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Text 11

Von Gestohlenem wird man nicht satt (Belarus)

Еin Mann hatte zwei Söhne. Als sie erwachsen waren, sagte er ihnen: „Es ist Zeit für euch, eine Arbeit zu finden. Was wollt ihr also tun?" Die Söhne schwiegen, denn sie wussten nicht, was sie arbeiten wollten. „Nun", sagte der Vater, „dann lasst uns denn durch die Welt gehen und sehen, was andere Menschen arbeiten." So packten sie ihre Sachen und zogen durch die Welt. Die Söhne schau­ten sich dabei alles an und dachten darüber nach, was sie arbeiten könn­ten. Eines Tages kamen sie in ein Dorf.

Am Rande dieses Dorfes erblickten sie eine Schmiede. Der Schmied begrüßte sie. Der Vater und seine Söhne unterhielten sich mit dem Schmied und der Älteste nahm sogar den Hammer in die Hand und half dem Schmied, einen Pflug zu schmieden. Doch sie machten sich wieder auf die Reise. Sie gelangten in ein anderes Dorf und der älte­re der beiden Söhne schaute sich auch hier nach einer Schmiede um. Doch er erblickte keine. So sagte er zum Vater: „Lass uns hier eine Schmiede aufbauen, ich glaube, hier könnte ich als Schmied bleiben, denn dieser Beruf gefällt mir." Da freute sich der Vater, dass sein Ältes­ter eine Berufung gefunden hatte. „Gut", sagte er, „werde Schmied in diesem Dorf." So bauten sie eine Schmiede auf und der Älteste begann sein Handwerk.

Die Dorfbewohner lobten ihn und er selbst war mit seinem Beruf zufrieden. Aber der Jüngere hatte noch keinen Beruf nach seinem Geschmack gefunden.

Als Vater und Sohn an einer Wiese entlang gingen, sahen sie dort einen weidenden Ochsen. Das Dorf war weit weg und kein Hirte in Sicht. „Lass mich diesen Ochsen stehlen!", sagte der Sohn zum Vater. „Diese Arbeit scheint mir leicht zu sein und ich werde jeden Tag Fleisch zu Hause haben. Ich werde selbst so dick wie dieser Ochse!" „So stehle ihn!", sagte der Vater. „Ich führe dich durch die Welt, damit du den Beruf findest, der dir gefallt." Der Sohn nahm den Ochsen an den Strick und wollte ihn nach Hause fuhren. Doch der Vater sagte ihm: „Warte auf mich am Waldrand! Ich habe noch etwas in diesem Dorf zu tun, hier wohnt mein alter Bekannter." Der Sohn führte den Ochsen zum Wald und blickte sich dabei um wie ein stehlender Wolf. Als er den Wald endlich erreichte, schwitzte er vor Angst und es wurde ihm übel. Hier wartete er auf seinen Vater. Und als dieser aus dem Dorf zurückkam, führten sie den Ochsen zusammen nach Hause. Dort schlachteten sie den Ochsen und bereiteten ihn zu. Als dann sagte der Vater zum Sohn:

„Höre, mein Sohn! Lass uns unsere Hälse messen! Dann werden wir sehen, wer von uns von diesem Ochsen am sattesten wird." Der Vater nahm einen Strick und maß dem Sohn und sich selbst die Hälse. Erst dann setzten sie sich an den Tisch. Während der Vater ruhig seine Mahlzeit aß, blickte der Sohn immer wieder zur Tür und sorgte sich, dass jemand den Dieb des Ochsen suchen könnte. Wenn der Hund bellte oder jemand am Hause vorbei ging, griff der Sohn nach dem Fleisch und lief schnell in den Keller, um sich zu verstecken. Seine Hände und Beine zitterten dabei. Und so ging es von Tag zu Tag.

Als Vater und Sohn endlich den Ochsen gegessen hatten, sagt der Vater: „Komm, lass uns unsere Hälse wieder messen. Wer von uns ist wohl dicker geworden?" Und so maßen sie ihre Hälse und stellten fest, dass der Hals des Vaters doppelt so dick wie ehedem geworden war und der Hals des Sohnes doppelt so dünn. Da wunderte sich der Sohn: „Wie kann das nur sein?" „Nun, mein Sohn, du hast von einem gestohlenen Ochsen gegessen", sagte der Vater. „Aber du hast denselben gestohlenen Ochsen auch gegessen!", erwiderte ihm der Sohn. „Nein. Als ich im Dorf war, bezahlte ich diesen Ochsen seinem Besitzer und aß ihn wie meinen eigenen.

Deshalb habe ich auch zugenommen. Aber du hast mit Angst gegessen und vor Aufregung gewürgt. Deshalb hast du abgenommen, mein Sohn. Merke dir eines: Von Gestohlenem wird man nicht satt."

packen

паковать, складывать

erblicken

замечать

die Schmiede

кузница

unterhalten sich

беседовать

der Hammer

молот

die Berufung

назначение

der Hirt

пастух

stehlen

красть

schwitzen

потеть

schlachten

резать

zitteren

дрожать

zunehmen

поправляться