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Erläuternde Texte

Als eine Sondergruppe der beschreibenden Texte könnte man die erläuternden Texte auffassen, in denen bestimmte Sachverhalte nicht nur in ihrer Erscheinung beschrieben, sondern in ihren Zusammenhängen und Ursachen erklärt werden. Stilistisch dominieren Satzgefüge der verschiedensten Art, besonders Satzbildungen mit kausalen, finalen, adversativen und relativen Nebensätzen. Haupttempus ist das Präsens, oft im Wechsel mit einem resultativen Perfekt. Da in den meisten erläuternden Texten bestimmte regelhafte oder abstrakte Beziehungen gekennzeichnet werden, dominiert häufig ein abstrakter Wortschatz. Nicht selten finden sich Kombinationen von beschreibenden und erklärenden Textpartien, besonders in Lehrbüchern, Patentschriften u.ä. Auch Verbindungen von berichtenden und erklärenden Texten sind üblich.

Von den überwiegend erklärenden Textsorten seien hier nur der Kommentar, die Interpretation und der Essay erwähnt und in Grundzügen charakterisiert. Andere, wie z.B. der Leitartikel, die Abhandlung (Untersuchung) und das Feuilleton, stehen diesen Textsorten in Struktur und Stilmitteln recht nahe.

Kommenar: Als Kommentar werden zwei verschiedene Textsorten bezeichnet, die jedoch miteinander verwandt sind: l. der stichwort- oder aufsatzartige Textkommentar in der Form erklärender Anmerkungen zu einem größeren Text; 2. die Auslegung eines politischen oder anderen Ereignisses durch einen Journalisten in Zeitung, Rundfunk oder Fernsehen. Diese zweite Form verdient als Stilform besondere Beachtung, zumal sie heute zu den wichtigsten Textsorten der Massenmedien zählt.

In den meisten Fällen liegt im Ereigniskommentar eine Verbindung von berichtendem und erklärendem Text vor. Berichtet (im Präteritum oder Perfekt) werden die jeweiligen Ereignisse, erklärt die ihnen zugrunde liegenden Motive, Ursachen und die entstandenen oder möglichen Folgen. Da sich diese Textform an ein größeres Publikum wendet und zumeist gesprochen wird, dominieren hier kürzere bis mittellange Sätze, oft in Form kurzer Satzgefüge, sowie allgemeinverständliche konkrete wie abstrakte Wörter, die jedoch dem mitunter verwickelten Inhalt angemessen sein müssen. Kommentare in Boulevardblättern vereinfachen vielfach auf Kosten einer sachgerechten Berichterstattung und Würdigung.

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Interpretation: Im Gegensatz zum Textkommentar, der streng dem Einzeltext in fortlaufender Reihenfolge verbunden bleibt, sucht die Interpretation bestimmte Wirkungsganzheiten zu erfassen und zu erläutern.22 Dabei können sowohl Gruppen von Einzelelementen (z.B. Bilder, Motive) als auch die Gesamtheit aller inhaltlichen wie formalen Aussageeinheiten zum Gegenstand der Beschreibung und Erläuterung werden. Die persönliche Betroffenheit des Interpretierenden wirkt sich mitunter auf den Stil der Interpretation aus. Die wissenschaftliche Interpretation, die einen wesentlichen Teil aller Literatur- und Kunstwissenschaft ausmacht, bemüht sich um einen verhältnismäßig objektiven Stil, in dem oft Elemente der Beschreibung (z.B. Präsens, Passivwendungen, Personifikationen) vor solchen der Erklärung (z.B. Kausalsätze, Finalsätze u.ä.) den Vorrang haben.

Essay: Der Essay ist als subjektiv geprägte Stellungnahme zu einem Sachverhalt dem Ereigniskommentar wie der Interpretation verwandt, läßt es jedoch an der Sachstrenge und Gegenstandsbeschränkung des einen wie an der Gegenstands- und Wirkungsbezogenheit der anderen fehlen. Statt dessen rückt hier das sprachliche Können des Autors und somit die stilistische Form stärker in den Vordergrund. Das Bemühen der meisten Essayisten um die sprachliche Ausfeilung ihrer Gedanken führt – je nach dem Individualstil – zur Häufung geistreicher Wort- und Satzfiguren, mitunter mit besonderen Überraschungseffekten (z.B. Wortspielen, Oxymora, Chiasmen). Die einbeziehende Ansprache des Lesers bedingt zuweilen Anreden oder kollektivierende Ausdrucksweisen der 1. Person Plural. Ausmalungen des bloß Hypothetischen bedingen konjunktivische und modale Ausdrucksweisen, gelegentlich auch kühne Vergleiche. Die Freiheit von gattungsmäßigen Mustern erlaubt hier besonders reiche Variationen, wobei allerdings die gedanklich bestimmte Grundform gewahrt bleibt.23

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