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Песнь о Нибелунгах

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sie wahrhafte Noth.

Da kam die Königstochter auch zu ihm heran: 2176

Iring den starken hub sie zu klagen an.

Sie beweinte seine Wunden: es war ihr grimmig leid.

Da sprach vor seinen Freunden dieser

Recke kühn im Streit:

"Laßt eure Klage bleiben, viel hehre Königin. 2177

Was hilft euer Weinen? Mein Leben muß dahin

Schwinden aus den Wunden, die an mir offen stehn.

Der Tod will mich nicht länger euch und Etzeln dienen sehn."

Zu Thüringern und Dänen sprach er hingewandt: 2178

"Die Gaben, so die Königin euch beut, soll eure Hand

Nicht zu erwerben trachten, ihr lichtes Gold so roth

Und besteht ihr Hagen, so müßt ihr schauen den Tod."

Seine Farbe war erblichen, des Todes Zeichen trug 2179

Iring der kühne; ihnen war es leid genug.

Es konnte nicht gesunden der Held in Hawarts Lehn:

Da must es an ein Streiten von den

Dänenhelden gehn.

Irnfried und Hawart sprangen vor das Haus 2180

Wohl mit tausend Helden: einen ungestümen Braus

Vernahm man allenthalben, kräftig und groß.

Hei! was man scharfer Spere auf die

Burgunden schoß!

Irnfried der kühne lief den Spielmann an, 2181

Wodurch er großen Schaden von seiner

Hand gewann.

Der edle Fiedelspieler den Landgrafen schlug

Durch den Helm den festen: wohl war er grimmig genug.

Da schlug dem grimmen Spielmann Irnfried einen Schlag, 2182

Daß er den Ringpanzer dem Helden zerbrach

Und sich sein Harnisch färbte von

Funken feuerroth.

Dennoch fiel der Landgraf vor dem Spielmann in den Tod.

Zusammen waren Hagen und Hawart gekommen. 2183

Da mochte Wunder schauen, wer es wahrgenommen.

Die Schwerter fielen kräftig den

Helden an der Hand:

Da muste Hawart sterben vor dem aus Burgundenland.

Die Thüringer und Dänen sahn ihre

Herren todt. 2184

Da hub sich vor dem Hause noch grimmere Noth,

Eh sie die Thür gewannen mit kraftreicher Hand.

Da ward noch verhauen mancher Helm und Schildesrand.

"Weichet," sprach da Volker, "laßt sie zum Saal herein: 2185

Was sie im Sinne haben, kann dennoch nicht sein.

Sie müßen bald ersterben allzumal darin:

Sie ernten mit dem Tode, was ihnen beut die Königin,"

Als die Uebermüthigen drangen in den

Saal, 2186

Das Haupt ward da Manchem so geneigt zu Thal,

Daß er ersterben muste vor ihren schnellen Schlägen.

Wohl stritt der kühne Gernot; so that auch Geiselher der Degen.

Tausend und viere die kamen in das Haus: 2187

Da hörte man erklingen den hellen

Schwertersaus.

Sie wurden von den Gästen alle drin erschlagen:

Man mochte große Wunder von den

Burgunden sagen.

Darnach ward eine Stille, als der Lärm verscholl. 2188

Das Blut allenthalben durch die Lücken quoll

Und zu den Riegelsteinen von den todten Degen:

Das hatten die vom Rheine gethan mit kräftigen Schlägen.

Da saßen wieder rufend die aus

Burgundenland, 2189

Sie legten mit den Schilden die Waffen aus der Hand.

Da stand noch vor dem Hause der kühne

Spielmann,

Erwartend, ob noch Jemand zum Streite zöge heran.

Der König klagte heftig, dazu die Königin; 2190

Mägdelein und Frauen härmten sich den

Sinn.

Der Tod, wähn ich, hatte sich wider sie verschworen:

Drum giengen durch die Gäste noch viele der Recken verloren.

* * * * *

Sechsunddreißigstes Abenteuer.

Wie die Königin den Saal verbrennen ließ.

"Nun bindet ab die Helme," sprach Hagen der Degen: 2191

"Ich und mein Geselle wollen euer pflegen.

Und versuchten es noch einmal Die Etzeln unterthan,

So warn ich meine Herren, so geschwind ich immer kann."

Da band den Helm vom Haupte mancher Ritter gut. 2192

Sie setzten auf die Leichen sich nieder, die ins Blut

Waren zum Tode von ihrer Hand gekommen.

Da ward der edeln Gäste mit Erbittrung wahrgenommen.

Noch vor dem Abend schuf der König hehr 2193

Und Kriemhild die Königin, daß es der

Heunen mehr

Noch versuchen musten; man sah vor ihnen stehn

Wohl an zwanzigtausend: die musten da zum Kampfe gehn.

Da drang zu den Gästen ein harter

Sturm heran. 2194

Dankwart, Hagens Bruder, der kraftvolle Mann,

Sprang von seinen Herren zu den Feinden vor das Thor.

Sie versahn sich seines Todes; doch sah man heil ihn davor.

Das harte Streiten währte, bis es die

Nacht benahm. 2195

Da wehrten sich die Gäste wie Helden lobesam

Wider Etzels Recken den sommerlangen Tag.

Hei! was guter Helden im Tod vor ihnen erlag!

Zu einer Sonnenwende der große Mord geschah: 2196

Ihres Herzens Jammer rächte Kriemhild da

An ihren nächsten Freunden und manchem andern Mann,

Wodurch der König Etzel nie wieder

Freude gewann.

Sie hatte nicht gesonnen auf solche

Mörderschlacht. 2197

Als sie den Streit begonnen, hatte sie gedacht,

Hagen sollt alleine dabei sein Ende sehn.

Da schuf der böse Teufel, über Alle must es ergehn.

Der Tag war zerronnen; ihnen schuf nun Sorge Noth. 2198

Sie gedachten, wie doch beßer war ein kurzer Tod,

Als sich so lang zu quälen in ungefügem Leid.

Da wünschten einen Frieden die großen

Ritter allbereit.

Sie baten, daß man brächte den König vor den Saal. 2199

Die blutrothen Helden, geschwärzt vom rostgen Stahl,

Traten aus dem Hause und die drei

Könge hehr.

Sie wusten nicht, wem klagen ihres großen Leids Beschwer.

Etzel und Kriemhild kamen beide her; 2200

Das Land war ihnen eigen, drum mehrte sich ihr Heer.

Er sprach zu den Gästen: "Sagt, was begehrt ihr mein?

Wollt ihr Frieden haben? das könnte nun schwerlich sein

"Nach so großem Schaden, als ihr mir habt gethan. 2201

Es kommt euch nicht zu Statten, so lang ich athmen kann:

Mein Kind, das ihr erschluget, und viel der Freunde mein,

Fried und Sühne soll euch stäts dafür geweigert sein."

Antwort gab ihm Gunther: "Uns zwang

wohl große Noth. 2202

All mein Gesinde lag vor deinen Helden todt

In der Herberge: verdient ich solchen Sold?

Ich kam zu dir auf Treue und wähnte, du warst mir hold."

Da sprach von Burgunden Geiselher das Kind: 2203

"Ihr Helden König Etzels, die noch am Leben sind,

Wes zeiht ihr mich, ihr Degen? was hatt ich euch gethan,

Der ich die Fahrt so gütlich zu diesem

Lande begann?"

Sie sprachen: "Deiner Güte ist all die

Burg hier voll 2204

Mit Jammer gleich dem Lande; wir gönnten dir es wohl,

Wärst du nie gekommen von Worms überrhein.

Das Land ist gar verwaiset durch dich und die Brüder dein."

Da sprach im Zornmuthe Gunther der Held: 2205

"Wünscht ihr noch dieß Morden im

Frieden eingestellt

Mit uns Heimatlosen, das ist uns beiden gut;

Es ist gar unverschuldet, was uns

König Etzel thut."

Der Wirt sprach zu den Gästen: "mein und euer Leid 2206

Sind einander ungleich: die große Noth im Streit,

Der Schaden und die Schande, die ich von euch gewann,

Dafür soll euer Keiner mir lebend kommen hindann."

Da sprach zu dem König der starke

Gernot: 2207

"So soll euch Gott gebieten, daß ihr die Lieb uns thut:

Weichet von dem Hause und laßt uns zu euch gehn.

Wir wissen wohl, bald ist es um unser Leben geschehn.

"Was uns geschehen könne, das laßt schnell ergehn: 2208

Ihr habt so viel Gesunde, die dürfen uns bestehn

Und geben uns vom Streite Müden leicht den Tod:

Wie lange solln wir Recken bleiben in so grimmer Noth?"

Von König Etzels Reden war es fast geschehn, 2209

Daß sie die Helden ließen aus dem

Saale gehn.

Als das Kriemhild hörte, es war ihr grimmig leid.

Da war den Heimathlosen mit Nichten

Sühne bereit.

"Nein, edle Recken, worauf euch sinnt der Muth, 2210

Ich will euch treulich raten, daß ihr das nimmer thut,

Daß ihr die Mordgierigen laßt vor den

Saal;

Sonst müßen eure Freunde leiden tödtlichen Fall.

"Und lebten nur alleine, die Utens

Söhne' sind, 2211

Und kämen meine edeln Brüder an den

Wind.

Daß sie die Panzer kühlten, ihr alle wärt verloren:

Es wurden kühnre Degen noch nie auf

Erden geboren."

Da sprach der junge Geiselher: "Viel schöne Schwester mein, 2212

Wie hätt ich dir das zugetraut, daß du mich überrhein

Her zu Lande ladetest in diese große

Noth:

Wie möcht ich an den Heunen hier verdienen den Tod?

"Ich hielt dir stäte Treue, that nie ein Leid dir an: 2213

Ich kam auch her zu Hilfe geritten in dem Wahn,

Du wärst mir gewogen, viel liebe

Schwester mein,

Nun schenk uns deine Gnade, da es anders nicht mag sein."

"Ich schenk euch keine Gnade, Ungnad ich selbst gewann: 2214

Mir hat von Tronje Hagen so großes

Leid gethan

Daheim, und hier zu Lande erschlug er mir mein Kind:

Das müßen schwer entgelten, die mit euch hergekommen sind."

Wollt ihr mir aber Hagen allein zum Geisel geben, 2215

So will ichs nicht verweigern, daß ich euch laße leben.

Denn meine Brüder seid ihr, der gleichen Mutter Kind:

So red ich um die Sühne mit den

Helden, die hier sind."

"Nicht woll es Gott vom Himmel," sprach da Gernot. 2216

"Und waren unser tausend, wir wollten alle todt

Vor deinen Freunden liegen eh wir dir Einen Mann

Hier zu Geisel gäben: das wird nimmer gethan."

"Wir müsten doch ersterben," sprach da

Geiselher, 2217

"So soll uns Niemand scheiden von ritterlicher Wehr.

Wer gerne mit uns stritte, wir sind noch immer hie:

Verrieth ich meine Treue an einem Freunde doch nie."

Da sprach der kühne Dankwart, es ziemt' ihm wohl zu sagen: 2218 "Noch steht nicht alleine hier mein Bruder Hagen.

Die uns den Frieden weigern, beklagen es noch schwer,

Des sollt ihr inne werden, ich sags euch wahrlich vorher."

Da sprach die Königstochter: "Ihr

Helden allbereit, 2219

Nun geht der Stiege näher und rächt unser Leid.

Das will ich stäts verdienen, wie ich billig soll:

Der Uebermuth Hagens, dessen lohn ich ihm wohl.

"Laßt keinen aus dem Hause der Degen allzumal: 2220

So laß ich an vier Enden anzünden hier den Saal.

So wird noch wohl gerochen all mein Herzeleid."

König Etzels Recken sah man bald dazu bereit.

Die noch draußen standen, die trieb man in den Saal 2221

Mit Schlägen und mit Schüßen: da gab es lauten Schall.

Doch wollten sich nicht scheiden die

Fürsten und ihr Heer:

Sie ließen von der Treue zu einander nicht mehr.

Den Saal in Brand zu stecken gebot da Etzels Weib. 2222

Da quälte man den Helden mit

Feuersglut den Leib.

Das Haus vom Wind ergriffen gerieth in hohen Brand.

Nie wurde solcher Schrecken noch einem Volksheer bekannt.

Da riefen Viele drinnen: "O weh dieser Noth! 2223

Da möchten wir ja lieber im Sturm liegen todt.

Das möge Gott erbarmen; wie sind wir all verlorn!

Wie grimmig rächt die Königin an uns allen ihren Zorn!"

Da sprach darinnen Einer: "Wir finden hier den Tod 2224

Vor Rauch und vor Feuer: wie grimm ist diese Noth!

Mir thut vor starker Hitze der Durst so schrecklich weh,

Ich fürchte, mein Leben in diesen Nöthen zergeh!"

Da sprach von Tronje Hagen: "Ihr edlen Ritter gut, 2225

Wen der Durst will zwingen, der trinke hier das Blut.

Das ist in solcher Hitze beßer noch als Wein;

Es mag halt zu trinken hier nichts

Beßeres sein."

Hin gieng der Recken Einer, wo er einen Todten fand: 2226

Er kniet' ihm zu der Wunde, den Helm er niederband.

Da begann er zu trinken das fließende

Blut.

So wenig ers gewohnt war, er fand es köstlich und gut.

"Nun lohn euch Gott, Herr Hagen," sprach der müde Mann, 2227

"Daß ich von eurer Lehre so guten

Trank gewann.

Man schenkte mir selten noch einen beßern Wein.

So lang ich leben bleibe will ich euch stäts gewogen sein."

Als das die Andern hörten, es däuchte ihn so gut, 2228

Da fanden sich noch Viele, die tranken auch das Blut.

Davon kam zu Kräften der guten Recken

Leib:

Des entgalt an lieben Freunden bald manches waidliche Weib.

Das Feuer fiel gewaltig auf sie in den Saal: 2229

Sie wandten mit den Schilden es von sich ab im Fall.

Der Rauch und auch die Hitze

schmerzten sie gar sehr.

Also großer Jammer geschieht wohl

Helden nimmer mehr.

Da sprach von Tronje Hagen: "Stellt euch an die Wand; 2230

Laßt nicht die Brände fallen auf eurer

Helme Band

Und tretet sie mit Füßen tiefer in das

Blut.

Eine üble Hochzeit ist es, zu der die Königin uns lud."

Unter solchen Nöthen zerrann zuletzt die Nacht. 2231

Noch hielt vor dem Hause der kühne

Spielmann Wacht

Und Hagen sein Geselle, gelehnt auf Schildesrand,

Noch größern Leids gewärtig von Denen aus Etzels Land.

Daß der Saal gewölbt war, half den Gästen sehr; 2232

Dadurch blieben ihrer am Leben desto mehr,

Wiewohl sie an den Fenstern von Feuer litten Noth.

Da wehrten sich die Degen, wie Muth und Ehre gebot.

Da sprach der Fiedelspieler: "Gehn wir in den Saal: 2233

Da wähnen wohl die Heunen, wir seien allzumal

Von der Qual erstorben, die sie uns angethan:

Dann kommen doch noch Etliche zum Streit mit ihnen heran."

Da sprach von Burgunden Geiselher das Kind: 2234

"Ich wähn, es wolle tagen, sich hebt ein kühler Wind.

Nun laß uns Gott vom Himmel noch liebre Zeit erleben!

Eine arge Hochzeit hat uns meine Schwester Kriemhild gegeben."

Da sprach wieder Einer: "Ich spüre schon den Tag. 2235

Wenn es denn uns Degen nicht beßer werden mag,

So bereitet euch, ihr Recken, zum Streit, das ist uns Noth:

Da wir doch nicht entrinnen, daß wir mit Ehren liegen todt."

Der König mochte wähnen, die Gäste wären todt 2236

Von den Beschwerden allen und von des Feuers Noth,

Da lebten doch so Kühner noch drin sechshundert Mann,

Daß wohl nie ein König beßre Degen gewann.

Der Heimathlosen Hüter hatten wohl gesehn, 2237

Daß noch die Gäste lebten, was ihnen auch geschehn

Zu Schaden war und Leide, den Herrn und ihrem Lehn.

Man sah sie in dem Hause noch gar wohl geborgen gehn.

Man sagte Kriemhilden, noch Viele lebten drin. 2238

"Wie wäre das möglich," sprach die Königin,

"Daß noch Einer lebte nach solcher

Feuersnoth?

Eher will ich glauben, sie fanden Alle den Tod."

Noch wünschten zu entkommen die Fürsten und ihr Lehn, 2239

Wenn an ihnen Gnade noch jemand ließ' ergehn.

Die konnten sie nicht finden in der Heunen Land:

Da rächten sie ihr Sterben mit gar williger Hand.

Schon früh am andern Morgen man ihnen Grüße bot 2240

Mit heftigem Angriff; wohl schuf das Helden Noth.

Zu ihnen aufgeschoßen ward mancher scharfe Sper;

Doch fanden sie darinnen die kühnen

Recken wohl zur Wehr.

Dem Heergesinde Etzels war erregt der Muth, 2241

Daß sie verdienen wollten Frau Kriemhildens Gut

Und alles willig leisten, was der

Fürst gebot:

Da muste bald noch Mancher von ihnen schauen den Tod.

Von Verheißen und von Gaben mochte man

Wunder sagen: 2242

Sie ließ ihr Gold, das rothe, auf

Schilden vor sich tragen;

Sie gab es Jedem willig, Der es wollt empfahn.

Nie wurden wider Feinde so große Schätze verthan.

Gewaffnet trat der Recken eine große Macht zur Thür. 2243

Da sprach der Fiedelspieler. "Wir sind