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Falsche Freunde des bersetzers.docx
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08.02.2016
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Moderne Umgangsformen

Na denn Mahlzeit!

Viele Tischregeln sind europaweit verbreitet, wenn auch in den verschiedenen Ländern unterschiedlich viel Wert auf ihre Einhaltung gelegt wird. So soll man möglichst geräuschlos essen, den Mund nicht zum Löffel führen, sonder denselben zum Mund; man darf Kartoffeln nicht zerquetschen, das Fleisch nicht zu Beginn der Mahlzeit in kleine Häppchen schneiden und die Ellenbogen nicht abwinkeln, damit man der Tischnachbarin nicht den Rosenkohl von der Gabel haut. In gewissen Kreisen springen noch heute Herren auf, wenn eine Dame an ihren Tisch tritt. Fällt ihr dann noch die Serviette auf den Boden, muss der Tischnachbar sie wieder beschaffen. Es gibt freilich auch regional abweichende Benimm-Normen innerhalb Europas.

In Russland beispielsweise hängen viele Tischsitten eng mit Aberglauben zusammen. So darf man eine leere Flasche nicht auf den Boden stellen, damit die Getränke im selben Haus nicht ausgehen. Außerdem platziert man eine unverheiratete Frau nicht an einer Tischecke, weil sie sonst fünf Jahre lang keinen Mann bekommt. Das ist allerdings eher zu verschmerzen als das Schicksal, das an Tischecken sitzenden Frauen im tiefen Bayern droht: Sie bekommen eine böse Schwiegermutter.

In Polen, wo der Nationaldichter Adam Mickiewicz mit seinem Roman „Pan Tadeusz“ einen polnischen Knigge verfasst hat, sitzt der Gastgeber noch immer am Kopf der Tafel, während in Italien alle Gäste knurrenden Magens warten müssen, bis der Tischherr zu essen beginnt. Ist er in ein Gespräch vertieft, gibt es für alle eine kalte Mahlzeit. Vor allem in Süditalien wird noch streng auf Einhaltung dieser Regel geachtet.

In Russland gilt Trinken ohne einen Trinkspruch als Alkoholismus. Mit einem flotten Spruch auf den Lippen kann man wiederum saufen, soviel man will. In Ungarn darf dagegen auf keinen Fall mit Bier anstoßen: Auf diese Art haben nämlich die österreichischen Offiziere im vergangenen Jahrhundert die Hinrichtung der ungarischen Revolutionäre gefeiert. Mit Wein, Apfelsaft oder Kräutertee darf aber nach Herzenslust angestoßen werden.

In Schweden sind saubere Socken ratsam, ist man bei Bekannten zum Kaffee eingeladen: Es ist üblich, die Schuhe vor der Wohnungstür abzustellen. Wenn am Anfang lediglich vergammelte Kekse angeboten werden, muss man nicht verzagen: Es ist in Schweden Sitte, dass die Qualität der Backwaren von Runde zu Runde besser wird, bis zum Schluss die Spezialitäten auf den Tisch kommen – sehr zum Verdruss der Kinder übrigens, denen es verboten ist, die unattraktiven Runden zu überspringen.

Zum Schluss noch ein Tipp, der für viele Länder Europas gilt: Wer beim Essen auf einen Nachschlag hofft, darf auf keinen Fall das Besteck nebeneinander auf den Teller legen, weil das fälschlich signalisiert, das man satt ist.

Text 2.

Intelligenz und Bewusstsein

„Um meine Gefühle besser ausdrücken zu können, will ich noch besser Deutsch lernen“, sagt die kleine Iranerin Rogina. Dabei ist sie gerade mal vier Jahre alt. Der gleichaltrige Fridjof redet gelegentlich von „Ironie“ oder „Kritikfähigkeit“, während der sechsjährige Alexander im Philosophiekurs fest überzeugt ist: „Ich fühle mich immer gleich, selbst wenn ich Mädchensachen anziehen würde“.

Sind Rogina, Fridjof und Alexander, die in einen Kindergarten für Hochbegabte gehen, besonders intelligent? Was ist überhaupt Intelligenz? Die Fähigkeit, Fremdwörter zu benutzen? Komplizierte mathematische Gleichungen zu knacken? Oder aber zu erkennen, dass es dem Freund heute besonders schlecht geht?

Die Frage nach der Intelligenz spaltet Forscher gleichermaßen wie Leien. Während die einen an gute Schulnoten und akademische Abschlüsse denken, assoziieren die anderen Intelligenz mit gesundem Menschenverstand, Humor und Einfühlungsvermögen.

Ein Blick in die Fachliteratur zeigt, dass sich auch die Experten nicht einig sind. Für die einen ist Intelligenz eine messbare Größe, eine Zahl – der Intelligenzquotient, kurz IQ, für die anderen gibt es verschiedene Formen der Intelligenz, darunter auch die „intrapersonelle“ (also die Person an sich und ihre Eigenschafte betreffend) und die „interpersonelle“, womit die sozialen Fähigkeiten gemeint sind. Vor allem in den USA, wo sowohl Kinder als auch Erwachsene sich immer wieder Intelligenztests unterziehen müssen, streiten Wissenschaftler heftig über Sinn und Unsinn der IQ-Werte.

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