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15 Frauentag 10.3.12.doc
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20.09.2019
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Mehr Fleiß führt oft zu mehr Frust

Die Angst, beim Selbstlob gleich als Angeber dazustehen – das fühlen Frauen viel stärker als Männer. Und es ist fraglich, wie sehr sie sich verbiegen können, um mitzuhalten mit dem lauteren, vermeintlich stärkeren anderen Geschlecht. Der scheinbare Lösungsweg, den viele Frauen wählen, ist noch mehr Fleiß, der – weil er selten wertgeschätzt wird – zu noch mehr Frust führt.

Der Chef erfährt davon erst dann, wenn die Kündigung ins Haus steht. Denn da sind Frauen konsequent: Sie ziehen den Schlussstrich, statt das System zu ändern. Sie sind gegen den Felsen gerannt. Und so lange es einen Weg um ihn herum gibt, wird niemand sie dazu bringen, ihn erklimmen zu wollen.

Denn gerade heute, da Frauen hochqualifiziert sind, stehen ihnen viele Möglichkeiten offen. Und so tun Frauen etwas, was Männer nie tun würden: Sie tauschen ihre schwierige, aber prestigeträchtige Stelle mit einer, die vielleicht nicht so gut bezahlt wird, aber dafür mehr Zufriedenheit bringt. Frauen orientieren sich nicht immer nur nach oben. Sie schauen auch, ob es etwas weiter unten eine Alternative gibt: mit einem netteren Team etwa oder flexibleren Arbeitszeiten.

Hinzu kommt, dass viele Unternehmen bereits damit begonnen haben, ihre Felsen zu schleifen. Mit einer neuen Betriebskultur, die stärker auf die Arbeit im Team anstatt auf die Macht des Einzelnen setzt. Die Entscheider sind aufgewacht, weil sie merken, dass sie ohne diese hochqualifizierten Frauen nicht auskommen. Diese Erkenntnis, sie muss ankommen, nicht nur in den Chefetagen der Unternehmen. Aber von dort muss der Impuls kommen zu prüfen, welche Felsen uns den Weg versperren in eine Arbeitswelt, in der jeder seine Fähigkeiten zeigen kann: Die Männer mit ein bisschen Prahlerei, die Frauen mit Fleiß – oder umgekehrt.

Erst wenn wir Barrieren erkennen, können wir sie auch abbauen. Das ist längst kein Thema der Frauenbewegung mehr. Das geht uns alle an.

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