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Historische lexikologie Genetische Klassifikation des deutschen Wortschatzes

Der Herkunft nach lassen sich im deutschen Wortbestand vier Schichten unterscheiden, indoeuropäisches, gemeingermanisches, deutsches und entlehntes Wortgut. Die meisten Wörter der ältesten, indoeuropäischen, Schicht bezeichnen lebenswichtige Begriffe und gehören zum Grundwortschatz. Das sind Verwandschafts- und einige andere Personenbezeichnungen (Vater, Mutter, Bruder, Tochter, Schwester, Sohn, Schwieger, ahd quena, Schnur ‘Schwiegertochter’, vgl. russ. cHOxa, Witwe, Gast, Leute), Bezeichnungen der Körperteile (Nase, Ohr, Haupt, vgl. lat caput, Herz, Auge, Knie, Fuß, Braue, Nagel, Faust, Bart u.a.), Tier- und Pflanzennamen (Vieh, vgl. lat pecus, Wolf, Bär, Schwein, Ferkel, vgl. lat. porculus, russ. nopoceuoK, Kuh, Gans, Maus, Elen, Drossel, Aar, Fisch, vgl. lat. piscis, Feder, vgl. griech. pteron, russ. nepo, Fell, vgl. lat. pellis, Birke, Linde, Apfel, Buche, Eiche, Weide, Halm, vgl. griech. kälamos, russ. cojiomü, Korn, vgl. lat. granum, russ. jepno), Bezeichnungen von Naturerscheinungen und Landschaften (Wasser, Schnee, Wind, Meer, Sonne, Donner, vgl. lat tonare, Mond, Tag, Nacht, Berg, vgl. russ. öepez, Acker, vgl. griech. agrös, lat. ager, Feld, vgl. russ. nojie, lat. planus, Tal, vgl. griech. thölos, russ. don), Personal- und Demonstrativpronomen (ich, du, mir, mein, das, der, dieser, was, vgl. lat. quod > ae. hwaet > ahd. hwas), die ältesten Adjektive (lang, schmal, dünn, voll, sauer, neu, weise, satt, kahl, flach) und Verben (sein/bin, tun, fragen, vgl. lat precäri, russ. npocumb, mahlen, melken, vgl. griech. amelgein, lat mulgere, mögen, schlafen, säen, lieben, wissen, werden, fließen, vgl. lat pluere, russ. ruibimb, fahren, vgl. russ. napumb, stehen, sitzen, hauen, vgl. russ. meamb, essen, teilen, vgl. russ. dejiumb, flechten, vgl. lat. plectere, russ. mecmu), Zahlwörter bis 10, hundert, tausend, Dienstwörter (zu, vgl. russ. do - engl, to - ahd. zuo, nicht, nein, manche, vgl. russ. mhozo). Etwa zwei Drittel der gemeingermanischen Grundwörter lassen sich in den indoeuropäischen Sprachen nachweisen.

Das letzte Drittel bilden germanische Neuerungen im Wortschatz. Aus dem Urgermanischen stammen Bogen, Schwert, Helm, Schild, Westen, Osten, Süden, Norden, Eisen, Gold, Silber, Blei, Ding, Sache, Frieden, Krieg, schwören, Fels, Segel, Zeit, Haus, trinken, Tod, Hand, danken und viele andere Wörter. Die germanischen Kriegsbezeichnungen gunP, wig, hild und andere germanische Wortstämme haben sich in vielen deutschen Personennamen erhalten (Hilde-gund ‘Kampf-Kampf, Lud-wig ‘berühmt- Kampf, Hari-bald ‘Heer-kühn’, Hart-mut ‘kühn-Gemüt’, Diet-rich ‘Volk- Herrscher’, Walt-her ‘Gewalt-Heer’, Fried-rich ‘Friede-Herrscher’, Her­mann ‘Heer-Mann’, Günt-her ‘Kampf-Heer’).

Die dritte Schicht des deutschen Wortschatzes besteht aus den Wörtern, die im Rahmen der deutschen Sprache auf Grund der schon existierenden Wörter und Morpheme entstanden sind; das sind vorwiegend Ableitungen oder Zusammensetzungen (Reichtum, Wahrheit, niedrig, fleißig, Mißerfolg, faulenzen, erkranken, aufmachen, hellblau, Frühaufsteher, schwarzhaarig usw.), darunter auch solche, deren morphologische Struktur sich im Laufe der Zeit vereinfacht hat (ahd. hiu tagu > hiutu > mhd. hiute > nhd. heute, mhd. adel ar > adelar > xüaA.Adler, ahd. mennisco > mhd. mensche > nhd. Mensch, ahd. niowiht > mhd. niwiht, niht > nhd. nicht).

Die vierte Schicht bilden Entlehnungen aus verschiedenen Sprachen. Im Laufe ihrer langen Geschichte hatte die deutsche Sprache zahlreiche Kontakte mit anderen Sprachen der Welt verschiedener Dauer und Intensität. Viele frühere Entlehnungen haben sich mit der Zeit an die deutsche Sprache völlig angepaßt und werden in der Gegenwartssprache als Fremdwörter nicht mehr erkannt und als solche in der synchronen Linguistik nicht betrachtet.