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Стилистика немецкого языка учебник.doc
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4.3. Grammatische Seme

Die Semeanalyse (die semantische Komponentenanalyse) benutzt man, um den Bedeutungsgehalt tiefer und genauer zu ergründen. Das Sem ist das kleinste semantische Merklmal einer sprachlichen Einheit, das auf einer bestimmten Styfe der Analyse unzerlegbar ist. Unter einer sprachlichen Einheit versteht man alle sinntragenden Einheiten, d.h. ein Wort, als Bestandteil des Wortschatzes, eine Wortform als eine morphologische Größe, eine Wortgruppe und ein Satzmodell als syntaktische Größen.

Wenn man den Wortschatz in Wortarten einordnet, so genügen folgende Seme:

Gegenständlichkeit” für die Wortart Substantiv;

Vorgang” für das Verb;

Merkmal” für das Adjektiv.

Innerhalb jeder Wortart entsteht weitere Gliederung.

Die Wortklasse Substantiv zerfällt in zwei große Unterklassen: Lebewesen und Nichtlebewesen. Die Substantive mit dem Sem “Lebewesen” schließen Bezeichnungen für Tiere und Menschen ein. Das Sem “Mensch” hilft, Bezeichnungen für Menschen von Tiernamen abzusondern. Eine weitere Gliedering ergibt neue engere Subklassen wie etwa: Beruf, nationale Zugehörigkeit, Verwandschaftzbezeichnung, Charakterzug u.ä.

Ein einzelnes Wort besitzt die größte Semenzahl, weil es die Seme der übergeordneten Wortklassen und noch seine individuellen Seme vereinigt. Auf diese Weise entsteht eine Hierarchie von Semen, die folgende Tabelle veranschaulicht:

Wortklassen

Seme

alle Substantive

Gegenständlichkeit

alle Bezeichnungen für Lebewesen

Gegenständlichkeit, Lebewesen

alle Personenbezeichnungen

Gegenständlichkeit, Lebewesen, Person

alle Berufsbezeichnungen

Gegenständlichkeit, Lebewesen, Person, Beruf

Einzelwort, z.B. Dichter

Gegenständlichkeit, Lebewesen, Person, Beruf, Dichten als Beruf

Die aufgezählten Seme stellen den objektiven, gegenständlich-logischen (denotativen) Sachverhalt der Substantive dar. Setzen wir nun in die Tabelle noch das Wort Dichterling ein; es enthält außer allen anderen Semen zusätzlich noch ein negatives Bewertungssem, das einer expressiv-stilistischer Einschätzung, die Sehweise des Sprechers wiedergibt. Das Bewertungssem kann auch positives Verhalten zum Ausdruck bringen (das Kindchen). Die Bewertungsseme bestimmen vorrangig die absolute Stilfärbung des Wortes, die die stilistische Einteilung des Wortschatzes ermöglicht und die Stilwirkung bedingt. Aufgrund des negativen Bewertungssems entstehen mannigfache Nuancen der stilistischen Expressivität wie Ironie, Spott, Verachtung, Geringschätzung, Herablassung, Grobheit; das positive Bewertugnssem ruft solche gefühlsmäßigen Abschattungen wie Zärtlichkeit, Vertraulichkeit, Teilnahme, Feierlichkeit wach.

Die stilistische Komponente eines Lexems kann nicht nur im Suffix enthalten sein, sondern auch in Wurzelwörtern: Fratze, Lenz.

Die obigen Beispiele veranschaulichen die Semenanalyse der lexischen, teilweise auch der stilistischen Information. Zwar kreuzen sich auch hier Lexik und Grammatik, vor allem bei der Einteilung des Wortschatzes in Wortarten. Die lexikalisch-grammatischen Seme dienen als feines Stilmittel bei der Konversion (Substantivierung, Adjektivierung, Verbalisierung), wobei derselbe Sachgehalt aus veränderter Sicht dargestellt wird: spielen – das Spielen, das Spiel; kantig – das Kantige; nie da gewesen – das Niedagewesene.

In der Morphologie spielt die Wortform eine Rolle, da jedes Wort unbedingt in irgendeiner grammatischen Form auftritt.

Seme

Wortformen

Gegenwart, Dauer in der Handlung

Präsens: Sie essen zu Mittag.

Vergangenheit, Vollendung der Handlung, Einbeziehung der Gegenwart

Perfekt: Sie haben zu Mittag gegessen.

Zukunft

Futur: Sie werden zu Mittag essen.

Eine stilistische Komponente finden wir in diesen Wortformen nicht. Aber unter dem Einfluss des Kontextes oder der Situation entsteht ein neues Sem: Wenn wir werden in Himmel kommen, hat die Plag ein End’ genommen. (das Perfekt dient zum Ausdruck einer bevorstehenden Handlung). Als Umschalter des Perfekts aus der Vergangengheit in die Zukunftssphäre dient hier das Futur im Nebensatz. Das Perfekt verliert sein Sem “Vergangenheit”, erlangt ein neues Sem “Zukunft” und bekommt die Seme der Hauptbedeutung “Vollendung der Handlung und Einbeziehung der Gegenwart”.

Die grammatischen und lexikalischen Seme stehen in einem bestimmten Wechselverhältnis zueinander.

a) Die Verben, die eine menschliche Tätigkeit bezeichnen, können alle Personalformen bilden: ich lese, du liest, er liest etc.

b) Ein lückenhaftes Paradigma kennzeichnet

 die Verben der Naturerscheinungen: regnen, hageln, sich bewölken;

 die “Ereignisverben”: geschehen, passieren, erfolgen, sich ereignen;

 die Verben mit dem Sem “Mehrzahl”: sich versammeln, umzingeln, sich anhäufen. Die lexikalischen Seme dieser Verben widersetzen sich den grammatischen Semen der 1. und 2. Person Sg. und lassen kene Bildung der entsprechenden Verbalformen zu. Doch nützt diesen Widerspruch die Stilistik aus, indem sie bei der Personifizierung die Unvereinbarkeit überwindet, sie umwertet: “Ich fließe Tag und Nacht”, sagte der Milchfluss. Oder sie metaphorisch verwendet: Der Apfelbaum schneit Blüten.