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буд 5 часть нем.doc
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05.03.2016
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Von dem ein zweiter Ausgang linkerseits in das Ankleidezimmer des

Senators führte. Dann drückte sie vorsichtig auf den Griff der geradeaus

gelegenen Tür und trat ein.

Es war eine außerordentlich geräumige Stube, deren Fenster mit faltigen,

großgeblümten Vorhängen verhüllt waren. Die Wände waren ein wenig kahl.

Abgesehen von einem sehr großen schwarzgerahmten Stich, der über

Fräulein Jungmanns Bett hing und Giacomo Meyerbeer, umgeben von den

Gestalten seiner Opern, darstellte, gab es nur noch eine Anzahl von

englischen Buntdrucken, die Kinder mit gelbem Haar und roten

Babykleidern darstellten und mit Stecknadeln an der hellen Tapete

befestigt waren. Ida Jungmann saß in der Mitte des Zimmers an dem großen

Ausziehtisch und stopfte Hannos Strümpfchen. Die treue Preußin stand nun

am Anfang der Fünfziger, aber obgleich sie sehr früh begonnen hatte, zu

ergrauen, war ihr glatter Scheitel doch noch immer nicht weiß geworden,

sondern in einem bestimmten Zustande der Melierung verblieben, und ihre

aufrechte Gestalt war so starkknochig und rüstig, ihre braunen Augen

waren so frisch, klar und unermüdlich wie vor zwanzig Jahren.

»Guten Abend, Ida, du gute Seele!« sagte Frau Permaneder gedämpft aber

fröhlich, denn die kleine Erzählung ihres Bruders hatte sie in die beste

Stimmung versetzt. »Wie geht es dir, du altes Möbel?«

»Ei, ei, Tonychen; Möbel, mein Kindchen? So spät noch hier?«

»Ja, ich war bei meinem Bruder ... in Geschäften, die keinen Aufschub

duldeten ... Leider hat sich die Sache zerschlagen ... Schläft er?«

fragte sie und wies mit dem Kinn nach dem kleinen Bette, welches an der

linken Seitenwand stand, das grünverhüllte Kopfende hart an der hohen

Tür, die zum Schlafzimmer Senator Buddenbrooks und seiner Gattin

führte ...

»Pst«, sagte Ida; »ja, er schläft.« Und Frau Permaneder trat auf den

Zehenspitzen an das Bettchen, lüftete vorsichtig die Gardinen und lugte

gebückt in das Gesicht ihres schlafenden Neffen.

Der kleine Johann Buddenbrook lag auf dem Rücken, hatte aber sein von

dem langen, hellbraunen Haar umrahmtes Gesichtchen dem Zimmer zugewandt

und atmete mit einem leichten Geräusch in das Kopfkissen hinein. Von

seinen Händen, deren Finger kaum aus den viel zu langen und weiten

Ärmeln seines Nachthemdes hervorsahen, lag die eine auf seiner Brust,

die andere neben ihm auf der Steppdecke, und dann und wann zuckten die

gekrümmten Finger leise. Auch an den halb geöffneten Lippen war eine

schwache Bewegung bemerkbar, als versuchten sie, Worte zu bilden. Von

Zeit zu Zeit ging, von unten nach oben, etwas Schmerzliches über dieses

ganze Gesichtchen, das, mit einem Erzittern des Kinnes beginnend, sich

über die Mundpartie fortpflanzte, die zarten Nüstern vibrieren ließ und

die Muskeln der schmalen Stirn in Bewegung versetzte ... Die langen

Wimpern vermochten nicht die bläulichen Schatten zu verdecken, die in

den Augenwinkeln lagerten.

»Er träumt«, sagte Frau Permaneder gerührt. Dann beugte sie sich über

das Kind, küßte behutsam seine schlafwarme Wange, ordnete mit Sorgfalt

die Gardine und trat wieder an den Tisch, wo Ida, im gelben Schein der

Lampe, einen neuen Strumpf über die Stopfkugel zog, das Loch prüfte und

es zu schließen begann.

»Du stopfst, Ida. Merkwürdig, ich kenne dich eigentlich gar nicht

anders!«

»Ja, ja, Tonychen ... Was das Jungchen alles zerreißt, seit er zur

Schule geht!«

»Aber er ist doch ein so stilles und sanftes Kind?«

»Ja, ja ... Aber doch.«

»Geht er denn gern zur Schule?«

»Nein, nein, Tonychen! Hätt' lieber noch bei mir weiterlernen wollen.

Und ich hätt's auch gewünscht, mein Kindchen, denn die Herren kennen ihn

ja nicht so von klein auf wie ich und wissen es nicht so, wie man ihn

nehmen muß beim Lernen ... Das Aufmerken wird ihm oft schwer, und er

wird rasch müde ...«

»Der Arme! Hat er schon Schläge bekommen?«

»Aber nein! Mei boje kochhanne ... sie werden doch nicht so hartherz'g

sein wollen! Wenn das Jungchen sie ansieht ...«

»Wie war's denn eigentlich, als er zum ersten Male hinging? Hat er

geweint?«

»Ja, das hat er. Er weint so leicht ... Nicht laut, aber so in sich

hinein ... Und dann hat er deinen Herrn Bruder am Rock festhalten wollen

und immer wieder gebeten, er möchte dableiben ...«

»So, hat mein Bruder ihn hingebracht?... Ja, das ist ein schwerer

Moment, Ida, glaube mir. Ha, ich weiß es wie gestern! Ich heulte ... ich

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