Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
история немецкого языка.docx
Скачиваний:
29
Добавлен:
12.08.2019
Размер:
140.88 Кб
Скачать

Sprachkontakte des Deutschen

Die frühesten Entlehnungen kommen aus dem Keltischen als Ergebnis der andauernden Beziehungen der alten Germanen zu den benachbarten Kelten: Reich (ahd. rihhi, got. reiks, kelt rig- ‘Herrschaft’), Rune, Mähre 'Pferd', Geisel, Eid, Erbe, frei, Lot (ursprünglich ‘Blei’), welsch (veraltet ‘romanisch, italienisch’).

Zahlreich sind die Entlehnungen in den germanischen Sprachen aus dem Lateinischen. Der sprachliche Austausch zwischen den alten Germanen und Römern war gegenseitig, aber der lateinische Einfluß auf das Germanische war unvergleichlich stärker. Man schätzt das Lehngut der deutschen Sprache aus dem römischen Latein auf etwa 550 Wörter, die als älteste Schicht vor der zweiten Lautverschiebung entlehnt wurden. Hierher gehören Lehnwörter aus dem Bereich der Landwirtschaft {pflanzen, vgl. plantare; Sichel, vgl. sectila; Wein, vgl. vinum; Rettich, vgl. radix; Kirsche, Pflaume, Kohl, Zwiebel, Kürbis, Senf, Korb, pflücken, Pfirsich, Birne), aus Militär und Verwaltung (Kampf, vgl. campus ‘Schlachtfeld’; Straße, vgl. via strata; Meile, vgl. milia passuum ‘tausend Doppelschritte’; Kaiser, vgl. Caesar; Kerker, vgl. carcer; Pfeil, Wall, Zoll), aus Handel (kaufen, vgl. caupo; Münze, vgl. moneta; Markt, vgl. mercatus; Pfand, Kiste), aus Haushaltung (Küche , vgl. coquina; Kessel, vgl. catinus; Schüssel, vgl. scutella; Kerze, Tisch, Schrein, Spiegel, Pfanne, Kissen, Essig, Käse, Pfeffer), aus dem Bauwesen {Mauer, vgl. murus; Kammer, vgl. camera; Fenster, vgl. fenestra; Kamin, vgl. caminus; Ziegel, vgl. tegula; Keller, Kalk, Pforte) und viele Wörter aus anderen Bereichen des Lebens. Aus dem Latein sind auch die Monatsbezeichnungen entlehnt. Die meisten deutschen Wochentagsnamen entstanden durch Lehnübersetzung aus dem Latein (Sonntag, vgl. dies Solis; Montag, vgL dies Lunae; Dienstag nach dem germanischen Gott *Ihingsus, der dem römischen Kriegsgott Mars entsprach, vgl. dies Martis; engl. Wednesday nach Wodan, lat. Mercurius, vgl. dies Mercurii; Donnerstag nach Donar, lat. Juppiter, Gen. Jovis, vgl. dies Jovis; Freitag nach der Göttin Frta, lat. Venus, vgl. dies Veneris). Mit der ersten Welle der lateinischen lexikalischen Entlehnungen wurde auch ein Wortbidungselement übernommen, nämlich das Suffix -arius (lat. molinarius ‘Müller’), das schon im Gotischen mit einheimischen Stämmen produktiv war und sich später im Deutschen zum Suffix -er entwickelte. Es dient zur Bildung von Täter- und Berufsbezeichnungen (ahd. fiscäri zu fisc ‘Fisch’; jagäri zujagöd ‘Jagd’; mhd. dreschcere; nhd. Flieger).

Die Christianisierung und die damit verbundene Entwicklung des deutschen Schrifttums und des Schulwesens in der althochdeutschen Zeit bringt eine

Welle von Entlehnungen aus dem Kirchenlatein (Kloster, vgl. claustrum; Tempel, vgl. templum; Münster, vgl. monasterium; Mönch, vgl. monachus; Kreuz, vgl. crux, crucis; Priester, vgl. presbyter; Schule, vgl. scola; schreiben, vgl. scribere; Pfaffe, Abt, Nonne, Tafel, Tinte, Brief, Regel, Kirche, Kapelle, Bischof, predigen, opfern, Zelle, Messe).

In der mittelhochdeutschen Zeit bleibt der lateinische Einfluß nach wie vor stark, aber mit der Entwicklung der Geschäftssprache und der gelehrten Prosa werden Rechts- und Kanzleitermini sowie Bezeichnungen der Wissenschaften und Künste vorwiegend aus dem Mittellatein entlehnt (Sekretär, vgl. mlat. secretarius; Jurist, vgl. mlat. jurista; Kanzlei, vgl. mlat. cancellaria; Spital, vgl. mlat. hospitale; Grammatik, Dialektik, Geometrie, Astronomie, Apotheke, Physik, Puls).

Mit der Entwicklung der ritterlichen Kultur und Literatur, die unter einem starken französischen Einfluß stand, war auch die französische Sprache, besonders in den Adelsschichten, eine ausgeprägte Mode geworden. Aus dieser Zeit stammen solche französischen Entlehnungen wie Abenteuer (frz. aventure), Preis (frz. pris), Palast (frz. palais), tanzen (frz. dancer), Turnier, tumieren, Lanze, Flöte, fein, blond, fehlen u.a. Diese Welle des französischen Einflusses war ausgesprochen starte, aber kurz. Viele Entlehnungen waren einmalig, die anderen, da sie vorwiegend zum Bereich der ritterlichen Kultur gehörten, kamen mit dem Verfall des Rittertums endgültig außer Gebrauch (floitieren ‘Flöte spielen’, chanzun ‘Lied’, buhurt ‘Kampf, garzün ‘Knappe’, joste ‘Kampf zweier Reiter beim Turnier’ usw.).

In der mittelhochdeutschen Zeit wurden auch einige französische Wortbildungsmittel entlehnt: das auf ein französisches Wort zurückgehende Adverbialsuffix -lei (mancherlei, zweierlei), das Verbalsuffix -ier(en) und das substantivische Suffix -ei (mhd. -ie). Die zwei letzteren sind seit dem Mittelhochdeutschen in Verbindung mit einheimischen Stämmen produktiv (gastieren, halbieren, hofieren, stolzieren; mhd. jegerte > nhd. Jägerei, mhd. zouberte > nhd. Zauberei; fhhd. bäckerei, malerei; nhd. Kriecherei, Fremdwörtelei).

In der Humanistenzeit wird der lateinische Einfluß, der kontinuierlich von der Antike auf das Germanische und Deutsche wirkte, am stärksten. Das Latein erhält durch die Humanisten neue Geltung: es wird zur Sprache der Wissenschaft, des Verkehrs und der Dichtung. Im mündlichen Verkehr der gebildeten Kreise wird das Latein mit dem Deutschen gemischt. Aus dem Latein der Gelehrten, der Schulen, Gerichte und Behörden werden ins Deutsche zahllose Wörter entlehnt (Universität, Professor, Kollege, Text, diskutieren, demonstrieren, Prozeß, Akte, legal, Examen, Rektor, Fakultät, Student, Stipendium); viele Wörter stammen aus dem Griechischen, das vom Humanismus neu entdeckt wird (Akademie,

Bibliothek, Gymnasium, Pädagoge, Technik, Horizont). Mit lateinischen Entlehnungen dringen ins Deutsche viele Wortbildungsmittel (-entZ-ant, - at, -tion, -tat, -ist, -ie, anti- u.a.) ein, mit deren Hilfe neue Wörter von lateinischen oder griechischen Stämmen in der deutschen Sprache gebildet werden konnten (Elektrizität, Photographie, Germanist, Antifaschist, Philatelie u.a.m.). Diese Möglichkeit hat die wissenschaftliche Sprache bis heute bewahrt. Da das Latein auch in den anderen Ländern Westeuropas andauernd im öffentlichen und geistigen Leben vorherrschend war und auf die betreffenden Nationalsprachen ungefähr den gleichen Einfluß ausübte, bildete das lateinische Lehngut die Grundlage für den internationalen Wortbestand der meisten europäischen Sprachen.

In der frühneuhochdeutschen Zeit wurden auch viele Wörter aus dem Italienischen und Spanischen entlehnt (Konto, Bank, Kasse, Kredit, Kapital, Risiko, Bilanz, Kanone, Arsenal, Granate, Artillerie, Soldat, Brigade, Alarm, Kavallerie).

Im 17. Jh. dringt ein neuer breiter Strom französischer Wörter ins Deutsche ein, dieser Prozeß (Alamodeweseri) dauert bis zum Ausgang des 18. Jh. Das waren vor allem Modewörter, aber der französische Einfluß betraf alle Bereiche des Lebens, das französische Lehngut war unübersehbar (elegant, kokett, nett, galant, Boudoir, Mode, Möbel, Omelette, Armee, Bataillon, Kompanie, Parade, Garnison, Kommandeur, Leutnant, Plaisir, Galerie, Dame, Balkon, amüsieren, discouragieren, complimentieren, karessieren usw.). Auch diese Welle der französischen lexikalischen Entlehnungen brachte einige Wortbildungssuffixe ins Deutsche (-eur/'-ör, -eil, -ös). Bis 1936 war Französisch die erste moderne Fremdsprache an den Gymnasien in Deutschland. Erst dann wurde es vom Englischen abgelöst.

Bis zum 17. Jh. war der englische Einfluß auf die deutsche Sprache auf wenige Ausdrücke der Seefahrt beschränkt (Boot, Lotse). Im 17. Jh.

tauchen zunächst politische Ausdrücke, meist Lehnübersetzungen aus dem Englischen, in der deutschen Sprache auf (Unterhaus, Oberhaus, Pressefreiheit, Opposition, Parlamentarier, Demonstration u.a.). Im 18- 19. Jh. wurde England zum führenden industriellen Land Europas, das hatte einen Strom von englischen Entlehnungen aus vielen Bereichen des Lebens zur Folge: aus Wissenschaft, Finanzwesen, Industrie, Sport, Mode, kochkunst und einigen anderen Bereichen des Lebens (Barometer, negativ, positiv, Banknote, Export, Import, Patent, Ventilator, Budget, Brandy, Whisky, Tourist, Trust, Tunnel, City, Prozent, Interwiew, Boykott, Leader, Reporter, Box, Rekord, Hockey, Match, Sport, Training, trainieren, Comfort, Bar, Flirt, Gentleman, Klub, Sweater, Smoking, Lunch, Pudding, Sandwich, Pullover, Film, Musik-Hall u.a.m.). Die politische und wirtschaftliche Erstarkung der USA im 20. Jh., besonders nach dem

  1. Weltkrieg, hatte die Vorherrschaft des Englisch-Amerikanischen unter den Weltsprachen zur Folge. Es geht nicht nur um einzelne, wenn auch zahlreiche englische Entlehnungen, mit welchen die deutsche Alltagssprache überschwemmt ist, sondern auch um die Übernahme ganzer Fachsprachen auf solchen Teilgebieten wie Flugwesen, Werbung, Computer.

Außerdem enthält der deutsche Wortschatz eine Anzahl von Entlehnungen aus slawischen, orientalischen, amerikanischen und einigen anderen Sprachen (Gurke, Graupe, Grenze, Schach, Satrap, lila, Paradies, Admiral, Algebra, Atlas, Islam, Balsam, Mais, Ziffer, Sofa, Kaffee, Tulpe, Ananas, Kakao, Schokolade, Tabak, Banane, Dschungel, Känguruh, Tabu, Zebra, Kakadu, Ibis, Tee, Kimono u.a.).