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Remarque, Erich Maria - Der schwarze Obelisk

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08.06.2015
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über!»RiesenfeldistganzDonJuanhoherKlasse.Ersiehtbefriedigt auf die goldene Kapsel im Eiskühler.Verschiedene Damen zeigen sofort starkes Interesse. Ich bin ebenfalls einverstanden. Der Champagner wird Erna lehren, daß sie mich zu früh über Bordgeschmissenhat.MitGenugtuungtrinkeichRiesenfeldzu, der feierlich erwidert.

Willy taucht auf. Es war zu erwarten; er ist hier Stammgast. AufsteinbrichtmitseinerGesellschaftauf,undWillywirdunser Nachbar.ErerhebtsichgleichdaraufundheißtRenéedelaTour willkommen. Sie hat ein hübsches Mädchen bei sich, das ein schwarzes Abendkleid trägt. Nach einer Weile erkenne ich die Akrobatin.Willymachtunsbekannt.SieheißtGerdaSchneider und wirft einen abschätzenden Blick auf den Champagner und auf uns drei.Wir passen auf,ob Riesenfeld Interesse faßt; dann wärenwirihnfürdenAbendlos.AberRiesenfeldistverkauftan Lisa.«Meinen Sie,daß man sie zum Tanzen au ordern kann?» fragt er Georg.

«IchwürdeesIhnennichtraten»,erwidertGeorgdiplomatisch. «Aber wir werden sie vielleicht später noch irgendwie kennenlernen.»

Er sieht mich vorwurfsvoll an.Hätte ich im Büro nicht gesagt, daß wir nicht wüßten,wer Lisa sei,wäre die Sache in Ordnung. Aberwerkonnteahnen,daßRiesenfeldaufdieromantischeTour gehen würde? Jetzt ist es zu spät, ihn aufzuklären. Romantiker haben keinen Humor.

«Tanzen Sie nicht?» fragt dieAkrobatin mich. «Schlecht.Ich habe keinen Sinn für Rhythmus.»

«Ich auch nicht. Lassen Sie es uns zusammen probieren.» Wir klemmen uns in die Masse auf der Tanzfläche und werden langsam vorwärts geschoben. «Drei Männer ohne Frauen im Nachtklub»,sagt Gerda.«Warum?»

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«Warum nicht? Mein Freund Georg behauptet,wer Frauen in einen Nachtklub mitbringe, lade sie ein, ihm Hörner aufzusetzen.»

«Wer ist Ihr Freund Georg? Der mit der dicken Nase?» «Der mit dem kahlen Kopf. Er ist Anhänger des Harem-Sy- stems.Frauen soll man nicht vorzeigen,sagt er.»

«Natürlich …Und Sie?»

«Ich habe kein System.Ich bin wie Spreu imWinde.» «TretenSiemirnichtaufdieFüße»,sagtGerda.«Siesindkeine Spreu.Sie wiegen mindestens siebzig Kilo.»

Ich nehme mich zusammen.Wir sind gerade an Ernas Tisch vorbeigeschobenworden,unddiesmalhatsiemichGottseiDank erkannt,obschonihrKopfanderSchulterdesSchiebersmitdem Siegelring liegt und er ihre Taille umklammert. Der Teufel soll da auf Synkopen aufpassen! Ich lächle zu Gerda hinunter und ziehe sie enger an mich.Dabei beobachte ich Erna.

GerdariechtnachMaiglöckchenparfüm.«LassenSiemichnur wieder los»,sagt sie.«Damit erreichen Sie nichts bei der Dame mit dem roten Haar.Und das wollen Sie doch,nicht wahr?» «Nein»,lüge ich.

«Siehättensiegarnichtbeachtensollen.StattdessenhabenSie wie hypnotisiert zu ihr rübergestarrt und dann plötzlich dieses Theater mit mir arrangiert.Gott,sind Sie einAnfänger!»

Ich versuche immer noch, das falsche Lächeln zu halten; ich möchte um alles nicht, daß Erna merkt, daß ich hier ebenfalls reingefallen bin.«Ich habe das nicht arrangiert»,sage ich lahm. «Ich habe nicht tanzen wollen.»

Gerdaschiebtmichvonsichweg.«EinKavaliersindSieanscheinendauchnoch!Hörenwirauf.MeineFüßetunmirweh.» Ichüberlege,obichihrerklärensoll,daßichdasandersgemeint habe;aberwerweiß,wohinmichdasdannwiederbringt!Lieber

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halte ich den Schnabel und gehe hocherhobenen Kopfes, aber beschämt hinter ihr her zum Tisch.

DorthatderAlkoholinzwischengewirkt.GeorgundRiesenfeld duzensich.RiesenfeldhatdenVornamenAlex.Inspätestenseiner Stundewirderauchmichau ordern,ihnzuduzen.Morgenfrüh ist natürlich alles wieder vergessen.

Ich sitze ziemlich trübe da und warte darauf, daß Riesenfeld müdewird.DieTanzendengleitendahin,vonderMusikgetragen, ineinemträgenFlußvonLärm,KörpernäheundHerdengefühl. Auch Erna kommt herausfordernd vorbei und ignoriert mich. Gerda stößt mich an.

«Das Haar ist gefärbt», sagt sie, und ich habe das ekelhafte Gefühl,daß sie mich trösten will.

Ichnickeundmerke,daßichgenuggetrunkenhabe.Riesenfeld ruft endlich nach dem Kellner.Lisa ist gegangen;jetzt will auch er raus.

Es dauert eine Zeitlang,bis wir fertig sind.Riesenfeld bezahlt tatsächlich den Champagner; ich hatte erwartet, er würde uns mitdenvierFlaschen,dieerbestellthat,sitzenlassen.Wirverabschieden uns vonWilly,Renée de la Tour und Gerda Schneider. EsistohnehinSchluß;auchdieMusikpacktein.Allesstautsich an denAusgängen und der Garderobe.

IchsteheaufeinmalnebenErna.IhrKavalierrudertmitlangen ArmenanderGarderobeherum,umihrenMantelzuholen.Erna mißt mich eisig.«Hier muß ich dich erwischen! Das hättest du wohl nicht erwartet!»

«Du mich erwischen?» sage ich verblüfft.«Ich dich!»

«Und mit was für Subjekten!» fährt sie fort,als hätte ich nicht geantwortet.«MitTingeltangelweibern!Rührmichnichtan!Wer weiß,was du dir schon geholt hast!»

IchhabekeinenVersuchgemacht,sieanzurühren.«Ichbinhier

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geschäftlich»,sage ich.«Und du?Wie kommst du hierher?» «Geschäftlich!» Sie lacht schneidend auf. «Geschäftlich! Wer ist denn gestorben?»

«Das Rückgrat des Staates, der kleine Sparer», erwidere ich unddenke,ichseiwitziggewesen.«Erwirdtäglichhierbeerdigt, aber sein Grabdenkmal ist kein Kreuz – es ist ein Mausoleum, genannt die Börse.»

«Und so einem verbummelten Subjekt hat man vertraut!» erklärt Erna,als hätte ich wieder nichts gesagt.«Wir sind fertig miteinander,Herr Bodmer!»

GeorgundRiesenfeldkämpfenanderGarderobeumihreHüte. Ich merke, daß ich zu Unrecht in der Verteidigung bin. «Hör zu»,fauche ich.«Wer hat mir heute nachmittag noch gesagt,er könnenichtausgehen,erhaberasendeKopfschmerzen?Undwer schwoft hier herum mit einem dicken Schieber?»

Erna wird weiß um die Nase. «Du pöbelhafter Verseschmierer!» flüstert sie,als spritze sieVitriol.«Du meinst wohl,weil du Gedichte von toten Leuten abschreiben kannst, wärest du was Besseres,wie?LerneersteinmalgenugGeldzuverdienen,damit du eine Dame standesgemäß ausführen kannst! Du mit deinen AusflügeninsGrüne!ZudenseidenenFahnendesMai!Daßich nicht schluchze vor Mitleid!»

Die seidenen Fahnen sind ein Zitat aus dem Gedicht,das ich ihrnachmittagsgeschickthabe.Ichtaumeleinnerlich;äußerlich grinse ich.«Wir wollen einmal bei der Sache bleiben»,sage ich. «WergehthiermitzweiehrbarenGeschäftsmännernnachHause? Und wer mit einem Kavalier?»

Erna sieht mich groß an. «Soll ich etwa allein nachts auf die Straße gehen wie eine Barhure?Wofür hältst du mich? Glaubst du,ichhabeLust,michvonjedemFlegelanquatschenzulassen? Was denkst du eigentlich?»

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«Du hättest überhaupt nicht zu kommen brauchen!»

«So?Siehmalan!AuchschonBefehlemöchtestdugeben,was? Ausgehverbot,aberdutreibstdichherum!Sonstnochwas?Soll ich dir Strümpfe stricken?» Sie lacht giftig.

«DerHerrtrinktChampagner,fürmichaberwarSelterswasser und Bier gut genug,oder ein billigerWein ohne Jahrgang!» «Ich habe den Champagner nicht bestellt! Das war Riesenfeld!»

«Natürlich! Immer unschuldig, du verkrachter Schulmeister! Was stehst du hier noch herum? Ich habe nichts mehr mit dir zu scha en! Belästige mich nicht weiter!»

Ich kann vor Wut kaum sprechen. Georg kommt heran und gibt mir meinen Hut.Ernas Schieber erscheint ebenfalls.Beide ziehen ab.«Hast du das gehört?» frage ich Georg.

«Zum Teil.Wozu streitest du mit einer Frau?» «Ich wollte nicht streiten.»

Georglacht.Erwirdnieganzbetrunken,selbstwennerKübel vollherunterschüttet.«Laßdichniedazubringen.Dubistimmer verloren.Wozu willst du recht haben?»

«Ja», sage ich. «Wozu? Weil ich ein Sohn deutscher Erde bin, wahrscheinlich.Hast du nieArgumente mit einer Frau?» «Natürlich. Das hält mich aber nicht davon ab, anderen gute Ratschläge zu geben.»

Die kühle Luft wirkt wie ein weicher Hammer auf Riesenfeld. «Duzen wir uns»,sagt er zu mir.«Wir sind ja Brüder.Nutznießer des Todes.» Er lacht keckernd wie ein Fuchs. «Ich heiße Alex.»

«Rolf»,erwidere ich.Ich denke nicht daran,meinen ehrlichen Vornamen Ludwig für diese Saufbrüderschaften einer Nacht herzugeben.Rolf ist fürAlex gut genug.

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«Rolf?» sagt Riesenfeld. «Was für ein blöder Name! Hast du den immer?»

«IchhabedasRecht,ihninSchaltjahrenundnachdemDienst zu tragen.Alex ist auch nichts Besonderes.»

Riesenfeld wankt etwas. «Macht nichts», sagt er großzügig. «Kinder, ich habe mich lange nicht so wohlgefühlt! Gibt es bei euch noch einen Ka ee?»

«Natürlich», sagt Georg. «Rolf ist ein erstklassiger Kaffee koch.»

Wir schwanken durch die Schatten der Marienkirche zur Hakenstraße.VorunsgehtstorchenhafteineinsamerWanderer und biegt in unser Tor ein.Es ist der Feldwebel Knopf,der von seiner Inspektionsreise durch die Kneipen zurückkehrt. Wir erreichen ihn,während er gerade an dem schwarzen Obelisken neben der Tür sein Wasser läßt. «Herr Knopf», sage ich, «das schickt sich nicht!»

«Sie können rühren», murmelt Knopf, ohne sich umzudrehen.

«Herr Feldwebel»,wiederhole ich.«Das schickt sich nicht! Es ist eine Schweinerei! Warum tun Sie das nicht in Ihrer Wohnung?»

Er wendet flüchtig den Kopf. «Ich soll in meine gute Stube pissen? Sind Sie verrückt?»

«Nicht in Ihre gute Stube! Sie haben eine tadellose Toilette zu Hause.Benützen Sie die doch! Sie ist nur ungefähr zehn Meter von hier entfernt.»

«Quatsch!»

«SiebeschmutzendasWahrzeichenunseresHauses!Außerdem begehenSieeinSakrileg.DashieristeinGrabstein.Eineheilige Sache.»

«Das wird erst ein Grabstein auf dem Friedhof», sagt Knopf

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und stelzt auf seine Haustür zu. «Guten Abend die Herren allerseits.»

Er macht eine halbe Verbeugung und stößt sich dabei den Schädel am Türpfosten.Brummend verschwindet er.

«Werwardas?»fragtRiesenfeldmich,währendichnachKa ee suche.

«DasGegenteilvonIhnen.EinabstrakterTrinker.Trinktohne jede Phantasie.Braucht keine Hilfe von außen.Keine Wunschbilder.»

«Auch was!» Riesenfeld nimmt am Fenster Platz. «Ein Alkoholfaßalso.DerMenschlebtvonTräumen.WissenSiedasnoch nicht?»

«Nein.Dafür bin ich noch zu jung.»

«Siesindnichtzujung.SiesindnureinKriegsprodukt–emo- tionell unreif und bereits zu erfahren im Morden.»

«Merci», sage ich.«Wie ist der Ka ee?»

DieSchwadenklärensichanscheinend.Wirsindschonwieder beim Sie angelangt. «Meinen Sie, daß die Dame drüben schon zu Hause ist?» fragt Riesenfeld Georg.

«Vermutlich.Es ist ja alles dunkel.»

«Das kann auch so sein,weil sie noch nicht da ist.Wollen wir nicht ein paar Minuten warten?»

«Natürlich.»

«Vielleicht können wir in der Zwischenzeit unsere Geschäfte erledigen», sage ich. «Der Vertrag braucht ja nur noch unterschrieben zu werden. Ich hole inzwischen frischen Ka ee aus der Küche.»

Ich gehe hinaus und gebe Georg damit Zeit, Riesenfeld zu bearbeiten. So etwas geht besser ohne Zeugen. Ich setze mich auf die Treppenstufen. Aus der Werkstatt des Tischlers Wilke dringtruhigesSchnarchen.EsmußimmernochHeinrichKroll

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sein,dennWilkewohntauswärts.DernationaleGeschäftsmann wird einen netten Schreck kriegen, wenn er im Sarg aufwacht! Ich überlege,ob ich ihn wecken soll,aber ich bin zu müde,und es wird ja auch schon hell – da sollte der Schreck für einen so furchtlosen Krieger eher ein Stahlbad sein,das ihn kräftigt und ihmvorführt,wasdasEndergebniseinesfrischfröhlichenKrieges ist.Ich sehe auf die Uhr und warte auf Georgs Signal und starre indenGarten.LautloshebtsichderMorgenausdenblühenden Bäumen wie aus einem bleichen Bett. Im erleuchteten Fenster des ersten Stocks gegenüber steht der Feldwebel Knopf im Nachthemd und nimmt einen letzten Schluck aus der Flasche. Die Katze streicht um meine Beine. Gott sei Dank, denke ich, der Sonntag ist zu Ende.

V

EineFrauinTrauerkleidungdrücktsichdurchdasTorundbleibt unschlüssig im Hofe stehen. Ich gehe hinaus. Eine Hügelsteinkundin,denke ich,und frage: «Möchten Sie unsereAusstellung sehen?»

Sie nickt, sagt aber gleich darauf: «Nein, nein, das ist noch nicht nötig.»

«Siekönnensichruhigumsehen.Siebrauchennichtszukaufen. Wenn Sie wollen,lasse ich Sie auch allein.»

«Nein,nein! Es ist – ich wollte nur –»

Ich warte. Drängen hat in unserem Geschäft keinen Zweck. Nach einiger Zeit sagt die Frau:«Es ist für meinen Mann –» Ich nicke und warte weiter. Dabei drehe ich mich gegen die Reihe der kleinen belgischen Hügelsteine. «Das hier sind sehr schöne Denkmäler»,sage ich schließlich.

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«Ja,sicher,es ist nur –»

Sie stockt wieder und blickt mich fast flehentlich an. «Ich weiß nicht, ob es überhaupt erlaubt ist –» preßt sie schließlich hervor.

«Was? Einen Grabstein zu setzen?Wer kann das verbieten?» «Das Grab ist nicht auf dem Kirchhof –»

Ich sehe sie überrascht an. «Der Pastor will nicht, daß mein Mannauf demKirchhof beerdigtwird»,sagtsieraschundleise, mit abgewandtem Gesicht.

«Warum denn nicht?» frage ich erstaunt.

«Er hat – weil er Hand an sich gelegt hat», stößt sie hervor. «Er hat sich das Leben genommen.Er hat es nicht mehr ausgehalten.»

Siestehtundstarrtmichan.Sieistnocherschrockenvondem, was sie gesagt hat. «Sie meinen, daß er deshalb nicht auf dem Kirchhof beerdigt werden darf?» frage ich.

«Ja.Nicht auf dem katholischen.Nicht in geweihter Erde.» «Aber das ist doch Unsinn!» sage ich ärgerlich. «Er sollte in doppeltgeweihterErdebegrabenwerden.Niemandnimmtsich ohne Not das Leben.Sind Sie ganz sicher,daß das stimmt?» «Ja.Der Pastor hat es gesagt.»

«Pastoren reden viel, das ist ihr Geschäft. Wo sollte er denn sonst beerdigt werden?»

«Außerhalb des Friedhofs.Auf der anderen Seite der Mauer. NichtaufdergeweihtenSeite.OderimstädtischenFriedhof.Aber das geht doch nicht! Da liegt doch alles durcheinander.» «Der städtische Friedhof ist viel schöner als der katholische», sage ich.«Und auf dem städtischen liegen auch Katholiken.» SieschütteltdenKopf.«Dasgehtnicht.Erwarfromm.Ermuß –» IhreAugen sind plötzlich voll Tränen.«Er hat es sicher nicht überlegt,daß er nicht in geweihter Erde liegen darf.»

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«Er hat wahrscheinlich überhaupt nicht daran gedacht.Aber grämen Sie sich nicht wegen Ihres Pastors.Ich kenne Tausende von sehr frommen Katholiken,die nicht in geweihter Erde liegen.»

Sie wendet sich mir rasch zu.«Wo?»

«AufdenSchlachtfelderninRußlandundFrankreich.Sieliegen dabeieinanderinMassengräbern,Katholiken,JudenundProtestanten,und ich glaube nicht,daß das Gott etwas ausmacht.» «Das ist etwas anderes.Sie sind gefallen.Aber mein Mann –» Sie weint jetzt o en. Tränen sind in unserm Geschäft etwas Selbstverständliches; aber diese sind anders als gewöhnlich. Dazu ist die Frau wie ein Bündelchen Stroh; man glaubt, der Windkönnesiewegwehen.«Wahrscheinlichhateresimletzten Augenblick noch bereut»,sage ich,um etwas zu sagen.«Damit ist dann alles vergeben.»

Sie sieht mich an.Sie ist so hungrig für ein bißchen Trost! «Meinen Sie das wirklich?»

«Bestimmt.DerPriesterweißdasnatürlichnicht.Dasweißnur Ihr Mann.Und der kann es nicht mehr sagen.»

«Der Pastor behauptet,die Todsünde –»

«Liebe Frau»,unterbreche ich sie.«Gott ist viel barmherziger als die Priester,das können Sie mir glauben.»

Ichweißjetzt,wassiequält.Esistnichtsosehrdasungeweihte Grab;esistderGedanke,daßihrMannalsSelbstmörderfüralle Ewigkeit in der Hölle brennen muß und daß er vielleicht gerettet werden und mit ein paar hunderttausend Jahren Fegefeuer davonkommen könnte,wenn er auf dem katholischen Friedhof beerdigt würde.

«EswarwegendesGeldes»,sagtsie.«Eswarauf derSparkasse für fünf Jahre mündelsicher angelegt,und er konnte es deshalb nicht abheben. Es war die Mitgift für meine Tochter aus erster

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