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7. Hat das Leben einen Sinn?

„Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord. Die Entscheidung, ob das Leben sich lohne oder nicht, beantwortet die Grundfrage der Philosophie. Alles andere – ob die Welt drei Dimensionen und der Geist neun oder zwölf Kategorien habe – kommt erst später. Das sind Spielereien; zunächst heißt es Antwort geben.…Wenn ich mich frage, weswegen diese Frage dringlicher als irgendeine andere ist, dann antworte ich: der Handlungen wegen, zu denen sie verpflichtet. […] Galilei, der eine schwer wiegende wissenschaftliche Wahrheit besaß, leugnete sie mit der größten Leichtigkeit ab, als sie sein Leben gefährdete. […] Diese Wahrheit war den Scheiterhaufen nicht wert. […] Dagegen sehe ich viele Leute sterben, weil sie das Leben nicht für lebenswert halten. Andere wiederum lassen sich paradoxerweise für Ideen oder Illusionen umbringen, die ihnen einen Grund zum Leben bedeuten (was man einen Grund zum Leben nennt, das ist gleichzeitig ein ausgezeichneter Grund zum Sterben). Also schließe ich, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens die dringlichste aller Fragen ist. Wie sie beantworten?” (Albert Camus, Der Mythos von Sisyphos)

Im Gegensatz dazu hielten etwa die Empiristen des Wiener Kreises die Fragen nach dem Lebenssinn für ein Scheinproblem und lehnten daher eine Stellungnahme von der Philosophie her ab.

Nun ist aber die Frage nach dem Lebenssinn für jeden einzelnen von höchster Bedeutung. Sie lässt sich nicht dadurch beseitigen, dass man sie zu einem Scheinproblem erklärt. Zeigt eine genauere Analyse, dass die Fragestellung unklar oder gar semantisch unzulässig ist, so muss zunächst versucht werden, sie zu präzisieren. Sollte sich dann herausstellen, dass die Frage wissenschaftllich in keiner Weise beantwortet werden kann, so ist doch mit der Klärung des Problems einiges geleistet: etwa dass die Beantwortung der Sinnfrage an den Glauben zurückverwiesen oder die Sinngebung dem einzelnen überantwortet werden muss.

Der Mensch neigt dazu, Angst und Ungewissheit zu beseitigen, indem er allem Handeln und schließlich dem ganzen Leben einen Sinn zu verleihen sucht. Unser Verlangen nach Sinngebung ist sicherlich eine der Wurzeln aller Religionen. Ideologien und Religionen behaupten, einen absoluten Sinn des Lebens zu kennen. Dabei ist interessant, dass die meisten Lebensdeutungen pessimistisch sind. So ist für den Buddhismus alles Leben Leid, von dem es sich zu befreien gilt.

Für den Christen ist der Wille Gottes zwar „unerforschlich”, gibt jedoch dem menschlichen Leben immer einen (oft verborgenen) Sinn.

Heute werden die Antworten der Religionen auf die Lebenssinnfrage von vielen Menschen nicht mehr als befriedigend empfunden. Deshalb machen sich Aberglaube und oft äußerst menschenverachtende miese Ersatzreligionen in erschreckendem Maße breit. Die Tatsache, dass es auch zufriedene glückliche Menschen gibt, die nach einem Sinn des Lebens gar nie fragen, weil sie ein sinnerfülltes Leben führen, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass zahlreiche Menschen in Angst und Unsicherheit leben, existenziell frustriert sind, einem existenziellen Vakuum leben, an einer Sinnlosigkeitsneurose leiden (Viktor Frankl). Dem modernen Menschen fehlt die existenzielle Geborgenheit, die ihm früher der überlieferte Glaube gab.

Der Tod und der Sinn des Lebens

Andererseits ist es gerade die Absurdität des Todes, die den Menschen immer wieder drängt, die Frage nach dem Sinn dieses kurzen und oft leidvollen Lebens zu stellen. Besonders der zufällige Tod vor allem junger Menschen erscheint uns sinnlos. Camus: „Es ist widersinnig, dass wir geboren werden, und ebenso, dass wir sterben.” Nach Camus ist die ganze Welt ohne Sinn, das Leben hoffnungslos. Der Tod ist nur durch Verachtung zu besiegen. Das Absurde hat Sinn, indem man sich mit ihm abfindet. Je weniger Sinn, desto besser wird das Leben gelebt.

Jede Antwort auf die Lebenssinnfrage muss den Tod mitbedenken. Die Versuche, dem Tod seine Unheimlichkeit zu nehmen, sind zahllos. Die Idee der Unsterblichkeit oder einer Seelenwanderung sind Beispiele dafür.

Seneca meint ”Der wolle nicht leben, der nicht sterben will. Denn das Leben ist uns mit der Bedingung des Todes geschenkt, er ist der Weg zu diesem Ziel. Unsinnig ist es daher, den Tod zu fürchten; denn nur das Ungewisse fürchtet man, dem Gewissen sieht man entgegen. Der Tod bedeutet eine gerechte und unabwendbare Notwendigkeit. Wer wollte sich beklagen, in einer Lage zu sein, in der sich alle ausnahmslos befinden. …Nicht den Tod fürchten wir, sondern die Vorstellung des Todes. Der Tod ist die Erlösung von allen Schmerzen und völliges Aufhören; über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus.”

Noch einprägsamer bagatellisiert Epikur den Tod: „Das schauerlichste Übel, der Tod, geht uns nichts an, weil, solange wir sind, der Tod nicht da ist; ist er aber da, so sind wir nicht mehr.”

Diese Interpretationen übersehen, dass

dem Toten zwar nichts mehr Böses, aber auch nichts Gutes widerfahren kann;

wir uns so sehr vor dem Totsein als vor den Umständen des Sterbens fürchten;

wir uns vor allem grämen über den Verlust lieber Mitmenschen;

der Mensch den Drang nach einer unbegrenzten Zukunft hat und oft unfähig ist, sich vorzustellen, einmal nicht mehr zu sein.

Was jedoch dem Leben Sinn verleiht, gibt auch dem Tod Sinn. Bertrand Russell: „Das Glück ist wahr, auch dann, wenn es ein Ende finden muss, und auch das Denken und die Liebe verlieren nicht ihren Wert, weil sie nicht ewig währen.”

Arten von Lebenssinn

Während der gläubige Mensch den von seiner Religion vorgegebenen Lebenssinn übernimmt, muss der kritische Philosoph versuchen, auf andere Weise einen solchen zu finden.

Zunächst sind einige Begriffe, die in diesem Zusammenhang auftreten zu analysieren: Sinn, Wert, Ziel, Zweck.

Einen Sinn oder Wert “an sich” gibt es nicht. Er haftet keinem Ding oder Ereignis an, sondern wir vom Menschen zugeschrieben. Etwas erhält für mich einen Sinn, wenn ich ihm einen Wert beimesse. Auch von Ziel oder Zweck kann nur geredet werden, wo es Zielsetzungen durch ein bewusst handelndes intelligentes Wesen gibt. Sinn besteht in der Verwirklichung eines gesetzten Ziels, das von mir als wertvoll angesehen wird. Und was mir heute erstrebenswert erscheint, ist es morgen möglicherweise nicht mehr. Was mir wertvoll erscheint, ist für einem anderen vielleicht wertlos. Sinn, Wert, Ziel und Zweck sind relative Begriffe. Etwas ist immer für jemanden wertvoll oder sinnvoll.

Das bedeutet, dass ein objektiver, für alle Menschen verbindlicher Sinn des Lebens außerhalb desselben liegen müsste und daher für uns nicht erkennbar wäre. Nur eine überirdische metaphysische Instanz würde diesen Sinn kennen. Die Frage ist nur, was hätten wir davon.

Der österreichische Philosoph Robert Reininger (1947) schreibt: “Die Zielsetzung, die einen Lebenssinn gewähren soll, kann vom einzelnen selbst ausgehen, sie könnte aber ebensogut auch von außen an ihn herantreten und sich ihm als unabweisbar darbieten. ”Letztlich aber spricht Reininger vom „egozentrischen Charakter” der Lebenssinnfrage. Das heißt: Jeder muss für sich selbst entscheiden, worin für ihn sein ganz subjektiver Lebenssinn liegt. Wir selbst haben es in der Hand, unserem Leben ein ganz individuelles Ziel, einen Sinn zu geben. Der Mensch ist in der Beantwortung der Lebenssinnfrage autonom. Verschiedene Autoren geben recht unterschiedliche Lebensziele an.

Reininger unterscheidet drei mögliche Sinninhalte:

a) Selbsterhaltung (Biologismus),

b) Selbstbeglückung (Hedonismus),

c) Selbstvervollkommnung (Perfektionismus)

mit den Oberwerten Leben, Glück und Vollkommenheit.

Die Psychologin Charlotte Bühler fand auf Grund von Lebenslaufanalysen vier Menschentypen, die unterschiedliche Lebensziele verfolgen:

a) Der expansiv Schaffende sieht die Erfüllung seines Lebens vor allem im Aufbau von Besitz, im Herstellen von Produkten und Leistungen, die er auch der Nachwelt zu übermitteln hofft und die seine Identiät überdauern.

b) Den sich anpassenden Typ befriedigt die Einordnung in die gegebene Umwelt, in Kultur und Natur.

c) Der dritte Typ ist in erster Linie auf Befriedigung von Genüssen, auf Liebe, Glück und ein schönes Leben bedacht.

d) Zur vierten Gruppe gehören Menschen, denen ihr Seelenfriede am wichtigsten ist. Sie legen Wert auf Harmonie und ein gutes Gewissen.

Roy Baumeister zählt vier Bedürfnisse auf, die das psychologische Gerüst jeder Sinn-Konstruktion darstellen:

a) Das Leben ist sinnvoll, wenn es darin Ziele gibt.

Neben den Alltagszielen gibt es weitergreifende Ziele (Glück, Zufriedenheit, Bedürfnislosigkeit, Liebe, Traumjob). Meist entpuppen sich diese Erfüllungs-ziele als Mythos, dem ein Leben lang vergeblich nachgejagt wird.

b) Das Leben ist sinnvoll, wenn es von festen Wertvorstellungen geprägt wird.

Je sicherer jemand in Religion oder ethischen Wertsystemen verankert ist, desto leichter gewinnt er auch “sinnlosen” Ereignissen einen Sinn ab.

c) Das Leben ist sinnvoll, wenn Menschen das Gefühl haben es zu kontrollieren. Die Überzeugung, das eigene Geschick zu lenken oder

zumindest beeinflussen zu können, ist sinnbegünstigend.

d) Das Leben ist sinnvoll, wenn Menschen das Gefühl haben, wertvoll und wichtig zu sein. Das Selbstwertgefühl kann sich aus Leistung, Gefühl der Überlegenheit oder auch aus der Zugehörigkeit zu einer Prestige-Gruppe speisen.

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