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буд 5 часть нем.doc
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05.03.2016
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Intrigantengesicht in greulicher Mimik verzerrte ... »Welch ein Weib,

meine Herren! Here und Aphrodite, Brünhilde und Melusine in einer Person

... Ha, das Leben ist doch schön!« fügte er unvermittelt hinzu; und

keiner der Bürger, die um ihn her auf den schweren geschnitzten

Holzbänken des alten Schifferhauses unter den Seglermodellen und großen

Fischen, die von der Decke herabhingen, saßen und ihren Schoppen

tranken, keiner verstand, welches Ereignis das Erscheinen Gerda

Arnoldsens in dem bescheidenen und nach Außerordentlichem sehnsüchtigen

Leben des Maklers Gosch bedeutete ...

Nicht verpflichtet, wie gesagt, zu größeren Festlichkeiten, hatte die

kleine Gesellschaft in der Mengstraße desto bessere Muße, vertraut

miteinander zu werden. Sievert Tiburtius erzählte, Klaras Hand in der

seinen, von seinen Eltern, seiner Jugend und seinen Zukunftsplänen; die

Arnoldsens erzählten von ihrem Stammbaum, der in Dresden zu Hause war,

und von dem nur dieser eine Zweig in die Niederlande verpflanzt worden

sei; und dann verlangte Madame Grünlich nach dem Schlüssel zum Sekretär

im Landschaftszimmer und schleppte ernsthaft die Mappe mit den

Familienpapieren herbei, in denen Thomas auch die neuesten Daten bereits

vermerkt hatte. Sie kündete mit Wichtigkeit von der Geschichte der

Buddenbrooks, von dem Gewandschneider zu Rostock an, der sich bereits so

sehr gut gestanden, sie las alte Festgedichte vor:

»Tüchtigkeit und zücht'ge Schöne

Sich vor unsrem Blick verband:

Venus Anadyomene

Und Vulcani fleiß'ge Hand ...«

wobei sie Tom und Gerda anblinzelte und die Zunge an der Oberlippe

spielen ließ; und aus Achtung vor der Historie überging sie keineswegs

das Eingreifen in die Familiengeschichte von seiten einer

Persönlichkeit, deren Namen sie eigentlich nicht gern in den Mund

nahm ...

Donnerstags um vier Uhr aber kamen die gewohnten Gäste: Justus Kröger kam

mit seiner schwachen Gattin, mit der er sehr in Unfrieden lebte, weil sie

selbst nach Amerika noch dem ungeratenen und enterbten Jakob Geld über

Geld sandte ... sie ersparte es ganz einfach vom Wirtschaftsgelde und aß

mit ihrem Manne beinahe nichts als Buchweizengrütze, da war nichts zu

machen. Es kamen die Damen Buddenbrook aus der Breiten Straße, die denn

doch der Wahrheit die Ehre geben und feststellen mußten, daß Erika

Grünlich wieder nicht zugenommen habe, daß sie ihrem Vater, dem

Betrüger, noch ähnlicher geworden sei, und daß des Konsuls Braut eine

=ziemlich= auffällige Frisur trage ... Und auch Sesemi Weichbrodt kam,

stellte sich auf die Zehenspitzen, küßte Gerda mit leise knallendem

Geräusch auf die Stirn und sagte bewegt: »Sei glöcklich, du gutes Kend!«

Dann sprach bei Tische Herr Arnoldsen einen seiner witzigen und

phantasievollen Toaste zu Ehren der Brautpaare, und hernach, während man

den Kaffee nahm, spielte er die Geige wie ein Zigeuner, mit einer

Wildheit, einer Leidenschaft, einer Fertigkeit ... aber auch Gerda holte

ihre Stradivari herbei, von der sie sich niemals trennte, und griff mit

ihrer süßen Cantilene in seine Passagen ein, und sie spielten pompöse

Duos, im Landschaftszimmer, beim Harmonium, an derselben Stelle, wo

einstmals des Konsuls Großvater seine kleinen, sinnigen Melodien auf der

Flöte geblasen hatte.

»Erhaben!« sagte Tony, die weit zurückgebeugt in ihrem Lehnsessel saß

... »O Gott, wie finde ich es erhaben!« Und ernst, langsam und

gewichtig, mit aufwärts gerichteten Augen fuhr sie fort, ihre lebhaften

und aufrichtigen Empfindungen auszudrücken ... »Nein, wißt ihr, wie es

im Leben so geht ... nicht jedem wird ja immer eine solche Gabe zuteil!

Mir hat der Himmel dergleichen versagt, wißt ihr, obgleich ich ihn in

mancher Nacht darum angefleht ... Ich bin eine Gans, ein dummes Ding ...

Ja, Gerda, laß dir sagen ... ich bin die Ältere und habe das Leben

kennengelernt .... Du solltest täglich deinem Schöpfer auf den Knien

dafür danken, ein solch gottbegnadigtes Geschöpf zu sein ...!«

»... Begnadetes«, sagte Gerda und zeigte lachend ihre schönen, weißen,

breiten Zähne.

Später aber rückten alle zusammen, um gemeinsam über die nächste Zukunft

das Nötige zu beratschlagen und Weingelee dazu zu essen. Am Ende des

Monats oder Anfang September, so ward beschlossen, würden Sievert

Tiburtius sowohl wie Arnoldsens in die Heimat zurückkehren. Gleich nach

der Weihnacht sollte Klaras Trauung in der Säulenhalle mit allem Aufwand

gefeiert werden, während die Hochzeit in Amsterdam, der »bei Leben und

Gesundheit« auch die Konsulin beizuwohnen gedachte, bis zum Beginn des

nächsten Jahres verschoben werden mußte: damit eine Ruhepause

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