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Remarque, Erich-Maria - Liebe Deinen Nchsten

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08.06.2015
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AllezweiStundenwurdeeinerderZöllnerausgewechseltgegen den,derdannvomDienstzurückkam.Steinerbliebbismorgens umfünfUhramTischsitzen.UmzwölfUhrfünfzehnverbrannte Kaiser Franz Joseph in der Aufregung die obere Krause seines Bartes.Erhattegedacht,eswäreeineZigaretteinseinemMund, undhatteversucht,sieanzuzünden.EswareineSinnestäuschung, weilereineStundelangnurPikundKreuzbekommenhatte.Er sah schwarz,wo gar nichts war.

Steiner schlachtete den Zoll ab.Er weidete ihn aus,besonders zwischen drei und fünf Uhr. Franz Joseph holte in seiner VerzweiflungVerstärkung heran.Er telefonierte dem Tarockchampion von Buchs, der mit seinem Motorrad angebraust kam. Es nütztenichts;Steinernahmauchihnaus.Zumerstenmal,seiter ihnkannte,warGottmitdemBedürftigen;SteinerhatteeineKarte,daß er nur eins bedauerte:nicht mit Millionären zu spielen. Um fünf Uhr ging es in die letzten Runden.Dann wurden die Karten eingesammelt. Steiner hatte einhundertsechs Schilling gewonnen.

Der Champion von Buchs sauste grußlos mit seinem Motorrad ab.Steiner und der Kaiser Franz Joseph gingen zur Grenze. Franz Joseph zeigte ihm einen anderen Weg als zwei Nächte vorher.»Nimm diese Richtung«,sagte er.»Sieh zu,daß du dich morgensversteckst.NachmittagskannstdudannzumBahnhof weitergehen.Du hast ja jetzt Geld.Und laß dich nie wieder hier blicken, du Straßenräuber!« fügte er mit Grabesstimme hinzu. »Wir müssen sonst um eine Gehaltserhöhung einkommen.« »Gut.Ich gebe euch noch mal irgendwann Revanche.« »NichtimTarock.Davonhabenwirgenug.InSchachmeinetwegen oder Blindekuh.«

Steiner passierte die Grenze. Er überlegte, ob er noch zum Schweizer Zoll gehen und Revanche verlangen sollte. Aber er

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wußte, daß er verlieren würde. Er beschloß, nach Murten zu fahren und nach Kern zu sehen.Es lag amWege nach Paris und war kein großer Umweg.

KERN GING LANGSAM auf die Hauptpost zu. Er war müde. Die letztenNächtehatteerkaumschlafenkönnen.Ruthhätteschon vordreiTagendaseinmüssen.ErhattedieganzeZeitnichtsvon ihrgehört.Siehattenichtgeschrieben.Erhatteimmergeglaubt,es hätteirgendeineandereUrsache,undsichtausendGründedafür ausgedacht–aberjetzt,aufeinmal,glaubteer,daßsienichtmehr käme.Erfühltesichsonderbarausgelöscht.DerLärmderStraße sickertevonweitherinseinedumpfe,gestaltloseTraurigkeit,und automatisch setzte er Fuß vor Fuß.

Es dauerte eine Weile,ehe er den blauen Mantel erkannte.Er blieb stehen. Irgendein blauer Mantel, dachte er, einer von den hundert blauen Mänteln, die mich in dieser Woche verrückt gemacht haben! Er sah weg und wieder hin. Kassenboten und eine dicke Frau, die mit Paketen beladen war, versperrten ihm den Blick. Er hielt den Atem an. Er spürte, daß er zitterte. Der blaue Mantel tanzte vor seinen Augen zwischen roten Gesichtern,Hüten,Fahrrädern,Paketen,Menschen,diesichunablässig dazwischenschoben.Ergingvorsichtigweiter,alsschritteerüber einSeilundfürchtetejedeSekundeabzustürzen.SelbstalsRuth sichumdrehteunderihrGesichtsah,glaubteernochaneineentsetzlicheÄhnlichkeitundeineTäuschungderPhantasie.Erstals ihr Gesicht sich veränderte,stürzte er vorwärts,ihr entgegen. »Ruth! Du bist da! Du bist da! Du wartest und ich bin nicht da!«

ErhieltsiefestinseinenArmenundfühlte,wiesieihnhielt.Sie klammertensichaneinander,alsstündensieauf einerschmalen BergeskuppeundderSturmreißeanihnen,umsieherunterzu-

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wehen.Sie standen mitten in der Tür der Hauptpost von Genf, zur Zeit des größten Verkehrs, und Leute drängten an ihnen vorüber, stießen sie an, drehten sich erstaunt um und lachten

– sie merkten es nicht.Sie waren allein.Erst als Kern in seinem Blickfeld eine Uniform auftauchen sah, wurde er sofort wach. Er ließ Ruth los.

»Komm rasch!« flüsterte er.»In die Post! Ehe etwas passiert!« Sie tauchten eilig im Gedränge unter.»Komm hierher!«

Sie stellten sich an das Ende einer Reihe von Leuten, die vor einem Briefmarkenschalter warteten.»Wann bist du angekommen?«fragteKern.DieHauptpostinGenf warihmnochnieso hell erschienen.

»Heute morgen.«

»Haben sie dich erst nach Basel gebracht? Oder direkt hierher?«

»Nein. Man hat mir in Murten eine Aufenthaltserlaubnis für drei Tage gegeben.Da bin ich gleich hierhergefahren.« »Wunderbar!EineAufenthaltserlaubnissogar!Dabrauchstdu überhauptkeineAngstzuhaben!Ichsahdichschonalleinander Grenze.Du bist blaß und schmal geworden,Ruth!«

»Ich bin aber wieder ganz gesund.Sehe ich häßlicher aus?« »Nein,viel schöner! Du bist jedesmal schöner,wenn ich dich wiedersehe! Hast du Hunger?«

»Ja«, sagte Ruth. »Hunger nach allem; dich zu sehen, über Straßen zu gehen,nach Luft und Sprechen.«

»Dann wollen wir gleich essen gehen. Ich weiß ein kleines Restaurant. Da gibt es frische Fische aus dem See. Wie in Luzern.« Kern strahlte.»Die Schweiz hat so viele Seen.Wo ist dein Gepäck?«

»Am Bahnhof natürlich! Ich bin doch ein alter, gelernter Vagabund.«

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»Ja!Ichbinstolzaufdich!Ruth,jetztkommtdeineersteillegale Grenze.Das ist ungefähr wie dasAbitur.Hast duAngst?« »Überhaupt nicht.«

»Dasbrauchstduauchnicht.DieseGrenzekenneichwiemeine Brieftasche.Ich weiß alles.Ich habe sogar schon Fahrkarten.In Frankreichgekauft,vorgestern.Allesistvorbereitet.Ichkenneden Bahnhof ganz genau.Wir bleiben in einer kleinen Kneipe, die sicher ist,und gehen erst im letzten Moment direkt zum Zug.« »Du hast schon Fahrkarten? Wo hast du denn das Geld dazu her? Du hast mir doch so viel geschickt?«

»Ich habe in meinerVerzweiflung die Schweizer Geistlichkeit ausgeplündert.Ich bin wie ein Gangster durch Basel und Genf gebraust.FüreinhalbesJahrdarf ichmichjetzthiernichtmehr sehen lassen.«

Ruthlachte.»IchbringeauchetwasGeldmit.DoktorBeerhat es von einer Flüchtlingshilfe für mich geholt.«

Sie standen dicht nebeneinander und rückten langsam in der KettederWartendenvor.KernhieltRuthsherabhängendeHand fest in der seinen. Sie sprachen leise, mit unterdrückten Stimmen,undbemühtensich,möglichstgleichmütigundunbeteiligt auszusehen.

»WirscheineneinunheimlichesGlückzuhaben«,sagteKern. »Du kommst nicht nur wieder – mit einer Aufenthaltsgenehmigung – du bringst sogar noch Geld mit!Weshalb hast du mir denn nicht geschrieben.Konntest du es nicht?«

»IchhatteAngst!Ichdachte,mankönntedichfassen,wenndu dieBriefeabholtest.BeerhatmirdieSachemitAmmerserzählt. Er glaubte auch,es wäre besser,nicht zu schreiben.Ich habe dir viele Briefe geschrieben, Ludwig. Ich habe immerfort an dich geschrieben – ohne Bleistift und Papier. Du weißt das, nicht wahr?« Sie sah ihn an.

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KerndrückteihreHand.»Ichweißes.HastduschoneinZimmer?«

»Nein.Ich bin gleich von der Bahn hierhergegangen.«

»Ja,nur…«KernzögerteeinenMoment.»Weißtdu,ichbinin denletztenTagensoeineArtNachtwandlergeworden.Ichwollte nichts riskieren. Da habe ich mehr die staatlichen Pensionen benutzt.«ErbemerkteRuthsBlick.»Nein,nein«,sagteer,»nicht dasGefängnis.DieZollwachen.Manschläftdortsehrgut.Warm vorallem.AlleZollwachensindprimageheizt,wenneskaltwird. Das ist aber nichts für dich. Du hast eine Aufenthaltserlaubnis

– für dich könnten wir großartig ein Zimmer im Grand Hotel Bellevue nehmen. Da wohnen die Vertreter des Völkerbundes. Minister und ähnlich unnützesVolk.«

»Daswerdenwirnichttun.Ichbleibebeidir.Wennduglaubst, daß es gefährlich ist,laß uns heute nacht noch weggehen.« »Was?«fragteder Postbeamte hinterdem Schalterungeduldig. Sie waren bis zum Fenster vorgerückt,ohne darauf zu achten. »Eine Briefmarke für zehn Centimes«, sagte Kern, rasch gefaßt.

Der Beamte schob die Marke hinüber. Kern zahlte, und sie gingen dem Ausgang zu. »Was willst du denn mit der Marke machen?« fragte Ruth.

»Ich weiß nicht. Ich habe sie nur so gekauft. Ich reagiere automatisch, wenn ich eine Uniform sehe.« Kern betrachtete die Marke. Die Teufelsfälle am Gotthard waren darauf abgebildet. »Ich könnte einen anonymen Schmähbrief an Ammers schreiben«,erklärte er.

»Ammers …«, sagte Ruth. »Weißt du, daß er bei Beer in Behandlung ist?«

»Was?Istdaswahr?«Kernstarrtesiean.»Jetztsagnochwegen Leberbeschwerden,und ich stehe vor Jubel kopf.«

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Ruth lachte.Sie lachte so,daß sie sich bog wie eine Weide im Wind. »Ja – es ist wahr! Deshalb ist er ja bei Beer! Beer ist der einzige Spezialist in Murten.Denk dir,das macht demAmmers nochGewissensbeschwerdendazu–daßerzueinemjüdischen Arzt gehen muß!«

»Großer Gott! Das ist ein stolzer Moment in meinem Leben! Steiner hat mir einmal gesagt, Liebe und Rache gleichzeitig wäredasSeltensteinderWelt.Hiersteheich,auf denStufender HauptpostinGenf,undhabees!VielleichtsitztauchBindingjetzt gerade im Gefängnis oder hat sich ein Bein gebrochen!« »Oder man hat ihm sein Geld gestohlen.«

»Noch besser! Du hast gute Ideen,Ruth!«

SiegingendieStufenhinunter.»DickerVerkehristambesten«, sagte Kern.»Da kann einem kaum was passieren.«

»Gehen wir heute nacht über die Grenze?« fragte Ruth. »Nein. Du mußt dich erst ausruhen und schlafen. Es ist ein langerWeg.«

»Und du! Mußt du nicht schlafen? Wir können doch eine Pension nehmen, die in Binders Liste steht. Ist es wirklich so gefährlich?«

»Ich weiß es nicht mehr«, sagte Kern. »Ich glaube nicht. So dicht an der Grenze kann nicht viel passieren.Ich bin schon zu oft hin und her gegangen. Sie können uns höchstens zum Zoll bringen, das ist alles. Und wenn es auch etwas gefährlich wäre

–ichwürdeheutenichtalleinnocheinmallosgehen,glaubeich. MittagsumzwölfUhrfünfzehnmittenimVerkehristmannoch starkinseinenVorsätzen–aberabends,wennesdunkelwird,ist alles anders.Es wird ohnehin jede Minute unwahrscheinlicher. Du bist wieder da – wie kann man da freiwillig weggehen!« »Ich wäre auch nicht allein hiergeblieben«,sagte Ruth.

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16Es gelang Kern und Ruth, unbemerkt die Grenze zu überschreitenundinBellegardedieBahnzuerreichen. Sie kamen abends in Paris an und standen vor dem

Bahnhof,ohne zu wissen wohin.

»Mut, Ruth!« sagte Kern. »Wir werden in irgendein kleines Hotel gehen. Heute ist es zu spät, etwas anderes zu versuchen. Morgen sehen wir dann weiter.«

Ruthnickte.SiewarmüdevonderNachtundderFahrt.Gehen wir in irgendein Hotel.«

Sie fanden in einer Seitenstraße ein rot aufleuchtendes Glasschild;HotelHabana.Kernginghineinundfragte,waseinZimmer koste.– »Für die ganze Nacht?« fragte der Portier.

»Ja,natürlich«,erwiderte Kern verwundert. »Fünfundzwanzig Francs.«

»Für zwei Personen?« fragte Kern.

»Ja,natürlich«,erwidertederPortier,jetztseinerseitsverwundert.

Kern ging hinaus, um Ruth zu holen. Der Portier warf einen raschen Blick auf beide und schob Kern dann einAnmeldeformularhin.Alsersah,daßKernunentschlossenzögerte,lächelte er und sagte:»Es kommt nicht so genau darauf an.«

KernschriebsicherleichtertalsLudwigOppenheimein.»Das genügt«,sagte der Portier.»Fünfundzwanzig Francs.«

Kern zahlte,und ein Junge führte sie hinauf.Das Zimmer war klein,sauber und sogar von einer gewissen Eleganz.Es enthielt ein großes,bequemes Bett,zweiWaschtische,einen Sessel,aber keinen Schrank. »Wir kommen auch ohne Schrank aus«, sagte KernundgingzumFenster,umhinauszuschauen.Dannwendete er sich um.»Nun sind wir in Paris,Ruth.«

»Ja«, erwiderte sie und lächelte ihn an. »Und wie schnell das alles ging.«

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»Mit den Anmeldezetteln brauchen wir hier nicht viel Sorge zuhaben.Hastdugehört,wieichFranzösischgesprochenhabe? Ich habe alles verstanden,was der Portier gesagt hat.«

»Du warst wunderbar!« erwiderte Ruth.»Ich hätte den Mund nicht aufbekommen.«

»Dabei sprichst du viel besser Französisch als ich.Ich bin nur frecher als du, das ist alles! Komm, jetzt gehen wir essen. Eine Stadterscheinteinemsolangefeindlich,bismaninihrgegessen und getrunken hat.«

Sie gingen in ein kleines,hell erleuchtetes Bistro in der Nähe. Es glänzte von Spiegeln und roch nach Sägespänen undAnis. SiebekamenfürsechsFrancseinevolleMahlzeitundeineKara e roten Wein dazu. Er war billig und gut. Sie hatten den ganzen Tagkaumetwasgegessen,undderWeinstiegihnenzuKopfund machte sie so müde,daß sie bald zum Hotel zurückgingen.

IMVORRAUMBEIMPortierstandeneinMädchenineinemPelzmantelundeinetwasangetrunkenerMann.Sieverhandeltenmit dem Portier.Das Mädchen war hübsch und gut geschminkt.Es sahRuthverächtlichan.DerMannrauchteeineZigarreundtrat nicht beiseite,als Kern den Zimmerschlüssel verlangte.

»Scheint ziemlich elegant hier zu sein«,sagte Kern,als sie die Treppen hinaufstiegen.»Hast du den Pelzmantel gesehen?« »Ja, Ludwig.« Ruth lächelte. »Es war eine Imitation. Einfache Katze.Soetwas kostetnichtviel mehr alseinguter Tuchmantel.« »Das hätte ich nie gesehen.Ich hätte es für Nerz gehalten.« Kern knipste den Lichtschalter an.Ruth ließ ihre Tasche und ihren Mantel zu Boden fallen und legte ihre Arme um seinen Nacken und ihr Gesicht an sein Gesicht.»Ich bin müde«,sagte sie,»müde und glücklich und etwas furchtsam und am meisten müde.Hilf mir und bring mich zu Bett.«

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»Ja.«

Sie lagen im Dunkel nebeneinander.Ruth legte ihren Kopf an KernsSchulterundschliefmiteinemtiefenSeufzerwieeinKind sofortein.KernlagnocheineZeitlangwachundhörteaufihren Atem.Dann schlief auch er ein.

Irgend etwas weckte ihn.Er flog hoch und lauschte.Draußen warLärm.SeinHerzsetzteaus;erglaubte,esseidiePolizei.Rasch sprang er aus dem Bett, lief zur Tür, ö nete sie eine Handbreit undspähtehinaus.Jemandschrieuntenetwas,undeinewütende, hohe Frauenstimme antwortete in schrillem Französisch.Nach einiger Zeit kam der Portier herauf.

»Was ist los?« fragte Kern erregt durch den Türspalt.

DerPortiersahihnträgeerstauntan.»Nichts,einBetrunkener, der nicht zahlen wollte.«

»Sonst nichts?«

»Wassollsonstsein.Sowaskommtschonvor.HabenSieweiter nichts zu tun?«

ErschloßdieTürnebenanaufundließeinenMannmiteinem pechschwarzenSchnurrbartundeinewogende,blondeFrau,die hinterihmhergekommenwaren,eintreten.KernschloßdenSpalt undtastetesichimDunkelnzurück.ErstießgegendasBett,und alsersichaufstützte,spürteerplötzlichRuthsweicheBrustunter seinerHand.Prag,dachteer,undeineWellevonLiebeüberstürzte ihn.ImselbenMomenterzittertedieBrust,Ruthstemmtesichauf die Ellenbogen,und eine fremde,angstvolle,ganz enge Stimme flüsterte:»Was …was ist? Um Gottes willen!« und verstummte, und nur derAtem keuchte im Dunkel.

»Ich bin es,Ruth«,sagte Kern und legte sich in das Bett.»Ich bin es,ich habe dich erschreckt.«

»Ach so«,murmelte sie,und ihre Ellenbogen gaben nach. Sie schlief sofort wieder ein. Ihr heißes Gesicht lag an Kerns

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Schulter. Das haben sie nun schon aus dir gemacht, dachte er erbittert.Damals in Prag fragtest du nur leise:Wer ist da? -aber jetzt zitterst du bereits und hastAngst …

»Ziehdichganzaus«,sagteeinefetteMännerstimmeimZimmer nebenan.»Ich bin scharf auf deinen dicken Hintern.« Die Frau lachte.»Da kann ich dir was bieten.«

Kernhorchte.Erwußtejetzt,woerwar.IneinemStundenhotel. VorsichtigspähteerzuRuthhinüber.Sieschiennichtsgehörtzu haben.»Ruth«,sagteerfastlautlos,»dugeliebtes,kleines,müdes Pony … schlaf weiter und wach nicht auf. Das da drüben hat mitunsnichtszutun.Ichliebedichundduliebstmich,undwir sind allein …«

»Verdammt!« Ein Klatschen drang durch die dünne Wand. »Das ist Klasse,Donnerwetter noch mal!Wie Stein!«

»Au! Du Schwein! Du bist schon ein tolles Schwein!« johlte die Frau.

»Natürlich! Dachtest du,ich wäre aus Pappe?«

»Wir sind gar nicht hier«, flüsterte Kern. »Ruth, wir sind gar nicht hier.Wir liegen auf einer Wiese in der Sonne, und rund um uns blühen Kamillen und Klatschmohn undWegerich.Ein Kuckuck ruft, und bunte Schmetterlinge fliegen über dein Gesicht …«

»Andersrum! Laß das Licht an!« quetschte die fette Stimme nebenan.

»Was willst du denn jetzt? Ah!« Die Frau kreischte vor Lachen.

»In einem kleinen Bauernhaus sind wir«, flüsterte Kern. »Es ist Abend, und wir haben saure Milch gegessen und frisches Brot. Die Dämmerung weht über unsere Gesichter, es ist still, wir warten auf die Nacht, wir sind ruhig und wissen, daß wir uns lieben …«

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