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Vergebliche mühe

Als Eulenspiegel nach Berlin kam, verdingte er sich für einen Schneiderknecht. Als er nun auf der Werkstatt saß, sagte ihm der Meister: "Knecht, willst du nähen, so nähe wohl, und nähe, dass man es nicht sieht." Eulenspiegel nahm die Nadel und das Gewand und kroch unter das Bett und begann zu nähen. Der Schneider stand und sah das an und sprach zu ihm: "Was willst du tun?" Eulenspiegel antwortete: "Meister, Sie sagten, ich sollte nähen, dass man es nicht sieht. So sieht es niemand." Der Schneider sprach: "Nein, mein lieber Knecht, hör auf und beginne zu nähen, dass man sehen kann."

Eines Tages war der Meister müde und wollte zeitig schlafen gehen. Aber da er habsüchtig war, gab er Eulenspiegel den Auftrag zu arbeiten. Er übergab also Till einen Rock, der bis auf die Ärmel fertig war, und sagte gähnend: "Wirf die Ärmel an den Rock, danach kannst du auch zu Bett gehen."

Das versprach Eulenspiegel, und der Meister ging. Nun zündete der Schalk zwei Kerzen an, hängte den Rock auf, stellte an jede Seite des Gewandes ein Licht und warf die Ärmel an den Rock, hob sie wieder auf und beschäftigte sich so die ganze Nacht über. Die Kerzen waren niedergebrannt, er steckte neue an. So fand ihn der Meister am Morgen. Eulenspiegel sah aber weder rechts noch links, sondern warf unentwegt die Ärmel an den Rock. Da rief der Schneider: "Was ist das für ein Gaukelspiel?"

"Das ist kein Gaukelspiel", antwortete Eulenspiegel. "Die ganze Nacht habe ich die Ärmel an den Rock geworfen, aber sie wollen nicht kleben bleiben. Es wäre besser gewesen, wenn Sie mir erlauben hätten, zu Bett zu gehen, denn ich wusste wohl, dass Sie mir eine vergebliche Arbeit aufgetragen hatten. Ich hätte Ihnen das schon gestern abend sagen können, aber ein Knecht darf seinem Meister nicht widersprechen, der das Handwerk doch besser kennt."

"Nun soll ich wohl die Schuld daran tragen?" fragte der Schneider. "Ich habe gemeint, du sollst die Ärmel an den Rock nähen, nicht daranwerfen."

Da sagte Eulenspiegel: "Sie sollten mir doch klar sagen, was ich machen sollte. Hätten Sie mir alles richtig erklärt, so wäre ich mit meiner Arbeit fertig und hätte auch ein paar Stunden schlafen können. Nun mögen Sie den Tag über sitzen und nähen, denn ich muss endlich auch einmal schlafen."

"Das wäre noch schöner", brauste der Meister auf, "solche Arbeit wird in Berlin nicht bezahlt und geachtet. Ich habe dich als Knecht und nicht als Schläfer gedingt. Dein Faulenzen bringt mir kein Geld ein."

"Ei, werter Meister", antwortete Eulenspiegel, "Sie haben mich für Tagesarbeit gedingt, wollen Sie, dass ich Tag und Nacht für Sie schaffen soll, so zahlen Sie mir auch den doppelten Lohn."

"Auch noch doppelten Lohn willst du Schelm haben, wo du mir bisher alles im Geschäft verdorben hast! Höre, mein lieber Knecht, du hast mir sechs Kerzen verbraucht mit deiner Narretei. Ersetze mir den Schaden, oder ich will dich einsper­ren lassen."

"Lieber Meister", sagte darauf Till Eulenspiegel, "ich will Ihren Schaden nicht, aber da ich kein Geld habe, so will ich Ihnen sagen, dass Sie von Herzen erfreuen soll: Lebt wohl, ich bin Till Eulenspiegel."

Als der Meister diese Worte hörte, erschrak er sehr. Ehe er sich aber von dem Schrecken erholt hatte und dem Schalk einen Abschiedsgruß mit dem Knüttel geben konnte, war dieser längst aus dem Hause.

sich verdingen

наняться (в работники)

der Schneiderknecht

подмастерье портного

nähen

шить

das Gewand

одеяние, одежда

kriechen

ползти

werfen

бросать

gähnen

зевать

habsüchtig

корыстолюбивый, жадный

der Rock, die Röcke

сюртук; юбка

der Schalk

плут

unentwegt

непрерывно

das Gaukelspiel

циркачество, жонглерство

brausen

бушевать, шуметь

verderben

портить, губить

einsperren

запирать, сажать в тюрь­му

erschrecken

пугаться, приходить в в ужас