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Remarque, Erich Maria - Der schwarze Obelisk

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08.06.2015
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Er sitzt mit seiner Gitarre vor der Tür auf den Stufen. Hinter ihm schimmert der Sandsteinlöwe,den er für ein Kriegerdenkmal zurechthaut. Es ist die übliche sterbende Katze mit Zahnschmerzen.

«Kurt»,sageich.«Wennduauf derStelleeinenWunscherfüllt bekommen könntest,was würdest du dir wünschen?» «TausendDollar»,erwiderter,ohnenachzudenken,undgreift einen schmetterndenAkkord auf seiner Gitarre.

«Pfui Teufel! Ich dachte,du wärest ein Idealist.»

«IchbineinIdealist.DeshalbwünscheichmirjatausendDollar. Idealismusbraucheichmirnichtzuwünschen.Davonhabeich massenhaft selbst.Was mir fehlt,ist Geld.»

Dagegen ist nichts zu sagen. Es ist fehlerlose Logik. «Was würdest du mit dem Gelde machen?» frage ich,mit noch etwas Ho nung.

«IchwürdemireinenHäuserblockkaufenundvondenMieten leben.»

«Schämdich!»sageich.«Dasistalles?VondenMietenkannst du übrigens nicht leben, sie sind zu niedrig, und du darfst sie nicht steigern.Du könntest also nicht einmal die Reparaturen davon bezahlen und müßtest die Häuser bald wieder verkaufen.»

«Nicht die Häuser,die ich kaufen würde! Ich würde sie behalten,bisdieInflationvorbeiist.Dannbringensiewiederrichtige Mieten,und ich brauche nur zu kassieren.»

Bach greift einen neuenAkkord.«Häuser»,sagt er versonnen, alssprächeervonMichelangelo.«FürhundertDollarkannstdu heute schon eines kaufen,das früher vierzigtausend Goldmark wertwar.Wasmandaverdienenkönnte!Warumhabeichkeinen kinderlosen Onkel inAmerika?»

«Dasistjammervoll!»sageichenttäuscht.«Dubistanscheinend

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über Nacht zu einem ekelhaften Materialisten herabgesunken. Hausbesitzer! Und wo bleibt deine unsterbliche Seele?» «Hausbesitzer und Bildhauer.» Bach gibt eine Glissando-Pas- sage zum besten. Über ihm hämmert der Tischler Wilke den Taktdazu.ErmachteineneiligenweißenKindersargzumÜberstundentarif.«Dannbraucheichkeineverdammtensterbenden Löwenundau iegendenAdlermehrfüreuchzumachen!Keine Tiere! Nie wieder Tiere! Tiere soll man essen oder bewundern. Sonst nichts. Ich habe genug von Tieren. Besonders von heroischen.» Er beginnt den Jäger aus Kurpfalz zu spielen.Ich sehe, daß mit ihm heute abend kein anständiges Gespräch zu führen ist.Besondersnichteines,beidemmanuntreueFrauenvergißt. «Was ist der Sinn des Lebens?» frage ich noch im Gehen. «Schlaf,Fraß und Beischlaf.»

Ich winke ab und wandere zurück. Unwillkürlich falle ich in Schritt mit dem Hämmern Wilkes; dann merke ich es und wechsle den Rhythmus.

UnterdemTorbogenstehtLisa.SiehatdieRoseninderHand. «Hier! Behalte das! Ich kann so was nicht brauchen.» «Warum nicht? Hast du keinen Sinn für die Schönheit der Natur?»

«GottseiDanknicht.IchbinkeineKuh.Riesenfeld!»Sielacht mit ihrer Nachtklubstimme. «Sag dem Knaben, daß ich nicht jemand bin,dem man Blumen schenkt.»

«Was denn?»

«Schmuck»,erwidert Lisa.«Was sonst?» «Keine Kleider?»

«Kleider erst, wenn man intimer ist.» Sie blitzt mich an. «Du siehst jämmerlich aus.Soll ich dich mal munter machen?» «Danke», erwidere ich. «Ich bin munter genug. Geh du nur allein zur Cocktailstunde in die Rote Mühle.»

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«IchmeinenichtdieRoteMühle.SpielstduimmernochOrgel für die Idioten?»

«Ja»,sage ich überrascht.«Woher weißt du das?»

«Essprichtsichherum.IchmöchtemalmitgehenindieKlapsbude,weißt du.»

«Du kommst noch früh genug hin,ohne mich.»

«Na,wir werden mal sehen,wer von uns der erste ist»,erklärt LisalässigundlegtdieBlumenaufeinenHügelstein.«Hier,nimm das Gemüse! Ich kann es nicht im Hause haben.Mein Alter ist zu eifersüchtig.»

«Was?»

«Klar doch!Wie ein Rasiermesser! Und warum auch nicht?» Ich weiß nicht, was an einem Rasiermesser eifersüchtig sein kann;aberdasBildüberzeugt.«WenndeinManneifersüchtigist, wie kannst du dann abends dauernd verschwinden?» frage ich. «Er schlachtet doch nachts.Das richte ich mir schon ein.» «Und wenn er nicht schlachtet?»

«DannhabeicheineAnstellungalsGarderobiereinderRoten Mühle.»

«Tatsächlich?»

«Mann,bist du doof»,erwidert Lisa.«Wie meinAlter!» «Und die Kleider und der Schmuck?»

«Alles billig und unecht.» Lisa grinst.«Glaubt jeder Ehemann glatt. Also hier, nimm das Grünzeug. Schick es an irgendein Milchkalb.Du siehst so aus,als ob du Blumen schicktest.» «Da kennst du mich aber schlecht.»

Lisa wirft mir einen abgründigen Blick über ihre Schulter zu. DanngehtsieaufihrenschönenBeinen,dieinschlampigenroten Panto elnstecken,überdieStraßezurück.EinerderPanto elnist mit einem Pompon geschmückt;beim andern ist er abgerissen. Die Rosen leuchten durch die Dämmerung. Es ist ein erheb-

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licher Strauß.Riesenfeld hat sich nicht lumpen lassen.Fünfzigtausend Mark,schätze ich,sehe mich vorsichtig um,nehme sie dann wie ein Dieb an mich und gehe auf mein Zimmer.

ObenstehtderAbendinblauemMantelamFenster.DieBude ist voll von Reflexen und Schatten, und plötzlich schlägt die EinsamkeitwiemitKeulenausdemHinterhaltaufmichein.Ich weiß,daß es Unsinn ist,ich bin nicht einsamer als ein Ochse in einer Herde Ochsen,aber was soll ich machen? Einsamkeit hat nichtsmitMangelanGesellschaftzutun.Mirfälltplötzlichein, daß ich gestern vielleicht doch zu hastig mit Erna gewesen sein könnte.Eswärejamöglichgewesen,daßsichallesganzharmlos aufgeklärthätte.Siewarzudemeifersüchtig,dassprachausjedem ihrerWorte.Und Eifersucht ist Liebe,das weiß jeder.

IchstarreausdemFensterundweiß,daßEifersuchtnichtLiebe ist.Aber was hat das damit zu tun? Die Dämmerung verdreht einemdieGedanken,undmansollmitFrauennichtargumentieren,sagtGeorg.Genaudasaberhabeichgetan!VollReuespüre ich den Duft der Rosen,der das Zimmer in denVenusberg aus demTannhäuserverwandelt.Ichmerke,daßichzerschmelzein All-Vergebung,All-Versöhnung und Ho nung.Rasch schreibe icheinpaarZeilen,klebedenBrief zu,ohneihnnocheinmalzu lesen,und gehe ins Büro,um dort das Seidenpapier zu holen,in demdieletzteSendungvonPorzellanengelnangekommenist.Ich wickledieRosenhineinundgeheaufdieSuchenachFritzKroll, demjüngstenSproßderFirma.EristzwölfJahrealt.«Fritz»,sage ich.«Willst du dir zwei Tausender verdienen?»

«Weißschon»,erwidertFritz.«GebenSieher.SelbeAdresse?» «Ja.»

Er entschwindet mit den Rosen – der dritte klare Kopf heute abend.Allewissen,wassiewollen,Kurt,Lisa,Fritz–nurichhabe keine Ahnung. Das mit Erna ist es auch nicht, das weiß ich im

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Moment, als ich Fritz nicht mehr zurückrufen kann.Aber was ist es?Wo sind dieAltäre,wo die Götter und wo die Opfer? Ich beschließe,dochzumMozart-Konzertzugehen–auchwennich allein bin und die Musik es noch schlimmer macht.

Die Sterne stehen hoch am Himmel, als ich zurückkomme. Meine Schritte hallen durch die Gassen, und ich bin voll Erregung.Raschö neichdieTürzumBüro,schaltedasLichtanund bleibestehen.DaliegendieRosen,unddaliegtauchmeinBrief, ungeö net,unddanebeneinZettelmiteinerBotschaftvonFritz. «Die Dame sagt,Sie sollten sich begraben lassen.Gruß,Fritz.» Sichbegrabenlassen.EinsinnigerScherz!Dasteheich,blamiert bis auf die Knochen,voll Beschämung undWut.Ich stecke den ZettelindenkaltenOfen.DannsetzteichmichinmeinenStuhl undbrütevormichhin.MeineWutüberwiegtdieBeschämung, wieimmer,wennmanwirklichbeschämtist,undweiß,daßman es sein sollte.Ich schreibe einen neuen Brief,nehme die Rosen undgehezurRotenMühle.«GebenSiediesesdochbitteFräulein Gerda Schneider»,sage ich zu dem Portier.«DerAkrobatin.» DerreichbetreßteMannsiehtmichan,alshätteichihmeinen unsittlichen Antrag gemacht. Dann deutet er mit dem Dauern hoheitsvoll über die Schulter. «Suchen Sie sich einen Pagen dafür!»

IchfindeeinenPagenundinstruiereihn.«ÜberreichenSieden Strauß bei derVorstellung.»

Erversprichtes.Ho entlichistErnadaundsiehtes,denkeich. Dann wandere ich eine Zeitlang durch die Stadt, bis ich müde bin,und gehe nach Hause.

EinmelodischesPlätschernempfängtmich.Knopfstehtgerade wiedervordemObeliskenundläßtsichgehen.Ichschweige;ich willnichtmehrdiskutieren.IchnehmeeinenEimer,fülleihnmit WasserundgießeihnKnopf vordieFüße.DerFeldwebelglotzt

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darauf.«Überschwemmung»,murmelter.«Wußtegarnicht,daß es geregnet hat.» Und wankt ins Haus.

VI

Über demWalde steht ein dunstiger,roter Mond.Es ist schwül und sehr still.Der Mann aus Glas geht lautlos vorüber.Er kann jetzt hinaus; die Sonne macht aus seinem Kopf kein Brennglas mehr.ZurVorsicht trägt er trotzdem dicke Gummihandschuhe

–eskönnteeinGewittergeben,unddasistfürihnnochgefähr- licher als die Sonne.Isabelle sitzt neben mir auf einer Bank im GartenvordemPavillonfürdieUnheilbaren.Sieträgteinenges schwarzesLeinenkleidundhockhackigegoldeneSchuheanden nackten Füßen.

«Rudolf»,sagtsie,«duhastmichwiederverlassen.Dasletztemal hast du mir versprochen,hierzubleiben.Wo bist du gewesen?» Rudolf, denke ich, gottlob! Rolf hätte ich heute abend nicht ertragen. Ich habe einen zerrissenen Tag hinter mir und fühle mich, als hätte jemand aus einer Schrotflinte mit Salzpatronen auf mich geschossen.

«Ich habe dich nicht verlassen»,sage ich.«Ich war fort – aber ich habe dich nicht verlassen.»

«Wo bist du gewesen?» «Draußen,irgendwo –»

Draußen, bei den Verrückten, hätte ich fast gesagt, aber ich unterdrücke es rechtzeitig.

«Warum?»

«Ach,Isabelle,ich weiß es selbst nicht.Man tut so vieles,ohne daß man weiß,warum –»

«Ichhabedichgesucht,dieseNacht.DerMondwarda–nicht

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derdortdrüben,derrote,unruhige,derlügt–,nein,derandere, kühle,klare,den man trinken kann.»

«Eswäresicherbessergewesen,wennichhiergewesenwäre», sage ich und lehne mich zurück und fühle, wie Ruhe von ihr zu mir herüberfließt.«Wie kann man denn den Mond trinken, Isabelle?»

«InWasser.Esistganzeinfach.ErschmecktwieOpal.Dufühlst ihnnichtsehrimMunde;erstspäter–dannfühlstdu,wieerindir anfängtzuschimmern.ErscheintausdenAugenwiederheraus. Aber du darfst kein Licht machen.Im Licht verwelkt er.»

Ich nehme ihre Hand und lege sie gegen meine Schläfe.Sie ist trocken und kühl.«Wie trinkt man ihn inWasser?» frage ich. IsabelleziehtihreHandzurück.«DuhältsteinGlasmitWasser nachts hinaus aus dem Fenster – so.» Sie streckt den Arm aus. «Dannisterdarin.Mankannessehen,dasGlaswirdhell.»«Du meinst,er spiegelt sich darin.»

«Erspiegeltsichnicht.Eristdarin.»Siesiehtmichan.«Spiegeln

was meinst du mit spiegeln?»

«SpiegelnistdasBildineinemSpiegel.Mankannsichinvielem

spiegeln, das glatt ist. Auch in Wasser. Aber man ist trotzdem nicht darin.»

«Das glatt ist!» Isabelle lächelt höflich und ungläubig.«Wirklich? So etwas!»

«Aber natürlich. Wenn du vor dem Spiegel stehst, siehst du dich doch auch.»

Sie zieht einen Schuh aus und betrachtet ihren Fuß. Er ist schmal und lang und nicht mit Druckstellen verunstaltet. «Ja, vielleicht»,sagt sie,immer noch höflich und uninteressiert.

«Nicht vielleicht.Bestimmt.Aber das,was du siehst,bist nicht du.Es ist nur ein Spiegelbild.Nicht du.»

«Nein,nicht ich.Aber wo bin ich,wenn es da ist?» «Du stehst

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vor dem Spiegel.Sonst könnte er dich ja nicht spiegeln.» Isabelle zieht ihren Schuh wieder an und blickt auf. «Bist du sicher,Rudolf?»

«Ganz sicher.»

«Ich nicht.Was machen Spiegel,wenn sie allein sind?» «Sie spiegeln das,was da ist.»

«Und wenn nichts da ist?»

«Das gibt es nicht.Irgend etwas ist immer da.»

«Und nachts? Bei Neumond – wenn es ganz dunkel ist, was spiegeln sie dann?»

«Die Dunkelheit», sage ich, nicht mehr so völlig überzeugt, denn wie kann sich tiefste Dunkelheit spiegeln? Zum Spiegeln gehört immer noch etwas Licht.

«Dann sind sie also tot,wenn es ganz finster ist?»

«Sie schlafen vielleicht – und wenn das Licht wiederkommt, erwachen sie.»

Isabelle nickt nachdenklich und zieht ihr Kleid dicht um die Beine.«Und wenn sie träumen?» fragt sie plötzlich.«Was träumen sie?»

«Wer?» «Die Spiegel.»

«Ich glaube,sie träumen immer»,sage ich.«Das ist es,was sie denganzenTagtun.Sieträumenuns.Sieträumenunsnachder anderen Seite herum.Was bei uns rechts ist,ist bei ihnen links, und was links ist,ist rechts.»

Isabelledrehtsichmirzu.«DannsindsiedieandereSeitevon uns?»

Ich überlege.Wer weiß wirklich,was ein Spiegel ist?

«Dasiehstdues»,sagtsie.«Undvorhinbehauptetestdu,eswäre nichts in ihnen.Dabei haben sie unsere andere Seite in sich.» «Nur so lange,wie wir vor ihnen stehen.Wenn wir weggehen,

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nicht mehr.»

«Woher weißt du das?»

«Man sieht es.Wenn man fortgeht und zurücksieht,ist unser Bild schon nicht mehr da.»

«Und wenn sie es nur verstecken?»

«Wiekönnensieesverstecken?Siespiegelndochalles!Deshalb sind sie ja Spiegel.Ein Spiegel kann nichts verstecken.»

Eine Falte steht zwischen Isabelles Brauen. «Wo bleibt es dann?»

«Was?»

«Das Bild! Die andere Seite! Springt es in uns zurück?» «Das weiß ich nicht.»

«Es kann doch nicht verlorengehen!» «Es geht nicht verloren.»

«Wo bleibt es denn?» fragt sie drängender.«Im Spiegel?» «Nein.Im Spiegel ist es nicht mehr.»

«Es wird schon noch da sein! Woher weißt du das so genau? Du siehst es doch nicht.»

«Andere Leute sehen auch,daß es nicht mehr da ist.Sie sehen nur ihr eigenes Bild, wenn sie vor dem Spiegel stehen. Nichts anders.»

«Sie verdecken es.Aber wo bleibt meins? Es muß da sein!» «Esistjada»,sageichundbereue,daßichdasganzeGespräch angefangen habe.«Wenn du wieder vor den Spiegel trittst,ist es auch wieder da.»

Isabelleistplötzlichsehraufgeregt.Sieknietauf derBankund beugtsichvor.SchwarzundschmalstehtihreSilhouettevorden Narzissen, deren Gelb im schwülen Abend aussieht, als wären sie aus Schwefel.«Es ist also darin! Und vorhin sagtest du,es sei nicht da.»

Sie umklammert meine Hand und zittert.Ich weiß nicht,was

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ichantwortensoll,umsiezuberuhigen.MitphysikalischenGesetzenkannichihrnichtkommen;siewürdesieverachtungsvoll ablehnen.UndimAugenblickbinichderGesetzeauchnichtso ganzsicher.Spiegelscheinenauf einmalwirklicheinGeheimnis zu haben.

«Wo ist es, Rudolf?» flüstert sie und drängt sich gegen mich. «Sagmir,woesist!IstüberallvonmireinStückzurückgeblieben? InalldenSpiegeln,dieichgesehenhabe?Ichhabevielegesehen, unzählige! Bin ich überall darin verstreut? Hat jeder etwas von mir genommen? Einen dünnen Abdruck, eine dünne Scheibe vonmir?BinichvonSpiegelnzerschnittenwordenwieeinStück Holz von Hobeln?Was ist dann noch von mir da?»

Ich halte ihre Schultern. «Alles ist von dir da», sage ich. «Im Gegenteil,Spiegelgebennochetwashinzu.Siemachenessichtbar und geben es dir zurück – ein Stück Raum, ein beglänztes Stück Selbst.»

«Selbst?» Sie umklammert immer noch meine Hand. «Und wennesandersist?Wennesüberallbegrabenliegtintausendund tausendSpiegeln?Wiekannmaneszurückholen?Ach,mankann es nie zurückholen! Es ist verloren! Verloren! Es ist abgehobelt wieeineStatue,diekeinGesichtmehrhat.WoistmeinGesicht? Wo ist mein erstes Gesicht? Das vor allen Spiegeln? Das,bevor sie begannen,mich zu stehlen?»

«Niemandhatdichgestohlen»,sageichratlos.«Spiegelstehlen nicht.Sie spiegeln nur.»

Isabelleatmetheftig.IhrGesichtistbleich.InihrendurchsichtigenAugenschimmertderroteWiderscheindesMondes.«Wo ist es geblieben?» flüstert sie. «Wo ist alles geblieben? Wo sind wirüberhaupt,Rudolf?Allesläuftundsaustundversinkt!Halte michfest!Laßmichnichtlos!Siehstdusienicht?»Siestarrtzum dunstigenHorizont.«Dafliegensie!AlledietotenSpiegelbilder!

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