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29. Arbeiten Sie mit den neuen Wörtern. Finden Sie zuerst russische Equivalente, versuchen Sie dann diese Wörter sich einzuprägen. Also, diese Tiere kommen im Text VI vor:

die Amsel

der Baummarder

der Buchfink

der Fuchs

der Hausrotschwanz

der Haussperling

die Haustaube

die Katze

der Mauersegler

der Maulwurf

die Maus

die Möwe

die Ratte

der Regenwurm

der Schwarzstorch

die Silbermöwe

der Steinmarder

der Zaunkönig

30. Stellen Sie Fragen zu dem Text VII

31. Machen Sie die Annotation zum Text VII

32. Üben Sie die richtige Aussprache folgender Wörter zum Text VIII. Schreiben Sie diese Wörter ab und übersetzen sie: die Lebensbedingungen, die Kultivierung, die Kulturlandschaft, die Synanthropie, der Haussperling, die Siedlungsformen, der Entwicklungsstand, die Nahrungsquellen, die Schädlinge.

33. Lesen Sie den Text VIII und lassen Sie ihn nach dem Inhalt gliedern Text VIII Kulturfolger

Wie kein anderes Lebewesen hat der Mensch im Laufe seiner Geschichte die ihn umgebende Landschaft verändert. Er gab sich nicht damit zufrieden, günstige Lebensbedingungen zu suchen, sondern er schuf sich mit zunehmend wirkungsvolleren Methoden selbst sein Biotop – eine Umgebung, die ihm alles Lebensnotwendige bot.

Indem er seinen Lebensraum erkämpfte, veränderte oder vernichtete er sogar den Lebensraum anderer Kreaturen. Viele Pflanzen- und Tierarten sind der aggressiven „Kultivierung“ der Landschaft durch den Menschen schon zum Opfer gefallen, und dieser Vernichtungsprozeß hört nicht auf. Die menschlichen Siedlungen fressen sich immer weiter ins grüne Umland. Täglich werden in Westdeutschland rund 120 Hektar Boden „versiegelt“, so daß sie sowohl für Regen als auch für die Wurzeln von Pflanzen undurchdringlich werden: Straßen werden geteert, Tennisplätze mit Schotter und Asche belegt, Häuser und ganze Städte werden gebaut.

Aber es gibt auch andere Folgen des menschlichen Wirkens auf der Erde. Es gibt Lebewesen, die sich von den menschlichen Eingriffen in die Natur nicht stören lassen – die sogar davon profitieren. Solche Pflanzen und vor allem Tiere, die aus der Tätigkeit des Menschen Nutzen ziehen, nennen die Biologen „Kulturfolger“.

Ein Beispiel dafür aus dem Reich der Vögel ist die Amsel, mit wissenschaftlichem Namen Turdus merula. Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts lebte dieser schwarze Vo­gel mit dem gelben Schnabel scheu und zurückgezogen in dichtem Wald oder Feldgehölz. Doch dann wagten die Vögel den „ökologischen Sprung“ in die Nähe des Menschen, und zwar mit außergewöhnlichem Erfolg; denn heutzutage trifft man diese Tiere fast überall in den Städten, auch dort, wo sogar die Menschen schon nicht mehr leben mögen vor lauter Beton und Smog. Die Amsel ist ein Kulturfolger geworden, sagen die Biologen.

Im weitesten Sinne zählen übrigens fast alle Geschöpfe Mitteleuropas zu den Kulturfolgern. Denn hier sind alle Landschaften überaus stark vom Menschen geformt. Unberührte Natur gibt es hierzulande schon lange nicht mehr. Vor Jahrhunderten haben die Menschen in Mitteleuropa die Urwälder gerodet und ein Mosaik aus Feld, Nutzwald und Wiese geschaffen. Sicher haben schon damals viele Arten die veränderte Landschaft verlassen, aber andererseits bot erst diese abwechslungsreiche Kulturlandschaft vielen in dieser Gegend bis dahin unbekannten Tieren Nahrung und Nistplatz. Die jetzt offenen Fluren und ausgedehnten Heideflä­chen lockten z.B. Vögel auf das Gebiet des heutigen Deutschland, die ursprünglich in Steppen zu Hause gewesen waren.

Die Biologen grenzen den Begriff „Kulturfolger“ allerdings ein. Er gilt nur für die Tiere und Pflanzen, die im unmittelbaren Wirkungskreis der Menschen leben (wie etwa die schon erwähnte Amsel). Wenn die Tiere noch stärker von uns abhängig sind, so daß sie sich womöglich ohne unser Zutun nicht mehr fortpflanzen können, sprechen die Wissenschaftler von „Synanthropie“.

Dieses Phänomen ist durchaus nicht neu. Die Synanthropie dürfte vor 6000 bis 10.000 Jahren (vielleicht auch früher) entstanden sein. Sie begann damit, daß der Mensch vom Sammler und Jäger zum Bauern wurde. Allein die verschiedenen landwirtschaftlichen Tätigkeiten interessierten manche Tiere. Beim Lockern der Erde werden zahlreiche Insekten ans Tageslicht geholt, und beim Säen scheint der Bauer eine unglaubliche Menge Körner offen anzubieten. Das gefiel z.B. einem Vogel, der ursprünglich nur in den baumreichen Steppengebieten Vorderasiens lebte, und der heute „Haussperling“ (Passer domesticus) heißt. Seitdem der Mensch Ackerbau betreibt, folgt ihm dieser Vogel sozusagen auf dem Fuß, und zwar geradezu radikal: weiter als 250 Meter von Gebäuden entfernt brütet er nicht mehr. Dafür fühlt er sich sogar in „Betonwüsten“ wohl. Seit Menschen Bauern sind, legen sie auch Lager an, um die Zeit zwischen zwei Ernteperioden zu überbrücken. Diese Lager boten Tieren, die bald „Schädlinge“ genannt wurden, ausgezeichnete Möglichkeiten, sich massenhaft zu vermehren. Seitdem leben überall dort, wo es Menschen gibt, auch bestimmte Insekten, Mäuse und Ratten. Diese Arten begleiten den Menschen schon während des größten Teils seiner Geschichte.

Andere hingegen schlossen sich erst viel später an den Menschen an oder tun es erst heute – je nach dem Entwicklungsstand der menschlichen Siedlungsformen. Die mittelalterliche Stadt z.B. war von einem dicken Mauerring, der die Einwohner vor Angreifern schützen sollte, wie eingeschnürt. In der Stadt war der Raum sehr knapp; für Grün blieb bei der Bedrängtheit kaum Platz. Sogar die Hinterhöfe der Häuser waren weitgehend gepflastert. Für die Augen von Vögeln sahen solche Städte wie Felsenlandschaften aus. Haustaube, Mauersegler und Hausrotschwanz, Vögel, die ursprünglich im Gebirge gelebt hatten, kamen zu dieser Zeit in die Städte.

Wenn die Tiere in die Stadt kommen, verändern sie oft ihr Verhalten. Eine Amsel z.B., die mehrmals beim Brüten in einer Hecke knapp über dem Boden von Kindern oder Katzen gestört worden ist, wird ihr Nest beim nächsten Mal vielleicht auf einer Leuchtreklame im zweiten Stock bauen. Sie macht die Erfahrung, daß sie dort unbehelligt von Menschen und tierischen Feinden ihre Jungen großziehen kann. So wird sie im nächsten Jahr an derselben Stelle nisten. Da ihre Artgenossen ähnliche Erfahrungen machen, ändert nach und nach die ganze Art ihr Brutverhalten: die Nester werden jetzt nicht mehr wie früher im Wald in Bodennähe gebaut, sondern in Bäumen oder an Gebäuden. Das führt auch dazu, daß Vogelarten, die ein solches Verhalten annehmen können, die also in der Lage sind, ihre Nester an höher gelegenen Stellen zu bauen, sich gegenüber ihren Konkurrenten immer mehr durchsetzen.

Bei den Amseln haben die Biologen inzwischen weitere Verhaltensänderungen beobachtet. Da gegenüber dem freien Land das Klima in der Stadt milder ist, beginnen städtische Amseln früher zu brüten als ihre Verwandten im Wald und auf dem Feld. Andererseits legen die Amseln in der Stadt weniger Eier. Die Fluchtdistanz der städtischen Amsel hat sich auf ein Zehntel verringert: flüchtete früher eine Amsel schon, wenn ein Mensch sich auf hundert Meter näherte, so fliegt sie heute erst bei einer Annäherung auf zehn Meter weg. Auch untereinander kommen die Vögel immer näher. Im Wald braucht ein Amselpärchen eine Fläche von fünf Hektar als Revier; in der Stadt leben auf dieser Fläche mehr als zehn Pärchen. Wenn schließlich im Herbst die ländlichen Artgenossen zum Zug nach Süden aufbrechen, bleiben die Stadtamseln in aller Ruhe auf Verkehrsampeln und Fernsehantennen sitzen. In der Stadt finden sie auch im Winter genug zu fressen.

Solche Verhaltensänderungen könnten im Laufe langer Zeit Bestandteile der genetischen Information (der Erbanlagen) werden. So weit ist es aber weder bei den Amseln noch bei anderen Kulturfolgern bisher gekommen. Im Gegenteil: man hat beobachten können, daß manche von ihnen den Weg zurück in den angestammten Lebensraum finden.

Ein solcher Trend zur Rückkehr ist zurzeit bei den Silbermöwen – typischen Seevögeln – zu beobachten. Vor etwa zwanzig oder dreißig Jahren vermehrten sich diese Vögel explosionsartig. Sie hatten reiche Nahrungsquellen in den immer größer werdenden Mülldeponien entdeckt. Allein in Hamburg sammelten die Möwen hundert Tonnen und mehr Nahrung pro Jahr aus Abfällen. Da es nicht nur in Hamburg, nahe an der See, Mülldeponien gibt, zogen die Vögel immer weiter ins Land. Einige von ihnen wählten sogar die meerferne Schweiz als neues Zuhause. Seit jedoch viele kleine Deponien geschlossen, größere weitgehend zugedeckt und auch mehr und mehr Abfälle verbrannt werden, nimmt die Zahl der Möwen im Binnenland erheblich ab; die Möwen werden wieder Seevögel.

Was eine Tierart dazu befähigt, Kulturfolger zu werden, ist noch nicht ganz klar. So ist es zum Beispiel ein Rätsel, warum Steinmarder – Tiere, die ursprünglich weit entfernt von menschlichen Siedlungen in Gebirgen lebten – sich heute in Städten wohlfühlen, während ein anderes Tier derselben Familie, der Baummarder, die Nähe der Menschen absolut meidet.

Immerhin gibt es einige Anhaltspunkte dafür, welche Eigenschaften ein Kulturfolger haben muß, um erfolgreich zu sein. Man kann sie am Beispiel eines Tieres ablesen, das seit etwa 50 Jahren mit immer größerem Erfolg die Städte erobert: dem Fuchs (Vulpes vulpes). Seine besondere Stärke charakterisiert ein Biologe so: „Das enge Zusammenleben mit dem Menschen hat ihn herausgefordert und seine Fähigkeiten gefördert: Rasch erfaßt er komplexe Zusammenhänge und paßt sich neuen Situationen blitzschnell an.“ Neben seiner Intelligenz hilft dem Fuchs eine andere Fähigkeit, in den Städten bequem zu überleben: er kommt mit praktisch jeder Art von Nahrung zurecht. Findet er Fleischreste in Mülltonnen, so geht es ihm besonders gut, und er verzichtet dann sofort auf weitere, vielleicht gefährliche Nahrungssuche. Aber auch in der Stadt kann er jagen; er erbeutet Ratten, Mäuse und Maulwürfe. Wenn es daran fehlt, holt er sich aus Gärten vegetarische Kost: er frißt Obst, Tomaten und Bohnen – praktisch alles, was für ihn erreichbar ist. Auch Regenwürmer und Insektenlarven sind für den Fuchs akzeptable Nahrung.

Anhand solcher Beobachtungen kann man ein ungefähres Bild von Tieren zeichnen, die erfolgreiche Kulturfolger sind oder werden können: Sie sind wärmeliebend, fruchtbar, akzeptieren unterschiedliche Arten von Nahrung und können z.B. von animalischer auf vegetarische Kost umschalten. Besonders günstig ist es, wenn sie anspruchslos und flexibel sind, was ihre Umgebung angeht. Ratten z.B., die den Menschen seit jeher begleiten, ist es egal, ob sie in kühlen Kellern, in stinkenden Kanalrohren (die sie allerdings sorgfältig reinigen) oder trockenen Getreidespeichern wohnen. Im Gegensatz dazu benötigt z.B. der Schwarzstorch größtmögliche Ruhe, feuchte Waldlichtungen und einsame Bäche, um Futter zu finden. Er kann kein Kulturfolger werden.

Trotzdem kann man kaum voraussagen, welche Tiere in Zukunft mit dem Menschen zusammenleben werden. Das kommt vor allem vom Tempo, mit dem der Mensch heutzutage seine Umwelt verändert. Auf jeden Fall aber werden, wenn menschliches Wirken (ungewollt) eine neue biologische Chance schafft, auch Tiere da sein, die davon profitieren.

Nach: Klaus Bachmann: „Tierisch angepaßt“

In: Zeitmagazin Nr. 4, 18.1.1991

Texterläuterungen:

Lebewesen, das живое существо

Biotop, der биотоп

der Vernichtungsprozeß процесс уничтожения

der Entwicklungsstand der

menschlichen Siedlungsformen уровень развития человеческих

форм поселения

die immer größer werdende Mülldeponien разрастающиеся свалки мусора

menschliches Wirken человеческая деятельность

profitieren выигрывать, извлекать выгоду