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01_-_Harry_Potter_und_der_Stein_der_Weisen

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»Nein, es macht uns nichts aus«, sagte er. »Du könntest glatt meinen, wir hätten sie mitgeschleift, oder?«

Doch Hermine hatte Harry etwas anderes zum Nachdenken gegeben, bevor sie ins Bett ging. Der Hund bewachte etwas ...

Was hatte Hagrid gesagt? Gringotts war der sicherste Ort auf der Welt, mit Ausnahme vielleicht von Hogwarts.

Es sah so aus, als hätte Harry herausgefunden, wo das schmutzige kleine Päckchen aus dem Verlies siebenhundertundneunzehn steckte.

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Halloween

Malfoy wollte seinen Augen nicht trauen, als er am nächsten Tag sah, dass Harry und Ron immer noch in Hogwarts waren, müde zwar, doch glänzend gelaunt. Tatsächlich hielten die beiden, als sie darüber geschlafen hatten, ihre Begegnung mit dem dreiköpfigen Hund für ein tolles Abenteuer und waren ganz erpicht auf ein neues. Unterdessen erzählte Harry Ron von dem Päckchen, das offenbar von Gringotts nach Hogwarts gebracht worden war, und sie zerbrachen sich die Köpfe darüber, was denn mit so viel Aufwand geschützt werden musste.

»Entweder ist es sehr wertvoll oder sehr gefährlich«, sagte Ron.

»Oder beides«, sagte Harry.

Doch weil sie über das geheimnisvolle Ding nicht mehr wussten, als dass es gut fünf Zentimeter lang war, hatten sie ohne nähere Anhaltspunkte keine große Chance zu erraten, was in dem Päckchen war.

Weder Neville noch Hermine zeigten das geringste Interesse an der Frage, was wohl unter dem Hund und der Falltür liegen könnte. Neville interessierte nur eines, nämlich nie mehr in die Nähe des Hundes zu kommen.

Hermine weigerte sich von nun an, mit Harry und Ron zu sprechen, doch sie war eine so aufdringliche Besserwisserin, dass die beiden dies als Zusatzpunkt für sich verbuchten. Was sie jetzt wirklich wollten, war eine Gelegenheit,

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es Malfoy heimzuzahlen, und zu ihrem großen Vergnügen kam sie eine Woche später per Post.

Die Eulen flogen wie immer in einem langen Strom durch die

Große Halle, doch diesmal schauten alle sogleich auf das lange, schmale Paket, das von sechs großen Schleiereulen getragen wurde. Harry war genauso neugierig darauf wie alle andern, was wohl in diesem großen Paket stecken mochte, und war sprachlos, als die Eulen herabstießen und es vor seiner Nase fallen ließen, so dass sein Schinkenbrot vom Tisch rutschte. Kaum waren die sechs Schleiereulen davongeflattert, als eine siebte heranschwebte und (,MM Brief auf das Paket warf

Harry riss als Erstes den Brief auf und das war ein Glück, denn er lautete:

ÖFFNEN SIE DAS PAKET NICHT BEI TISCH.

es enthält Ihren neuen Nimbus Zweitausend, doch ich möchte nicht, dass die andern von Ihrem Besen erfahren, denn dann wollen sie alle einen. Oliver Wood erwartet Sie heute Abend um sieben Uhr auf dem Quidditch-Feld zu ihrer ersten Trainingsstunde.

Professor M. McGonagall

Harry fiel es schwer, seine Genugtuung zu verbergen, als er Ron den Brief zu lesen gab.

»Einen Nimbus Zweitausend«, stöhnte Ron neidisch. »Ich hab noch nicht mal einen berührt

Sie verließen rasch die Halle, um den Besen zu zweit noch vor der ersten Stunde auszupacken, doch in der Eingangshalle sahen sie, dass Crabbe und Goyle ihnen an der Treppe den Weg versperrten. Malfoy riss Harry das Paket aus den Händen und betastete es.

»Das ist ein Besen«, sagte er und warf ihn Harry zu-

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rück, eine Mischung aus Eifersucht und Häme im Gesicht. »Diesmal bist du dran, Potter, Erstklässler dürfen keinen haben.«

Ron konnte nicht widerstehen.

»Es ist nicht irgendein blöder Besen«, sagte er, »es ist ein

Nimbus Zweitausend. Was sagtest du, was für einen du daheim hast, einen Komet Zwei-Sechzig?« Ron grinste Harry an. »Ein

Komet sieht ganz protzig aus, aber der Nimbus spielt in einer ganz anderen Liga.«

»Was weißt du denn schon darüber, Weasley, du könntest dir nicht mal den halben Stiel leisten«, fauchte Malfoy zurück. »Ich nehme an, du und deine Brüder müssen sich jeden Reisigzweig einzeln zusammensparen.«

Bevor Ron antworten konnte, erschien Professor Flitwick an

Malfoys Seite.

»Die Jungs streiten sich doch nicht etwa?«, quiekte er. »Potter hat einen Besen geschickt bekommen, Professor«,

sagte Malfoy wie aus der Pistole geschossen.

>Ja, das hat seine Richtigkeit«, sagte Professor Flitwick und strahlte Harry an. »Professor McGonagall hat mir die besonderen Umstände eingehend erläutert, Potter. Und welches Modell ist es?«

»Ein Nimbus Zweitausend, Sir«, sagte Harry und musste kämpfen, um beim Anblick von Malfoys Gesicht nicht laut loszulachen. »Und im Grunde genommen verdanke ich ihn Malfoy hier«, fügte er hinzu.

Mit halb unterdrücktem Lachen über Malfoys unverhohlene Wut und Bestürzung stiegen Harry und Ron die Marmortreppe hoch.

»Tja, es stimmt«, frohlockte Harry, als sie oben angelangt waren, »wenn er nicht Nevilles Erinnermich geklaut hätte, wär ich nicht in der Mannschaft ... «

»Du glaubst wohl, es sei eine Belohnung dafür, dass du

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die Regeln gebrochen hast?«, tönte eine zornige Stimme hinter ihnen. Hermine stapfte die Treppe hoch und betrachtete missbilligend das Paket in Harrys Hand.

»Ich dachte, du sprichst nicht mehr mit uns?«, sagte Harry.

»hör jetzt bloß nicht auf damit«, sagte Ron, »es tut uns ja soo gut.«

Hermine warf den Kopf in den Nacken und stolzierte davon. Harry fiel es an diesem Tag ausgesprochen schwer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. In Gedanken stieg er hoch zum Schlafsaal, wo sein neuer Besen unter dem Bett lag, und schlenderte hinaus zum Quidditch-Feld, wo er heute Abend noch spielen lernen würde. Das Abendessen schlang er hinunter, ohne zu bemerken, dass er überhaupt aß, und rannte dann mit Ron die

Treppen hoch, um endlich den Nimbus Zweitausend auszupacken.

»Aaah«, seufzte Ron, als der Besen auf Harrys Bettdecke

lag.

Selbst für Harry, der nichts über die verschiedenen Besen wusste, sah er wundervoll aus. Der schlanke, glänzende Stil war aus Mahagoni und trug die goldgeprägte Aufschrift Nimbus Zweitausend an der Spitze, der Schweif war aus fest gebündelten und geraden Reisigzweigen.

Es war bald sieben. Harry verließ das Schloss und machte sich in der Dämmerung auf den Weg zum Quidditch-Feld. Er war noch nie in dem Stadion gewesen. Auf Gerüsten um das Feld herum waren hunderte von Sitzen befestigt, so dass die Zuschauer hoch genug saßen, um das Geschehen verfolgen zu können. An beiden Enden des Feldes standen je drei goldene Pfeiler mit Ringen an der Spitze. Sie erinnerten Harry an die

Ringe aus Plastik, mit denen die Muggelkinder Seifenblasen machten, nur waren sie in einer Höhe von fast zwanzig Metern angebracht.

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Harry war so scharf darauf, wieder zu fliegen, dass er nicht auf Wood wartete, sondern seinen Besen bestieg und sich vom Boden abstieß. Was für ein Gefühl - er schwebte durch die

Torringe und raste dann das Spielfeld hinauf und hinunter. Der

Nimbus Zweitausend reagierte auf die leiseste Berührung. »He, Potter, runter da«

Oliver Wood war angekommen. Er trug eine große Holzkiste unter dem Arm. Harry landete neben ihm.

»Sehr schön«, sagte Wood mit glänzenden Augen. »Ich weiß jetzt, was McGonagall gemeint hat ... du bist wirklich ein Naturtalent. Heute Abend erkläre ich dir nur die Regeln und dann nimmst du dreimal die Woche am Mannschaftstraining teil.«

Er öffnete die Kiste. Darin lagen vier Bälle verschiedener

Größe.

»So«, sagte Wood, »pass auf, Quidditch ist leicht zu verstehen, auch wenn es nicht leicht zu spielen ist. Jede Mannschaft hat sieben Spieler. Drei von ihnen heißen Jäger.«

»Drei Jäger«, wiederholte Harry, und Wood nahm einen hellroten Ball in der Größe eines Fußballs heraus.

»Dieser Ball ist der so genannte Quaffel«, sagte Wood. »Die

Jäger werfen sich den Quaffel zu und versuchen ihn durch einen der Ringe zu werfen und damit ein Tor zu erzielen. jedes Mal zehn Punkte, wenn der Quaffel durch einen Ring geht. Alles klar so weit?«

»Die Jäger spielen mit dem Quaffel und werfen ihn durch die Ringe, um ein Tor zu erzielen«, wiederholte Harry. »Das ist wie

Basketball auf Besen mit sechs Körben, oder?« »Was ist Basketball?«, fragte Wood neugierig.

»Nicht so wichtig«, sagte Harry rasch.

»Nun hat jede Seite noch einen Spieler, der Hüter heißt - ich bin der Hüter von Gryffindor. Ich muss um unsere Ringe

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herumfliegen und die andere Mannschaft daran hindern, Tore zu erzielen.«

»Drei Jäger, ein Hüter«, sagte Harry, entschlossen, sich Alles genau zu merken. »Und sie spielen mit dem Quaffel. Gut, hab ich verstanden. Und wozu sind die da?« Er deutete auf die drei Bälle, die noch in der Kiste lagen.

»Das zeig ich dir jetzt«, sagte Wood. »Nimm das.«

Er reichte Harry ein kleines Schlagholz, das an einen Baseballschläger erinnerte.

»Ich zeig dir, was die Klatscher tun«, sagte Wood. »Diese beiden hier sind Klatschen«

Er zeigte Harry zwei gleiche Bälle, die tiefschwarz und etwas kleiner waren als der rote Quaffel. Harry bemerkte, dass sie den Bändern offenbar entkommen wollten, die sie im Korb festhielten.

»Geh einen Schritt zurück«, warnte Wood Harry. Er bückte sich und befreite einen der Klatscher.

Der schwarze Ball stieg sofort hoch in die Luft und schoss dann direkt auf Harrys Gesicht zu. Harry schlug mit dem Schlagholz nach ihm, damit er ihm nicht die Nase brach, und der Ball flog im Zickzack hoch in die Luft. Er drehte sich im Kreis um ihre Köpfe und schoss dann auf Wood hinunter, der ihm auswich und es schaffte, ihn mit dem Fuß auf dem Boden festzuhalten.

»Siehst du?«, keuchte Wood und mühte sich damit ab, den

Klatscher wieder in den Korb zu zwängen und ihn sicher festzuschnallen. »Die Klatscher schießen in der Luft herum und versuchen die Spieler von ihren Besen zu stoßen. Deshalb hat jede Mannschaft zwei Treiber - die Weasley-Zwillinge sind unsere -, ihre Aufgabe ist es, die eigene Seite vor den Klatschern zu schützen und zu versuchen sie auf die gegnerische Mannschaft zu jagen. So, meinst du, du hast alles im Kopf?«

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»Drei Jäger versuchen mit dem Quaffel Tore zu erzielen; der Hüter bewacht die Torpfosten; die Treiber halten die Klatscher von ihrem Team fern«, spulte Harry herunter.

»Sehr gut«, sagte Wood.

»Ähm - haben die Klatscher schon mal jemanden umgebracht?«, fragte Harry, wobei er möglichst lässig klingen wollte.

»In Hogwarts noch nie. Wir hatten ein paar gebrochene Kiefer, doch ansonsten nichts Ernstes. Wir haben noch einen in der Mannschaft, nämlich den Sucher. Das bist du. Und du brauchst dich um den Quaffel und die Klatscher nicht zu kümmern -«

»Außer sie spalten mir den Schädel.«

»Mach dir keine Sorgen, die Weasleys sind den Klatschern weit überlegen - ich will sagen, sie sind wie ein Paar menschlicher Klatschen«

Wood griff in seinen Korb und nahm den vierten und letzten Ball heraus. Er war kleiner als der Quaffel und die Klatscher, so klein etwa wie eine große Walnuss. Er war hellgolden und hatte kleine, flatternde Silberflügel.

»Das hier«, sagte Wood, »ist der Goldene Schnatz, und der ist der wichtigste Ball von allen. Er ist sehr schwer zu fangen, weil er sehr schnell und kaum zu sehen ist. Der Sucher muss ihn fangen. Du musst dich durch die Jäger, Treiber, Klatscher und den Quaffel hindurchschlängeln, um ihn vor dem Sucher der anderen Mannschaft zu fangen, denn der Sucher, der ihn fängt, holt seiner Mannschaft zusätzlich hundertfünfzig Punkte, und das heißt fast immer, dass sie gewinnt. Ein Quidditch-Spiel endet erst, wenn der Schnatz gefangen ist, also kann es ewig lange dauern. Ich glaube, der Rekord liegt bei drei Monaten, sie mussten damals ständig Ersatzleute ranschaffen, damit die

Spieler ein wenig schlafen konnten.

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»Nun, das war's. Noch Fragen?«

Harry schüttelte den Kopf. Er hatte begriffen, wie das Spiel ging, und nun musste er es in die Tat umsetzen.

»Wir üben heute noch nicht mit dem Schnatz«, sagte Wood und verstaute ihn sorgfältig wieder in der Kiste. »Es ist zu dunkel, er könnte verloren gehen. Am besten fängst du mit ein paar von denen an.«

Er zog einen Beutel mit gewöhnlichen Golfbällen aus der Tasche und ein paar Minuten später waren die beiden oben in den Lüften. Wood warf die Golfbälle, so weit er konnte, in alle Himmelsrichtungen und Harry musste sie Auffangen.

Harry fing jeden Ball, bevor er den Boden berührte, was Wood ungemein freute. Nach einer halben Stunde war die Nacht hereingebrochen, und sie mussten aufhören.

»Der Quidditch-Pokal wird dieses Jahr unseren Namen tragen«, sagte Wood glücklich, als sie zum Schloss zurück schlenderten. »Würde mich nicht wundern, wenn du besser bist als Charlie Weasley, und der hätte für England spielen können, wenn er nicht Drachenjagen gegangen wäre.«

Vielleicht war Harry so beschäftigt mit dem Quidditchtraining drei Abende die Woche und dazu noch mit all den Hausaufgaben jedenfalls konnte er es kaum fassen, als ihm klar wurde, dass er schon seit zwei Monaten in Hogwarts war. Im Schloss fühlte er sich mehr zu Hause als jemals im Ligusterweg.

Auch der Unterricht wurde nun, da er die Grundlagen beherrschte, immer interessanter.

Als sie am Morgen von Halloween aufwachten, wehte der köstliche Geruch gebackener Kürbisse durch die Gänge. Und es kam noch besser: Professor Flitwick verkündete im Zauberunterricht, sie seien nun so weit, Gegenstände fliegen zu lassen, und danach hatten sie sich alle gesehnt, seit sie

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erlebt hatten, wie er Nevilles Kröte im Klassenzimmer umherschwirren ließ. Für die Übungen stellte Professor Flitwick die Schüler paarweise zusammen. Harrys Partner war Seamus

Finnigan (worüber er froh war, denn Neville hatte schon zu ihm herübergespäht). Ron sollte jedoch mit Hermine Granger arbeiten. Es war schwer zu sagen, wer von den beiden deshalb missmutiger war. Seit Harrys Besen gekommen war, hatte sie nicht mehr mit ihnen gesprochen.

»Also, vergesst nicht diese flinke Bewegung mit dem Handgelenk, die wir geübt haben!«, quiekte Professor Flitwick, wie üblich auf seinem Stapel Bücher stehend. »Wutschen und schnipsen, denkt daran, wutschen und schnipsen. Und die Zauberworte richtig herzusagen ist auch sehr wichtig - denkt immer an Zauberer Baruffio, der >r< statt >w< gesagt hat und plötzlich auf dem Boden lag - mit einem Büffel auf der Brust.«

Es war sehr schwierig. Harry und Seamus wutschten und schnipsten, doch die Feder, die sie himmelwärts schicken sollten, blieb einfach auf dem Tisch liegen. Seamus wurde so ungeduldig, dass er sie mit seinem Zauberstab anstachelte, worauf sie anfing zu brennen - Harry musste das Feuer mit seinem Hut ersticken.

Ron, am Tisch nebenan, erging es auch nicht viel besser.

»Wingardium Leviosa!«, rief er und ließ seine langen Arme wie Windmühlenflügel kreisen.

»Du sagst es falsch«, hörte Harry Hermine meckern. »Es heißt Wing-gar-dium Levi-o-sa, mach das >gar< schön und lang.«

»Dann mach's doch selber, wenn du alles besser weißt«, knurrte Ron.

Hermine rollte die Ärmel ihres Kleids hoch, knallte kurz mit dem Zauberstab auf den Tisch und sagte »Wingardium Leviosa!«.

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