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Feierabend

Situation: Ein älteres Ehepaar ist zu Hause. Der Mann sitzt gemütlich in seinem Sessel, während seine Frau in der Küche arbeitet.

Sie: "Hermann..."

Er: "Ja..."

Sie: "Was machst du da?"

Er: "Nichts..."

Sie: "Nichts? Wieso nichts?"

Er: "Ich mache nichts..."

Sie: "Gar nichts?"

Er: "Nein..."

(Pause)

Sie: "Überhaupt nichts?"

Er: "Nein, ich sitze hier..."

Sie: "Du sitzt da?"

Er: "Ja..."

Sie: "Aber irgendwas machst du doch?"

Er: "Nein..."

(Pause)

Sie: "Denkst du irgendwas?"

Er: "Nichts Besonderes."

Sie: "Es könnte ja nicht schaden, wenn du mal etwas spazieren gingest."

Er: "Nein, nein."

Sie: "Ich bringe dir deinen Mantel."

Er: "Nein, danke."

Sie: "Aber es ist zu kalt ohne Mantel."

Er: "Ich gehe ja nicht spazieren."

Sie: "Aber eben wolltest du doch noch..."

Er: "Nein, du wolltest, dass ich spazieren gehe."

Sie: "Ich? Mir ist es doch völlig egal, ob du spazieren gehst."

Er: "Gut..."

Sie: "Ich meine nur, es könnte dir nicht schaden, wenn du mal spazieren gehen würdest."

Er: "Nein, schaden könnte es nicht."

Sie: "Also was willst du denn nun?"

Er: "Ich möchte hier sitzen."

Sie: "Du kannst einen ja wahnsinnig machen!"

Er: "Ach..."

Sie: "Erst willst du spazieren gehen, dann wieder nicht. Dann soll ich deinen Mantel holen, dann wieder nicht. Was denn nun?"

Er: "Ich möchte hier sitzen..."

Sie: "Und jetzt möchtest du plötzlich da sitzen."

Er: "Gar nicht plötzlich, ich wollte immer nur hier sitzen und mich entspannen."

Sie: "Wenn du dich wirklich entspannen wolltest, würdest du nicht dauernd auf mich einreden!"

Er: "Ich sag ja nichts mehr."

(Pause)

Sie: "Jetzt hättest du doch mal Zeit, irgendwas zu tun, was dir Spaß macht."

Er: "Ja..."

Sie: "Liest du was?"

Er: "Im Moment nicht."

Sie: "Dann lies doch mal was."

Er: "Nachher, nachher vielleicht."

Sie: "Hol dir doch die Illustrierten."

Er: "Ich möchte erst noch etwas hier sitzen."

Sie: "Soll ich sie dir holen?"

Er: "Nein, nein, vielen Dank."

Sie: "Will der Herr sich auch noch bedienen lassen, was?"

Er: "Nein, wirklich nicht."

Sie: "Ich renne den ganzen Tag hin und her. Du könntest doch wohl einmal aufstehen und dir die Illustrierten holen."

Er: "Ich möchte jetzt nicht lesen."

Sie: "Dann quengle doch nicht so rum."

Er schweigt.

Sie: "Hermann!"

Er schweigt.

Sie: "Bist du taub?"

Er: "Nein, nein."

Sie: "Du tust eben nicht, was dir Spaß macht, statt dessen sitzt du da!"

Er: "Ich sitze hier, WEIL es mir Spaß macht!"

Sie: "Sei doch nicht gleich so aggressiv!"

Er: "Ich bin doch nicht aggressiv!"

Sie: "Warum schreist du mich dann so an?"

Er: "ICH SCHREIE DICH NICHT AN!"

DAS EI IST HART

Ein Ehepaar sitzt am Frühstückstisch. Der Ehemann hat sein Ei geöffnet und beginnt nach einer längeren Denkpause das Gespräch."

Er: "Berta!"

Sie: "Ja..."

Er: "Das Ei ist hart!"

Sie: (schweigt)

Er: "Das Ei ist hart!"

Sie: "Ich habe es gehört..."

Er: "Wie lange hat das Ei denn gekocht?"

Sie: "Zu viel Eier sind gar nicht gesund..."

Er: "Ich meine, wie lange dieses Ei gekocht hat..."

Sie: "Du willst es doch immer viereinhalb Minuten haben..."

Er: "Das weiß ich..."

Sie: "Was fragst du denn?"

Er: "Weil dieses Ei nicht viereinhalb Minuten gekocht haben kann!"

Sie: "Ich koche es aber jeden Morgen viereinhalb Minuten!"

Er: "Wieso ist es dann mal zu hart und mal zu weich?"

Sie: "Ich weiß es nicht, ich bin kein Huhn!"

Er: "Ach...! Und woher weißt du, wann das Ei gut ist?"

Sie: "Ich nehme es nach viereinhalb Minuten heraus, mein Gott!"

Er: "Nach der Uhr oder wie?"

Sie: "Nach Gefühl. Eine Hausfrau hat das im Gefühl."

Er: "Im Gefühl? Was hast du im Gefühl?"

Sie: "Ich habe es im Gefühl, wann das Ei weich ist."

Er: "Aber es ist hart. Vielleicht stimmt da mit deinem Gefühl was nicht."

Sie: "Mit meinem Gefühl stimmt was nicht? Ich stehe den ganzen Tag in der Küche, mache die Wäsche, bring deine Sachen in Ordnung, mache die Wohnung gemütlich, ärgere mich mit den Kindern rum, und du sagst, mit meinem Gefühl stimmt was nicht?"

Er: "Ja, ja, wenn ein Ei nach Gefühl kocht, dann kocht es eben nur zufällig genau viereinhalb Minuten!"

Sie: "Es kann dir doch genau ganz egal sein, ob das Ei zufällig viereinhalb Minuten kocht. Hauptsache, es kocht viereinhalb Minuten!"

Er: "Ich hätte nur gern ein weiches Ei und nicht ein zufällig weiches Ei! Es ist mir egal, wie lange es kocht!"

Sie: "Aha! Das ist dir egal. Es ist dir auch egal, ob ich viereinhalb Minuten in der Küche schufte!"

Er: "Nein, nein!"

Sie: "Aber es ist nicht egal. Das Ei muss nämlich viereinhalb Minuten kochen."

Er: "Das habe ich doch gesagt."

Sie: "Aber eben hast du doch gesagt, es ist dir egal!"

Er: "Ich hätte nur gern ein weiches Ei."

Sie: "Gott, was sind Männer primitiv!"

Er: (düster vor sich hin) "Ich bringe sie um. Morgen bringe ich sie um."

ADVENT

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,

Schneeflöcklein leis' herniedersinken.

Auf Edeltännleins grünem Wipfel

Häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

Und dort vom Fenster her durchbricht

Den dunklen Tann ein warmes Licht.

Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer

Die Försterin im Herrenzimmer.

In dieser wunderschönen Nacht

Hat sie den Förster umgebracht.

Er war ihr bei des Heimes Pflege

Seit langer Zeit schon im Wege.

So kam sie mit sich überein:

Am Niklasabend muss es sein.

Und als das Rehlein ging zur Ruh',

Das Häslein tat die Augen zu,

Erlegte sie direkt von vorn

Den Gatten über Kimme und Korn.

Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase

Zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase

Und ruhet weiter süß im Dunkeln,

Derweil die Sternlein traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen

Da läuft des Försters Blut von hinnen.

Nun muss die Försterin sich eilen,

Den Gatten sauber zu zerteilen.

Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen

Nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.

Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied

(Was der Gemahl bisher vermied),

Behält ein Teil Filet zurück

Als festtägliches Bratenstück

Und packt zum Schluß, es geht auf vier

Die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt's von fern wie Silberschellen,

Im Dorfe hört man Hunde bellen.

Wer ist's, der in so tiefer Nacht

Im Schnee noch seine Runden macht ?

Knecht Ruprecht kommt mit goldenem Schlitten

Auf einem Hirsch herangeritten !

"He, gute Frau, habt ihr noch Sachen,

Die armen Menschen Freude machen ?"

Des Försters Haus ist tief verschneit,

Doch seine Frau steht schon bereit:

"Die sechs Pakete, heil'ger Mann,

's ist alles, was ich geben kann."

Die Silberschellen klingen leise,

Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.

Im Förstershaus die Kerze brennt,

Ein Sternlein blinkt - es ist Advent.

FERNSEHABEND

Die Personen:

Ein Ehepaar: Mann (M) und Frau (F) [Loriot & Evelyn Hamann]

F: "Wieso geht der Fernseher denn gerade heute kaputt?"

M: "Die bauen die Geräte absichtlich so, dass sie schnell kaputt gehen."

F: "Ich muss nicht unbedingt Fernsehen."

M: "Ich auch nicht. Nicht nur, weil heute der Apparat kaputt ist, ich meine sowieso, ich sehe sowieso nicht gerne Fernsehen."

F: "Es ist ja auch wirklich NICHTS im Fernsehen, was man gern sehen möchte."

M: "Heute brauchen wir, Gott sein Dank, überhaupt nicht erst in den blöden Kasten zu gucken."

F: "Nee, es sieht aber so aus, als ob du hinguckst."

M: "Ich?"

F: "Ja."

M: "Nein, ich sehe nur ganz allgemein in diese Richtung. Aber du guckst hin. Du guckst da immer hin."

F: "Ich? Ich gucke dahin? Wie kommst du denn darauf?"

M: "Es sieht so aus."

F: "Das kann gar nicht so aussehen, ich gucke nämlich vorbei. Ich gucke absichtlich vorbei. Und wenn du ein kleines bisschen mehr auf mich achten würdest, hättest du bemerkt, dass ich absichtlich vorbei gucke. Aber du interessierst dich ja überhaupt nicht für mich."

M: "Jajajaja."

F: "Wir können doch einfach mal ganz woanders hingucken."

M: "Woanders? Wohin denn?"

F: "Zur Seite, oder nach hinten.

M: "Nach hinten? Ich soll nach hinten sehen? Nur weil der Fernseher kaputt ist, soll ich nach hinten sehen? Ich lass mir doch von einem Fernsehgerät nicht vorschreiben, wo ich hinsehen soll."

F: "Was wäre denn heute für ein Programm gewesen?"

M: "Eine Unterhaltungssendung."

F: "Ach."

M: "Es ist schon eine Unverschämtheit, was einem so Abend für Abend im Fernsehen geboten wird. Ich weiß gar nicht, warum man sich das überhaupt noch ansieht. Lesen könnte man statt dessen, Karten spielen oder ins Kino gehen oder ins Theater. Statt dessen sitzt man da und glotzt auf dieses blöde Fernsehprogramm."

F: "Heute ist der Apparat ja nun kaputt."

M: "Gott sei Dank."

F: "Ja."

M: "Da kann man sich wenigstens mal unterhalten."

F: "Oder früh ins Bett gehen."

M: "Ich gehe nach den Spätnachrichten der Tagesschau ins Bett."

F: "Aber der Fernseher ist doch kaputt."

M: "Ich lasse mir von einem kaputten Fernseher nicht vorschreiben, wann ich ins Bett zu gehen habe."

GARDEROBE

Personen:

Ein Ehepaar: Mann (M) und Frau (F) [Loriot & Evelyn Hamann]

F: "Wie findest du mein Kleid?"

M: "Welches?"

F: "Das ich anhabe."

M: "Besonders hübsch."

F: "Oder findest du das grüne schöner?"

M: "Das grüne?"

F: "Das Halblange mit dem spitzen Ausschnitt."

M: "Nein."

F: "Was 'nein'?"

M: "Ich finde es nicht schöner als das, was du anhast."

F: "Du hast gesagt, es stünde mir so gut."

M: "Ja. Es steht dir gut."

F: "Warum findest du es dann nicht schöner?"

M: "Ich finde das, was du anhast, sehr schön, und das andere steht dir auch gut."

F: "Ach. Dies hier steht mir also nicht so gut?"

M: "Doch. Auch."

F: "Dann zieh ich das lange blaue mit den Schößchen noch mal über"

M: "Ahja."

F: "Oder gefällt dir das nicht?"

M: "Doch."

F: "Ich denke, es ist dein Lieblingskleid?"

M: "Ja."

F: "Dann gefällt es dir doch besser als das was ich anhabe und das halblange grüne mit dem spitzen Ausschnitt."

M: "Ich finde du siehst toll aus in dem, was du anhast"

F: "Komplimente helfen mir im Moment überhaupt nicht."

M: "Gut, dann zieh das lange blaue mit den Schößchen an."

F: "Du findest also gar nicht so toll, was ich anhabe!"

M: "Doch, aber es gefällt dir ja scheinbar nicht."

F: "Es gefällt mir nicht? Es ist das schönste, was ich habe."

M: "Dann behalt es doch an."

F: "Eben hast du gesagt, ich soll das lange blaue mit den Schößchen anziehen."

M: "Du kannst das blaue mit den Schößchen anziehen oder das grüne mit dem spitzen Ausschnitt oder das, was du anhast."

F: "Aha, es ist dir also völlig Wurst, was ich anhabe."

M: "Dann nimm das grüne, das wunderhübsche grüne mit dem spitzen Ausschnitt."

F: "Erst soll ich das hier anbehalten, dann soll ich das blaue anziehen und jetzt auf einmal das grüne?"

M: "Liebling du kannst doch..."

F: "Ich kann mit dir über Atommüll reden, über Ölkrise, Wahlkampf und Umweltverschmutzung, aber über nichts Wichtiges!"

DER NEUE 1500 TM

Ein Verkaufsschlager der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt a. M.

Mein Herr, abgesehen von der unauffälligen Eleganz ist der 1500 TM rein technisch gesehen ein Automobil für dynamische Menschen, die den Blick auf das 21. Jahrhundert gerichtet haben. Der geruchsarme 4,5-Zylinder-3/4-Takt-Motor aus handgetriebenem Silberamalgam wiegt, unfrisiert, nur 950 Gramm. Das ist nicht viel, wenn Sie bedenken, dass der Hubraum zwei großen Koffern und einer kompletten Campingausrüstung für vier Personen Platz bietet.

Mit Rücksicht auf Kinder und Jugendliche geben wir keine Einzelheiten über das Verdichtungsverhältnis bekannt. Jedenfalls ist die bisher fünffach gelagerte Kurbelwelle nun herausnehmbar, und Sie können sie lagern, so oft und wo auch immer sie wollen. Vorn und hinten je zwei doppeltkohlensaure Hydrostabilisatoren von insgesamt zwölf querliegenden, jedoch einzeln aufgehängten Drehstab-Teleskop-Stoßverstärkern in kurzhubigem Mc-Gregor-Federbein-System garantieren die Straßenoberflächentreue des Fahrgestells, verstehen Sie: Schlagloch bleibt Schlagloch.

Der 1500 TM lässt sich infolge der drehfreien Zahnstangenlenkung mit Servounterstützung mühelos aus jeder Kurve tragen. Sie können die Höchstgeschwindigkeit auch in kritischen Situationen voll ausfahren. Bei Aufprall auf harte Gegenstände zerlegt sich das Fahrzeug in aseptische Einzelteile von Erbsengröße. Eine Probefahrt wird Sie überzeugen.

SCHNITTBOHNEN

Die Diskussion um das Ausfuhrverbot von Schnittbohnen in Länder außerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft hat in den letzten Tagen Ausmaße angenommen, die in der Öffentlichkeit zu Unruhe und Verwirrung geführt haben. Auch die Presse hat kaum zur Klärung des komplizierten Sachverhaltes beigetragen. Wir haben deshalb heute die maßgeblichen Agrarexperten von Regierung und Opposition zu einem Gespräch ins Studio gebeten. Die folgende Diskussion bietet endlich Gelegenheit, sich auf Grund der Argumente von Fachleuten ein eigenes Urteil über die leidige Schnittbohnenaffäre zu bilden. Diskussionsleiter ist Paul-Gustav Untermann.

Diskussionsleiter: Ich begrüße im Studio Herrn Doktor - äh

Dr. Borst: Borst.

Diskussionsleiter: ...Borst und Herrn Hans-Friedrich Claassen. Vielleicht beginnen Sie, Herr - äh, Doktor Borst. SIE hatten ja damals im Bundestag die Schnittbohnenfrage angeschnitten - äh - angefragt und behauptet...

Dr. Borst: Ich habe gar nichts behauptet.

Herr Claassen: Na, hören Sie mal - Sie haben doch...

Dr. Borst: Lassen Sie mich jetzt ausreden...

Herr Claassen: Ich habe...

Dr. Borst: Sie haben sich im Bundestag zwei Stunden über den Speisequark-Einfuhrstop ausgelassen, ohne ein einziges Mal...

Herr Claassen: Das gehört nicht hierher...

Dr. Borst: Jedenfalls habe ich nicht behauptet...

Herr Claassen: Aber sie können doch nicht bestreiten...

Dr. Borst: Aha!

Herr Claassen: Sie können doch nicht bestreiten...

Dr. Borst: Was wollen Sie damit sagen?

Herr Claassen: Drücke ich mich denn so undeutlich aus?

Dr. Borst: Ich kann Ihnen nicht folgen...

Herr Claassen: Geben Sie es doch zu...

Dr. Borst: Ich werde...

Herr Claassen: Geben Sie es doch zu...

Dr. Borst: Ich werde...

Herr Claassen: Geben Sie es doch zu...

Dr. Borst: Was?

Herr Claassen: Ja - dass - der - dass Sie - dem - äh -

Dr. Borst: Na!

Herr Claassen: Danke - das genügt!

Dr. Borst: Mir nicht. Die Schnittbohne als solche steht über jeder parteipolitischen...

Herr Claassen: Oho - oho!

Dr. Borst: Unterbrechen Sie mich nicht...

Diskussionsleiter: Jetzt möchte ich...

Herr Claassen: Ich habe Sie nicht unterbrochen, ich wiederhole nur, was ich bereits im Bundestag...

Dr. Borst: Aha - aha!

Herr Claassen: Nicht wahr...

Diskussionsleiter: Jetzt möchte ich...

Herr Claassen: Nicht wahr...

Dr. Borst: Sie verstehen doch wohl...

Herr Claassen: Das haben SIE gesagt! - Nicht wahr -

Dr. Borst: Jawohl - und nun wird Sie interessieren...

Diskussionsleiter: Jetzt möchte ich...

Dr. Borst: ...

Herr Claassen: ...

Diskussionsleiter: Aber ich möchte Sie nicht unterbrechen.

Herr Claassen: Wen - wo - wird WAS interessieren?

Dr. Borst: Es wird die Öffentlichkeit interessieren, was Sie und ihre Fraktion...

Herr Claassen: Hmhm - hmhm

Dr. Borst: ...unter der Verlautbarung römisch vier Strich zwo, Ziffer 394 bis 98 des Ministerrats vom 28.9.1967 bezüglich der Ergänzungsklausel "Frischgemüse" verstanden haben!

Herr Claassen: Wo waren Sie denn während der Debatte über Vereinheitlichung der allgemeinen Bestimmungen bezüglich Steuererleichterungen für Kleinerlöse aus mittelbetrieblichen Agrarabfällen, Herr - Borst!?

Dr. Borst: Sie haben meine Frage nicht beantwortet...

Herr Claassen: Wo waren Sie da?

Dr. Borst: Sie haben meine Frage nicht beantwortet!

Herr Claassen: Wo waren Sie da?

Diskussionsleiter: Meine Damen und Herren, unsere Zeit geht zu Ende. Lassen Sie uns resümieren. IST durch das Schnittbohnenproblem der Parlamentarismus in der Bundesrepublik unglaubwürdig geworden, oder nicht? Ja oder nein? Oder wie oder was?

GLEICHZEITIG: Ich stelle fest, dass Sie in allen entscheidenden Punkten meine Frage nicht beantwortet haben. Diese Methode ist bezeichnend für die undurchsichtigen Machenschaften Ihrer abgewirtschafteten Partei. Ihre unsaubere Argumentation ist eine Belastung für das Ansehen des Bundestages, und ich verweise in diesem Zusammenhang noch einmal auf Ihre beschissene Manipulierung der Ergänzungsklausel "Frischgemüse".

Diskussionsleiter: Vielen Dank - dieses Gespräch hat die aufgeworfenen Fragen zwar noch nicht eindeutig beantwortet, aber man kann doch sagen - mit gewisser - äh - mit gewisser Sicherheit - äh - Guten Abend.

PEINLICHE BRIEFE - MUSTERBEISPIELE FÜR SCHWIERIGE KORRESPONDENZ

HEIRATSANTRAG EINES FILMSCHAUSPIELERS

Lugano, den 11. November 19..

Verehrtes Fräulein Renate !

Seit langer Zeit schon wollte ich Ihnen meine geheimsten Wünsche offenbaren. Aber angeborenes Taktgefühl, gepaart mit Schüchternheit und der starken Hemmung, etwas von meinem Inneren zu zeigen, ließen mich bisher schweigen. Um es kurz zu machen: Ich liebe Sie. Ich will ganz offen sprechen. Seit dem Faschingsfest bei Dambronskis im letzten Frühjahr, das uns eine kurze intime Beziehung schenkte (erinnern Sie sich?), habe ich mehrfach an Sie gedacht, und ich frage mich, was einer Eheschließung noch im Wege steht.

Meine Affäre mit Dora C. ist mit Bestimmtheit bis dahin abgeklungen. Die von der Presse unglücklicherweise sehr entstellte Liaison mit Pamela K. wäre im Ernstfall kein Hindernis. Sie weiß, dass sie mir nur wenig davon geben kann, was ich von einer Lebensgefährtin erwarte. Wenn ich Ihnen ferner versichere, wie wenig mir meine Kolleginnen Geraldine M., Tina K. und Maria Pf. bedeuten, denen ich teils wegen einer derzeitigen gemeinsamen Arbeit, teils aus Gefälligkeit und zudem nur rein körperlich näher stehe, müssen Sie von meiner Aufrichtigkeit überzeugt sein. Unsere Zukunft ist auch finanziell gesichert, seit ich die Unterhaltszahlungen an meine erste Frau eingestellt habe und sich meine derzeitige Gattin für den Scheidungsfall mit einer einmaligen Abfindung einverstanden erklärt hat. Ich hoffe auf eine baldige gute Nachricht und bleibe bis dahin

Ihr treuer Gerd

ABSCHLÄGIGE ANTWORT AN EINEN LUSTMÖRDER

Gelsenkirchen, den 8. August 19..

Sehr geehrter Herr Maierbehr,

Sie kennen meine Gefühle und Sie wissen, dass es mir nicht leichtfällt, etwas so Zartes zu zerstören, wie es unsere junge Liebe war. Es muss jedoch sein. Papa kann sich nun einmal nicht mit Ihrem Beruf befreunden. Eine Ehefrau, sagt Papa, müsse in der Lage sein, ihrem frei schaffenden Gatten hin und wieder beruflich zur Seite zu stehen.

Wir haben in diese Hinsicht so wenig Gemeinsames. Oft habe ich versucht, Gefallen an Ihrer Arbeit zu finden. Es wollte mir nicht gelingen. Eine gewisse Erregung während der Tat ist alles was ich verspürte. Schon dem anschließenden Zerlegen der Leiche konnte ich keinen Geschmack abgewinnen, und nur mit Unlust erinnere ich mich an das Tragen der schweren Pakete und das stundenlange Graben im Stadtrandgebiet.

Ich liebe Musik und Literatur, auch male ich selbst ein wenig. Muss ich nicht befürchten, dass in unserer Ehe diese Seite meines Wesens selten zum Klingen käme?

Als am 28. Juli unsere Herzen zueinander sprachen, ließ mich Ihre starke Persönlichkeit vergessen, was uns trennt. Mein Entschluss, mich von Ihnen zu lösen, steht unabänderlich fest.

Anbei erhalten Sie Ihre Geschenke (6 Taschenmesser mit deutschen Städtebildern) zurück.

Ich wünsche Ihnen beruflich viel Erfolg. Leben Sie wohl.

Ihre unglückliche Christa Prenzel

ZUSAGENDE ANTWORT AN EINEN BUNDESKANZLER

Positano, den 28. Mai 19..

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler!

Noch kann ich mein Glück nicht fassen! Ich kam gerade aus dem Lichtspieltheater, als Ihr Eilbrief mich erreichte. Darf ich es glauben? Was mag Sie bewogen haben, unter Millionen gesunder Frauen mich zur Gattin zu bestimmen? Viele meiner Freundinnen sind reicher an Schönheit und Erfahrung, manche gepflegter und aus besserem Hause.

Noch erinnere ich mich unserer ersten Begegnung auf dem Königsplatz, wo ich Ihnen als Vertreterin der Landesgruppe Süd ein Sträußchen Feldblumen überreichte. Konnte ich ahnen, dass es mehr als Güte war, als Sie mir über das Haar strichen? Auch als wir uns dann jeden Mittwoch in den städtischen Anlagen trafen, glaubte ich annehmen zu müssen, dass ich diese Gunst mit noch anderen teile.

Aber nun ist alles anders, und ich beantworte Ihre Frage aus übervollem Herzen mit 'Ja'!

Eine Ungewissheit lässt mich jedoch nicht ruhen: Was wird das Volk dazu sagen? Ferner möchte ich die angebotene Verleihung des Bundesverdienstkreuzes erst annehmen, wenn ich Ihnen einen Nachfolger geschenkt habe.

Es sieht mit Ungeduld und freundlichen Grüßen unserer Vereinigung entgegen

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