Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Sowinski-Deutsche_Stilistik.doc
Скачиваний:
143
Добавлен:
20.09.2019
Размер:
1.43 Mб
Скачать

Stilweite des allgemeinen und des besonderen Wortschatzes

Wir haben schon darauf hingewiesen, daß den meisten Sprechern ein verhältnismäßig kleiner Teil des riesigen Wortschatzes der deutschen Sprache zur Verfügung steht (vgl. S. 199f.). Dabei handelt es sich in der Regel um den Wortschatz, der zur zwischenmenschlichen Kommunikation notwendig ist, sowie um kleinere Teilbereiche, die nur bestimmten Personen, Gruppen, Schichten u.dgl. eigen sind. Den zuerstgenannten wollen wir als allgemeinen Wortschatz bezeichnen, weil er von den meisten einigermaßen sprachgewandten Mitgliedern der Sprachgemeinschaft verwendet oder nur verstanden wird, den zuletztgenanten dagegen als besonderen Wortschatz. Feste Abgrenzungen zwischen beiden Bereichen sind zwar kaum möglich, doch bietet der allgemeine Bekanntheitsgrad ein wichtiges Differenzierungskriterium. Das Vorhandensein eines allgemeinen Wortschatzes (bzw. Grundwortschatzes108) ermöglicht erst sprachliche Verständigung und damit menschliches Zusammenleben, der stärker differenzierte besondere Wortschatz hingegen erlaubt den gruppenmäßigen Erfahrungsaustausch sowie die Aktivierung bestimmter Vorstellungsassoziationen und Gefühlsgehalte.

Mit den Elementen der einzelnen Wortschatzbereiche sind Stilwirkungen verbunden, die sowohl in der Erreichung bestimmter Stilzüge, z.B. größerer Anschaulichkeit, Klarheit o.ä., bestehen als auch im Auftreten einer bestimmten Stilfärbung (z.B. des lokalen Kolorits, einer bestimmten Fachsprache o.ä.) erkennbar werden können (vgl. S. 200f.).

Die Stilistik wird neben der Analyse nach der Funktion und Angemessenheit

237

solcher stilistischen Prägungen fragen müssen, sie kann dabei leicht zur Stilkritik werden, wenn die anderweitig entliehenen Sprachformen sich als unpassend erweisen.

Das Erkennen einer Stilfärbung setzt eine gewisse Vertrautheit mit der gruppenmäßigen Herkunft und Verwendung bestimmter Wörter voraus. Die Einschätzung kann allerdings je nach dem Standort des Betrachters verschieden ausfallen. Diese Relativität der Bezugssysteme gilt es zu beachten, wenn im folgenden einige gruppenmäßige Differenzierungen des Wortschatzes vorgenommen werden. Ausgangspunkt soll dabei stets die Ebene des allgemeinen Wortschatzes der Hoch- und Schriftsprache sein.

Der allgemeine Wortschatz der Hoch- und Schriftsprache

Der deutsche Wortschatz läßt sich nach den Gebrauchsweisen der Wörter in verschiedener Weise gliedern. Die größte Gruppe bilden die am häufigsten verwendeten Wörter, die im wesentlichen der nur kommunikativen Verwendung bei gefühlsmäßig neutraler Haltung vorbehalten sind. Diese Wörter erscheinen vor allem im schriftsprachlichen Gebrauch in den Presse- und Sachbuchveröffentlichungen, im Wirtschaftsverkehr und in allgemeinbildenden Texten; aber auch in der mündlichen Ausdrucksweise des öffentlichen Verkehrs wie in der Verkehrssprache der Gebildeten.

Je nach der Verwendungsweise und dem Textinhalt können die Wörter dieses Bereichs im Stilwert schwanken. Sie können ebenso den Eindruck strenger Sachlichkeit wie den beherrschter Emotionalität hervorrufen. Diese Breite der Verwendungsmöglichkeiten läßt es zu, daß diese normalsprachliche Schicht109 des Wortschatzes auch in Texten der Dichtung oder der Werbung begegnen kann, soweit es dabei nicht auf besondere semantische Wirkungen ankommt.

Als Teil der normalsprachlichen Schicht kann in bestimmten Grenzen auch der Wortschatz der Umgangssprache angesehen werden, soweit er nicht zu sehr von den Mundarten her bestimmt ist. Es spielt dabei keine Rolle, ob die jeweilige Umgangssprache, die regional modifizierte Ausdrucksweise zwischen der Hoch- und Schriftsprache, in der Aussprache stärker mundartlich geprägt ist oder nicht. Allerdings finden sich in der Umgangssprache immer wieder Wörter, die im normalen Schriftdeutsch nicht auftauchen (z.B. kriegen für bekommen).

Solche Wörter der Umgangssprache können den jeweiligen Texten ein bestimmtes Lokalkolorit verleihen, sie bestimmten Landschaften zuordnen, in denen diese Wörter heimisch sind (z.B. obd. Knödel, Janker, Leberkäs, Jänner). Andere bringen ein sozial geprägtes Kolorit in die hochsprachlichen Texte, das auf die Sprache einfacher Menschen oder bestimmter Berufe etc. verweist. Damit gelangen wir allerdings in den Bereich des besonderen Wortschatzes.

Соседние файлы в предмете [НЕСОРТИРОВАННОЕ]