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Theoretischen_Grammatik

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"Ich….ich, der Fremde…ich zitterte seit zwei Tagen vor jener Stunde …ich, der Fremde, lebte ihre Angst, ihr Entsetzen mit allen Exzessen des Gefühls mit…" (Zweig, 183).

Die Kauernde auf der Schulter öffnete die moosgrünen Augen, als sie das Klappern eines Wagens vernahm (Frank, 13).

"Ich spürte, wie das Dämonische ihres Willens in mich eindrang, aber ich wehrte mich mit all meiner Erbitterung" (Zweig, 171).

"…sie reizte alles Gedrückte, alles Versteckte, alles Böse in mir zur Gegenwehr" (Zweig, 172).

Die substantivierten Adjektive und Partizipien zur Bezeichnung von konkreten Gegenständen kommen seltener vor: das Grün, ein Helles, das Gebackene (vgl. das Gebäck), das Eingemachte. Die substantivierten Grundzahlwörter sind weiblichen Geschlechts, z.B. die Eins, die Zwei, weil ihre Bezeichnung auf "die Ziffer, die Zahl" zurückgeht.

Georg auf der Plattform der Drei dachte: "Wäre es nicht besser gewesen zu Fuß? (Seghers, 231), weil hier die Straßenbahn Linie 3 gemeint ist. Es heißt "der Zwanzigste des Monats", weil der entsprechende Monatstag gemeint wird, "in die Sechziger kommen", weil diesem Ausdruck die Pluralform "Jahre" zu Grunde liegt.

"Außerdem gibt es Gruppen von Wörtern aus anderen Wortarten, die von Zahlwörtern abgeleitet sind und zum Ausdruck des Zahlbegriffs dienen" (Schendels, 1982, 228). In erster Linie werden die Bruchzahlen gemeint, die in substantivierter Form zu den Neutra gehören. Bekanntlich werden sie von den Kardinalzahlwörtern mit dem Suffix -tel bzw. -stel, das auf das Substantiv "Teil" zurückgeht, abgeleitet. "Er erntet, ein Drittel von dem, was er müsste" (Strittmatter, 16 ). Vom gegenwärtigen Standpunkt der deutschen Sprache aus muss das Numerale "das Hundert" nicht als Substantivierung, sondern als reines Substantiv angesehen werden. (Eine entgegengesetzte Meinung siehe bei W. Jung (Jung, 1967, 173).

Alle substantivierten Infinitive sind Neutra: das Wandern, das Versprechen, das Lächeln, das Lachen, das Schweigen, das Essen usw.:

… das rastlos kreisende Wandern auf dem Engpass des Decks, …, tat mir irgendwie weh (Zweig, 152).

"Und dann wieder ganz leise, so wie eine Maus knabbert, ein leises, aber heftiges Pochen…" (Zweig, 190).

Zusammengesetzte Substantive mit dem Infinitiv als Grundwort sind ebenfalls Neutra:

Ein Wutzittern packt ihn (Strittmatter, 17).

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sonderbare Menschen können mich… zu einer Leidenschaft des Erkennenwollens entzünden, die nicht viel geringer ist als jene des Besitzenwollens bei einer Frau (Zweig, 157).

nur in mir war nicht dies weiche, flutende, träumerische Gewiegtsein wie gestern (Zweig, 157).

Dieselbe Regel gilt auch für die Ableitungen mit dem substantivierten Infinitiv:

Ich kann nicht sagen, wie seltsam und schaurig das war, dies stumme Nebeneinandersitzen im Dunkeln…(Zweig, 155).

Zu den Neutra gehören auch Zusammenrückungen, die ihre lexikalische Selbständigkeit bewahren und grammatisch gesehen, meistens Wortformen mit dem Imperativ sind. Der ganze Wortkomplex kann dabei umgedeutet werden: das Stelldichein, das Vergissmeinnicht, das Tischlein - deck - dich, das Einmaleins.

"Wenn du das Tischlein - deck - dich und den Goldesel nicht wieder herausgibst, so soll der Tanz von neuem angehen!" (Grimm, 31).

"Substantivierte Gruppen mit dem Infinitiv als Leitglied sind ebenfalls

Neutra" (Schendels, 1982, 131).

 

 

 

 

 

Ich

beobachte diese

Erscheinung

allgemein

an der

heutigen Jugend, dieses Sich-gehen-und Sich-treiben-Lassen, diese

vagen,

unausgegorenen

Ideen,

hinter

denen weder

Taten

noch Ziele

stehen (Danella, 122).

 

 

 

"Alle substantivierten unflektierten Wortarten (Adverbien, Interjektionen, Präpositionen, Konjunktionen), Fragewörter, Pronomen sowie die Benennungen von Lauten, Buchstaben und Noten sind Neutra" (Schendels, 1982, 131).

… von oben hörte man unaufhörlich das schlurfende Hin und Her der Schritte vom Promenadendeck (Zweig,152).

"…aber er…sieht nicht mehr nach rechts, sieht nicht nach links, rennt nur… in dieses entsetzliche Geradeaus…" (Zweig, 179).

…im Auf und Nieder schaukelte mich die ungeheure Wiege des Schiffes über die Zeit hinaus (Zweig, 155).

…durch das Dunkel fühlte ich ein Irgendetwas von Angst und Bedrücktheit in der Art seines Schrittes (Zweig, 156)

Zum Dank pinselte er mit der Schwanzspitze zuerst ein schwarzes S in

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das Gesicht der Knienden und eines an die geweißte Wand (Frank, 14).

Jede substantivierte Wortart kann ebenso wie das Substantiv als Kernwort einer Wortfügung auftreten: "das scharfe Lachen der Frauen" (Zweig, 153), das Wort "arbeitslos" mit einem einfachen und mit einem Doppel-O schreiben (Strittmatter, 12).

Die Veränderung der Allgemeinbedeutung beim Übergang einer Wortart in die andere, u.a. bei der Substantivierung der Adjektive, Partizipien, Numeralien, Infinitive, der unflektierten Wortarten äußert sich folglich in der Verdinglichung der Begriffe, die das Wesen der zu substantivierenden Wortarten konstituieren.

Bei der Adjektivierung der Partizipien lässt sich eine bestimmte Graduierung des Bedeutungswandels feststellen. Bei der Isolierung der Bedeutung gehen die Bedeutungen des ursprünglichen Verbs, von dem das Partizip gebildet ist, und des adjektivierten Partizips stark auseinander: schicken - geschickt, besitzen - besessen, reizen - reizend, gereizt, bilden-gebildet usw.

"Sie war verletzt und halb verblutet unter der verbrecherisch ungeschickten Hand…" (Zweig, 191)

Die zweite Stufe lässt eine teilweise Veränderung der Allgemeinbedeutung zu, so dass sich die lexikalische Bedeutung der beiden Wortarten ziemlich leicht aufstellen lässt: die schwindelnde Höhe, die fahrende Habe, die melkende Kuh (vgl. die noch nicht gemolkene Kuh), ein studierter Mann.

Die dritte Stufe lässt sich durch einen sehr geringen Bedeutungswandel charakterisieren: eine zugeknöpfte Person.

Ebenso wie die "reinen" Adjektive können die adjektivierten Partizipien sowohl die attributive als auch die prädikative Funktion ausüben:

"Mein verpfuschtes Leben kann mir keiner mehr zusammenflicken… (Zweig, 203) (vgl. - mein Leben ist verpfuscht).

"Mein entschlossener Ton reizte ihn nur noch mehr auf" (Zweig, 197) (vgl. - mein Ton war entschlossen).

Seine Augen waren erschrocken (Zweig, 199).

Außer der Isolierung der Bedeutung findet oft auch die Verengung der Bedeutung statt. "Verengung der Bedeutung entsteht als Ergebnis der semantischen Entwicklung eines Wortes vom Allgemeinen zum Einzelnen, vom Abstrakten zum Konkreten. …Die Verengung des Bedeutungsumfangs führt auch die Begrenztheit des Gebrauchsgebiets des Wortes mit sich" (Iskos, Lenkowa, 1960, 139). Die Erscheinung lässt sich u.a. bei der Bezeichnung der

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Sprachen in ihrer zeitlichen oder räumlichen Charakteristik beobachten. Die Sprachbezeichnungen sind Neutra.

Im Laufe der Zeit ist das Friesische immer mehr von den benachbarten fränkischen und sächsischen Mundarten aufgesogen, teilweise

auch durch das Dänische zurückgedrängt (Paul, 1958, 85).

Das Niedersächsische umfasst jetzt ein sehr großes Gebiet (Paul, 1958, 87).

Das Fränkische ist durch die Lautverschiebung in verschiedene Teile auseinandergerissen (Paul, 1958, 90).

Verschiedene Wortarten können zu den Adverbien übertreten, es findet der Prozess der sogenannten Adverbialisierung statt, z.B. morgen, heim, teils, abends, weg usw.

Er ist nicht oft daheim (Strittmatter, 13).

Der Infinitiv als "der reine Ausdruck des Verbalbegriffes", als "die Form, die das gekennzeichnete Sein oder Geschehen nur in seiner unbestimmten Ausdehnung benennt" (Duden-Grammatik, 1962, 132) kann also auch substantiviert werden.

Bei der Substantivierung des Infinitivs bleibt die Bedeutung der verbalen Handlung in ihrer unbestimmten Ausdehnung ohne Bezug auf Person, Zahl, Aussageweise und Zeit als "der reine Ausdruck des Verbalbegriffes", d.h. die Allgemeinbedeutung des infiniten Verbs, erhalten.

Im März des Jahres 1912 ereignete sich im Hafen von Neapel beim Ausladen eines großen Überseedampfers ein merkwürdiger Unfall… (Zweig, 151).

Das Nachschreiben fällt Anton schwer, schwerer als das Nachsägen von krummen Linien eines Holzhauerblaustiftes (Strittmatter, 13).

Der substantivierte Infinitiv, der zum Ausdruck der verbalen Handlung in ihrer Prozessualität dient, kennt nur die Einzahlform. Wenn substantivierte Infinitive Gegenstandsbegriffe geworden sind, werden sie in den Plural gesetzt. Nur in diesem Fall wird die Allgemeinbedeutung der Handlung, die den Verben eigen ist, durch die Allgemeinbedeutung der Gegenständlichkeit, die den Substantiven eigen ist, ersetzt. Die Allgemeinbedeutung verändert sich nur bei den substantivierten Infinitiven, die schon nicht den Prozess, sondern das Resultat der verbalen Handlung bezeichnen.

"Sie wollen doch nicht etwa sagen, …dass ich.. hier ein Verbrechen decken soll?"

…"Für Ihr Verbrechen soll ich…"

… "Sie hat ihr Vergehen…gebüßt…" (Zweig, 197)

"…mir liegt einzig daran, mein Versprechen einzulösen" (Zweig, 198).

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Das "reine" Substantiv als Gegenstandsbegriff kann sich vom entsprechenden substantivierten Infinitiv durch seine morphologische Gestaltung, u.a. durch das grammatische Geschlecht unterscheiden. Vgl. einerseits "das Husten", andererseits "der Husten":

Ein leises, trockenes Husten hart neben mir ließ mich auffahren (Zweig, 155);

Der Husten erschütterte seinen ganzen Körper (Klappenbach-Steinitz, 1920).

Das Substantiv als Gegenstandsbegriff unterscheidet sich von substantivierten Infinitiven auch durch sein syntaktisches Benehmen, indem es im Rahmen der Konstruktion "Akkusativ des Inhalts" den verbalen Begriff genauer wiedergeben kann. Den substantivierten Infinitiven ist diese Gebrauchsweise fremd. "Manche Fügungen scheinen tautologisch zu sein, doch wird diese Tautologie durch das adjektivische Attribut aufgehoben" (Schendels, 1982, 157).

"…da… lachte sie plötzlich…ein helles, unbesorgtes, herzliches Lachen…"(Zweig, 186).

Substantivierte Infinitive als Vorgangsbegriffe unterscheiden sich manchmal leicht von den entsprechenden Substantiven, die Gegenstandsbegriffe sind. Die ersteren haben immer nur das neutrale Geschlecht, während die letzteren männlichen Geschlechts und vom Stamm des Verbs abgeleitet sind: das Ziehen - der Zug, das Streiten - der Streit, das Atmen - der Atem u.a.m.

"…so stark war dieses geheimnisvolle Ziehen in meinen Nerven. …Sie lächelte, aber doch, mir war, als hätte ihr Gesicht einen gespannten Zug" (Zweig, 183).

…das polternde Streiten zweier nachbarlicher holländischer Offiziere ärgerte nicht mehr (Zweig, 153).

… ich…wusste nicht, ob dies Atmen mein eigenes war… (Zweig, 155). "Ich hielt den Atem an…" (Zweig, 190).

Vgl. das Wortpaar "das Schämen - die Scham": "…das Schämen habe ich verlernt…" - "da gibt es keine Scham, kein Verstecken…" (Zweig, 161).

Vgl. auch das Substantivpaar "das Schwatzen - das Geschwätz", das zu Neutra gehört und dessen zweites Glied im Grunde genommen einen Sammelbegriff ausdrückt:

"Mit der Maxime haben Sie mich ja glücklich zum Schwatzen gebracht" (Zweig, 203).

"…ich habe… meinen braven Browning…der hilft schließlich besser als alles Geschwätz…" (Zweig, 204).

Auf diese Weise kann man eine ganze thematische Reihe gleichwurzeliger Substantive aufstellen: das Träumen - der Traum - die Träumerei:

Nun, nun zum erstenmal,…, überkam mich die heilige Lust des Träumens…(Zweig, 154).

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ich hatte an einen Traum geglaubt oder an eine phantastische Erscheinung… (Zweig, 204).

Ich schrak auf aus meiner fast schon trunkenen Träumerei (Zweig, 155). Der resultative Charakter der verbalen Handlung lässt sich in einigen

Fällen dank den synonymischen Beziehungen vollziehen:

"Dann nahm ich den Brief, schellte einem Boy und hieß ihn das Schreiben überbringen" (Zweig, 188).

"Beim Übergang der selbständigen Wortarten in Dienstwörter geht die Allgemeinbedeutung der Gegenständlichkeit, der Handlung, der Eigenschaft verloren. Die Präpositionen und Konjunktionen, die aus Substantiven und Verben entstanden sind, drücken wie alle anderen Präpositionen und Konjunktionen Beziehungen aus: laut, kraft, trotz, während, weil" (Gulyga, 1970, 57). (Siehe auch: Jung, 1967, 214-215).

Beim Übergang einer Wortart in die andere verändern sich die grammatischen Kategorien der Wortart (des Redeteils), die im Prozess des Übertritts begriffen ist. Sie übernimmt dann alle oder die meisten Charakteristika der aufnehmenden Wortart. Wie wir festgestellt haben, erhalten alle Substantivierungen - sei es substantivierte Vollwörter, sei es substantivierte Dienstwörter - die Kategorie des Geschlechts. Die substantivierten Wortarten bekommen auch die Kategorie des Kasus und gehören einer der drei Deklinationsarten an. Die zählbaren Substantivierungen kennen sowohl Einzahlals auch Mehrzahlformen. Vgl. aber: das Gestern, das Heute, das Morgen.

Beispiele für die Deklination:

…alles Dumpfe in mir war plötzlich aufgehellt (Zweig, 154).

weil er sich zur Nachtzeit während des Kohlenladens und der Löschung der Fracht abspielte… (Zweig, 151).

…von Licht, das… aus einem geheimnisvollen Innen zu brennen schien (Zweig, 153).

…und sah hinab, wie der Bug in das Schwarze stieß…(Zweig, 154). Beispiele für den Singularund Pluralgebrauch:

Außer den Freunden des Verstorbenen sind viele Neugierige gekommen (Strittmatter, 24).

"Pfui!" riefen die Organisierten (Mann, 376).

Nicht alle grammatischen Merkmale der aufnehmenden Wortart treten bei der Wortart, die im Prozess des Übertritts begriffen ist, in Erscheinung. Für die substantivierten Adjektive und Partizipien ist z.B. je nach der syntaktischen Umgebung die starke (pronominale) Deklination, die schwache (nominale) Deklination oder gemischtes Paradigma charakteristisch, d.h. die substantivierten Adjektive und Partizipien unterliegen den dem Adjektiv eigenen Deklinationsregeln. Außerdem behalten sie auch die Kategorie der Komparation (Steigerung).

Der Alte war außer sich (Mann, 330).

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"… und ein Kranker ist immer lächerlich für die andern…"(Zweig, 159). Die Zeilen in einem Buch zerrannen vor den flüchtigen Schatten der Vorüberplaudernden (Zweig, 152).

Das Sinnlose, das Stupide - das Sinnloseste, das Stupideste: "…warten Sie… Sie werden sonst das Sinnlose, das Stupide meiner Tat nicht verstehen…" (Zweig, 185).

"Es war…Sie werden es verstehen…das Sinnloseste, das Stupideste, was ich tun konnte…" (Zweig, 179).

"Der Dümmere ist der Klügere", schloss sie herausfordernd…(Mann, 290).

Am Beispiel der adjektivierten Partizipien kann man sehen, wie sie ihre verbalen Kategorien einbüßen und leicht zusammengesetzte Wörter mit einem Nomen als erste Komponente bilden, was den verbalen Partizipien fremd ist:

Schweißtriefend kam ich auf der Station an… (Zweig, 177).

"Sie sind menschenentwöhnt, Doktor, und das wird schließlich eine Krankheit" (Zweig, 182).

Die adjektivierten Partizipien können gesteigert werden:

"Lieber, lieber Georg! Wir waren alle verrückt und der Wallau war am verrücktesten" (Seghers, 227).

Beim Austausch zwischen den Wortarten verändert sich auch die syntaktische Funktion. Substantivierte Wortarten übernehmen die syntaktischen Funktionen des Substantivs: sie können z.B: als Subjekt, Objekt, Attribut, Prädikatsnomen, Adverbialbestimmung auftreten:

Das Schweigen war unerträglich (Zweig, 156).

"Schaum tritt dem Laufenden vor die Lippen, er heult wie ein Rasender…" (Zweig, 178-179).

Mir graute vor dieser stumpfen, verbissenen Art des Wiederholens (Zweig, 159).

"…bei dem gewaltsamen Zerren hat sich die Speiche verbogen…" (Zweig, 177).

"Die adjektivierten Partizipien unterscheiden sich in syntaktischer Hinsicht von den Adjektiven nicht; sie können sogar als Prädikatsnomen gebraucht werden" (Schendels, 1982, 116). Sie können paralell verwendet werden:

"Ich kann nicht hin, der Raum ist versperrt… (Zweig, 203). …dies Schweigen war schwül und drückend wie die tropische Luft (Zweig, 156).

Beim Übergang einer Wortart in die andere verändert sich auch die Fügungspotenz der zum anderen Redeteil übergetretenen Wörter. Die Substantivierungen erlangen die Kombinierbarkeit eines Substantivs:

"…kein Verführer, kein Hochmütiger…nein, ein halbes Kind, ein reines

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zärtliches Wesen, dem sie sich geschenkt (Zweig, 200).

Wegen seines nominalen Charakters kann das substantivierte Partizip ebenso wie das"reine" Substantiv ein Adejktiv in der attributiven Funktion bei sich haben:

…du bist ja ein halber Gelehrter (Klappenbach, Steinitz, 1968, 1517) - "ein älterer Offizier hatte sie aufgefordert…" (Zweig, 183).

"Eine besondere Fügungspotenz haben substantivierte Adjektive mit abstrakter Bedeutung: nichts Besonderes, etwas Verlockendes, alles Gute" (Gulyga, 1970, 60).

…denn alles Dumpfe in mir war plötzlich aufgehellt (Zweig, 154). Vgl. auch den Romantitel von E.M. Remarque " Im Westen nichts Neues".

…dass der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden (Remarque, 204).

Manchmal kommt es zur Herausbildung von synonymischen und homonymischen Beziehungen zwischen dem Substantiv und dem substantivierten Adjektiv. Die Wörter "die Helle" und "das Helle" z.B. weisen in einem Teil ihres Bedeutungsumfangs die Synonymität auf: "ясность", "светлое", "свет".

…aber irgedeine andere gelbe Helle zitterte schon unsicher in der Luft…(Zweig, 195).

…drang mir mit einem Male magische Helle in die Augen (Zweig, 153).

…als wären die sprühenden Sterne nur Luken und Ritzen, durch die jenes unbeschreiblich Helle vorglänzte (Zweig, 153).

In der semantischen Struktur der beiden Wörter gibt es auch unterschiedliche Bedeutungen: die Helle "рассвет", das Helle: ein Helles - "кружка светлого пива". Manchmal kommt es auch zur Entstehung vom paronymischen Paaren. "…die Wörter, die eine paronymische Reihe bilden, können synonymische Bedeutungen haben" (Лингвистический энциклопедический словарь, 1990, 368), z.B. das Substantiv "das Dunkel" und das substantivierte Adjektiv "das Dunkle":

"Gute Nacht", antwortete aus dem Dunkel eine heisere, harte, eingerostete Stimme" (Zweig, 156).

Wieder blinkert im Dunkel das gefüllte Glas (Zweig, 168). Im Dunkeln war mir das Gesicht mit einem Male fratzenhaft nah…(Zweig, 192).

Als Mittel der Verstärkung kann das prädikative Attribut das gleichwurzelige Substantiv begleiten:

…nur den Umriss einer Gestalt sah ich, dunkel ins Dunkel

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gedrückt…(Zweig, 156).

Diese Fügung scheint tautologisch zu sein, doch gewinnt sie durch diese Tautologie einen expressiven Charakter.

Ungeachtet aller formalen Unterschiede, die zwischen dem Substantiv und Adjektiv bestehen, kann das Adjektiv frei die Funktionen des Substantivs zuerst okkasionell und dann usuell übernehmen (Пауль, 1960, 419).

Usuelle (ständige) Substantivierungen gehören der Sprache an und sind ohne Kontext verständlich. Einige usuelle Substantivierungen machen einen festen Bestandteil des Wortschatzes aus und werden vom Standpunkt der deutschen Gegenwartssprache als richtige Substantive empfunden. Solche Wörter wie der Junge (ein Junge), der Greis, der Jünger, der Oberst haben sich voll und ganz in Substantive verwandelt. Noch älter sind ihrem Ursprung nach solche Wörter wie der Feind, der Freund, der Heiland, der Fürst (die alte Form des Superlativs), der Herr (die alte Form des Komparativs vom Adjektiv "hehr"), der Mensch (das Adjektiv "mennisch" vom Substantiv "man") sowie die Neutra Gut, Übel, Recht, Leid, Wild (Пауль, 1960, 420). Wie für richtige Substantive ist für usuelle (ständige) Substantivierungen die substantivische Deklination kennzeichnend. Das gilt auch für substantivierte Infinitive, die richtige Substantive geworden sind.

…woher ist in solch einem niederenWesen mit einem Male so viel Wissen…? (Zweig, 200).

"Ich spürte nicht mehr sie, sondern nur das Leben, das sich gegen den Tod wehrte, den Menschen, der sich krümmte in mörderischer Qual…(Zweig, 191).

Ich hielt mein Versprechen… (Zweig, 157).

Okkasionelle (gelegentliche) Substantivierungen gehören der Rede an, und man braucht einen größeren Textzusammenhang, um ihre Bedeutung erschließen zu können, z.B. der, die Unbekannte, der, die Lesende, der, die Schlafende.

…da der Hinterlistige ja nicht den alten Apfelbaum meinte, sondern…" (gemeint wird "der Teufel") (Frank, 11).

Die Mutter stellte … den Teller für die Schwarze…(Frank, 13) (gemeint wird "die Katze").

Bei diesem Punkt verließ Heuteufel mit den Seinen das Lokal (Mann, 355) (gemeint werden "seine Gleichgesinnten").

Da die Grenze zwischen den usuellen und okkasionellen Substantivierungen ziemlich fließend ist, kann man wohl zu den gemischten Fällen die Wörter rechnen, die Familienangehörige oder ähnliches bezeichnen:

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der Ältere (Sohn), die Jüngste (Tochter), der, die Verlobte und unter Umständen auch die Seinen (die Seinigen), die Meinen (die Meinigen) usw.

Der Alte ließ auf einmal den Kopf fallen… Die Seinen schrien auf. Vom Entsetzen gedämpft, rief die Frau des Ältesten: "Er hat etwas gesehen!" (Mann, 441).

Zur Herausbildung von homonymischen Beziehungen kommt es nicht nur im Bereich des Substantivs und der Substantivierung (des substantivierten Adjektivs). "Unter den usuellen und okkasionellen Substantivierungen entwickelt sich auch eine Homonymie" (Gulyga, 1970, 61).

So bezeichnet z.B. das Adjektiv "gelb" "Farbe des Sonnenspektrums zwischen Orange und Grün"; "Menschen von gelber Hautfarbe" (Klappenbach, Steinitz, 1968, 1511) sind Vertreter der mongolischen Rasse ebenso wie Menschen von weißer Hautfarbe Angehörige der europäischen Rasse sind.

"Wirklich, es waren meine schönsten Augenblicke, wenn so ein gelber Bursch kam, blauweiß vor Schrecken.." (Zweig, 172). "…die zittern ja vor Ehrfurcht, wenn ein Weißer, ein "Herr", sie nimmt…" (Zweig, 173).

"Gelb" ist auch eine attributive Komponente der Wortfügung "die gelbe Gewerkschaft" als "Bezeichnung für eine Organisation, die Ende des 19. Jahrhunderts von Unternehmern gebildet und finanziert wurde… Scheingewerkschaft" (Klappenbach, Steinitz, 1968, 1512). Die entsprechende usuelle Substantivierung ist in beiden Verwendungsweisen "der Gelbe".

Die okkasionelle Substantivierung "der Gelbe" ist eine Einmalbildung einzelner Schriftsteller.

War es möglich? Noch zwei hohe Generale!

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