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Німецька мова Підруч

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Die heute gebräuchlichste Darstellung von Kreislaufsche mata stellt auf die Sektoren

private Haushalte

Unternehmungen

Staat

Ausland

Vermögensbildung

ab, wobei diese Sektoren noch in Untersektoren aufgeteilt sind (Staat = Gebietskörperschaften, Sozialversicherungen u.a.m.) und sehr genau definierte Funktionen ausüben.

Die Funktionen der privaten Haushalte, die im Wirtschaft skreislauf berücksichtigt werden, sind die Lieferung von Fak torleistungen (in Form von Arbeit, Boden und Kapital), Kauf von Konsümgütern und Verzicht auf Konsum = Sparen. Nicht erfaßt werden Tätigkeiten innerhalb eines Haushaltes wie Kochen, Nähen, Erziehen usw.

Unternehmen in dem hier relevanten Sinne sind alle Stätten, in denen zum Zwecke der Produktion von Gütern Faktorleis tungen eingesetzt werden.

Auch der Staat greift in verschiedensten Formen in den Wirtschaftsablauf ein und wird als Wirtschaftssubjekt tätig. Im Kreislaufschema lassen sich die Aktivitäten als Ströme zu den anderen Sektoren darstellen.

Das folgende Schaubild zeigt abschließend einen Wirtschaft skreislauf unter Einbeziehung des Auslandes und des Staates.

Fragen zum Text

1. Was hat die Arbeitsteilung aufgehoben? 2. Wozu kommt es durch die Arbeitsteilung? 3. In welcher Übersicht lassen sich alle diese Beziehungen darstellen? 4. Auf wen geht die Idee des «Kreislauf der Wirtschaft» zurück? 5. Was verans chaulicht der Wirtschaftskreislauf? 6. Wofür kann der Wirt schaftskreislauf als Grundlage dienen? 7. Wie kann die Kreis laufdarstellung erfolgen? 8. Worum handelt es sich bei den Faktorleistungen? 9. Was sind die Funktionen der privaten Haushalte? 10. Worin greift der Staat ein?

Лексико граматичні вправи

I. Перекладіть речення. Зверніть увагу на граматичну форму вираження можливості.

1. Der Versuch läßt sich leicht erklären. 2. Unter dem Mikro skop lassen sich die Spaltöffnungen eines Blates erkennen. 3. Es läßt sich hier gut erholen. 4. Die Kreislaufdarstellung läßt sich in Form von realen Strömen erfolgen. 5. Das Schaubild läßt sich den Unterschied der Stromarten deutlich machen. 6. Der Arbeitsgang läßt sich durch Verwendung einer Mischt

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rommel mechanisieren. 7. Alle Faktorleistungen und Güter lassen sich mit Geld bewerten. 8. Unter Wettbewerbspolitik lassen sich die staatlichen Maßnahmen verstehen. 9. Es lassen sich gute ökonomische Ergebnisse erwarten.

II.Дайте відповіді на питання. Знайдіть способи вираження можливості.

1.Können Sie diese ökonomische Aufgabe lösen? 2. Können Sie die Eintrittskarten in das Große Theater kaufen? 3. Können Sie in den Winterferien nach Kiew fahren? 4. Können Sie ein deutsches Buch ohne Wörterbuch lesen? 5. Können Sie sich mit den deutschen Studenten unterhalten? 6. Können Sie einen Versuch selbständig durchführen? 7. Kann man die Erziehlung guter ökonomischer Ergebnisse erwarten? 8. Kann man die wirtschaftliche und gesellschaftliche Freiheit sichern? 9. Kann man den Verbrauchern größere Wahlmöglichkeit geben?

III.Доповніть речення словами, які стоять у дужках, перекладіть.

1.Darf ich Sie um … bitten? (eine Tasse Kaffee, ein Glas Tee) 2. Darf ich Sie um … bitten? (die Hilfe) 3. Darf ich Sie um

bitten? (das Wörterbuch) 4. Darf ich Sie … zu U Bahn begleiten (von der Akademie). 5. Darf ich Sie … stören? (einen Augenblick) 6. Entschuldigen Sie, darf ich … machen? (bekannt) 7. Verzeihen Sie, darf ich Ihnen … vorstellen? (meinen Freund) 8. Darf ich mir … mal telefonieren? (bei Ihnen)

IV. Вставте в речення haben або sein та перекладіть.

1.Er … für mörgen einen wichtigen Artikel zu schreiben. 2. Er … nicht zu überreden. 3. Diese ökonomische Aufgabe … schwer zu erfüllen. 4. Dieses Buch … in der Bibliothek zu finden. 5. Wir … heute noch zwei Übungen zu machen. 6. Die ukrainischen Wissenschaftler … noch viele Probleme auf dem Gebiet der Pharmazie zu lösen. 7. Das ukrainische Volk … helle friedliche Zukunft aufzubauen. 8. Zur Herstellung von Arznei zubereitungen … alle erforderlichen Substanzen abzuwägen. 9. Kreislaufschemata mit quantitativen Daten … in der Regel nur in Form von monetären Strömen darzustellen.

V.Дайте заперечні відповіді на питання, використо вуючи дієслово brauchen.

MUSTER: Frage: Soll ich hier bleiben?

Antwort: Nein, Sie brauchen hier nicht zu bleiben.

1.Soll ich all diese Beziehungen in einer graphischen Über sicht darstellen? 2. Muß der Staat in verschiedensten Formen in den Wirtschaftsablauf eingreifen? 3. Sollen die staatlichen Maßnahmen den freien Wettbewerb als Steuerungsprinzip der Marktwirtschaft sichern? 4. Soll eine aktive Wettbewerbspolitik die wettbewerbsbeschränkenden Maßnahmen verhindern helfen? 5. Soll der Wettbewerb allen gesellschaftlichen Gruppen gute

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ökonomische Ergebnisse verschaffen? 6. Sollen die Freiheits spielräume im Verlauf der Wettbewerbsprozesse verlorengehen? 7. Sollen wir dieses Gedicht auswendig lernen? 8. Soll ich im Formular den Geburtsort angeben? 9. Soll er heute in der Stunde etwas schreiben?

VI. Перекладіть та запам’ятайте слова та вирази.

Die Arbeitsteilung, die Gemeinschaft, die Wirtschaftsbe ziehungen, die Kreditgewährung, die Steuerzahlungen, die Bereitstellung von Grund und Boden, veranschaulichen, die Verflechtung, im zeitlichen Ablauf, die Marktwirtschaft, die Wettbewerbsordnung, die Wahlmöglichkeit, die Wettbewerbs bedingung, die Einkommens und Vermögensverteilung, die Preisreagibilität, Vorteile verschaffen, wettbewerbsrechtlich, die Wettbewerbsbeschränkung.

VII. Прочитайте текст та перекажіть його на німецьку мову.

Die Wirkung der Farben

Die farbige Anzeige hat mehr mitzuteilen als die schwarz – weiße und das auch bis auf tiefere, unbewußtere Ebenen. Wie Untersuchungen klar zeigen, bleibt der Blick auf Farbanzeigen länger hängen. Zu den inneren Vorgängen, die dabei in Gang kommen, gehört die subjektive Beurteilung der Farbe. Sie ist verbunden mit einem Aspekt, der in der Fachliterutur «Sugges tivkraft der Farbe» genannt wird. Tests, über Jahrzehnte hin weg, in immer neuen Anordnungen und mit den unterschied lichsten Fragestellungen durchgeführt, haben immer wieder bewiesen, daß es eine Main Street der Farbvorlieben wie auch der Zuordnungen von Farben zu Gefühlen oder sinnlichen Phänomenen gibt.

Ein Beispiel: An 200 Personen wurde Kaffee ausgeschenkt, aus einer braunen, einer blauen, einer roten und einer gelben Kanne. 73 Prozent fanden den Trunk aus der braunen Kanne zu stark, 84 Prozent den aus der roten Kanne aromatisch und kräftig, den aus der blaunen Kanne mild und schließlich den aus der gelben Kanne nicht vergleichbar. Hier handelt es sich wohl um eine andere, mildere Bohnensorte.

Tatsächlich war es immer der gleiche Kaffee.

VIII. Вивчіть діалог.

Umgangsformen

1.– Verzeihen Sie, ich hätte eine Frage an Sie. (Ich möchte Sie etwas fragen).

Ja, bite, was ist‘s?

2.– Entschuldigen Sie, darf ich Sie einen Augenblick stören?

Bitte, womit kann ich Ihnen dienen?

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3.– Darf ich Ihnen meinen Freund Otto Schulze vorstellen?

Sehr erfreut, Sie kennenzulernen.

Gleichfalls. (Sehr erfreut.)

4.– Stellen Sie mich bitte Ihrer Schwester vor.

Inge, das ist mein Freund Karl.

Sehr angenehm. (Sehr erfreut.)

5.– Mache mich mit deinem Freund bekannt. Ich habe viel von ihm gehört.

Bitte sehr. Otto, darf ich bekanntmachen? Das ist Kurt, mein Studienkamerad.

Sehr angenehm. (Sehr erfreut.)

6.– Ich möchte mich vorstellen. Mein Name ist Finko. Ich werde ihr Dolmetscher sein.

7.– Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag von ihrem Otto.

8.– Würden Sie mir bitte dieses Buch reichen?

Bitte sehr! (Bitte schön!)

9.– Willst du dir diesen Film ansehen?

Danke bestens! (Dafür bedanke ich mich!)

10.– Gestatten Sie? Ich steige hier aus.

11.– Wie geht‘s dir?

Danke, es geht.

Wie fühlst du dich?

Danke, gut.

IX. Прочитайте статтю дослідження та підготуйтеся до співбесіди німецькою мовою щодо розглянутої в ній проблематиці.

Die Jugend orientiert sich an konservativen Vorstellungen

Die Teenager (Jugentlicher zwischen 13 und 18 Jahren) von heute sind passiv, konservativ und materialistisch. Die finanzielle Sicherheit ist ihnen wichtiger als Rebellion.

In Deutschland, Skandinavien und den Beneluxländern igelt sich die Jugend am liebsten in den eigenen vier Wänden ein. Angesichts der lokalen und globalen Probleme blicken die jungen Eremiten (Einsiedler) überaus pessimistisch in die Zukunft. Das ist das Ergebnis der Studie «Teenager of the World» des Instituts IVE Research International, Hamburg. Befragt wurden 13 – bis 18 jährige in 27 Ländern. In insgesamt 112 Gruppendiskussionen und 70 Experteninterviews kristalli sierten sich fünf Typologien heraus, die die wichtigsten jugend kulturellen Trends zusammenfassen. So teilen die «hoffnungs vollen Skeptiker» mit den «Eremiten» das Bedürfnis nach einem stabilen, überschaubaren Umfeld. Dennoch meint diese Gruppe, daß «am Ende schon alles gutgehen wird». Diese etwas

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blauäugigen Teenager sind vor allem in den USA, Italien, Eng land oder Frankreich zu Hause. Zuversichtlich, ein besseres Leben als ihre Eltern zu führen, zeigen sich die «jungen Optimis ten» in China, Rußland, Indien und einigen afrikanischen Län dern wie Kenia und Nigeria. Das Motto der «jungen Hedonisten» (Jemand, der das Streben nach Lust als wichtigsten Punkt im Leben betrachtet) lautet: «Don‘t worry, be happy» (Mache dir keine Sorgen, sei glücklich) – und das am besten in der Freundeesclique. Sie leben in Griechenland oder Spanien und grenzen sich mit am stärksten von ihren Eltern ab.

Im Gegensatz zu den genußorientierten Südeuropäern ge deihen in Japan die «behüteten Kindern». Aufgewachsen im materiellen Wohlstand, möchten sie auch als Erwachsene alle Annehmlichkeiten genießen und dabei den Normen ihrer Gesel lschaft entsprechen. Insgesamt gewinnen traditionelle Werte ein guter Job und Familie – an Boden. Gegen elterliche Werte zu rebellieren ist «out» – («nicht in Mode»). Eine Herausforde rung für die Marketingplanung ist, resümiert das IVE, den «instinktiven Optimismus» freizulegen und «neue» Werte auszugraben.

Text B

WETTBEWERBSPOLITIK

Unter Wettbewerbspolitik versteht man die staatlichen Maßnahmen, die freien Wettbewerb als Steuerungsprinzip der Marktwirtschaft sichern sollen.

In der Stellungnahme der Bundesregierung zum «Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit im Jahre 1972» wird deutlich, daß Verbesserungen der Wettbewerbsordnung daran ausgerichtet sein sollten.

«die Ausnutzung von Marktmacht zu verhindern und damitdiewirtschaftlicheundgesellschaftlicheFreiheitzusichern,

den Verbrauchern größere Wahlmöglichkeit zu geben und durch Wettbewerbsbedingungen für preisgünstige Ange bote zu sorgen,

die Chancen der kleinen und mittleren Unternehmen zu verbessern, zu einer gerechten Einkommens – und Vermögensverteilung beizutragen,

stabilitätspolitische Maßnahmen durch höhere Preis reagibilität und Faktormobilität effizienter zu gestalten».

In diesem Zitat werden die beiden Ziele der praktischen Wettbewerbspolitik erkennbar:

Sicherung der wirtschaftlichen Freiheit und

Erzielung «guter» ökonomischer Ergebnisse.

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Eine aktive Wettbewerbspolitik soll also nicht nur wettbe werbsbeschränkende Maßnahmen verhindern helfen, sondern zugleich sicherstellen, daßder Wettbewerb nicht als «Schönwet terveranstaltung» zugunsten einer einzigen, vielleicht «Privi legierten Gruppe» mißbraucht wird. Wettbewerb soll vielmehr allen gesellschaftlichen Gruppen – sei es dynamischen Unter nehmen durch vorübergehend höhere Gewinne, sei es Verbrau chern durch günstigere Preise oder verbesserte Qualitäten, sei es dem Staat durch eine Erleichterung seiner Kojunkturpolitik – Vorteile («gute ökonomische Ergebnisse») verschaffen.

Wettbewerb bedarf gewisser Spielregeln, die in gleichem Maße auf Rivalität und Kollegialität basieren. Wird eine Kom panente zu stark betont, entartet der Wettbewerb entweder zum Verdrängungswettbewerb oder zur Schafmützenkonkurenz. In beiden Fällen verringert sich bei Freiheit zur Vornahme von Wettbewerbsverhandlungen. Damit wird eines der Hauptan liegen deutlich, dem sich die praktische Wettbewerbspolitik verschrieben hat: die Freiheit der wirtschaftlichen Bestäti gung. Sie ist die Voraussetzung für das Zustandekommen und für die Erhaltung des Wettbewerbs. Die Freiheitsspielräume sollen im Verlauf der Wettbewerbsprozesse nicht verlorenge hen. Sie zu erhalten bzw., zu sichern, möglichst gar auszubauen, ist damit zugleich Ziel der Wettbewerbspolitik.

Gute ökonomische Ergebnisse sind zu erwarten, wenn der Wettbewerb die ihm zugesprochenen Funktionen wahrnehmen kann, nämlich

1.die Einkommensverteilung nach der Marktleistung steuert (Verteilungsfunktion),

2.für die Ausrichtung des laufenden Angebots an Waren und Dienstleistungen nach den Käuferpräferenzen sorgt (Allo kationsfunktion),

3.die Faktoren Arbeit und Kapital in ihre produktivsten Verwendungen lenkt (Lenkungsfunktion),

4.dei laufende Anpassung der Produktionskapazitäten an die sich Wandelnde Nachfragestruktur bewirkt und damit den Strukturwandel erleichtert (Anpassungsfunktion) sowie,

5.die Durchsetzung des technischen Fortschritts bei Pro duktenundProduktionsverfahrenbeschleunigt(Anreizfunktion).

Die wichtigste gesetzliche Grundlage für wettbewerbsrech tliche Entscheidungen ist in der Bundesrepublik Deutschland das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB).

Mit der Novellierung des GWB im Jahre 1973 trat die Wettbewerbspolitik in der Bundesrepublik in eine neue Phase. Zum Kartellverbot traten das Verbot abgestimmten Verhaltens, das Verbot der vertikalen Preisbildung, die Zusammenschlußkontrolle und die Mißbrauchsaufsicht. Mißbrauchsaufsicht und

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Zusammenschlußkontrolle wurden durch die 4.GWB – No velle (1980) weiter verstärkt.

Fragen zum Text

1. Was versteht man unter Wettbewerbspolitik? 2. Was wird deutlich in der Stellungsnahme der Bundesregierung? 3. Woran sollten Verbesserungen der Wettbewerbsordnung ausgerichtet? 4. Was muß man verhindern und sichern? 5. Wo für muß man durch Wettbewerbsbedingungen sorgen? 6. Was muß man verbessern? 7. Was soll eine aktive Wettbewerbspo litik verhindern helfen? 8. Wem soll Wettbewerb gute ökono mische Ergebnisse verschaffen? 9. In welchem Falle sind gute ökonomische Ergebnisse zu erwarten? 10. Was ist die wichtigste gesetzliche Grundlage für wettbewerbsrechtliche Entscheidung? 11. Womit trat die Wettbewerbspolitik in der Bundesrepublik in eine neue Phase?

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ДОДАТКОВІ ТЕКСТИ ДЛЯ ЧИТАННЯ

ARBEITSZEIT SELBST BESTIMMT

Wer übermäßig lange im Büro sitzt, leistet auch mehr. Dies ist ein vom Management gern gepflegtes Märchen. Erst langsam spricht sich herum, daß diejenigen, die in möglichst wenig Arbeitszeit möglichst viel erreichen, am tüchtigsten sind. Diese Menschen spricht Telearbeit besonders an, weil hier das Ergebnis zählt, nicht die Arbeitszeit.

Über Jahrtausende waren Leben und Arbeit nicht getrennt. Man arbeitete, um zu überleben – zusammen mit der Familie unter einem Dach. Von außerhalb kommende Mitarbeiter (Wandergesellen, Erntehelfer) wurden integriert. Feste Arbeit szeiten gab es nicht, man tat die Arbeit, die getan werden mußte. Freizeit im heutigen Sinne war unbekannt. Das hat sich erst vor l50 Jahren mit der industriellen Revolution grundlegend geändert. Die neue Trennung führte, wie Karl Marx kritisierte, zu einer Entäußerung: «Der Arbeiter fühlt sich erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich. Zu Hause ist er, wenn er nicht arbeitet, wenn er arbeitet, ist er nicht zu Hause».

Die negativen Folgen wie Entfremdung der Väter von ihren Familien und Unvereinbarkeit von Beruf und Familienarbeit für die meisten Frauen ist Legende. Die Menschen definieren bis heute Ansehen und Selbstbewußtsein über ihre Arbeit außer Haus, Arbeit im Haus ist nach wie vor gesellschaftlich nicht anerkannt.

Das könnte sich jetzt im Rahmen des Wandels von der Industrie zur Informationsgesellschaft wieder grundlegend ändern. Die Integration von beruflicher und privater Arbeit wird wieder möglich, allerdings hauptsächlich in Berufen mit überwiegend selbstverantwortlicher Tätigkeit.

Mit den neuen Teleworkern sind weder Studenten gemeint, die ein Angebot wie «5000 Mark nebenbei mit dem PC zu Hause» lockt, noch junge Mütter die nebenher in einem 590 Mark Job Schreibarbeiten erledigen, sondern qualifiziertes Verwaltungs

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und Fachpersonal großer und mittlerer Unternehmen, das auf Initiative bzw. mit dem Einverständnis des Arbeitgebers zeit weise oder überwiegend zu Hause arbeitet. Wobei der Angestel ltenstatus voll erhalten bleibt und die technische Infrastruktur meist vom Unternehmen zur Verfügung gestellt wird. Nach Recherchen von Experten sind es noch relativ wenige festan gestellte Mitarbeiter aus dem Bürobereich, die zu Hause arbeiten und dabei über PC und ISDN mit der Zentrale verbunden sind. Die Grenzen zu Mitarbeitern im Vertrieb oder Service, die meist auf Achse oder beim Kunden sind, ab und zu in der Zentrale erscheinen und die Verwaltungsarbeiten meist zu Hause erle digen, sind fließend. Gleiches gilt für ehemalige Angestellte mit Werkverträgen, die zwar abhängig sind, aber quasi den Status von Freiberuflern haben.

Langfristig entwickelt sich ein Trend zu dieser «festen freien Mitarbeit». Der US Telekommunikations Gigant AT&T prognostizierte bereits im Jahre 1971 (als die technischen Voraussetzungen für Teleworking noch längst nicht gegeben waren), daß bereits «l990 die meisten Amerikaner als Telewor ker beschäftigt sein werden». Auch wenn das damals wie heute absurd klingt, weil die Informationsgesellschaft einfach noch nicht soweit ist, die Tendenz ist vorgegeben. Das haben inzwis chen auch die Gewerkschaften erkennen müssen. Dazu Ulrich Klotz von der IG Metall: «Die feste Arbeitszeit ist ein Relikt aus dem Feudalismus». Ist auch die feste Anstellung ein Über bleibsel aus früheren (besseren) Zeiten? Wenn alle neuen Technologien und Verfahren der Informationsverarbeitung und Telekommunikation tatsächlich flächendeckend realisiert wären, ergäbe sich in Deutschland eine Arbeitslosigkeit von rund 35 Prozent. Diesem Schock kommen gerade die aktiven und kreativen Mitarbeiter vielfach zuvor und suchen sich ihre neue Marktnische in der beruflichen Selbständigkeit. Die bei Entlassung gezahlte Abfindung wird in die Existenzgrün dung investiert. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit hat sich die Zahl der Selbständigen in den Jahren 1990 bis 1994 um zehn Prozent absolut erhöht. Wenn das Beispiel USA mit sechs bis zehn Millionen Teleworkern häufig als besonders fortschrittlich gelobt wird, vergessen viele, was wirklich dahintersteckt, nämlich häufig die Aufgabe jeglicher sozialer Sicherung. US Unternehmen – allen voran Digital Equipment als «Outsourcing Weltmeister» – haben es vorgemacht: Mit der Hälfte der festen Mitarbeiter – statt früher 120 000 jetzt gut 60 000 – wird der gleiche Umsatz erzielt. Viele haben das Unternehmen verlassen, um als Freiberufler wiederzukommen und ihr laufendes Projekt zu beenden. Auch bei IBM in Mainz

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arbeitet inzwischen fast die Hälfte der Mitarbeiter mit Werk verträgen, die maximal achtzehn Monate gelten.

Die Gewerkschaften stehen diesen Entwicklungen häufig hilflos gegenüber oder treten die Flucht nach vorn an. So empfiehlt Ulrich Klotz: «Machen Sie sich selbständig, solange Sie den Zeitpunkt noch selbst bestimmen können». Und er glaubt, daß«bei vielen freien Mitarbeitern zwischen den projekt gebundenen Aufträgen Zeiten der Arbeitslosigkeit auftreten». Wovon die «festen Freien» dann leben sollen, steht in den Sternen, denn gegen Arbeitslosigkeit sind sie nicht versichert.

Den Sozialversicherungsträgern bereitet es nicht zuletzt im Hinblick auf ihre Finanzierung große Sorgen, daß immer mehr Menschen Beschäftigungen nachgehen, in denen sie rechtlich als Freie gelten, de facto aber auf Gedeih und Verderb einem Auftraggeber ausgeliefert sind.

Dazu Dr. Detlef Hensche, Vorsitzender der IG Medien: «Die Verläßlichkeit des arbeits und sozialrechtlichen Schutzes ist eine Errungenschaft, die nicht davon abhängen sollte, wo sozial abhängige Arbeit geleistet wird – im Betrieb oder zu Hause. Die Schutzbedürftigkeit des (Schein ) Selbständigen ist oft größer als die des betrieblichen Arbeitnehmers».

Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung ers tellt zur Zeit eine Studie über «die Beschäftigten in der Grau zone zwischen abhängiger und selbständiger Erwerbsarbeit»; nach Schätzungen sind es weit mehr als eine Million Bundes bürger. Ziel ist, für sie eine Versicherung nach dem Modell der Künstlersozialkasse zu schaffen.

ARGUMENTE DER BEFÜRWÖRTER

erhöhte Flexibilität

Motivation der Mitarbeiter

bessere Vereinbarung von Privatem und Beruf

weniger Raum und Mietkosten

geringere Reisekosten

höhere Produktivität und Effizient

höhere Qualität der Arbeit

kürzere Reaktionszeiten

Entlastung der Umwelt, weniger Pendler, Energieein sparung

Ballungszentren entzerren

ländlichen Raum aufwerten

größere Freiheit bei Wohnortwahl

Wegfall der Pendelzeiten

Möglichkeiten für Randgruppen

qualifizierte Arbeitskräfte gewinnen und halten

300