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Die neuhochdeutsche Zeit

Das wichtigste politische Ereignis des 17. Jh. ist der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) zwischen dem katholischen (habsburgischen) und dem protestantischen Machtblock. Der Krieg wird vor allem auf deutschem Boden geführt. Die deutschen Gebiete erleiden gewaltige materielle und Menschenverluste, Deutschland ist in kultureller Hinsicht etwa um 200 Jahre zurückgeworfen.

Der Dreißigjährige Krieg fiihrt zur endgültigen religiösen Spaltung, die Kirche ist keine konsolidierende Macht mehr und sie wird säkularisiert, d.h. vom Staat getrennt. Der Staat wird weltlich. Das bedeutet den Übergang vom religiösen zum wissenschaftlichen und rechtlichen Denken. Dieser Umbruch löst ein allgemeines Krisebewußtsein aus, eine pessimistische Weltanschauung, die die führende Kulturrichtung jener Zeit - den Barock - durchzieht. Doch macht sich schon Ende des 17. Jh. eine neue Bewegung - die Aufklärung - bemerkbar, die sich an den Kategorien Vernunft und Moral orientiert. Die deutsche Aufklärung zielt vor allem auf bürgerliche Volksbildung ab: um die Wende vom 17. zum 18. Jh. kommt es in einigen Gebieten zur Einführung der allgemeinen Schulpflicht und damit zur Gründung muttersprachlicher Volksschulen.

Seit dem Ende des 16. Jh. steht Deutschland unter einem enormen kulturellen Einfluß Frankreichs - des mächtigsten Staates des damaligen Europas. Man sieht nur nach Frankreich und kopiert Sitten und Mode. Dieser Prozeß umfaßt alle Bevölkerungsschichten, dauert bis ins 19. Jahrhundert hinein und ist unter dem Namen Alamodewesen (Alamodezeit) bekannt. Der französische Einfluß bringt einen breiten Strom französischer Wörter ins Deutsche. Die Sprache der Gesellschaft ist Französisch, wer aber Französisch nicht kann, gebraucht wenigstens möglichst viele französische Wörter in seiner Rede. Die Antwort auf die Überschwemmung der deutschen Sprache mit französischen Wörtern und Ausdrücken ist die Entstehung des deutschen Purismus und Gründung von Sprachgesellschaften, die dem Fremdwort den Kampf ansagen.

Gleichzeitig bemühen sie sich um die Regelung und Noimierung der deutschen Sprache. Zu den Mitgliedern dieser Sprachgesellschaften gehören Dichter, Grammatiker und andere Gelehrte (M.Opitz, A.Gryphius,

  1. v.Logau, Ph.v.Zesen, J.G.Schottel u.a.). Die puristische Tätigkeit findet viele Anhänger auch in den folgenden Jahrhunderten (H.J.Campe, Jean Paul, E.M.Amdt u.a.). Ende des 19. Jh. wird der Purismus zur staatlichen Sprachpolitik: in den Amtsstuben wird eine deutsche Terminologie eingeführt, vor dem ersten Weltkrieg werden die französischen Militärtermini durch deutsche Fachausdrücke ersetzt. In der Zeit des Nationalsozialismus wird der Kampf gegen das Fremdwort besonders hart geführt: der Gebrauch von Fremdwörtern wird von manchen Eiferern dem “Hochverrat” gleichgesetzt. Erst seit 1945 ist das Verhältnis der Deutschen zum Fremdwort durchaus tolerant, der für die Gegenwart typische stärkste anglo-amerikanische Einfluß auf die deutsche Sprache wird überhaupt nicht bekämpft.

Im Laufe des 17. und 18. Jh. wird die Arbeit an der Schaffung der nationalen Literatursprache durch Sprachregelung und Sprachnormierung, durch Annäherung von regionalen Literatursprachen und durch Ausdehnung der deutschen Sprache auf alle Kommunikationsbereiche fortgesetzt. Am Ende des 18. Jh. kommt die Ausbildung einer für das ganze Deutschland gültigen schriftlichen Sprachform zum Abschluß. Dieses Ergebnis ist mit einer vollständigen Entfaltung der deutschen Nationalliteratur im 18. Jh. aufs engste verbunden. Einen nicht zu unterschätzenden Beitrag leisten dazu die Grammatiker und die großen Dichter des 18. Jh. (J.C.Gottsched, J.C.Adelung, F.G.Klopstock,

  1. E.Lessing, J.G.Herder, J.W.Goethe, F.Schiller u.a.).

Die Entwicklung der Schreib- und Ausspracheregeln brauchte noch einige Zeit und wird erst gegen Ende des 19. Jh. vollendet. Eine bedeutende Rolle bei der Normierung der deutschen Rechtschreibung spielt K.Duden, der 1872-1915 eine Reihe orthographischer Wörterbücher schafft. Die Ausspracheregeln sind 1898 im Aussprachewörterbuch Deutsche Bühnenaussprache von Th. Siebs zusammengefaßt. Damit kann die Herausbildung der deutschen nationalen Literatursprache als abgeschlossen betrachtet werden.

HISTORISCHE PHONETIK

Wortakzent

Der Wortakzent ist im Urindoeuropäischen frei (d.h. jede Silbe kann die Hauptbetonung tragen, vgl. im Russischen: zojioeä, sönomo, eopöna) und beweglich (d.h. der Akzent eines Wortes kann sich mit der Änderung der Wortform auf eine andere Silbe verschieben, vgl. im Russischen: pym - pytcu). Nach der Herausbildung des Urgermanischen wird er durch eine stabile Initialbetonung abgelöst. Infolge der Akzentstabilisierung werden die unbetonten Silben abgeschwächt und reduziert. Der Abfall der alten Endsilben ist im Althochdeutschen abgeschlossen, die Abschwächung des Vokals in den verbliebenen Endsilben wird als phonetisches Differenzierungsmerkmal zwischen dem Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen betrachtet (gasti > gesti > geste; wirpflt > wirf et; tagum > tagen).