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Remarque, Erich Maria - Der schwarze Obelisk

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08.06.2015
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sparsame Leute gern.Sie halten ihr Geld zusammen.» «Das ist in der Inflation das Dümmste,was es gibt.»

«Man muß es natürlich gut anlegen.» Gerda betrachtet die schwerversilbertenMesserundGabeln.«Ichglaube,deinFreund hier macht das schon richtig – auch wenn er ein Poet ist.» Ichsehesieleichtüberraschtan.«Dasmagsein»,sageich.«Aber andere haben nichts davon.Am wenigsten seine Frau. Die ließ er von morgens bis nachts schuften.Verheiratet sein heißt bei Eduard:umsonst für ihn arbeiten.»

GerdalächeltungewißwiedieMonaLisa.«JederGeldschrank hat seine Nummer,weißt du das noch nicht,Baby?»

Ichstarresiean.Wasisthierlos?denkeich.Istdasnochdieselbe Person, mit der ich gestern im Gartenrestaurant «Zur schönen Aussicht» für bescheidene fünftausend Mark Butterbrote mit dicker Milch gegessen und über den Zauber des einfachen Lebensgesprochenhabe?«Eduardistfett,schmutzigundunheilbar geizig»,erkläre ich fest.«Und ich weiß das seit vielen Jahren.» Der Frauenkenner Riesenfeld hat mir einmal gesagt, diese Kombination schrecke jede Frau ab.Aber Gerda scheint keine gewöhnliche Frau zu sein.Sie mustert die großen Kronleuchter, die wie durchsichtige Stalaktiten von der Decke hängen, und bleibtbeimThema.«Wahrscheinlichbrauchterjemand,derauf ihnachtgibt.NichtwieeineHennenatürlich!Erscheintjemand zu brauchen,der seine guten Eigenschaften würdigt.»

Ich bin jetzt o en alarmiert. Geht mein friedliches Zweiwochenglück bereits auf Wanderschaft? Wozu mußte ich es auch an die Stätte des Silbers und Kristalls schleppen!

«Eduard hat keine guten Eigenschaften»,sage ich.

Gerda lächelt wieder. «Jeder Mann hat welche. Man muß sie ihm nur klarmachen.»

IndiesemAugenblickerscheintzumGlückderKellnerFreid-

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ank und trägt pompös auf einer silbernen Platte eine Pastete heran.«Was ist denn das?» frage ich.

«Leberpastete»,erklärt Freidank hochmütig. «Auf dem Menü steht aber doch Karto elsuppe!»

«DiesistdasMenü,dasHerrKnoblochselbstbestimmthaben», sagtFreidank,derehemaligeFouriergefreite,undteiltzweiStücke ab–eindickesfürGerda,eindünnesfürmich.«OderwollenSie lieberdieverfassungsgemäßeKarto elsuppe?»erkundigtersich kordial.«Kann gemacht werden.»

Gerda lacht.Ich will gerade,erbost über den billigenVersuch Eduards, sie mit Fressen zu kapern, die Karto elsuppe verlangen,als Gerda mich unter dem Tisch anstößt.Über dem Tisch wechseltsiegraziösdieTellerundgibtmirdasgrößteStück.«So gehört sich das», sagt sie zu Freidank. «Ein Mann muß immer das größte Stück haben.Oder nicht?»

«Dasschon»,stottertFreidank,plötzlichverwirrt.«ZuHause

–aberhier–»DerehemaligeGefreiteweißnicht,wasermachen soll. Er hat den Befehl von Eduard erhalten, Gerda ein generöses Stück,mir aber ein Scheibchen zu geben,und er hat ihn ausgeführt. Jetzt sieht er, daß das Gegenteil daraus geworden ist,underbrichtnahezuzusammen,daerauf einmalselbstdie Verantwortung dafür übernehmen muß, was er jetzt tun soll. DasistinunsermgeliebtenVaterlandenichtbeliebt.Auf Befehl reagieren wir prompt, das haben wir nun seit Jahrhunderten in unserem stolzen Blut – aber selbst zu entscheiden, das ist eine andere Sache. Freidank tut das einzige, was er kennt: er blickt um Hilfe nach seinem Meister aus und hofft auf einen neuen Befehl.

Eduard erscheint.«Servieren Sie,was stehen Sie herum?» Ich greife nach meiner Gabel und hacke rasch ein Stück aus derPastete,dievormirsteht,geradealsFreidank,getreuseinem

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ersten Befehl,die Teller wieder umtauschen will.

Freidank erstarrt. Gerda prustet los. Eduard, beherrscht wie ein Feldherr, übersieht die Situation, schieb Freidank beiseite, schneidet ein zweites gutes Stück von der Pastete ab,legt es mit Schwung Gerda vor und fragt mich sauersüß:«Schmeckt’s?» «Es geht», erwidere ich. «Schade, daß es keine Gänseleber ist.»

«Es ist Gänseleber.»

«Sie schmeckt wie Kalbsleber.»

«Hast du je in deinem Leben Gänseleber gegessen?» «Eduard», erwidere ich. «Ich hab‘ sogar Gänseleber gekotzt, soviel habe ich gegessen.»

Eduard lacht durch die Nase.«Wo?» fragt er verächtlich. «In Frankreich,beimVormarsch,während meiner Erziehung zum Mann.Wir haben damals einen ganzen Laden voll Gänselebererobert.InTerrinen,vonStraßburg,mitschwarzenTrü eln aus Perigord, die in deiner hier fehlen. Du schältest damals in der Küche Karto eln.»

Icherzählenicht,daßmirschlechtgewordenist,weilwirauch nochdieBesitzerindesLadensgefundenhatten–einaltesFrau- chen,das in Fetzen an den Resten der Wände klebte,der graue Kopf abgerissen und am Haken eines Ladenregals aufgespießt, wie von einem barbarischen Stamm an einer Lanze.

«UndwieschmecktesIhnen?»fragtEduardGerdaimschmelzendenToneinesFrosches,derflottandendunklenTeichender Weltschwermut hockt.

«Gut»,erwidert Gerda und haut ein.

Eduard macht eine weltmännische Verbeugung und weht davon wie ein tanzender Elefant. «Siehst du», sagt Gerda und strahlt mich an.«So geizig ist er gar nicht.»

IchlegemeineGabelnieder.«Höre,duvonSägespänenumweh-

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tesZirkuswunder»,erwidereich.«DusiehsteinenMenschenvor dir,dessen Stolz noch schwer verletzt ist,um in Eduards Jargon zureden,weilihmeineDamemiteinemreichenSchieberdurchgegangenist.Willstdunun,umwiederEduardsBarockprosazu kopieren, siedendes Oel in die noch nicht verheilten Wunden gießen und mir dasselbe noch einmal vormachen?»

Gerdalachtundißt.«RedekeinenUnsinn,Schatz»,erklärtsie mitvollenBacken.«UndseikeinebeleidigteLeberwurst.Werde noch reicher als die andern,wenn es dich ärgert.»

«Ein schöner Rat!Wie soll ich das machen? Zaubern?» «So wie die andern.Die haben es doch auch geschafft.» «Eduard hat dieses Hotel geerbt»,sage ich bitter.

«UndWilly?»

«Willy ist ein Schieber.» «Was ist ein Schieber?»

«Ein Mann,der die Konjunktur ausnutzt.Der mit allem handelt,von Heringen bis zu Stahlaktien.Der Geschäfte macht,wo er kann,mit was er kann,wie er kann,wenn er nur gerade noch am Gefängnis vorbeikommt.»

«Na,siehst du!» sagt Gerda und greift nach dem Rest der Pastete.

«Findest du,ich sollte auch einer werden?»

Gerda zerkracht ein Brötchen zwischen ihren gesunden Zähnen. «Werde einer oder werde keiner. Aber ärgere dich nicht, wenndukeinerwerdenwillstunddieandernessind.Schimpfen kann jeder,Schatz!»

«Stimmt»,sageichperplexundplötzlichstarkernüchtert.Eine Menge Seifenblasen scheinen auf einmal in meinem Gehirn zu platzen.IchseheGerdaan.SiehateineverfluchtrealistischeArt, die Dinge zu betrachten.

«Du hast eigentlich wirklich recht»,sage ich.

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«Natürlich habe ich recht. Aber sieh mal, was da erscheint: Glaubst du,das ist auch für uns?»

Es ist für uns. Ein gebratenes Huhn und Spargel dazu. Ein Essen für Munitionsfabrikanten. Eduard überwacht die Sache selbst. Er läßt Freidank tranchieren. «Die Brust für Madame», kommandiert er.

«Ich nehme lieber ein Bein»,sagt Gerda.

«Ein Bein und ein Stück Brust für Madame», erklärt Eduard galant.

«Immerzu»,erwidertGerda.«SiesindeinKavalier,HerrKnobloch! Ich wußte es doch!»

Eduard schmunzelt selbstgefällig.Ich verstehe nicht, wozu er das ganze Theater au ührt. Daß Gerda ihm so gefällt, daß er derartige Opfer bringt,kann ich nicht glauben; eher,daß er aus Wut über unsere Eßmarken versucht,sie mir wegzuschnappen. Ein Racheakt ausgleichender Gerechtigkeit also.

«Freidank», sage ich. «Nehmen Sie das Gerippe von meinem Teller.Ich esse keine Knochen.Geben Sie mir dafür das zweite Bein.Oder handelt es sich bei eurem Huhn um ein amputiertes Kriegsopfer?»

Freidank schaut wie ein Schäferhund auf seinen Herrn. «Das ist doch das Leckerste»,erklärt Eduard.«Die Brustknochen sind delikat zumAbknabbern.»

«Ich bin kein Knabberer.Ich bin ein Esser.»

Eduard zuckt seine dicken Schultern und gibt mir zögernd das zweite Bein.

«Möchtest du nicht lieber etwas Salat?» fragt er.«Spargel sind sehr schädlich für Trunkenbolde.»

«Gib mir die Spargel.Ich bin ein moderner Mensch und habe einen starken Hang zur Selbstzerstörung.»

Eduard entschwebt wie ein Gummirhinozeros. Mir kommt

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plötzlich ein Einfall.«Knobloch!» schnauze ich im Generalston Renée de la Tours hinter ihm her.

Erschießtherum,wievoneinerLanzeindenRückengetro en. «Was soll das?» fragt er mich wütend.

«Was?»

«So zu brüllen.»

«Brüllen? Wer brüllt hier außer dir? Oder ist es zuviel, wenn MißSchneideretwasSalathabenmöchte?Dannbieteihnnicht vorher an!»

Eduards Augen werden enorm. Man sieht einen ungeheuren Verdacht in ihnen aufsteigen und zur Gewißheit werden. «Sie –» fragt er Gerda.«Sie haben mich gerufen?»

«Wenn Salat da ist,nehme ich gerne welchen»,erklärt Gerda, dienichterrät,wasvorgeht.EduardstehtimmernochamTisch. Er glaubt jetzt fest,daß Gerda die Schwester Renée de la Tours ist. Ich kann sehen, wie er die Leberpastete, das Huhn und die Spargelbereut.ErhatdenEindruck,grauenhafthereingelegtzu sein.«EswarHerrBodmer»,sagtFreidank,derherangeschlichen ist.«Ich habe es gesehen.»

Aber FreidanksWorte verhallen ungehört bei Eduard. «Antworten Sie nur, wenn Sie gefragt werden, Kellner», sage ich nachlässig zu ihm.«Das sollten Sie bei den Preußen gelernt haben!UndnungehenSieundschüttenSieweiterahnungslosen LeutenGulaschsaftindenNacken.Duaber,Eduard,erkläremir, ob dieses herrliche Essen eine Einladung war,oder ob du dafür unsere Marken kassieren willst?»

Eduardsiehtaus,alsobereinenSchlaganfallkriegenwird.«Gib die Marken her,Schuft»,sagt er dumpf.

Ich trenne sie ab und lege die Papierstückchen auf den Tisch. «WerhierderSchuftwar,stehtsehrzurDebatte,duverhinderter Don Juan»,sage ich.

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Eduard nimmt die Marken nicht selbst auf. «Freidank», sagt er, diesmal tonlos vor Wut. «Werfen Sie diese Fetzen in den Papierkorb.»

«Halt»,sageichundgreifenachdemMenü.«Wennwirschon zahlen,habenwirnochdasRechtauf einDessert.Wasmöchtest du,Gerda? Rote Grütze oder Kompott?»

«Was empfehlen Sie, Herr Knobloch?» fragt Gerda, die nicht weiß,was für ein Drama in Eduard vorgegangen ist.

EduardmachteineverzweifelteGesteundgehtab.«AlsoKompott!» rufe ich ihm nach.

Er zuckt kurz und geht dann weiter,als schliche er über Eier. Jede Sekunde erwartet er die Kasernenhofstimme.

Ich überlege,verzichte aber dann darauf,als noch wirksamere Taktik. «Was ist auf einmal hier los?» fragt die ahnungslose Gerda.

«Nichts»,erwidereichunschuldigundteiledasHühnerskelett zwischenunsauf.«LediglicheinkleinesMusterfürdieThesedes großen Clausewitz über Strategie: Greife den Gegner an,wenn erglaubt,gesiegtzuhaben,unddannda,woeresamwenigsten vermutet.»

GerdanicktverständnislosundißtihrKompott,dasFreidank respektlos vor uns hinschmeißt. Ich sehe ihr gedankenvoll zu und beschließe,sie nie wieder in das «Walhalla» zu führen und von nun an dem eisernen Gesetz Georgs zu folgen: Zeige einer Frau nichts Neues,dann will sie auch nicht dahin und läuft dir nicht weg.

Es ist Nacht.Ich lehne in meiner Bude am Fenster.Der Mond scheint,der schwere Geruch des Flieders weht aus den Gärten, undichbinvoreinerStundeausdemAltstädterHofnachHause gekommen.EinverliebtesPaarhuschtdieStraßenseiteentlang,

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dieimMondschattenliegt,undverschwindetinunsermGarten. Ich tue nichts dagegen; wer selbst nicht dürstet,ist friedfertig, und die Nächte sind jetzt unwiderstehlich. Damit nichts passiert, habe ich allerdings vor einer Stunde an die beiden kostbaren Kreuzdenkmäler ein Schild gehängt mit der Aufschrift: «Achtung! Kann umfallen! Zerschmettert die Zehen!» Aus irgendwelchen Gründen bevorzugen nämlich die Liebenden dieKreuze,wennderBodenzufeuchtist;wahrscheinlich,weil sie sich besser daran festhalten können,obschon man glauben könnte,daß mittlere Hügelsteine ebenso vorteilhaft wären.Ich hatte den Gedanken,ein zweites Schild mit einer Empfehlung dafür aufzuhängen, habe es aber nicht getan. Frau Kroll ist manchmal früh auf, und sie würde mich, bei aller Toleranz, ohrfeigen wegen Frivolität,bevor ich ihr erklären könnte,daß ich vor dem Kriege ein prüder Mensch war – eine Eigenschaft, die mir bei der Verteidigung unseres geliebten Vaterlandes abhanden gekommen ist.

PlötzlichseheicheinequadratischeGestaltschwarzdurchden Mondscheinheranstampfen.Icherstarre.EsistderRoßschlächter Watzek. Er verschwindet in seiner Wohnung, zwei Stunden zu früh.Vielleicht sind ihm die Gäule ausgegangen; Pferdefleisch istheuteeinsehrbeliebterArtikel.IchbeobachtedieFenster.Sie werdenhell,undWatzeksSchattenspuktumher.Ichüberlege,ob ichGeorgKrollBescheidsagensoll;aberesisteinundankbares Geschäft,Liebende zu stören,und außerdem kann es sein,daß Watzek, ohne nachzudenken, schlafen geht. Das scheint aber nichtsozuwerden.DerSchlächterö netdasFensterundstarrt rechts und links die Straße entlang.Ich höre ihn schnaufen.Er schließtdieLäden,undnacheinerWeileerscheintervorderTür, einen Stuhl in der Hand, sein Fleischermesser im Stiefelschaft. Er setzt sich auf den Stuhl, und es sieht aus, als ob er auf Lisas

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Rückkehr warten will.Ich schaue auf die Uhr; es ist halb zwölf. Die Nacht ist warm, und Watzek kann es Stunden draußen aushalten.Lisa dagegen ist schon ziemlich lange bei Georg; das heisere Fauchen der Liebe ist bereits verstummt, und wenn sie dem Schlächter in dieArme läuft,wird sie zwar eine glaubhafte Erklärungfinden,underwirdwahrscheinlichdaraufhereinfallen

aber besser ist es doch,wenn das nicht passiert.

IchschleichehinunterundklopfedenAnfangdesHohenfried-

berger Marsches an Georgs Tür.Sein kahler Kopf erscheint.Ich berichte,was los ist.«Verdammt»,sagte er.«Sieh zu,daß du ihn dort wegbringst.»

«Um diese Zeit?»

«Versuch es! Laß deinen Charme spielen.»

Ichschlenderenachdraußen,gähne,bleibestehenundwandere dann zuWatzek hinüber.«SchönerAbend»,sage ich. «SchönerAbend,Scheiße»,erwidertWatzek.

«Das auch»,gebe ich zu.

«Es wird nicht mehr lange dauern», sagt Watzek plötzlich scharf.

«Was?»

«Was? Sie wissen das doch genau! Die Schweinerei! Was sonst?»

«Schweinerei?» frage ich alarmiert.«Wieso?» «Na,was sonst? Finden Sie das etwa nicht?»

IchblickeaufdasMesserimStiefelundseheGeorgbereitsmit durchschnittener Kehle zwischen den Denkmälern liegen.Lisa natürlich nicht;das ist die alte Idiotie des Mannes.«Wie man es nimmt»,sageichdiplomatisch.Ichverstehenichtganz,weshalb Watzek nicht längst in Georgs Fenster geklettert ist.Es liegt im Parterre und ist o en.

«Dasalleswirdbaldanderswerden»,erklärtWatzekgrimmig.

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«Blut wird fließen.Die Schuldigen werden büßen.»

Ich sehe ihn an. Er hat lange Arme an seinem gedrungenen Körper und sieht überaus kräftig aus.Ich könnte ihm mit dem Knie gegen das Kinn stoßen und ihm dann, wenn er hochtaumelt, einen zweiten Stoß zwischen die Beine versetzen – oder aber,wennerlosrennt,kannichihmeinBeinstellenundseinen SchädeleinpaarmalgründlichaufsPflasterschlagen.Daswürde imAugenblick genügen – aber was später?

«Haben Sie ihn gehört?» fragtWatzek. «Wen?»

«Sie wissen doch! Ihn!Wen sonst? Es gibt doch nur einen!» Ich lausche.Ich habe nichts gehört.Die Straße ist still.Georgs Fenster ist jetzt vorsichtig zugezogen worden.

«Wensollichgehörthaben?»frageichlaut,umZeitzugewinnen und den andern ein Zeichen zu geben, damit Lisa in den Garten verschwindet.

«Mensch,ihn! Den Führer!Adolf Hitler!»

«Adolf Hitler!» wiederhole ich erlöst.«Den?»

«Was,den?» fragtWatzek herausfordernd.«Sind Sie nicht für ihn?»

«Und wie! Gerade jetzt! Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr!»

«Warum haben Sie ihn dann nicht gehört?» «Er war doch nicht hier.»

«ErwaramRadio.Wirhabenihnauf demSchlachthof gehört. Sechsröhrenapparat.Erwirdallesändern!WunderbareRede!Der Mann weiß,was los ist.Alles muß anders werden!»

«Das ist klar»,sage ich.In dem einen Satz steckt das gesamte RüstzeugallerDemagogenderWelt.«Allesmußanderswerden! Wie wäre es mit einem Bier?»

«Bier?Wo?»

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