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Kapitel III. Der Artikel

§ 58. Das Vorhandensein des Artikels ist eine Besonderheit, die die deutsche Sprache von vielen anderen Sprachen, darunter auch von der russischen, unterscheidet.

Der Artikel bezeichnet die grammatischen Merkmale des Substantivs und gibt die Bedeutung der Bestimmtheit oder Unbestimmtheit an, die das Substantiv im Satz erhält.

In der modernen deutschen Sprache gibt es zwei Arten des Artikels: den bestimmten Artikel (Sing.: der, die, das; Pl.: die) und den unbestimmten (Sing.: ein, eine, ein).

Der Artikel tritt auf einer verhältnismäßig späten Entwicklungsstufe der Sprache auf; er hat erst in der mittelhochdeutschen Periode (12.–14. Jh.) endgültig Fuß gefaßt. Der bestimmte Artikel hat sich aus dem sogenannten anaphorischen (rückweisenden) Pronomen entwickelt, d. h. einem Pronomen, das sich auf das obenerwähnte Satzglied (Substantiv) bezog und das seinem Ursprung nach mit dem Demonstrativpronomen aufs engste verbunden ist. Der unbestimmte Artikel ist aus dem Zahlwort ein entstanden; aus der Bedeutung ein hat sich die Bedeutung irgendein, ein gewisser entwickelt und daraus der unbestimmte Artikel. Der unbestimmte Artikel hat keinen Plural: dem unbestimmten Artikel ein im Singular entspricht sinngemäß Artikellosigkeit im Plural.

§ 59. Als Begleiter des Substantivs drückt der Artikel die dem Substantiv eigenen grammatischen Kategorien, aus: das grammatische Geschlecht, die Zahl, den Kasus.

Der Junitag (Mask., Sing., Nom.) war drückend heiß. Jeder redete vom Wetter, die schwüle Hitze (Fern., Sing., Nom.) ward verflucht und für den nächsten Tag (Mask., Sing., Akk.) ein kräftiges Gewitter prophezeit. (W. Bredel)

Besondere Wichtigkeit gewinnt der Artikel in den Fällen, wo er als der einzige Träger der formellen Merkmale dieser grammatischen Kategorien auftritt: des grammatischen Geschlechts (der Winter, die Feder, das Fenster, der Band, das Band; eine See), der Zahl (das Messer — die Messer, der, Lehrer — die Lehrer), des Kasus (der Tag, dem Tag, den Tag; die Frau, der Frau; das Zimmer, dem Zimmer).

Da der Artikel ein wichtiges Mittel ist, die grammatischen Kategorien des Substantivs als Wortart auszudrücken, so kann er auch auf den Gebrauch anderer Wortarten in der Bedeutung und syntaktischen Funktion eines Substantivs, d. h. ihre Substantivierung, hinweisen. Eine substantivierte Wortart wird daher meist mit dem Artikel (namentlich dem bestimmten Artikel) gebraucht.

Als ich eine Stunde später an demselben Hause vorbeiging, stand die Holde am Fenster... (H. Heine)

Als das bekannte wohltätige Eins gehörig verhallt war, wagte ich endlich, mich zu rühren... (G. Keller)

...aber wenn man den roten Guillotinenmarsch trommeln hört, so begreift man dieses erst recht, und man erfährt das Warum und das Wie. (H. Heine)

Ehe er das Für und Wider zu Ende erwogen hatte, stand er in einer Nebengasse der Schillerstraße. (A. Seghers)

Das große Halt wurde geblasen, dem Krieg, der Ausbeutung und der Dummheit. (A. Seghers)

Auf dem Tisch... stand ein Durcheinander von Bierflaschen... (J. R. Becher)

Und wenn mein Leben vorerst nichts sein sollte als ein Herumgeschleudertwerden, so wollte ich wenigstens in die schönsten Städte geschleudert werden... (A. Seghers)

Der Artikel spielt als grammatisches Merkmal des Substantivs eine wichtige, zuweilen sogar entscheidende Rolle. Jedoch der Gebrauch und die Wahl des Artikels in jedem gegebenen Fall wird meist nicht durch diese seine formellgrammatische Funktion bestimmt. Der Artikel übt im Satz auch noch andere, für seinen Gebrauch entscheidende Funktionen aus: er bezeichnet das Einzelne und das Allgemeine, die Bestimmtheit und die Unbestimmtheit.

§ 60. Einzeln betrachtet, haben die Substantive wie alle anderen Wörter eine sehr allgemeine Bedeutung. Beim Gebrauch im Satz wird diese Bedeutung durch die Sprechsituation konkretisiert. Jedes Ding unterscheidet sich von den anderen durch Merkmale, die nur ihm eigen sind, die seine individuellen Besonderheiten ausmachen. Die Funktion, die Bedeutung des Substantivs gemäß den konkreten Forderungen der Sprechsituation mehr oder weniger einzuschränken, erfüllt im Deutschen der Artikel. Der bestimmte Artikel dient zum Ausdruck der grammatischen Bestimmtheit, der unbestimmte zum Ausdruck der grammatischen Unbestimmtheit. Die grammatische Bestimmtheit besteht darin, ein Ding als Gesamtheit aller seiner Merkmale — überhaupt oder für die gegebene Sprechsituation — zu kennzeichnen; im letzteren Fall wird das Ding von den übrigen Dingen derselben Gattung abgesondert.

Die grammatische Unbestimmtheit besteht darin, ein Ding als zu einer bestimmten Gattung gleichartiger Dinge gehörend zu kennzeichnen. Das geschieht im Singular mittels des unbestimmten Artikels und im Plural sinngemäß durch Artikellosigkeit.

Die Bedeutung der Bestimmtheit oder Unbestimmtheit hängt meist nicht von den Merkmalen der Dinge selbst ab, sondern von der Stellungnahme des Sprechenden, von der gesamten Sprechsituation.

Sie fand eine Postkarte... Sybil beschaute Anschrift und Unterschrift, las die Karte zweimal, lächelnd. (L. Feuchtwanger)

Lerchen steigen jubilierend ins Sonnenlicht, und pfeilschnell schießen Schwalben dahin. (W. Bredel)

§ 61. Für den Gebrauch des Artikels ist es sehr wichtig, ob das Substantiv einen zählbaren oder einen unzählbaren Begriff bezeichnet (s. § 17). Substantive, die einen zählbaren Begriff bezeichnen, werden sowohl mit dem bestimmten als auch mit dem unbestimmten Artikel gebraucht. Im Plural stehen sie sinngemäß mit dem bestimmten Artikel bzw. artikellos.

Martin Oppermann hat sein Geschenk mitgebracht. Der Diener Schlüter bringt es herein. Aus einem großen Paket schält sich ein Bild heraus, ein Porträt. Es ist ein Brustbild, oval. Über einem flachen Kragen, wie man ihn in den neunziger Jahren trug, sitzt auf einem ziemlich kurzen Hals ein großer Kopf. Der Kopf ist fleischig und hat über tiefliegenden, ein wenig schläfrigen Augen, den Augen der Oppermann, eine schwere, vorgewölbte Stirn... Martin hat das Bild auf den großen Arbeitstisch gehoben... (L. Feuchtwanger)

Substantive, die unzählbare Begriffe bezeichnen, können in der Regel mit dem unbestimmten Artikel nicht gebraucht werden. Die Eigennamen, Stoffnamen und Abstrakta stehen mit dem bestimmten Artikel bzw. werden artikellos gebraucht. (Näheres darüber siehe in den entsprechenden Paragraphen.) Gattungsnamen, die einen nur in der Einzahl vorkommenden Begriff bezeichnen, werden mit dem bestimmten Artikel gebraucht.

...In meiner Brust ward es plötzlich so heiß, daß ich glaubte, die Geographen hätten den Äquator verlegt, und er laufe jetzt gerade durch mein Herz. (H. Heine)

Die Luft war wieder klar geworden, doch hinter den grauen Wolkenbänken, die nun den Horizont säumten, war die Sonne untergegangen... (F. Erpenbeck)

Der bestimmte Artikel kann somit bei einem beliebigen Substantiv stehen, der unbestimmte Artikel, steht dagegen nur bei Substantiven, die eine Mehrheit gleichartiger Dinge zu einem Begriff zusammenfassen.

Der Gebrauch des unbestimmten Artikels

§ 62. Der unbestimmte Artikel ein bedeutet einer von vielen möglichen und hat die Aufgabe, ein beliebiges, noch nicht genanntes Einzelding aus einer Gattung herauszuheben. Die „Unbestimmtheit“, des genannten Dings besteht hierbei darin, daß es nur solche Merkmale besitzt, die es als zu einer Gattung gehörend kennzeichnen. Individuelle Besonderheiten spielen dabei keine Rolle. Den unbestimmten Artikel gebraucht man somit beim erstmaligen Erwähnen, und zwar nur bei denjenigen Gattungsnamen, welche zählbare Begriffe bezeichnen.

Ein Fichtenbaum steht einsam | Im Norden auf kahler Höh´. (H. Heine)

Der Markt ist klein, in der Mitte steht ein Springbrunnen, dessen Wasser sich in ein großes Metallbecken ergießt. (H. Heine)

Er sah durch ein Tor in einen Hof, in dem ein Brunnen stand, und wie er sah, daß dort Buben tranken, den Becher benutzend, der an einer Kette hing, ging er hinein und trank. Dann ging er weiter, bis zu einem sehr großen weiten Platz... (A. Seghers)

Der unbestimmte Artikel, steht häufig bei Substantiven, die als Prädikativ auftreten, denn in diesem Fall bezeichnet er meist eines von den vielen Einzeldingen einer Gattung oder Art (s. auch § 72).

Die Tanne ist ein Nadelbaum.

Die Rose ist eine Blume.

Madame! das alte Stück ist eine Tragödie... (H. Heine)

Der Mann war ein kleiner Versicherungsbeamter, dessen große Zeit mit dem Krieg kam... (E. Claudius)

Da der unbestimmte Artikel ein noch nicht erwähntes Einzelding begleitet, so steht er meist bei Substantiven, die als Objekt zum Verb haben oder in unpersönlichen Sätzen mit es gibt auftreten.

Einen Fahrplan gab es nicht mehr. (L. Frank)

Luise hatte eine Uhr. (A. Seghers)

Karl hatte eine feinmodellierte Nase, einen starken Arm und ein kluges Auge. (L. Frank)

Den unbestimmten Artikel hat häufig ein Substantiv mit dem attributiven Pronomen welcher oder solcher und zuweilen mit dem, Pronomen jeder bei sich: welch ein, solch ein, ein solcher, ein jeder.

„Bei einer solchen großen Kontrolle“, sagte Franz, „kann es doch wirklich nicht schwer sein, einen einzelnen Mann zu finden.“ (A. Seghers)

Solch ein Dreierkollektiv, ruft er den Bauern zu, vermauere in acht Stunden 20 000 Steine und mehr. (W. Bredel)

Heinrich Ramuz hatte mit dem Verstande wohl gewußt, daß es solch gigantisch groteske Armut gab, aber nun erst begriff er, welch ein meilenweiter Weg es ist vom Wissen und Begreifen zum unmittelbaren Erleben. (W. Joho)

Er hatte geglaubt, einem jeden Gesicht, einem jeden Pflasterstein sei die Schande anzusehen... (A. Seghers)

Ein Ding, das bereits zur Genüge bestimmt und daher also bekannt ist, kann, von einer neuen Seite betrachtet, als neu, als „unbestimmt“ hingestellt werden. Dies ist der Fall, wenn auf irgendeine neue Eigenschaft, ein neues Merkmal des Dinges hingewiesen wird. Das Substantiv steht dann mit dem unbestimmten Artikel.

Als Louis eine Viertelstunde später aus dem Hause trat, stand er unter einem dunkelblauen, wolkenfreien Himmel. (St. Hermlin)

Am darauffolgenden Montag fand Hardekopf einen seltsam veränderten Fritz Mengers. (W. Bredel)

Ein weiter, duldsam vieles umfassender Horizont tat sich auf. (Th. Mann)

§ 63. Der unbestimmte Artikel kann auch generalisierende (verallgemeinernde) Bedeutung haben, d. h. ein Ding als zu einer bestimmten Gattung gehörend kennzeichnen, dabei seine Gleichheit mit den anderen Dingen derselben Gattung betonend. In dieser seiner Funktion kommt der unbestimmte Artikel dem bestimmten nahe. (Vgl. § 66).

Nur ein Deutscher (d. h. ein beliebiger Deutscher, ein jeder Deutsche — Die Verf.) kann jenes Lied nachempfinden und sich dabei totlachen und totweinen. (H. Heine)

...in der Not kommt ein Mensch auf alles. (A. Seghers)

Ein Soldat muß bis zur letzten Minute wachsam sein! (B. Kellermann)

Generalisierende Bedeutung hat der unbestimmte Artikel auch bei einem Substantiv, das im Vergleich auftritt. Dabei bezeichnet das Substantiv stets einen zählbaren Begriff.

Wie ein guter Dichter (d. h. wie ein jeder guter Dichter, wie ein beliebiger guter Dichter — Die Verf.) liebt die Natur keine schroffen Übergänge. (H. Heine)

Er hörte jetzt schläfrig auf das Stimmchen der Frau, das gleichmäßig tönte, wie eine Biene oder wie eine Grille. (A. Seghers)

Es klang wie ein Zukunftsmärchen... (W. Bredel)

Der Gebrauch des bestimmten Artikels

§ 64. Der bestimmte Artikel bezeichnet das für jeden gegebenen Fall einzig mögliche Ding. Dabei können die Voraussetzungen, unter denen das Ding als das einzig mögliche auftritt, verschiedenartig sein. Nachdem ein Ding mittels des unbestimmten Artikels aus einer Reihe gleichartiger Dinge herausgehoben worden ist, gilt es in der Folge als das einzige, von dem nun die Rede sein wird, und wird daher mit dem bestimmten Artikel gebraucht. Der bestimmte Artikel steht folglich, wenn ein Begriff bereits vorher erwähnt worden ist.

Es war ein alter König, | Sein Herz war schwer, sein Haupt war grau; | Der arme, alte König, | Er nahm eine junge Frau. (H. Heine)

Er holt sich den Brief Annas wieder heran, wiegt ihn in der Hand, greift nach dem Brieföffner. Zögert. Ist schließlich froh, daß er durch einen Gast gestört wird. Der Gast ist sein Bruder Martin. (L. Feuchtwanger)

Nicht nur das Ding selbst, welches bei der ersten Erwähnung mit dem unbestimmten Artikel gebraucht worden ist (oder mit dem bestimmten Artikel steht, weil es bereits früher erwähnt wurde), wird herausgehoben, sondern auch alles, was notwendig zu ihm gehört; infolgedessen werden diese zum erwähnten Ding gehörenden Begriffe mit dem bestimmten Artikel gebraucht.

In der Springeltwiete, einer Nebengasse der Steinstraße, steht Frau Hardekopf vor einem Haus, das Holzjalousien vor den Fenstern hat. In dem engen Aufgang wirft eine Lampe trübrotes Licht auf die von einem Läufer bedeckten Treppen. (W. Bredel)

Er blickt von seinem mit Akten, Papieren und Tintenklecksen bedeckten Schreibtisch auf und nach dem Barometer gegenüber an der Wand. Der Zeiger fällt nur langsam, aber mit erschreckender Stetigkeit. (W. Bredel)

Der bestimmte Artikel wird gebraucht, wenn das Ding in einer bestimmten Situation, in bestimmten Verhältnissen stets das einzig mögliche bleibt; dabei wird die Bekanntschaft mit diesem Ding innerhalb eines gewissen Personenkreises vorausgesetzt (im Lande oder im Gebiet, in der Stadt oder im Dorf, auf der Arbeitsstelle oder in der Familie usw).

Rektor François lächelte noch immer, bemüht höflich. Er fand es schwierig, mit dem neuen Lehrer Kontakt zu finden. „Ich glaube, es wird Zeit“, sagte er, „daß ich Sie Ihrer Klasse vorstelle.“

Die Schüler erhoben sich, als die beiden Herren eintraten. (L. Feuchtwanger)

Dann kam der Krieg, und Albert wurde eingezogen. (W. Bredel)

Mit dem bestimmten Artikel stehen in der Regel auch die Benennungen der Tageszeiten, der Wochentage, Monate und Jahreszeiten. Das Datum und die Jahreszahl werden dabei als bekannt vorausgesetzt, und der gebrauchte Zeitbegriff wird dadurch, zu dem einzig möglichen in der gegebenen Situation: am Morgen, am Abend, am Vorabend (eines bestimmten Tages), am Montag, der Sonntag (einer bestimmten Woche); im Januar, der Oktober, der Frühling, im Sommer (eines bestimmten Jahres).

Vom Palast d’Anjou wechselte die Gesellschaft hin über nach Schloß Louvre, dort sollte der am Morgen unterbrochene Ball weitergehen. (H. Mann)

Der Himmel war hoch und klar, kein Nebel war da wie sonst oft im November. (L. Feuchtwanger)

Der Frühling kam stürmisch und sprunghaft. (J. R. Becher)

Den bestimmten Artikel gebraucht man bei den Wörtern, die Begriffe bezeichnen, welche in ihrer Art einzig dastehen, ganz abgesehen davon, ob sie zum erstenmal erwähnt werden oder nicht; so steht der bestimmte Artikel fast durchweg bei den Wörtern: die Sonne, der Mond, die Erde, die Natur, der Nordpol, der Südpol, der Horizont, der Himmel, der Äquator und manchen anderen (s. auch § 61).

Ein Fichtenbaum steht einsam | Im Norden auf kahler Höh’. (H. Heine)

Hinter Nörten stand die Sonne hoch und glänzend am Himmel. (H. Heine)

§ 65. Das Substantiv hat oft nähere Bestimmungen bei sich, die den Begriff aus der Reihe ähnlicher Begriffe herausheben und ihn zum einzig möglichen machen; vor allen Dingen sind es Attribute, die durch eine Ordinalzahl oder ein Adjektiv im Superlativ ausgedrückt sind.

Es ist der erste Mai, und ich denke deiner, du schöne Ilse... (H. Heine)

Der alte Mann war Aldinger, der sechste der sieben Flüchtlinge... (A. Seghers)

Ich bin der höflichste Mensch von der Welt. (H. Heine)

Sie sagte gar nichts, sie sah nur wieder den jüngsten Sohn an... (A. Seghers)

Auch andere Attribute (das Genitivattribut, das präpositionale Attribut, das durch ein Adverb oder einen Infinitiv ausgedrückte Attribut, das erweiterte Attribut sowie ein Attributsatz) machen ein Ding nicht selten zum einzig möglichen in der gegebenen Situation.

Seit dem Tode ihres Mannes teilte Frau Heisler die Wohnung mit der Familie des Zweitältesten Sohnes. (A. Seghers)

Er konnte noch immer von seinem Platz aus den Mann am Eckpfeiler erkennen. (A. Seghers)

Ich will zu einem Kollegen in dem Dorf da drüben. (B. Kellermann)

Hinter Erfurt erreichten sie die Stelle, wo sich die Straßen gabeln. (W. Bredel)

Das einzige lebende Wesen war das Kind, das sie am Morgen gefüttert hatte. Es nutzte jetzt die Gelegenheit, endlich einmal satt zu werden. (A. Seghers)

Das in der Sonne glitzernde Fenster glühte in weißlicher Glut. (H. Fallada)

Der bestimmte Artikel steht bei einem Substantiv mit einer Kardinalzahl oder mit den unbestimmten Numeralien beide und viele als Attribut, wenn der Begriff bereits erwähnt oder sonstwie näher bestimmt wurde. Der Artikel hat in diesem Falle hinweisende Bedeutung.

Montagabend sind dann die sieben Bäume in Westhofen abgeschlagen worden. (A. Seghers)

Am darauffolgenden Sonntag, einem sonnigen Julitag, zogen die drei Vorstandsmitglieder von „Maienblüte“ auf Lokalsuche für das bevorstehende Herbstfest. (W. Bredel)

Und auf den Baustellen wird planvoll gearbeitet, das können die beiden Fahrer auf den ersten Blick erkennen. (W. Bredel)

§ 66. Der bestimmte Artikel kann auch generalisierende (verallgemeinernde) Bedeutung haben, d. h. einen Begriff als Gesamtheit aller seiner Merkmale bezeichnen. Bei zählbaren Begriffen besteht die Verallgemeinerung (zum Unterschied von der generalisierenden Funktion des unbestimmten Artikels, vgl. § 63) darin, daß der erwähnte Begriff, obwohl in der Einzahl gebraucht, alle Vertreter der Art umfaßt.

Der Löwe (d. h. alle Löwen) ist ein Raubtier.

Die Taube (d. h. alle Tauben) ist ein Symbol des Friedens.

Gewiß, auch der Mensch kann ein großer Zerstörer sein, aber er ist ein noch größerer Erbauer. (W. Bredel)

Lähmende Ungewißheit beherrschte den Tag wie die Nacht. (W. Bredel)

Das Unfaßliche... war, daß den Menschen hier das Gold, letztes Ziel und heißestes Begehren aller übrigen Menschheit, nichts bedeutete. (J. Wassermann)

§ 67. Im Plural steht der bestimmte Artikel bei Einzeldingen, wenn entweder alle zu der Gattung zählenden Einzeldinge oder alle Einzeldinge der Gattung in der gegebenen Situation gemeint sind. Der bestimmte Artikel bei Substantiven im Plural hat somit stets generalisierende Bedeutung.

...in meiner Brust ward es plötzlich so heiß, daß ich glaubte, die Geographen hätten den Äquator verlegt, und er laufe jetzt gerade durch mein Herz. (H. Heine)

... es hat doch gewiß seine Bedeutung, da die Deutschen die merkwürdige Gewohnheit haben, daß sie bei allem, was sie tun, sich auch etwas denken. (H. Heine)

Helft Bruchstedt! Helft den Bauern im Katastrophengebiet! So mahnen die Zeitungen. (W. Bredel)

Der Artikel bei Stoffnamen und Abstrakta

§ 68. Beim Gebrauch der Substantive, die zählbare Begriffe, d. h. Einzeldinge, bezeichnen, läßt sich die Bedeutung des Einzelnen und des Allgemeinen, des Bestimmten und des Unbestimmten ausdrücken. Anders steht es mit unzählbaren Begriffen, die entweder nur allgemeine Bedeutung haben (Stoffnamen und Abstrakla) oder nur das Einzelne ausdrücken (Eigennamen und nur in der Einzahl existierende Begriffe); ihr semantischer Inhalt bedingt gewisse Besonderheiten im Gebrauch des Artikels.

Die Stoffnamen und Abstrakta bezeichnen unzählbare Begriffe. Ist der genannte Begriff nicht in seinem Gesamtumfang gemeint, so steht er ohne Artikel.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. (Sprichwort)

Als Georg in das Büfett eintrat und Kaffee und Suppen roch und hinter Glas Brot und Schalen mit Essen sah, vergaß er vor Hunger und Durst Furcht und Hoffnung. (A. Seghers)

Walter erfuhr gute Kameradschaft. (W. Bredel)

Trockenes Brot aß er, aber er lernte und arbeitete. (W. Bredel)

In einigen Fällen werden Stoffnamen und Abstrakta mit dem Artikel gebraucht.

Der bestimmte Artikel bei Stoffnamen und Abstrakta wird gebraucht:

1. zum Ausdruck syntaktischer Verhältnisse, d. h. wenn der Kasus angegeben werden soll;

...das klare Gold der Anschauung für das Papiergeld der Bücherdefinitionen mühsam einwechseln. (H. Heine)

2. sobald ein Stoffname oder Abstraktum seinem Umfang bzw. seinen Merkmalen nach genauer gekennzeichnet wird.

Die Jungen und Mädel jubelten. Das Vertrauen, das die Partei in sie setzte, empfanden sie als ein Geschenk. Das war eine Aufgabe, die sie allein zu meistern hatten, und dazu eine so schöne wie der Bau einer Schule! (W. Bredel)

Die Luft der Freiheit berauscht wie der Wein, in Wind und Sonne getrunken. Das Brot der Freiheit ist süß, wenn es gleich trocken wäre. (H. Mann)

„Wie heißt der Wein hier?“ fragte der Fremde. (A. Seghers)

Mittels des unbestimmten Artikels werden einzelne Eigenschaften, Merkmale, Seiten eines Dings (meist im Attribut ausgedrückt) gekennzeichnet. Der an sich unzählbare Begriff wird als eine Gesamtheit einzelner Merkmale aufgefaßt, als eine Gesamtheit von Sorten, Abarten usw.; eine davon soll genannt werden.

Der mondhelle Fluß gab ein mildes Licht. (Th. Mann)

Es lag ein bräunlicher Dunst über dem flachgewellten Felde neben der Straße... (R. Leonhard)

Hermann runzelte die Stirn mit einem schwachen Schuldgefühl. (A. Seghers)

Ich trank, meinen Handkoffer zwischen die Beine geklemmt, einen Kaffee im Stehen. (A. Seghers)

„Was möchten Sie trinken, einen Tee? ’nen Schnaps?“ (A. Seghers)

Der Artikel bei Eigennamen

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