitwirendlicheinmal wissen,wasdasWortFreudebedeutet.Dasstandnämlichniein Ihrem Lehrplan,Sie Jugendmörder! Sie alter Pflichtenbock haben uns unser Dasein so versaut,daß wir glaubten,die Preußen wären eine Befreiung, Sie trostloser Feldwebel des deutschen Aufsatzes! Nur durch Sie sind wir zuWüstlingen geworden! Sie alleintragendieVerantwortungfüralles!UndnunschiebenSie ab,Sie Untero zier der Langeweile!»

«Das ist doch –» Schimmel stottert.Er ist jetzt tomatenrot.

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«Gehen Sie nach Hause und nehmen Sie endlich einmal ein Bad,Sie Schweißfuß des Lebens!»

Schimmel ringt nach Atem. «Die Polizei!» würgt er hervor. «Flegelige Beleidigungen – ich werde Ihnen schon –»

«Siewerdengarnichts»,erklärtWilly.«Sieglaubenimmernoch, wirwärenIhreSklavenfürLebenszeit.Alles,wasSietunwerden, ist,dieVerantwortung beim Jüngsten Gericht dafür zu übernehmen,daßSiezahllosenGenerationenvonjungenMenscheneinen Haß auf Gott und alles Gute und Schöne beigebracht haben! Ich möchte bei der Auferstehung der Toten nicht in Ihren Knochen stecken,Schimmel!DieFußtritte,dieSiealleinvonunsererKlasse bekommenwerden!UnddannnatürlichdasPechundFeuerder Höllehinterher!Siekönnendasjasogutbeschreiben!» Schimmelerstickt.«Siewerdenvonmirhören!»stößterhervor und wendet wie eine Korvette im Sturm.

«Schimmel!» brüllt eine markige Kommandostimme hinter ihm her.

Renée wirkt, wie immer. Schimmel wird herumgerissen vom trauten Kommandolaut.«Was?Wie bitte?Wer –?» SeineAugen suchen die nächsten Tische ab. «Sind Sie verwandt mit dem Selbstmörder Schimmel?» zwitschert Renée.

«Selbstmörder?Was soll denn das?Wer hat mich gerufen?» «Ihr Gewissen,Schimmel»,sage ich.

«Das ist doch –!»

Ich erwarte weißen Schaum auf Schimmels Lippen.Es ist ein Genuß, diesen Meister unzähliger Anklagen endlich einmal sprachloszusehen.Willytrinktihmzu.«AufIhrWohl,Siebrave Kathederhyäne! Und gehen Sie nicht mehr zu fremden Leuten an den Tisch, sie zu zensieren. Besonders nicht, wenn Damen dabei sind.»

SchimmelentschwindetmiteinemsonderbarklackendenLaut

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–alswärenichtChampagner,sonderneinSelterswasserverschluß in ihm geplatzt.«Ich wußte,daß er es nicht lassen würde»,sagt Willy selig.

«Du warst erstklassig»,sage ich.«Wieso kam der Geist so gewaltig über dich?»

Willygrinst.«DieseRedehabeichschonmindestenshundertmalgehalten!Leiderimmerallein,ohneSchimmel.Deshalbweiß ich sie auswendig.Prost,Kinder!»

«Ich kann nicht!» Eduard schüttelt sich. «Schweißfuß des Lebens! Das ist ein zu grauenhaftes Bild! Der Sekt schmeckt plötzlich wie eingeschlafene Füße.»

«Das tat er vorher auch schon»,sage ich geistesgegenwärtig. «Was für Kinder ihr seid!» erklärt Renée kopfschüttelnd. «Wir wollen es bleiben. Altwerden ist einfach.» Willy grinst. «Eduard,die Rechnung!»

Eduard bringt die Rechnung.Eine fürWilly,eine für uns. GerdasGesichtwirdgespannt.SieerwarteteinezweiteExplosionheute.GeorgundichziehenschweigendunsereMarkenher- ausundlegensieaufdenTisch.AberEduardexplodiertnicht–er lächelt.«Macht nichts»,sagt er.«Bei so einemWeinkonsum!» Wir sitzen enttäuscht da.Die Damen erheben sich und schütteln sich leicht,wie Hühner,die aus einer Sandgrube kommen. Willy klopft Eduard auf die Schulter.

«Sie sind ein Kavalier! Andere Wirte hätten gejammert, daß wir ihnen einen Gast vertrieben hätten.»

«Ich nicht.» Eduard lächelt. «Der Rohrstockschwinger hat hier noch nie eine anständige Zeche gemacht. Läßt sich nur einladen.»

«Komm»,flüstert Gerda mir zu.

Das tabakfarbene Kleid liegt irgendwo.Die braunenWildleder-

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schuhestehenunterdemStuhl.Eineristumgefallen.DasFenster steht o en.Weinlaub hängt herein.Von unten,aus demAltstätter Hof, kommen gedämpft die Töne des elektrischen Klaviers. Es spielt den Walzer «Die Schlittschuhläufer». Die Musik wird ab und zu von einem dumpfen Fall unterbrochen; das sind die Ringkämpferinnen,die trainieren.

Neben dem Bett stehen zwei eiskalte Flaschen Bier. Ich ö ne sie und gebe eine Gerda.«Woher bist du so braun?» frage ich. «Von der Sonne.Sie scheint schon seit Monaten.Hast du das nicht gemerkt?»

«Doch.Aber im Büro kann man nicht braun werden.» Gerda lacht. «Wenn man im Nachtklub arbeitet, ist es einfacher. Man hat tagsüber frei.Wo warst du all die Zeit?»

«Irgendwo»,sageich,undmirfälltein,daßIsabellemichauch immer so fragt.«Ich dachte,du wärest mit Eduard.»

«Ist das ein Grund,wegzubleiben?» «Ist es keiner?»

«Nein,du Dummkopf»,sagt Gerda.«Das sind zwei verschiedene Dinge.»

«Das ist mir zu schwierig»,erwidere ich.

Gerda antwortet nicht. Sie streckt sich und nimmt einen SchluckBier.Ichsehemichum.«Esistschönhier»,sageich.«Als wärenwirimOberstockeinerSüdseekneipe.Unddubistbraun wie eine Eingeborene.»

«BistdudannderweißeHändlermitKattun,Glasperlen,Bibeln und Schnaps?»

«Richtig»,erwidereichüberrascht.«Genaudashabeichimmer geträumt,als ich sechzehn Jahre alt war.»

«Nachher nicht mehr?» «Nachher nicht mehr.»

Ich liege ruhig und entspannt neben ihr. Blau steht der späte

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Nachmittag im Fenster zwischen den Dachfirsten.Ich denke an nichts,ichwillnichts,undichhütemich,irgendetwaszufragen. Der Friede der gestillten Haut ist da, das Leben ist einfach, die Zeitstehtstill,undwirsindinderNäheirgendeinesGottesund trinken kaltes,würziges Bier.

Gerda gibt mir ihr Glas zurück.«Glaubst du,daß Renée ihren Pelzmantel kriegt?» fragt sie träge.

«Warum nicht?Willy ist jetzt Billionär.»

«Ichhättesiefragensollen,wasfüreinensiehabenwill.Wahrscheinlich Bisam oder Biber.»

«Fuchs»,sage ich interesselos.«Oder Leopard meinetwegen.» «Leopard ist zu dünn für den Winter. Seal macht zu alt. Und Silberfuchs macht dick.Der Traum ist natürlich Nerz.»

«So?»

«Ja.Der ist fürs Leben.Aber mächtig teuer.Sündhaft teuer.» IchstellemeineFlaschezuBoden.DasGesprächbeginntetwas unbequemzuwerden.«DasgehtübermeinenHorizont»,sageich. «Ich kann nicht einmal einen Kaninchenkragen bezahlen.» «Du?»erwidertGerdaüberrascht.«Wersprichtdennvondir?» «Ich.JederMannmitetwasZartgefühlbeziehtineinerSituation wiederunserendasGesprächauf sich.Undichhabebedeutend zuviel Zartgefühl für ein Leben in unserer Zeit.»

Gerdalacht.«Hastdudas,meinKleiner?Aberichredewirklich nicht von dir.»

«Von wem denn?»

«Von Eduard.Von wem sonst?»

Ich richte mich auf. «Du denkst daran, dir von Eduard einen Pelzmantel schenken zu lassen?»

«Natürlich,Schäfchen.Wennichihnnursoweitkriegenkönnte! Aber vielleicht,wenn Renée einen kriegt – Männer sind so –» «Und das erzählst du mir hier,während wir noch zusammen

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im Bett liegen?»

«Warum nicht? Ich habe dann immer besonders gute Gedanken.»

Ich erwidere nichts.Ich bin verblüfft.Gerda dreht ihren Kopf zu mir herüber.«Bist du etwa beleidigt?»

«Ich bin zumindest verdutzt.»

«Warum?Dusolltestnurbeleidigtsein,wennicheinenMantel von dir haben wollte.»

«Soll ich stolz drauf sein, wenn du ihn von Eduard haben willst?»

«Natürlich! Das zeigt dir doch,daß du kein Freier bist.» Ich kenne denAusdruck nicht.«Was sind Freier?» frage ich. «Leute mit Geld.Leute,die einem helfen können.Eduard.» «IstWilly ein Freier?»

Gerda lacht.«Ein halber.Für Renée.»

Ich schweige und komme mir ziemlich dumm vor.«Habe ich nicht recht?» fragt Gerda.

«Recht?Was hat Recht damit zu tun?»

Gerdalachtwieder.«Ichglaube,dubistwirklicheingeschnappt. Was für ein Kind du noch bist!»

«Darin möchte ich auch ganz gerne eins bleiben», sage ich. «Sonst –»

«Sonst?» fragt Gerda.

«Sonst –» Ich überlege.Mir ist nicht ganz klar,was ich meine, aberichversucheestrotzdem.«Sonstkämeichmirwieeinhalber Zuhälter vor.»

Gerda lacht jetzt schallend. «Dazu fehlt dir aber noch vieles mein Kleiner.»

«Ich ho e,das bleibt auch so.»

Gerda wendet mir ihr Gesicht zu.Ihr beschlagenes Glas steht zwischen ihren Brüsten.Sie hält es mit einer Hand fest und ge-

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nießt die Kälte auf ihrer Brust. «Mein armer Kleiner», sagt sie immer noch lachend, mit fatalem, halb mütterlichem Mitleid. «Du wirst noch oft betrogen werden!»

Verflucht,denke ich,wo ist der Friede des tropischen Eilands geblieben?Ichkommemiraufeinmalvor,alswäreichnacktund würde von A en mit stacheligen Kakteen beworfen. Wer hört schon gerne, daß er ein zukünftiger Hahnrei ist? «Das werden wir sehen»,sage ich.

«Meinst du,es sei so einfach,ein Zuhälter zu sein?»

«Das weiß ich nicht. Aber es ist sicher nichts besonders Ehrenhaftes darin.»

Gerda explodiert mit einem kurzen,scharfen Zischen. «Ehre»,japstsie.«Wasnoch?SindwirbeimMilitär?Wirsprechen vonFrauen.MeinarmerKleiner,Ehreistdasehrlangweilig.» SienimmtwiedereinenSchluckBier.Ichsehezu,wieesdurch ihre gewölbte Kehle rinnt. Wenn sie mich noch einmal armer Kleiner nennt, werde ich ihr wortlos meine Flasche über den Kopf gießen,umihrzubeweisen,daßichauchwieeinZuhälter handeln kann – oder wenigstens so, wie ich mir vorstelle, daß er handeln würde.

«Ein schönes Gespräch»,sage ich.«Gerade jetzt.»

Ich scheine versteckte humoristische Eigenschaften zu haben. Gerda lacht wieder.«Ein Gespräch ist wie das andere»,sagt sie. «Wennmansonebeneinanderliegt,istesdochegal,wovonman spricht.Oder gibt es da auch Gesetze,mein –»

IchgreifenachderBierflascheundwarteauf denarmenKlei- nen;aberGerdahateinensechstenSinn–sienimmteinenneuen Schluck und schweigt.

«Wir brauchten vielleicht nicht gerade von Pelzmänteln, Zuhältern und Hahnreis zu reden», sage ich. «Es gibt in solchen Augenblicken doch auch noch andere Themen.»

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