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Remarque, Erich-Maria - Liebe Deinen Nchsten

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08.06.2015
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– gar nicht zu reden von dem Leichenschänder Teddy Blümel! Ja, das waren noch Zeiten! Aber heute, ihr – mit euch krepiert man ja vor Langeweile!« Er seufzte und trank sein Glas aus. »Immerhin – Sie verstehen wenigstens etwas vonWein.Wollen noch einViertel trinken! Diesmal zahle ich.«

»Gut.«

Sie tranken einträchtig das zweite Viertel. Dann brachen sie auf. Es war inzwischen dunkel geworden. Fledermäuse und Nachtschmetterlinge huschten über denWeg.

DasZollhauswarhellerleuchtet.DiealtenBeamtenwarennoch da. Der Begleitmann lieferte Kern ab. »Setzen Sie sich derweil herein«,sagte einer der Beamten.»Es ist noch zu früh.«

»Ich weiß«,erwiderte Kern. »So,Sie wissen das schon?«

»Natürlich.Die Grenzen sind ja unsere Heimat.«

BEIM MORGENGRAUEN WAR Kern wieder im Prater. Er wagte nicht,zumWohnwagenSteinerszugehen,umihnzuwecken,weil ernichtwußte,wasinzwischenpassiertwar.Erwanderteumher. Die Bäume standen bunt im Nebel. Es war Herbst geworden, währenderimGefängniswar.VordemgrauverhängtenKarussell bliebereineZeitlangstehen.DannhoberdieZeltplaneauf und kroch hinein.Er setzte sich in eine Gondel.So war er sicher vor umherstreifenden Polizisten.

Er erwachte, als er jemand lachen hörte. Es war hell, und die Zeltplanenwarenzurückgeschoben.Raschfuhrerhoch.Steiner stand im blauen Overall vor ihm.

Kern sprang mit einem Satz aus der Gondel.Er war plötzlich zu Hause. »Steiner!« rief er strahlend. »Gottlob, ich bin wieder da!«

»Das sehe ich.Der verlorene Sohn,heimgekehrt aus denVer-

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liesenderPolizei!Komm,laßdichanschauen!Einbißchenblaß und mager geworden vom Gefängnisfraß!Warum bist du denn nicht’reingekommen?«

»Ich wußte nicht,ob du noch da warst.«

»Vorläufig noch. Aber nun wollen wir erst mal frühstücken. DanachsiehtdieWeltandersaus.Lilo!«rief SteinerzumWagen hinüber. »Unser Kleiner ist wieder da! Er braucht ein kräftiges Frühstück!« Er wandte sich wieder Kern zu. »Gewachsen und etwas männlicher geworden!Was gelernt,Baby,in der Zeit?« »Ja. Daß man hart werden muß, wenn man nicht krepieren will.Und daß sie mich nicht kaputtkriegen werden! Außerdem SäckenähenundFranzösisch.Unddaßbefehlenoftmehrnützt als bitten.«

»Allerhand!« Steiner schmunzelte.»Allerhand,Kindchen!« »Wo ist Ruth?« fragte Kern.

»In Zürich. Sie ist ausgewiesen worden. Sonst ist ihr nichts passiert.Lilo hat Briefe für dich.Sie ist unser Postamt.Hat ja als einzige richtige Papiere.Ruth hat an sie für dich geschrieben.« »In Zürich …«,sagte Kern.

»Ja,Baby.Ist das schlimm?« Kern sah ihn an.»Nein.«

»SiewohntdabeiBekannten.DuwirstebenauchbaldinZürich sein,das ist alles.Hier wird es ohnedies langsam heiß.«

»Ja …«

Lilo kam.Sie begrüßte Kern,als sei er auf einem Spaziergang gewesen.FürsiewarenzweiMonatenichts,waszuerörternwar. Sie lebte seit fast zwanzig Jahren außerhalb Rußlands und hatte Menschen von China und Sibirien wiederkommen sehen, die zehn, fünfzehn Jahre verschollen gewesen waren. Mit ruhigen Bewegungen stellte sie ein Tablett mit Tassen und einer Kanne Ka ee auf den Tisch.

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»GibihmseineBriefe,Lilo«,sagteSteiner.»Erfrühstücktdoch nicht eher.«

Lilo zeigte auf das Tablett. Die Briefe lehnten dort an einer Tasse.Kern riß sie auf.Er begann zu lesen,und plötzlich vergaß er alles. Es waren die ersten Briefe, die er von Ruth bekam. Es waren die ersten Liebesbriefe seines Lebens. Alles fiel durch Zauberei von ihm ab – die Enttäuschung,daß sie nicht da war, die Unruhe,dieAngst,die Unsicherheit,dasAlleinsein –,er las und die schwarzen Tintenstriche begannen zu leuchten und zu phosphoreszieren – da war auf einmal ein Mensch,der sich um ihnsorgte,derverzweifeltwarüberdas,wasgeschehenwar,und der ihm sagte, daß er ihn liebe. Deine Ruth. Deine Ruth. Mein Gott, dachte er, deine Ruth! Deine! Es schien fast unmöglich. Deine Ruth.Was hatte ihm bisher schon gehört? Was war sein gewesen? Ein paar Flaschen,etwas Seife und die Sachen,die er trug. Und jetzt ein Mensch? Ein ganzer Mensch? Das schwere, schwarze Haar,dieAugen! Es war fast unmöglich!

Er blickte auf.Lilo war zumWagen gegangen.Steiner rauchte eine Zigarette.»Alles in Ordnung,Baby?« fragte er.

»Ja.Sie schreibt,ich solle nicht kommen.Ich solle nicht noch einmal ihretwegen etwas riskieren.«

Steiner lachte. »Was sie alles so schreiben, was?« Er goß ihm eine Tasse Ka ee ein.»Komm,trink das erst einmal und iß.« Er lehnte sich an den Wagen und sah Kern zu,wie er aß und trank. Die Sonne kam durch den dünnen, weißen Nebel. Kern fühlte sie auf seinem Gesicht;er fühlte sie,als atme erWein ein. AmMorgenvorherhatteerauseinerabgestoßenenBlechschale in einem stinkenden Raum eine lauwarme Brühe gelö elt,und derLandstreicherLeohattedazueinFurzkonzertgegeben-seine SpezialitätnachdemAufwachen.Jetztwehteeinleichter,frischer MorgenwindüberseineHände,eraßweißesBrotundtrankgu-

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ten Ka ee dazu,ein Brief Ruths knisterte in seiner Tasche,und Steiner lehnte neben ihm amWagen.

»EinenVorteilhates,wennmanimKastenwar«,sagteer.»Alles nachher ist wunderbar.«

Steiner nickte. »Du möchtest am liebsten heute abend los, was?« fragte er.

Kernsahihnan.»Ichmöchteweg,undichmöchtehierbleiben. Ich wollte,wir könnten alle zusammen gehen.«

Steiner gab ihm eine Zigarette.»Bleib vorläufig mal zwei,drei Tage hier«,sagte er.»Du siehst erbärmlich aus.Der Gefängnisfraßhatdich’runtergebracht.Futteredichhieretwasheraus.Du brauchst Mark in den Knochen für die Landstraße. Besser, du wartest ein paar Tage, als daß du unterwegs zusammenklappst undgeschnapptwirst.DieSchweizistkeinKinderspiel.Fremdes Land–damußmangutbeieinandersein.«»Kannichhierdenn irgend etwas tun?«

»DukannstinderSchießbudehelfen.UndabendsbeimHellsehen.Dafürhabeichzwarschonjemandandersnehmenmüssen; aber zwei sind immer besser.«

»Gut«,sagte Kern.»Du hast sicher recht.Ich muß mich wohl erst etwas zurechtfinden,bevor ich losgehe.Ich habe irgendwie einen entsetzlichen Hunger. Nicht nur im Magen – in den Augen,im Kopf,überall.Besser,ich werde erst einmal ein bißchen klarer.«

Steiner lachte.»Richtig! Da kommt Lilo mit heißen Piroggen. Iß gründlich,Baby.Ich gehe inzwischen Potzloch aufwecken.« LilostelltediePlattevorKernhin.Erbegannaufsneuezuessen. Zwischendurch tastete er nach seinen Briefen.

»Bleiben Sie hier?« fragte Lilo in ihrem langsamem, etwas harten Deutsch.

Kern nickte.

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»Keine Angst«, sagte Lilo. »Sie müssen keine Angst haben um Ruth.Sie kommt durch.Ich kenne Gesichter.« – Kern wollte ihr sagen,daßerdeswegenkeineAngsthabe.DaßernurSorgehabe, siekönneinZürichgefaßtwerden,bevorerankäme…Dochein Blick in das dunkle, von einer ungeheuren Trauer überschattete Gesicht derRussin ließihnverstummen.Alleswar kleinund belanglosdagegen.Abersieschientrotzdemetwasgespürtzuhaben. »Nichtschlimm«,sagtesie.»Solange anderer lebt,nie schlimm.«

ES WAR ZWEI Tage später, nachmittags. Ein paar Leute schlenderten auf die Schießbude zu. Lilo war mit einer Gruppe junger Burschen beschäftigt, und die Leute kamen zu Kern. »Los! Schießen wir einmal!«

KerngabdemersteneineBüchse.DieLeuteschössenzunächst ein paarmal auf Figuren, die herunterrasselten, und auf dünne Glaskugeln,dieimStrahleineskleinenSpringbrunnenstanzten. DannbegannensiediePrämientafelzustudierenundforderten Scheiben,um sich Gewinne zu erschießen.

Dieerstenbeidenschössenvierunddreißigundvierundvierzig Punkte. Sie gewannen einen Plüschbären und ein versilbertes Zigarettenetui. Der dritte, ein untersetzter Mann mit hochstehenden Haaren und einer dichten,braunen Schnurrbartbürste, zieltelangeundsorgfältigundkamauf 48Ringe.SeineFreunde brülltenBeifall.LilowarfeinenkurzenBlickherüber.»Nochmal fünfSchuß!«fordertederMannundschobdenHutzurück.»Mit demselben Gewehr.«

Kernlud.DerMannmachtemitdreiSchuß36Ringe.Jedesmal eineZwölf.KernsahdensilbernenObstkorbmitdenBestecken, dasErb-undFamilienstück,dasungewinnbarwar,inGefahr.Er nahm eine von Direktor Potzlochs Glückskugeln. Der nächste Schuß war eine Sechs.

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»Holla!« Der Mann setzte das Gewehr ab. »Da stimmt was nicht.Ich bin tadellos abgekommen.«

»Vielleicht haben Sie doch etwas gezuckt«,sagte Kern.»Es ist ja dasselbe Gewehr.«

»Ichzuckenicht«,erwidertederManngereizt.»EinalterPolizeifeldwebel zuckt nicht.Ich weiß,wie ich schieße.«

Diesmal zuckte Kern.Ein Polizist,auch in Zivil,ging ihm auf dieNerven.DerMannstarrteihnan.»Dastimmtwasnicht,Sie!« sagte er drohend.

Kern erwiderte nichts. Er reichte ihm das geladene Gewehr wiederhin.DiesmalhatteereinenormaleKugelhineingegeben. Der Feldwebel sah ihn noch einmal an,ehe er zu zielen begann. Er schoß eine Zwölf und setzte das Gewehr ab.»Na?« »Kommt vor«,sagte Kern.

»Kommtvor?Kommtnichtvor!VierZwölferundeinenSechser! Das glauben Sie doch wohl selber nicht,was?«

Kern schwieg.Der Mann näherte ihm sein rotes Gesicht.»Ich kenne Sie doch irgendwoher …«

Seine Freunde unterbrachen ihn. Lärmend verlangten sie einen Freischuß.Der Sechser sei ungültig.»Ihr habt was mit den Kugeln,ihr Brüder!« schrien sie.

Lilo kam heran. »Was ist los?« fragte sie. »Kann ich Ihnen helfen? Der junge Mann ist noch neu hier.«

Die anderen redeten auf sie ein.Der Polizist sprach nicht mit. ErblickteKernanundinseinemKopfarbeitetees.Kernhieltden Blick aus.Er erinnerte sich an alle Lehren,die ihm sein unruhiges Leben gegeben hatte.»Ich will mit dem Direktor sprechen«, sagteernachlässig.»Ichkannhiernichtsentscheiden.«Erdachte daran, dem Polizisten einen Schuß frei zu geben. Aber er sah Potzloch bereits tosen, wenn das Erbstück der Familie seiner Frau zum Teufel ging.Er stand zwischen Skylla und Charybdis.

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Langsam holte er eine Zigarette hervor und zündete sie an. Er zwangsicheisern,daßseineHändenichtzitterten.Danndrehte er sich um und schlenderte zu Lilos Platz hinüber.

LilobliebanseinerStellestehen.SieschlugeinenVergleichvor. Der Polizist solle noch einmal fünf Schüsse machen. Umsonst natürlich.Dieanderenwolltennicht.LiloblicktezuKernhinüber. Siesah,daßerblaßwar,undsiemerkte,daßmehrloswaralsnur einStreitumPotzlochsZauberkugeln.Sielächelteplötzlichund setzte sich auf den Tisch,dem Polizisten gegenüber.

»SoeinfescherMannwirdauchzumzweitenmalgutschießen«, sagte sie. »Kommen Sie, probieren Sie es! Fünf Freischüsse für den Schützenkönig!«

Der Polizist reckte geschmeichelt den Kopf aus dem Kragen. »Wer so eine Hand hat, der hat keine Angst«, sagte Lilo und legte ihre schmale Hand auf die kräftige, rötlich behaarte des Feldwebels.

»Angst!Kennenwirnicht!«DerPolizistwarf sichindieBrust und lachte hölzern.»Wäre ja noch schöner!«

»Dashabeichmirgedacht!«Lilosahihnbewunderndanund reichte ihm das Gewehr.

Der Polizist nahm es, zielte sorgfältig und schoß. Eine Zwölf. Befriedigt blickte er Lilo an. Sie lächelte und lud das Gewehr wieder.Der Polizist schoß 58 Ringe.

Lilo strahlte ihn an. »Sie sind der beste Schütze seit Jahren hier«, erklärte sie. »Ihre Frau braucht wahrhaftig keine Angst zu haben.«

»Hab’noch keine Frau.«

Sie sah ihm in dieAugen.»Wohl nur,weil Sie nicht wollen.« Er schmunzelte. Seine Freunde lärmten. Lilo ging, ihm den Picknickkorb holen, den er gewonnen hatte. Er strich sich den Schnurrbart und sagte mit kleinen, kalten Augen plötzlich zu

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Kern: »Ich krieg’s schon’raus mit Ihnen! Ich komme einmal in Uniform wieder!«

Dann nahm er grinsend seinen Korb und zog mit seinen Freunden weiter.

»Hat er Sie erkannt?« fragte Lilo rasch.

»Ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Ich habe ihn nie gesehen. Aber vielleicht er mich irgendwann.«

»GehenSievorläufigwiederweg.Besser,ersiehtSienichtmehr. Sagen Sie es Steiner.«

DER POLIZIST KAM am selben Tag nicht wieder.Aber Kern beschloß,noch abends abzufahren.

»Ich muß weg«,sagte er zu Steiner.»Ich habe das Gefühl,daß sonst etwas passiert.Ich war jetzt zwei Tage hier.Ich bin wieder in Ordnung,glaube ich,meinst du nicht auch?«

Steinernickte.»Fahrab,Baby.IchwillineinpaarWochenauch weiter. Mein Paß ist überall besser als hier. In Österreich wird es gefährlich.Ich habe so allerhand gehört in den letzten Tagen. Komm,wir gehen zu Potzloch.«

DirektorPotzlochwarwütendwegendesPicknickkorbes.»Ein WertvondreißigSchilling,jungerMann,netto,Einkaufengros«, trompetete er.»Sie ruinieren mich!«

»Er geht ja«, sagte Steiner und erklärte ihm die Sachlage. »Es war reine Notwehr«,schloß er.»Ihr Familienerbstück wäre verloren gewesen.«

Potzlocherschraknachträglichundverklärtesichdann.»Also gut, das ist was anderes.« Er zahlte Kern seine Gage aus und führte ihn darauf vor die Schießbude.»Junger Mann«,sagte er, »Sie sollen Leopold Potzloch kennenlernen, den letzten Menschenfreund! Suchen Sie sich hier von den Sachen was aus!Als Andenken.ZumVerkaufen natürlich.Ein ordentlicher Mensch

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behält keine Andenken. Verbittern nur das Leben. Sie werden doch etwas handeln,wie? Suchen Sie aus!A discrétion …«

ErverschwandinderRichtungdesPanoramasderSensationen. »Tueesruhig«,sagteSteiner.»Schundgehtimmer.Nimmkleine, leichte Sachen.Tue es rasch,ehe Potzloch es bereut.«

Aber Potzloch bereute nicht. Im Gegenteil: er gab auf die Aschbecher, Kämme und Würfel, die Kern sich ausgesucht hatte, freiwillig noch drei kleine nackte Göttinnen aus echtem Bronzeersatz hinzu.»Wird Ihr größter Erfolg sein in kleineren Städten«, erläuterte er und griff hohnlachend nach seinem Zwicker.»Der Mensch der Kleinstadt kennt die dumpfe Brunst. KleinstadtohneBordellnatürlich!UndnunGottbefohlen,Kern! Ich muß zu einer Konferenz gegen die hohe Lustbarkeitssteuer. Lustbarkeitssteuer! Typisch für dies Jahrhundert! Anstatt eine Prämie dafür auszusetzen!«

Kern packte seine Ko er.Er wusch seine Strümpfe und seine HemdenundhängtesiezumTrocknenauf.DannaßermitLilo und Steiner zuAbend.

»Seitraurig,Kleiner«,sagteSteiner.»EsistdeinRecht.Diealten griechischenHeldenweintenmehralseinesentimentaleNärrin unsererTage.Siewußten,daßmanesnichtherunterfressensoll. Wir haben als Ideal die unbeugsame Courage einer Statue.Gar nicht nötig.Sei traurig,dann bist du es bald los.« »Traurigkeit ist manchmal – letztes Glück«, sagte Lilo ruhig und gab Kern einen Teller Borschtsch mit Sahne.

Steiner lächelte und strich ihr übers Haar. »Letztes Glück für dich,kleiner Kosmopolit,soll vorläufig eine gute Mahlzeit sein. DiealteSoldatenweisheit.UnddubisteinSoldat,vergißdasnicht. EinVorposten.EinePatrouille.EinPionierdesWeltbürgertums. ZehnZollgrenzenkannstdumiteinemFlugzeuganeinemTage überfliegen;jedehatdieanderenötig-undallepanzernsichmit

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Eisen und Pulver bis an den Hals gegeneinander. Das bleibt nicht. Du bist einer der ersten Europäer – vergiß das nicht. Sei stolz darauf.«

Kernlächelte.»Allesganzschön.Ichbinauchstolzdarauf.Aber was mache ich heute abend,wenn ich allein bin?«

ER FUHR MIT dem Nachtzuge ab. Er nahm die billigste Klasse und den billigsten Zug und kam auf Umwegen bis Innsbruck. Von da ging er zu Fuß weiter und wartete auf einAuto,das ihn mitnehmen sollte. Er fand keins.Abends ging er in ein kleines GasthausundaßeinePortionBratkarto eln;dassättigteundkostetewenig.NachtsschlieferineinemHeustadel.Erwandtedabei dieTechnikan,diederDiebimGefängnisihmbeigebrachthatte. Siewarerstklassig.AmnächstenMorgenfandereinAuto,dasihn bisLandeckmitnahm.DerBesitzerkaufteihmfürfünfSchilling eine der Göttinnen Direktor Potzlochs ab.Abends begann es zu regnen.KernbliebineinemkleinenGasthof undspielteTarock miteinpaarHolzfällern.DabeiverlorerdreiSchilling.Erärgerte sichsodarüber,daßerbisMitternachtnichteinschlafenkonnte. Aber dann fand er es noch ärgerlicher,daß er zwei Schilling für den Schlaf bezahlt hatte und auch noch darum kam; darüber schlief er ein.Morgens ging er weiter.Er hielt einAuto an,aber derFahrerverlangtefünfSchillingFahrgeldvonihm.Eswarein Austro-DaimlerimWertevon 5000Schilling.Kernverzichtete. SpäternahmihneinBauereinStückauf seinemWagenmitund schenkteihmeingroßesButterbrot.AbendsschlieferimHeu.Es regnete,und er lauschte lange auf das monotone Geräusch und rochdenherbenunderregendenDuftdesnassen,gärendenHeus. AmnächstenTagerkletterteundüberschritterdenArlbergpaß. Er war sehr müde,als er oben von einem Gendarmen abgefaßt wurde.TrotzdemmußteerdenWegzurücknebendemFahrrad

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