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буд 5 часть нем.doc
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In dem man das Knarren der Stufen, ein hustendes Gekicher, gepreßte

Worte der Abwehr und ganz sonderbare knurrende und ächzende Laute

unterschied ... Nicht einen Augenblick konnte man über das Wesen dieses

Geräusches im Zweifel sein. Frau Permaneder hatte nicht sobald, mit noch

schlaftrunkenen Sinnen, etwas davon aufgefangen, als sie es auch schon

begriffen, als sie auch schon das Blut hatte aus ihren Wangen weichen

fühlen und zum Herzen strömen, das sich zusammengezogen und mit

schweren, beklemmenden Schlägen fortgearbeitet hatte. Während einer

langen, grausamen Minute hatte sie wie betäubt, wie gelähmt in den

Kissen gelegen; dann aber, als dieses schamlose Geräusch nicht

verstummte, hatte sie mit bebenden Händen Licht gemacht, hatte voll

Verzweiflung, Grimm und Abscheu das Bett verlassen, hatte die Tür

aufgerissen und war in Pantoffeln, das Licht in der Hand, nach vorn bis

in die Nähe der Treppe geeilt: jener schnurgeraden »Himmelsleiter«, die

von der Haustür direkt in das erste Stockwerk heraufführte. Und dort,

auf den oberen Stufen eben dieser Himmelsleiter, hatte sich ihr das

Bild in voller Körperlichkeit dargeboten, das sie drinnen im

Schlafzimmer, beim Lauschen auf das unzweideutige Geräusch, mit Augen,

die das Entsetzen erweiterte, schon im Geiste hatte erblicken müssen ...

Es war eine Balgerei gewesen, ein unerlaubter und unsittlicher Ringkampf

zwischen der Köchin Babette und Herrn Permaneder. Das Mädchen, ein

Schlüsselbund und ebenfalls eine Kerze in der Hand, denn sie mußte so

spät noch irgendwo im Hause beschäftigt gewesen sein, hatte sich hin und

her gewunden und den Hausherrn abzuwehren gestrebt, der seinerseits, den

Hut auf dem Hinterkopfe, sie umschlungen gehalten und beständig versucht

hatte, seinen Seehundsschnauzbart in ihr Gesicht zu drücken, was ihm hie

und da auch gelungen war ... Bei Antoniens Erscheinen hatte Babette

etwas wie »Jessas, Maria und Joseph!« hervorgestoßen, »Jessas, Maria und

Joseph!« hatte Herr Permaneder wiederholt, hatte sie fahren lassen --

und während das Mädchen im selben Augenblick auf geschickte Weise

spurlos verschwunden gewesen war, hatte er mit hängenden Armen,

hängendem Kopfe und hängendem Schnauzbart vor seiner Gattin gestanden

und irgend etwas ausgemacht Unsinniges wie: »Is dös a Hetz!... Es is

halt a Kreiz!« gestammelt ... Sie war nicht mehr dagewesen, als er die

Augen aufzuschlagen gewagt hatte; drinnen im Schlafzimmer hatte er sie

gefunden: in halb sitzender, halb liegender Haltung, auf dem Bette, wie

sie unter verzweifeltem Schluchzen immer wieder das Wort »Schande«

wiederholt hatte. Er war, in schlaffer Haltung an die Tür gelehnt,

stehengeblieben, hatte eine ruckartige Schulterbewegung nach vorn

gemacht, als erteilte er ihr einen aufmunternden Rippenstoß, und hatte

gesagt: »Sei stad! A, geh, sei stad, Tonerl! Schau, der Ramsauer Franzl

hat halt sei Namenstag g'feiert heit abend ... Wir san alle a weng

schwar ...« Aber der stark alkoholische Geruch, den er im Zimmer

verbreitet, hatte ihre Exaltation zum Gipfel gebracht. Sie hatte nicht

mehr geschluchzt, sie war nicht länger hinfällig und schwach gewesen,

ihr Temperament hatte sie emporgerissen, und mit der Maßlosigkeit der

Verzweiflung hatte sie ihm laut ihren ganzen Ekel, ihren ganzen Abscheu,

ihre fundamentale Verachtung seines ganzen Seins und Wesens ins Gesicht

geschleudert ... Herr Permaneder war nicht stillgeblieben. Sein Kopf

war heiß gewesen, denn er hatte seinem Freunde Ramsauer zu Ehren nicht

nur viele »Maß«, sondern auch »Schampaninger« getrunken; er hatte

geantwortet, wild geantwortet, ein Streit hatte sich entsponnen, weit

schrecklicher als derjenige bei Herrn Permaneders Rückzug in den

Ruhestand, Frau Antonie hatte ihre Kleider zusammengerafft, um sich ins

Wohnzimmer zurückzuziehen ... Da aber war, zum Schlusse, ein Wort ihr

nachgeklungen, ein Wort seinerseits, ein Wort, das sie nicht wiederholen

würde, das über ihre Lippen niemals kommen würde, ein Wort ... ein

Wort ...

Dies alles war der hauptsächlichste Inhalt der Geständnisse, die Madame

Permaneder in die Kleiderfalten ihrer Mutter hinein verlauten ließ. Über

das »Wort« aber, dieses »Wort«, das sie in jener fürchterlichen Nacht

bis in ihr Innerstes hinein hatte erstarren lassen, kam sie nicht

hinweg, sie wiederholte es nicht, oh, bei Gott, sie wiederholte es

nicht, beteuerte sie, obgleich die Konsulin durchaus nicht in sie drang,

sondern nur, kaum merklich, langsam und nachdenklich mit dem Kopfe

nickte, während sie auf Tonys schönes, aschblondes Haar herniedersah.

»Ja, ja«, sagte sie, »da habe ich traurige Dinge hören müssen, Tony. Und

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