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Стилистика немецкого языка учебник.doc
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1.2.5. Der Stil der schönen Literatur

Der Stil der schönen Literatur unterscheidet sich qualitativ von den übrigen Stilen der Nationalsprache. Die gesellschaftliche Funktion der schönen Literatur besteht darin, durch ästhetische Einwirkung, durch künstlerische Bildhaftigkeit die Wirklichkeit widerzuspiegeln. Als Baumaterial, mit dessen Hilfe verschiedene Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens dem Leser zu Bewusstsein gebracht werden, dient der gesamte Reichtum der Nationalsprache. Gerade wegen dieser Fülle und Weite von Ausdrucksmöglichkeiten weigern sich manche Forscher (Levin), den Stil der schönen Literatur als einheitlichen Stiltyp anzusehen. Nach dieser Meinung dürfe man nur von künstlerischen Individualstilen sprechen. E. Riesel lehnt diese Meinung ab. Die sprachliche Spezifik des Stils der schönen Literatur, schreibt sie, “besteht eben darin, dass sämtliche Quellen sprachlichen Ausdrucks … verwendet, sämtliche Elemente der verschiedensten Stile herangezogen werden können, um durch eine hohe Stufe künstlerischer Bildhaftigkeit und Eindringlichkeit die angestrebte gesellschaftliche Funktion zu erfüllen.” [Riesel: 17] Der Stil der schönen Literatur wird auf schriftlichem Weg verbreitet und ist literarsprachlich genormt. Die auf mündlicher Überlieferung beruhende Dichtung führt den Namen “Folklore” (Volksdichtung) und besitzt ihre besonderen Sprach- und Stileigentümlichkeiten. [näheres siehe Brandes: 220]

1.3. Sprach- und Stilnormen. Abweichung von der Norm als Stilmittel

Unter Sprach- und Stilnormen verstehen E. Riesel und E. Schendels die Gesamtheit historisch veränderlicher, aber dennoch über größere Zeitabschnitte hinaus stabil kodifizierter Gesetzmäßigkeiten, mit deren Hilfe die schriftliche und die mündliche Form mehr oder weniger geregelt wird. [Riesel, Schendels: 40] Der schriftlichen und mündlichen deutschen Literatursprache liegen im Wesentlichen die gleichen Normen zugrunde. Die Stilnormen differenzieren also die Verwendung der allgemeinen Sprachnormen nach funktionalen und semantisch-expressiven Momenten. Sie geben an, welche lexikalischen, grammatischen und phonetischen Normen zu diesem oder jenem Zeitpunkt im wissenschaftlichen Text zulässig sind, im Stil des Amtsverkehrs, im Stil des Alltagslebens usw. Die Kenntnis der Norm verlangt eine höhere kulturelle Stufe als die Kenntnis des Sprachsystems. Die Norm ist ein Schnittpunkt zwischen linguistischen und außerlinguistischen Faktoren. E.Riesel und E. Schendels rechnen zu den extralinguistischen Gegebenheiten, die die Norm bestimmen: a) die Zeit, b) nationale Homogenität, c) Sprachschicht, d) kommunikativen bzw. stilistischen Gebrauchswert, e) Ganzheitsstrukturen unterschiedlicher gesellschaftlicher Spezifik. [Riesel, Schendels: 40 –43]

a) Mit der Entwicklung der Technik und Wissenschaft entstehen immer wieder neue Wörter und Wendungen. Selbst maßgebliche Wörterbücher können nicht immer den schnellen Wechsel der Lexik buchen und bewerten.

b) Sprach- und Stilnormen sind nur innerhalb eines national homogenen Sprachkollektivs gültig.

c) Wie bekannt, besitzen Literatursprache, Umgangssprache und auch die territorialen Dialekte ihre eigenen Normen. Die Wahl der Sprachschicht hängt unmittelbar von außerlinguistischen Faktoren ab: nicht nur von der sozialen Herkunft, von der Bildung, der beruflichen Zugehörigkeit und dem Alter des Gesprächspartner, sondern auch von nationalen und territorialen Momenten. In der deutschsprachigen Schweiz ist das Schwyzertütsch die am meisten gebrauchte Sprachschicht der mündlichen Rede. Der Österreicher verwendet im allgemeinen mehr umgangssprachliche und dialektale Einschübe in der normalsprachlichen Rede als der Deutsche.

d) Innerhalb eines zeitlich beschränkten und national homogenen Normensystems lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: stilistisch neutrale und stilistisch markierte Normen. Stilistisch neutrale Formen sind allgemeingebräuchlich, allgemeinverständlich. Die zweite Gruppe, die stilistisch markierten Normen, umfassen sprachliche Einheiten, die infolge ihrer absoluten, d.h. systemhaften Stilfärbung an bestimmte Verwendungsmöglichkeiten gebunden sind.

e) Als Stilnormen gelten die obligatorischen Gesetzmäßigkeiten für die Auswahl und Organisation der Sprachnormen und Textsorten verschiedener kommunikativer Bereiche. Funktionale Stilsysteme werden als Redestilnormen oder (nach G.Michel) gesellschaftliche Anwendungsnormen realisiert. Sie sind gültig für die schriftliche und mündliche Rede monologischen wie dialogischen Charakters, für unterschiedliche funktionale Genres (Stil der Fabel, der Ballade; Stil der Film- und Theaterkritik, der Chronik; Stil der Privat- und Amtsbriefe u. a.)

Unter dem Verstoß gegen die Norm verstehen E. Riesel und E. Schendels:

a) alle Fälle, die auf mangelnde Beherrschung der grundlegenden Sprachgesetze beruhen (alle Interferenzerscheinungen im Fremdsprachenunterricht durch Einwirkung der Muttersprache auf die zu erlernende Fremdsprache);

b) alle Arten von Normverletzung, die zu kommunikativen Mißverständnissen bis zur vollen Informationsstörungen führen können;

c) alle unmotivierten Abweichungen von der Norm, die weder kommunikativ, noch stilistisch begründet sind.