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01_-_Harry_Potter_und_der_Stein_der_Weisen

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»Snapes Zauber«, sagte Harry. »Was müssen wir tun?« Kaum waren sie über die Schwelle getreten, loderte hinter

ihnen im Türrahmen ein Feuer hoch. Es war kein gewöhnliches

Feuer: Es war purpurrot. Im gleichen Augenblick schossen schwarze Flammen im Türbogen gegenüber auf Sie saßen in der Falle.

»Schau mal!« Hermine griff nach einem zusammengerollten Blatt Papier, das neben den Flaschen lag. Harry sah ihr über die Schulter und las:

Die Gefahr liegt vor euch, die Rettung zurück, Zwei von uns helfen, bei denen habt ihr Glück, Eine von uns sieben, die bringt euch von dannen,

Eine andere führt den Trinker zurück durch die Flammen,

Zwei von uns enthalten nur guten Nesselwein, Drei von uns sind Mörder, warten auf eure Pein.

Wählt eine, wenn ihr weiterwollt und nicht zerstäuben hier. Euch helfen sollen Hinweis' - und davon ganze vier: Erstens: so schlau das Gift versteckt mag sein,

's ist immer welches zur Linken vom guten Nesselwein; Zweitens: die beiden an den Enden sind ganz verschied'ne Leut, doch wenn ihr eine weitergeht, so ist keine davon euer Freund; Drittens: wie ihr deutlich seht, sind alle verschieden groß. Doch weder der Zwerg noch der Riese enthalten euren Tod.

Viertens: die zweite von links und die zweite von rechts werden

Zwillinge sein,

so verschieden sie schauen auf den ersten Blick auch drein.

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Hermine seufzte laut auf und Harry sah verblüfft, dass sie lächelte, das Letzte, wonach ihm zumute war.

»Ausgezeichnet«, sagte Hermine. »Das ist nicht Zauberei, das ist Logik, ein Rätsel. Viele von den größten Zauberern haben keine Unze Logik im Kopf, die säßen hier für immer in der Falle.«

»Aber wir doch auch, oder?«

»Natürlich nicht«, sagte Hermine. »Alles, was wir brauchen, steht hier auf diesem Papier. Sieben Flaschen: drei enthalten Gift; zwei Wein; eine bringt uns sicher durch das schwarze Feuer und eine bringt uns zurück durch das purpurne.«

»Aber woher sollen wir wissen, welche wir trinken müssen?« »Gib mir eine Minute Zeit.«

Hermine las das Papier mehrmals durch. Dann ging sie vor den Flaschen auf und ab, vor sich hin murmelnd und auf sie deutend. Schließlich klatschte sie in die Hände.

»Ich hab's«, sagte sie. »Die kleinste Flasche bringt uns durch das schwarze Feuer, zum Stein.«

Harry musterte die kleine Flasche.

»Sie reicht nur für einen«, sagte er. »Das ist kaum ein Schluck.«

Sie sahen sich an.

»Welche führt zurück durch die Purpurflammen?«

Hermine deutete auf eine bauchige Flasche am einen Ende der Reihe.

»Die trinkst du«, sagte Harry. »Nein, hör zu, geh zurück und nimm Ron mit, schnappt euch zwei Besen aus dem Raum mit den fliegenden Schlüsseln, die bringen euch durch die Falltür und an Fluffy vorbei; fliegt sofort in die Eulerei und schickt Hedwig zu

Dumbledore, wir brauchen ihn. Vielleicht kann ich Snape eine Weile hin-

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halten, aber im Grunde kann ich es nicht mit ihm aufnehmen.« »Aber, Harry, was ist, wenn Du-weißt-schon-wer bei ihm

ist?«

»Tja, das letzte Mal hab ich Glück gehabt«, sagte Harry und deutete auf seine Narbe. »Vielleicht hab ich ja noch mal Glück.«

Hermines Lippen zitterten und plötzlich rannte sie auf Harry zu und warf die Arme um ihn.

»Hermine!«

»Harry, du bist ein großer Zauberer, das weißt du.«

»Ich bin nicht so gut wie du«, sagte Harry ganz verlegen. Sie ließ ihn los.

»Wie ich?«, sagte Hermine. »Bücher! Schlauheit! Es gibt wichtigere Dinge - Freundschaft und Mut und - o Harry, sei vorsichtig!«

»Trink du zuerst« sagte Harry. »Du bist dir sicher, was wo drin ist?«

»Vollkommen«, sagte Hermine. Sie nahm einen großen Schluck aus der runden Flasche und erschauderte.

»Es ist kein Gift?«, sagte Harry beängstigt. »Nein, aber es ist wie Eis.«

»Schnell, geh, bevor es nachlässt.«

»Viel Glück, pass auf dich auf -« »GEH!«

Hermine wandte sich um und ging geradewegs durch das purpurne Feuer.

Harry holte tief Luft und nahm die kleinste Flasche in die Hand. Er wandte sich den schwarzen Flammen zu.

»Ich komme«, sagte er und leerte die kleine Flasche mit einem Zug.

Es war wirklich wie Eis, das seinen Körper durchströmte. Er stellte die Flasche zurück, nahm all seinen Mut zu-

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sammen und machte sich auf; er sah die schwarzen Flammen an seinem Körper hochzüngeln, doch er spürte sie nicht. Einen Moment lang konnte er nichts sehen außer dunklem Feuer, dann war er auf der anderen Seite, in der letzten Gruft.

Jemand war schon da, doch es war nicht Snape. Es war auch nicht Voldemort.

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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Es war Quirrell.

»Sie!«, stieß Harry hervor.

Quirrell lächelte. Kein Zucken war mehr in seinem Gesicht. »Ja, ich«, sagte er gelassen. »Hab mir schon halb gedacht,

dass ich Sie hier treffen würde, Potter.« »Aber ich dachte - Snape -«

»Severus?« Quirrell lachte und es war nicht sein übliches zittrig schrilles ]Lachen, es war kalt und scharf. »ja, Severus scheint der richtige Mann dafür zu sein, nicht wahr? Recht nützlich, dass er umherschwirrt wie eine zu groß geratene

Fledermaus. Wer würde neben ihm den a-a-armen st-stotternden P-Professor Quirrell verdächtigen?«

Harry konnte es nicht fassen. Das durfte einfach nicht wahr sein.

»Aber Snape hat versucht mich umzubringen!«

»Nein, nein, nein. Ich habe es getan. Ihre Freundin Miss

Granger hat mich versehentlich umgerempelt, als sie beim Quidditch-Spiel zu Snape hinüberrannte, um ihn anzuzünden. Sie hat meinen Blickkontakt zu Ihnen unterbrochen. Ein paar Sekunden mehr und ich hätte sie von diesem Besen heruntergehabt. Ich hätte es schon vorher geschafft, wenn Snape nicht einen Gegenzauber gemurmelt hätte, um Sie zu retten.«

»Snape hat versucht mich zu retten?«

»Natürlich«, sagte Quirrell kühl. »Warum, glauben Sie,

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wollte er beim nächsten Spiel der Schiedsrichter sein? Er wollte dafür sorgen, dass ich es nicht noch einmal versuche. Wirklich eigenartig ... wenn Dumbledore dabei ist, kann ich ohnehin nichts ausrichten. Alle anderen Lehrer dachten, Snape wolle verhindern, dass Gryffindor gewinnt, und damit hat er sich richtig unbeliebt gemacht ... was für eine Zeitverschwendung, wenn ich Sie heute

Nacht schließlich doch umbringe.«

Quirrell schnippte mit den Fingern. Aus der Luft peitschten Seile hervor, die sich fest um Harrys Körper wickelten.

»Ihre Neugier bringt Sie um Kopf und Kragen, Potter. Sie sind an Halloween in der Schule umhergeschlichen und sind auf mich gestoßen. Ich wollte mir ansehen, wie der Stein bewacht ist.«

»Sie haben den Troll hereingelassen?«

»Gewiss. Ich habe ein glückliches Händchen, wenn es um Trolle geht. Sie haben ja gesehen, was ich mit dem in der Kammer dort hinten angestellt habe. Nun, während alle andern umherliefen und ihn suchten, ging Snape, der mich schon im Verdacht hatte, leider geradewegs in den dritten Stock, um mir den Weg abzuschneiden - und mein Troll hat es nicht nur versäumt, Sie totzuschlagen, dieser dreiköpfige Hund hat es nicht einmal fertig gebracht, Snapes Bein ganz abzubeißen.

Und jetzt, Potter, warten Sie hier ganz ruhig. Ich muss mir diesen interessanten Spiegel näher ansehen.«

Erst jetzt erkannte Harry, was hinter Quirrell stand. Es war der Spiegel Nerhegeb.

»Dieser Spiegel ist der Schlüssel zum Stein«, murmelte

Quirrell und klopfte suchend am Rahmen entlang. »Typisch Dumbledore, sich so etwas einfallen zu lassen ... aber er ist in

London..

bis er zurückkommt, bin ich längst über alle Berge ...«

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Harrys Gedanken drehten sich einzig darum, wie er Quirrell am Sprechen halten und ihn vom Spiegel ablenken konnte.

»Ich habe Sie und Snape im Wald gesehen -«, plapperte er hastig drauflos.

»Ja«, sagte Quirrell gleichmütig, während er um den Spiegel herumging, um sich die Rückseite anzusehen. »Da war er mir schon auf die Pelle gerückt und wollte wissen, wie weit ich gekommen war. Er hat mich die ganze Zeit über verdächtigt. Hat versucht mich einzuschüchtern - als ob er das könnte, wenn ich Lord Voldemort auf meiner Seite habe«

Quirrell kam hinter dem Spiegel hervor und sah begierig hinein.

»Ich sehe den Stein ... Ich überreiche ihn meinem Meister ...

aber wo ist er?«

Harry drückte mit aller Kraft gegen seine Fesseln, doch die Seile gaben nicht nach. Er musste Quirrell davon abhalten, seine ganze Aufmerksamkeit dem Spiegel zu widmen.

»Aber Snape kam mir immer so vor, als würde er mich richtig hassen.«

»Oh, das tut er auch«, sagte Quirrell nebenher, »Himmel, ja. Er und Ihr Vater waren zusammen in Hogwarts, haben Sie das nicht gewusst? Sie haben sich gegenseitig verabscheut. Aber er wollte nie, dass Sie sterben.«

»Aber vor ein paar Tagen hab ich Sie schluchzen gehört. Ich dachte, Snape würde Sie bedrohen ...«

Zum ersten Mal huschte ein ängstliches Zucken über Quirrells Gesicht.

»Manchmal«, sagte er, »fällt es mir schwer, den Anweisungen meines Meisters zu folgen - er ist ein großer Zauberer und ich bin schwach -«

»Sie meinen, er war in diesem Klassenzimmer bei Ihnen?«

Harry blieb der Mund offen.

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»Er ist bei mir, wo immer ich bin«, sagte Quirrell leise. »Ich traf ihn bei meiner Reise um die Welt. Damals war ich noch ein einfältiger junger Mann, mit dem Kopf voll lächerlicher

Vorstellungen über Gut und Böse. Lord Voldemort hat mir gezeigt, wie falsch ich dachte. Es gibt kein Gut und Böse, es gibt nur Macht, und jene, die zu schwach sind, um nach ihr zu streben

... Seit damals bin ich sein treuer Diener, auch wenn ich ihn viele Male enttäuscht habe. Er musste sehr streng mit mir sein.« Quirrell zitterte plötzlich. »Fehler vergibt er nicht so einfach. Als es mir nicht gelungen ist, den Stein aus Gringotts zu stehlen, war er äußerst missvergnügt. Er hat mich bestraft ... und beschlossen, mich näher im Auge zu behalten ...«

Quirrells Stimme verlor sich. Harry fiel der Besuch in der

Winkelgasse ein - wie konnte er nur so dusslig gewesen sein? An jenem Tag hatte er Quirrell dort gesehen und ihm im Tropfenden Kessel die Hand geschüttelt.

Quirrell fluchte leise vor sich hin.

»Ich verstehe nicht ... ist der Stein im Innern des Spiegels? Sollte ich ihn zerschlagen?«

Harry raste der Kopf.

Was ich im Augenblick mehr als alles auf der Welt möchte, dachte er, ist, den Stein vor Quirrell zu finden. Wenn ich in den Spiegel schauen würde, müsste ich mich eigentlich dabei sehen, wie ich den Stein finde. Und das heißt, ich wüsste, wo er versteckt ist! Doch wie kann ich hineinsehen, ohne dass Quirrell bemerkt, was ich vorhabe?

Er versuchte sich ein wenig nach links zu bewegen, um vor das Glas zu kommen, ohne Quirrells Aufmerksamkeit zu erregen, doch die Seile waren zu fest um seine Knöchel gespannt: er stolperte und fiel zu Boden. Quirrell achtete nicht auf ihn. Er sprach immer noch mit sich selbst.

»Was tut dieser Spiegel? Wie wirkt er? Hilf mir, Meister!«

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Und zu Harrys Entsetzen antwortete eine Stimme und diese Stimme schien von Quirrell selbst zu kommen.

»Nutze den jungen ... Nutze den jungen ...«

Quirrell drehte sich zu Harry um.

»Ja, Potter, komm her«

Er klatschte einmal in die Hände und Harrys Fesseln fielen von ihm ab. Langsam kam Harry auf die Beine.

»Komm her«, wiederholte Quirrell. »Schau in den Spiegel und sag mir, was du siehst.«

Harry trat zu ihm.

»Ich muss lügen«, dachte er verzweifelt. »Ich muss hineinsehen und ihn darüber belügen, was ich sehe, das ist alles.« Quirrell stellte sich dicht hinter ihn. Harry atmete den merkwürdigen Geruch ein, der von Quirrells Turban auszugehen schien. Er schloss die Augen, trat vor den Spiegel und öffnete sie

wieder.

Er sah zuerst sein Spiegelbild, bleich und verängstigt. Doch einen Augenblick später lächelte ihn das Spiegelbild an. Es schob die Hand in die Tasche und zog einen blutroten Stein hervor. Es zwinkerte ihm zu und ließ den Stein in die Tasche zurückgleiten - und in diesem Moment spürte Harry etwas Schweres in seine wirkliche Tasche fallen. Irgendwie - unfasslicherweise - besaß er den Stein.

»Nun?«, sagte Quirrell ungeduldig. »Was siehst du?« Harry nahm all seinen Mut zusammen.

»Ich sehe mich, wie ich Dumbledore die Hand schüttle«, reimte er sich zusammen. »Ich ... ich hab den Hauspokal für

Gryffindor gewonnen.« Quirrell fluchte erneut.

»Aus dem Weg«, sagte er. Harry trat zur Seite und spürte den Stein der Weisen an seinem Bein. Konnte er es wagen zu fliehen?

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Doch er war keine fünf Schritte gegangen, als eine hohe Stimme ertönte, obwohl sich Quirrells Lippen nicht bewegten.

»Er lügt ... Er lügt ...«

»Potter, komm hierher zurück!«, rief Quirrell. »Sag mir die

Wahrheit! Was hast du gesehen?«

»Lass mich zu ihm sprechen ... von Angesicht zu Angesicht

...«

»Meister, Ihr seid nicht stark genug!« »Ich habe genügend Kraft ... dafür ...«

Harry hatte das Gefühl, als würde ihn eine Teufelsschlinge auf dem Boden anwurzeln. Er konnte keinen Muskel bewegen. Versteinert sah er zu, wie Quirrell die Hände hob und seinen Turban abwickelte. Was ging da vor? Der Turban fiel zu Boden.

Quirrells Kopf sah seltsam klein aus ohne ihn. Dann drehte er sich langsam auf dem Absatz um.

Harry hätte geschrien, aber er brachte keinen Ton hervor. Wo eigentlich Quirrells Hinterkopf hätte sein sollen, war ein Gesicht, das schrecklichste Gesicht, das Harry jemals gesehen hatte. Es war kreideweiß mit stierenden roten Augen und, einer Schlange gleich, Schlitzen als Nasenlöchern.

»Harry Potter ...«, flüsterte es.

Harry versuchte einen Schritt zurückzutreten, doch seine Beine wollten ihm nicht gehorchen.

»Siehst du, was aus mir geworden ist?«, sagte das Gesicht. »Nur noch Schatten und Dunst ... Ich habe nur Gestalt, wenn ich jemandes Körper teile ... aber es gibt immer jene, die willens sind, mich in ihre Herzen und Köpfe einzulassen ... Einhornblut hat mich gestärkt in den letzten Wochen ... du hast den treuen Quirrell gesehen, wie er es im Wald für mich getrunken hat ...

und sobald ich das Elixier des Lebens besitze, werde ich mir meinen eigenen

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